Weinrallye #32: Pinot Noir – Spätburgunder

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Für die 32. Weinrallye hat Iris vom Weingut Lisson das Thema Pinot Noir ausgerufen, worüber ich gerne schreibe.

Pinot und ich – das war keine Liebe auf den ersten Blick. Als ich mit dem Weintrinken begann, war ich von Beginn weg an der Vielfalt des Weins interessiert. Sowohl trockenen als auch süßen oder aromatischen Weißen gelang es, sich bei mir einzuschmeicheln.

Beim Rotwein waren es dagegen ausschließlich die schweren kraftvollen Tropfen aus Bordeaux, Südfrankreich oder der neuen Welt.

Wenn es hie und da gelang, einen Burgunder zu Einsteigerpreisen zu bekommen, erwiesen sich die Weine meist als langweilige, eindimensionale und viel zu leichte Weine. Ich schlug das Buch Pinot also immer auf den falschen Seiten auf und ließ es daher meist geschlossen. Dies wurde auch dadurch begünstigt, daß der deutsche Pinot wahrlich kein toller Wein war.

Das Umdenken begann 2008 auf einem großen Treffen des Weinforums von Wein+. Hier hatte ich die Chance einige der Großen Gewächse der Ahr zu trinken und landete auf den richtigen Seiten des Buchs. Pinot sprach zu mir und erzählte mir wunderschöne Geschichten voller Komplexität und Eleganz. Ich entdeckte, daß sein leichter Körper eine ideale Gestalt bot, um diese Geschichten zu transportieren.

Als Wermutstropfen blieb der Preis, denn 60€ für solche Weine zu zahlen, ist für mich dann doch ein Zeichen von Dekadenz, der ich mich nur ungern schuldig mache.

Gleichwohl war ich nicht mehr in der Lage, Pinot seine Qualität abzusprechen, und ich war auch überzeugt davon, daß Pinot eine Rebsorte ist, die unvergleichbare Weine in einer ganz eigenen Gewichtsklasse hervorbringt.

So begann ich mich doch etwas näher mit Pinot zu beschäftigen. Auch abseits der absoluten Spitzenklasse ließen sich hier Weine finden, die etwas von der Eleganz und Komplexität des Pinots verrieten. Und es ließen sich auch in Deutschland Weine im Einstiegspreissegment finden, die mir als einfache aber zugleich herrliche Trinkweine klarmachten, was für unterschiedliche Weine Pinot hervorbringen kann.

Mittlerweile trinke ich sehr gerne Pinot, bin mir aber nach wie vor nicht sicher, ob Pinot nicht ein Wein für erfahrene Weintrinker ist, die seine Eigenschaften zu würdigen wissen. Vielleicht kann man sich auch nur dann in Pinot auf den ersten Blick verlieben, wenn man ein Anhänger von Statussymbolen ist.

Folgender Wein taugt sicher nichts als Statussymbol, war aber auch schon nicht beim Discounter zu bekommen.

Herkunft: Frankreich – Burgund – Rully
Jahrgang: 2005
Rebsorte: Pinot Noir, was sonst?
Erzeuger: Jaffelin
Ausbau: AOC
Alkohol: 13%

Der Wein trägt ein purpurrotes Kleid. Die Farbtiefe ist mäßig ausgeprägt und läßt einem breiten granatroten Rand Platz. In der ersten Nase ist der Wein sehr verhalten und weckt allenfalls Erinnerungen an Kräuter. In der zweiten Nase steigert sich die Intensität deutlich. Brombeere, Hagebutte und Nelken bestimmen das Bukett. Ich meine auch etwas Lavendel zu erahnen. Die Viskosität ist mäßig ausgeprägt.

Auch am Gaumen findet sich die Brombeere wieder. Sie fügt sich in einen fleischigen, eher schweren Körper ein. Der Wein hat relativ starke Tannine und einen leicht würzigen Geschmack. Der Nachhall besitzt eine gute Länge mit erdigen Noten.

Die Eleganz, die ich dem Pinot zuvor zugeschrieben habe, finde ich in diesem Pinot leider nicht. Dennoch ein guter und durchaus vielschichtiger Wein. Zur gebratenen Entenbrust.

Königschaffhausener Vulkanfelsen Spätburgunder 2007

Der Wein hat eine granatrote Farbe. Die Farbtiefe ist mäßig ausgeprägt und geht zum Rand in ein helles bis wässriges Rosa über. Anfangs duftet der Wein mäßig intensiv nach Waldbeeren und etwas nach Kräutern. Nach dem Schwenken nimmt die Intensität des Weins deutlich zu. Das Bukett bleibt aber von der Frucht geprägt. Die Viskosität ist mäßig ausgeprägt.

