Norheimer Kirschheck Riesling 2001

Der Wein ist schon eine Stufe dunkler als goldgelb. Die erste Nase ist bereits durchaus intensiv. Neben Karamell rieche ich Kräuter und Steinobst. In der zweiten Nase nimmt die Intensität weiter zu. Botrytis, Pfirsich und Karamell bestimmen jetzt das Bukett.

Der Wein besitzt eine sehr gute Dichte. Auch am Gaumen verfügt er über eine schöne Mischung aus Pfirsich und Botrytis. Er ist keineswegs klebrig; stattdessen nimmt ihm eine leichte Säure die epische Schwere. Dazu zeigt sich eine ganz leichte Mineralik. Der Nachhall besitzt eine gute Länge.

Der Wein läßt mich zwar nicht ausflippen, verursacht aber doch ein sehr schönes Genußerlebnis, zumal dies genau meine Art Wein ist. Als Kontratpunkt zu Pasta in Gorgonzolasauce.

Herkunft: Deutschland – Nahe – Norheimer Kirschheck
Jahrgang: 2001
Rebsorte: Riesling
Erzeuger: Mathern
Ausbau: Auslese edelsüß
Alkohol: 8,5%

V wie Veneto

Das Veneto, bekannt und berüchtigt für Supermarktklassiker wie Bardolino und Soave, ist eine vielschichtige Weinregion, die mit dem Amarone de Valpolicella auch einen der italienischen Nobelweine beherbergt. Ein örtlicher Weinladen stellte in einer Aktion Weine aus dem Veneto vor, so daß sich mir die Gelegenheit bot, eine kleine Verkostung mit Freunden zu organisieren, um die Region etwas kennen zu lernen und dabei auch die Vielfalt zu berücksichtigen.

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Los ging es mit einem Soave.

(1) Soave Classico 2008 Il Nicolaio, Rebsorte: Garganega, Erzeuger: Roncolato, Alk.: 13,5%
A: strohgelb mit grünem Einschlag
N: buttrig, blumig, Apfel
M: cremig, recht dicht, wenig Säure, leicht bitter
mein persönlicher Favorit 86 CP

Es folgte der nächste Supermarktklassiker.

(2) Bardolino Classico 09, Rebsorte: Corvina, Rondinella; Erzeuger: Costadoro; Alk.: 12,0%
A: kirschrot
N: recht dezent, Bitterschokolade, würzig Badeschaum
M: relativ leicht, deutliche Gerbsäure, Himbeere, leichter Körper und Gerbsäure wirken widersprüchlich
unspektakulär, könnte man auch im Supermarkt finden 81 CP

Wir steigerten uns zu einem Lagen-Bardolino.

(3) Bardolino Classico 08 Broi; Rebsorte: Corvina. Rondinella; Erzeuger: Costadora; Alk.: 13,0%
A: kirschrot
N: Käse, Eukalyptus, würzig
M: sehr fruchtig, sehr kräftig, Eukalyptus, saftig
Sieger der Herzen; romantischer Wein wurde gesagt 84 CP

Es folgten zwei Weine aus Venetiens Osten und der internationalen Rebsorte Merlot.

(4) Piave 2008; Rebsorte: Merlot; Erzeuger: Tonon; Alk.: 12,5%
A: rubinrot
N: Marzipan, Kräuter, Malz
M: wirkt überaltert, Marzipan, rauchig
Verlierer des Abends 76 CP

(5) Lison Pramagiorre 07 Campo Camino; Rebsorte: Merlot; Erzeuger: Bosco del Merlo; Alk.: 13,0%
A: rubinrot
N: Sauerkirsche, Tinte, würzig
M: elegant, glatt, samtene Tannine aber kräftig, Bitterschokolade, schöner Körper der nichts transportiert
Ich fand den Wein gut gemacht aber ohne Inhalt oder Charme 85 CP
Aus der Runde wurde er als schwierig, kompliziert und Neurotiker bezeichnet

Zurück ging es zu einem Pizzeria-Klassiker dem Valpolicella.

(6) Valpolicella classico 2009; Rebsorte: Corvina, Rondinella, Molinara; Erzeuger: Crosarola; Alk.: 12,5%
A: dunkles rubinrot
N: Heidelbeere, Tabak
M: relativ leicht, mäßige Gerbsäure
Auch das war ein Wein, der auch dem Supermarkt hätte stammen können 82 CP
Die Runde nannte ihn zurückhaltend und sympathisch

Ein Ripasso, wie wir ihn als nächstes probieren, ist in Deutschland nicht gar so oft anzutreffen.

(7) Valpolicella Classico Superiore 2008 I Progni Ripasso; Rebsorte: Corvina, Rondinella, Molinara, Sangiovese; Erzeuger: Le Salette; Alk.: 14%
A: kirsch-rubinrot
N: Kirsche, Pistazie, würzig, Eukalyptus
M: recht bitter, kräftige Tannine, Kirsche, Schokolade, langer Nachhall
nichts Besonderes 83 CP
Die Runde nannte ihn selbstsicher und sprach von einem in sich ruhenden Typen

Wir beendeten die Runde edel mit einem Amarone.

(8) Amarone della Valpolicella Classico 2005 Arano; Rebsorte: Corvina, Rondinella, CabS, Sangiovese, Croatina; Erzeuger: Le Salette; Alk.: 15,4%
A: schwarzrot
N: Richtung Klebstoff (verschwindet rasch); Malz, erdig, Paprika
M: dicht, kräftig, erdig, süßlich wirkend, sehr gute Länge, Bitterschokolade
Eindeutig der vielschichtigste Wein aber immer noch nichts Besonderes 88CP
Die Gruppe sprach von einem trägen, grobschlächtigen, häuslichen Landgutsbesitzer

Da nur der Soave an dem Abend geleert wurde, konnte ich die Weine mit teils überraschenden Ergebnissen in den Folgetagen weiterverkosten. Dazu bald mehr…

Weinrallye #32: Pinot Noir – Spätburgunder

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Für die 32. Weinrallye hat Iris vom Weingut Lisson das Thema Pinot Noir ausgerufen, worüber ich gerne schreibe.

Pinot und ich – das war keine Liebe auf den ersten Blick. Als ich mit dem Weintrinken begann, war ich von Beginn weg an der Vielfalt des Weins interessiert. Sowohl trockenen als auch süßen oder aromatischen Weißen gelang es, sich bei mir einzuschmeicheln.

Beim Rotwein waren es dagegen ausschließlich die schweren kraftvollen Tropfen aus Bordeaux, Südfrankreich oder der neuen Welt.

Wenn es hie und da gelang, einen Burgunder zu Einsteigerpreisen zu bekommen, erwiesen sich die Weine meist als langweilige, eindimensionale und viel zu leichte Weine. Ich schlug das Buch Pinot also immer auf den falschen Seiten auf und ließ es daher meist geschlossen. Dies wurde auch dadurch begünstigt, daß der deutsche Pinot wahrlich kein toller Wein war.

Das Umdenken begann 2008 auf einem großen Treffen des Weinforums von Wein+. Hier hatte ich die Chance einige der Großen Gewächse der Ahr zu trinken und landete auf den richtigen Seiten des Buchs. Pinot sprach zu mir und erzählte mir wunderschöne Geschichten voller Komplexität und Eleganz. Ich entdeckte, daß sein leichter Körper eine ideale Gestalt bot, um diese Geschichten zu transportieren.

Als Wermutstropfen blieb der Preis, denn 60€ für solche Weine zu zahlen, ist für mich dann doch ein Zeichen von Dekadenz, der ich mich nur ungern schuldig mache.

Gleichwohl war ich nicht mehr in der Lage, Pinot seine Qualität abzusprechen, und ich war auch überzeugt davon, daß Pinot eine Rebsorte ist, die unvergleichbare Weine in einer ganz eigenen Gewichtsklasse hervorbringt.

So begann ich mich doch etwas näher mit Pinot zu beschäftigen. Auch abseits der absoluten Spitzenklasse ließen sich hier Weine finden, die etwas von der Eleganz und Komplexität des Pinots verrieten. Und es ließen sich auch in Deutschland Weine im Einstiegspreissegment finden, die mir als einfache aber zugleich herrliche Trinkweine klarmachten, was für unterschiedliche Weine Pinot hervorbringen kann.

Mittlerweile trinke ich sehr gerne Pinot, bin mir aber nach wie vor nicht sicher, ob Pinot nicht ein Wein für erfahrene Weintrinker ist, die seine Eigenschaften zu würdigen wissen. Vielleicht kann man sich auch nur dann in Pinot auf den ersten Blick verlieben, wenn man ein Anhänger von Statussymbolen ist.

Folgender Wein taugt sicher nichts als Statussymbol, war aber auch schon nicht beim Discounter zu bekommen.

Herkunft: Frankreich – Burgund – Rully
Jahrgang: 2005
Rebsorte: Pinot Noir, was sonst?
Erzeuger: Jaffelin
Ausbau: AOC
Alkohol: 13%

Der Wein trägt ein purpurrotes Kleid. Die Farbtiefe ist mäßig ausgeprägt und läßt einem breiten granatroten Rand Platz. In der ersten Nase ist der Wein sehr verhalten und weckt allenfalls Erinnerungen an Kräuter. In der zweiten Nase steigert sich die Intensität deutlich. Brombeere, Hagebutte und Nelken bestimmen das Bukett. Ich meine auch etwas Lavendel zu erahnen. Die Viskosität ist mäßig ausgeprägt.

Auch am Gaumen findet sich die Brombeere wieder. Sie fügt sich in einen fleischigen, eher schweren Körper ein. Der Wein hat relativ starke Tannine und einen leicht würzigen Geschmack. Der Nachhall besitzt eine gute Länge mit erdigen Noten.

Die Eleganz, die ich dem Pinot zuvor zugeschrieben habe, finde ich in diesem Pinot leider nicht. Dennoch ein guter und durchaus vielschichtiger Wein. Zur gebratenen Entenbrust.