Auch am Gaumen steht die Waldbeere im Vordergrund. Dazu kommt eine deutliche Säure. Eine leichte Würze und erdige Noten kommen im Geschmack vor. Der Nachhall des eher leichten Weins besitzt eine ordentliche Länge. Insgesamt fehlt dem Wein die Stimmigkeit bzw. die Harmonie. Auch die Leichtigkeit, die ihn sonst zu einem wunderbaren Trinkwein gemacht hat, suche ich vergebens.

Hier braucht es schon den dritten Schluck, um die natürliche Harmonie des einfachen Weins zu entdecken und ihn doch mit Genuß trinken zu können. So ist dann doch mehr als nur ein ordentlicher Tropfen, der sich gut zu Canneloni mit Hackfleischfüllung trinken läßt. Nicht so gut wie bei der letzten Verkostung.

Herkunft: Deutschland – Baden – Königschaffhausener Vulkanfelsen
Jahrgang: 2007
Rebsorte: Spätburgunder
Erzeuger: Winzergenossenschaft Königschaffhausen
Ausbau: QbA trocken
Alkohol: 13%

Burgenland Blaufränkisch 2006

Der Wein hat eine kirschrote Farbe. Die Farbtiefe ist ordentlich ausgeprägt. Zum Rand hin geht die Farbe in ein beinahe wässriges Purpurrot über. Zunächst ist im sehr verschlossenen Bukett nur ein leichter Zwetschgenduft vernehmbar, und auch nach dem Schwenken bleibt der Wein sehr verschlossen. Leichte Rauchnoten sind zu riechen. Die Viskosität ist mäßig ausgeprägt.

Am Gaumen tritt der Wein sehr rund und glatt auf, was ihm eine gewisse Eleganz verleiht, was jedoch wiederum von einer alkoholischen Komponente und einer eher plumpen Brombeermarmeladenfrucht konterkariert wied. Der Nachhall besitzt eine gute Länge, in der allerdings wieder das aloholische Störfeuer brennt und mit Nougat und erdigen Noten versorgt wird.

Ein Wein, der mich ratlos zurück läßt. Nicht wirklich schlecht, aber aus seiner Eleganz heruas entspringt noch kein Charme. Ich hoffe, er ist in einer Verschlußphase und nicht bereits überaltert. Als Beilage zu Coq au vin.
Ein kleiner Nachtrag. Der Wein wußte zu überraschen. Nach einem eher vernichtenden analytischen Urteil erwies er sich doch als herrlicher und unkomplizierter Trinkwein. So etwas findet man leider nicht in den ersten ein-zwei Schlücken heraus. Das Urteil von der letzten Verkostung ist wohl eher aussagekräftig als dieses.

Herkunft: Österreich – Burgenland
Jahrgang: 2006
Rebsorte: Blaufränkisch
Erzeuger: Zantho
Ausbau: trocken
Alkohol: 13%

Le Galion des Crêtes 2001

Der Wein trägt ein dunkles rubinrotes Kleid. Die Farbtiefe ist gut ausgeprägt. Zum Rand hin geht die Farbe in ein Kirschrot über. Die erste Nase ist ordentlich ausgeprägt. Ein deutlicher Johannisbeerton ist zu erkennen. Die zweite Nase legt deutlich an Intensität zu. Barriquearomen von Holz und Karamell kommen jetzt zu den fruchtigen Aromen hinzu. Die Viskosität ist gut ausgeprägt.

Der Wein besitzt einen mittelschweren Körper. Einerseits ist er sehr fruchtig. Andererseits zeigt er eine enorme Kraft und erdige Noten. Cassis, Eukalyptus und Nußnoten führen beinahe zu einer Geschmacksexplosion, die von etwas Bitterschokolade im Nachhall noch gefördert wird. Die Tannine sind immer noch sehr kräftig, und der Nachhall besitzt eine sehr gute Länge.

Ich glaube diesen Wein erlebe ich auf einem grandiosen Höhepunkt. Daß der Wein diesen nach 9 Jahren erreicht, muß als zusätzliche Qualität betrachtet werden. Dem Wein kann ich fast so etwas wie aristokratische Klasse andichten, auch wenn das Weingut weit davon entfernt ist, dem Weinadel anzugehören. Leider meine letzte Flasche, aber was für eine.

Herkunft: Frankreich – Rhone – Costieres de Nimes
Jahrgang: 2001
Rebsorte: Syrah und ein wenig Grenache
Erzeuger: Chateau Amphoux
Ausbau: AOC, Barrique
Alkohol: 14%

Lacrima di Morro d’Alba 2007

Rubinrot ist die Farbe des Weins. Die Farbtiefe ist gut ausgeprägt. Zum Rand hin geht der Wein in ein Kirschrot über. Die erste Nase duftet ziemlich intensiv. Viele fruchtige Elemente kommen hier vor. Rote Johannisbeeren, Kirsche und Marzipan stecken auch in der sehr intensiven zweiten Nase. Die Viskosität ist sehr gut ausgeprägt.

Am Gaumen ist der Weine weniger fruchtgeprägt. Hier zeigt er viel dunkle Schokolade. Die Tannine sind sehr präsent. Dazu kommen Kirschen. Der Nachhall besitzt eine sehr gute Länge. Hier kommen mineralische Noten ins Spiel. Er hat einen mittelschweren bis schweren Körper.

Ein sehr interessanter, ungewöhnlicher Wein. Solche eigenwilligen, individuellen Weine sind es, nach denen man als Weintrinker sucht, auch wenn es schwer fällt, die Besonderheit des Weins  in Worte zu fassen.

Herkunft: Italien – Marken – Ancona
Jahrgang: 2007
Rebsorte: Lacrima di Morro
Erzeuger: Luigi Giusti
Ausbau: DOC
Alkohol: 13%

Rosso Conero 2005

Der Wein trägt ein kirschrotes Kleid. Die Farbtiefe ist ordentlich ausgeprägt. Zum Rand hin geht er in ein Purpurrot über. Zunächst duftet der Wein nach Kräuternoten. Nach dem Schwenken nimmt die Intensität weiter zu. Würzige Noten, etwas Malz und Holunder bestimmen jetzt das Bukett. Die Viskosität ist gut ausgeprägt.

Der Wein besitzt einen mittelschweren Körper. Er ist eher würziger als fruchtiger Natur. Der Nachhall besitzt eine ordentliche Länge. Er ist fleischig und leicht erdig.

Der Wein ist nett zu trinken, aber nichts Besonderes. Zu einem durchgebratenen Steak. Am zweiten Tag ist er deutlich schwächer. Er dürfte also schon längst über den Höhepunkt drüber sein.

Herkunft: Italien – Marken – Conero
Jahrgang: 2005
Rebsorte: Montepulciano (90%), Sangiovese (10%)
Erzeuger: Lanari
Ausbau: DOC
Alkohol: 13,5%

Dolcetto d’Ovada 2006

Der Wein trägt ein purpurrotes Kleid. Die Farbtiefe ist mäßig ausgeprägt. Am Rand geht der Wein in ein Granatrot über. Zunächst duftet der Wein mäßig intensiv. Eine leichte Würze kommt dabei zu Tage. Nach dem Schwenken nimmt die Intensität weiter zu. Kräuternoten, die mich an Rosmarin erinnern , erfüllen jetzt das Bukett. Die Viskosität ist mäßig ausgeprägt.

Der Wein besitzt einen mittelleichten Körper. Er schmeckt nach Mandeln und etwas fruchtig. Der Nachhall besitzt eine mäßige Länge. Die Tannine sind geschliffen, wirken aber dennoch etwas pelzig.

Der Wein ist immer noch sehr schön zu trinken. Es ist ein einfacher, leichter Wein, der keine großen Ansprüche an den Trinker stellt. Umgekehrt darf der Trinker auch keine großen Ansprüche an denWein stellen. Die Leichtigkeit und Frische, die er beim Kauf vor einem Jahr hatte, ist ihm etwas abhanden gekommen. Zur Pilzpfanne. Die Eindrücke der letzten Verkostung wurden also tendenziell bestätigt.

Herkunft: Italien – Piemont – Ovoda
Jahrgang: 2006
Rebsorte: Dolcetto
Erzeuger: La Caplana
Ausbau: DOC
Alkohol: 13,5%

Dolcetto di Dogliani 2007

Der Wein trägt ein kirschrotes Kleid. Die Farbtiefe ist ordentlich ausgeprägt. Zum Rand hin geht die Farbe in ein Purpurrot über. Die erste Nase ist sehr intensiv. Sie riecht etwas streng nach Leder und Kaffee. Die zweite Nase ist weniger intensiv, dafür aber zugänglicher. Hier zeigen sich etwas Kirsche und Pfeffer. Die Viskosität ist ordentlich ausgeprägt.

Am Gaumen präsentiert sich der Wein als Leichtgewicht. Mit seiner intensiven Kirschnot ist er ähnlich fruchtig, wie ich es ohne den Geruch auch erwartet hätte. Die Frucht wirkt fast schon etwas zu expressiv. Der würzig erdige Abgang verleiht ihm einen unerwarteten Tiefgang. Der Nachhall besitzt eine gute Länge.

Ein schöner unkomplizierter Wein, der vielseitig einsetzbar erscheint. Insbesondere zu Pastagerichten oder einem Auflauf.

Herkunft: Italien – Piemont – Dogliani
Jahrgang: 2007
Rebsorte: Dolcetto
Erzeuger: del Tufo
Ausbau: DOC
Alkohol: 12%

Dolcetto d’Alba 2008

Der Wein besitzt eine kirschrote Farbe. Die Farbtiefe ist ordentlich ausgeprägt. Zum Rand hin geht die Farbe in ein Granatrot über. Bereits die erste Nase ist sehr intensiv. Sie duftet nach Mandeln und etwas Lebkuchen. In der zweiten Nase kommen fruchtige Akzente von roten Johannisbeeren ins Spiel. Die Viskosität ist ordentlich ausgeprägt.

Der Wein besitzt einen mittelschweren Körper. Die leichte Säure, die er hat, steht eher im Hintergrund. Auch die Frucht ist zurückhaltend. Er ist recht dicht und mit samtenen Tanninen ausgestattet. Ein bisserl Schokolade steckt auch drin. Dazu kommt ein erdiger Abgang und fruchtig bitzelnde Komponente im Nachhall, der auch alkoholische Wärme besitzt.

Der Wein ist sehr gut vinifiziert. Mir persönlich fehlt etwas die Unbekümmertheit und Leichtigkeit eines Dolcettos, gewissermaßen das Herz. Insgesamt ist der Wein von einem Widerspruch erfüllt, den ich schlecht erklären kann. Einerseits besitzt er viele gute Komponenten und liefert auch ein gutes Gesamtbild ab. Andererseits sticht immer eine der Komponenten heraus und sorgt dafür, daß der Wein nicht zur Harmonie findet. Zu Scallopine Parmegiana.

Herkunft: Italien – Piemont – Alba
Jahrgang: 2008
Rebsorte: Dolcetto
Erzeuger: Pertinace
Ausbau: DOC
Alkohol: 13,5%

Cairanne 2004

Der Wein trägt ein kirschrotes Kleid. Zum Rand hin geht er in ein Granatrot über. Die Farbtiefe ist dabei ordentlich ausgeprägt. Neben einer Beerenfrucht findet sich in der ersten Nase ein Duft, der an Veilchen erinnert. Die zweite Nase wird viel intensiver und verändert das Bukett deutlich. Jetzt zeigen sich pflanzliche und erdige Noten. Die Viskosität ist sehr gut ausgeprägt.

Auch am Gaumen zeigt der Wein Klasse. Er besitzt Frucht und Würze in Überfülle. Dazu kommt eine feine Mineralik, die den Wein adelt. Der Körper ist eher mittelschwer. Es kommt noch etwas Schokolade zum Vorschein. Der Wein besitzt eine gute Länge und ist insgesamt sehr harmonisch.

Ein Wein, bei dem man aufpassen muß, nicht gleich die ganze Flasche zu trinken. Ein echter Hochgenuß, der mich zwei Jahre zurück an die Rhone versetzt, wo wir eines Abends auf dem Rasenstück neben einem  Dorfparkplatz eine Cairannevertikale von 92 bis 2001 zusammengestellt hatten. Bereits damals versetzte mich so manche Flasche darob ins Staunen, wie gut sich dieser Wein entwickelt hatte, der eigentlich nicht zu den großen der Rhone gehört. Bei diesem hier gilt, jetzt herrlich zu trinken, und es gebe nichts Dümmeres als nach einer Gelegenheit zu suchen. Dieser Wein paßt in jede Lebenslage. Blicke ich auf die letzte Verkostung des Weins zurück, so stelle ich erfreut fest, daß bereits der damalige Eindruck höchst positiv war.

Herkunft: Frankreich – Rhone – Cairanne
Jahrgang: 2004
Rebsorte: unbekannt, voraussichtlich die üblichen der südlichen Rhone
Erzeuger: Domaine Rabasse Charavin
Ausbau: AOC
Alkohol: 14%