Weinliteratur

Das Schreiben übers Trinken
füllt viele dicke Schinken
Was gibt es alles da zu sagen
Antworten auf nie gestellte Fragen

Wann darf ein Wein wertvoll stinken
Welcher Wein an welchen Tagen
Die Schreiber tun den Leser linken
und das will ich beklagen

Nehmt die Schreiber in Sippenhaft
Wein ist keine Wissenschaft
Wolken tun die Reben gießen

Diese tun selbständig sprießen
und produzieren einen edlen Saft
Den gilt es zu genießen

Weinproben

Die eigne Anwesenheit bei Proben
dient nicht dazu den Wein zu loben
Da mag der Grand Cru noch so gut schmecken
Man sitzt hier aus wissenschaftlichen Zwecken
Zunächst ist es Pflicht ihn zu untersuchen
und über zu starke Barriquenoten zu fluchen
Hab ich den Wein einmal nicht ausgespuckt
hab ich mich ganz sicher nur verschluckt
Natürlich muß man mich nicht zweimal bitten
den Rest im Glas in den Eimer zu schütten
Wie gern würd ich den Wein wohl genießen
wenn mich nur die Konventionen ließen

Bopparder Hamm Mandelstein Riesling 2003

Der Wein hat eine goldgelbe Farbe. An seiner Oberfläche zeigen sich einige kleine und großePerlen. Anfangs duftet der Wein ziemlich intensiv, wobei eine Firne deutlich überwiegt. Daneben steckt etwas Aprikose im Bukett. Nach dem Schwenken geht die Firne zurück, so daß der Wein jetzt nach Aprikosen und Äpfeln duftet.

Auch am Gaumen kann der Wein sein Alter nicht verbergen. Es erinnert beinahe schon an eine leichte Oxidation, was da im herben Abgang mitschwingt. Der 2. Schluck wirkt dann doch sympathischer. Die Süße fügt sich in reife Frucht ein. Die Altersnoten erinnern jetzt eher an würzige Karamellnoten.

Nach etwas Zögern komme ich dann doch dazu, den Wein als sehr gut zu bezeichnen, auch wenn ich ihn schon in deutlich besserer Verfassung erlebt habe. Auch der Kunststoffkorken regt zu einem baldigen Verzehr an. Zum Aprikosenkuchen.

Herkunft: Deutschland – Mittelrhein – Bopparder Hamm Mandelstein
Jahrgang: 2003
Rebsorte: Riesling
Erzeuger: August Perll
Ausbau: Spätlese restsüß
Alkohol: 9,5%

Nahe Riesling Classic 2008

Häufig wird ja von den Urlaubsweinen berichtet, die daheim längst nicht so gut geschmeckt haben wie vor Ort. Ich mache die Probe aufs Exempel.

Der Wein ist glanzhell mit grünem Einschlag. Die erste Nase ist durchaus intensiv mit blumigen Noten. In der zweiten Nase kommen Zitrusaromen und etwas Muskat vor.

Die Säure ist gut in den Wein eingebunden, was ihn frisch aber eben nicht sauer erscheinen läßt. Neben dem Apfelgeschmack kommt eine deutliche Muskatnote vor. Der Nachhall besitzt eine mäßige Länge

Ein einfacher, rustikaler Wein, den man gut zur Vesper trinken kann. Nichts Großes, und leider sehe ich ihn auch deutlich schwächer als vor Ort (hier nur 80CP für Zahlenfetischisten). Der positive Befund kann jedoch keineswegs als Beweis für die Richtigkeit der eingangs wiedergegebenen Behauptung gelten, sondern nur als positive Stichprobe. Gleichwohl will ich gar nicht leugnen, daß einem mancher Wein in einer angenehmen, unbeschwerten Atmosphäre besser gefällt als im Alltag.

Herkunft: Deutschland – Nahe
Jahrgang: 2008
Rebsorte: Riesling
Erzeuger: Mathern
Ausbau: Classic trocken
Alkohol: 11,5%

Nahe-Reise (4 und Schluß): Rheingrafenstein

Nach der anstrengenden Radtour tags zuvor wollte ich am nächsten Tag die Muskelkraft meiner Beine anders investieren. So zog ich mir tatsächlich die Laufschuhe, um hoch zur Burgruine Rheingrafenstein zu laufen.
Es gibt von Bad Münster zwei Möglichkeiten hoch zum Rheingrafenstein zu kommen. Entweder man nimmt die Fähre und läuft dann ziemlich direkt unter dem Felsen hoch oder man läuft aus Ebernburg kommend eine weite Schleife. Selbstverständlich entschied ich mich für den zweiten Weg, denn warum einfach, wenn es auch anders geht.
Kurz nachdem ich den kleinen Nahezufluß Alsenz überquerte ging es direkt in den Berg und ich begann ordentlich zu schnaufen, während mein Pulsschlag fast augenblicklich bei 90% des Maximalpuls ankam. In gemächlichem Tempo aber doch zugleich unter voller Belastung lief ich weiter die ordentliche Steigung hoch und erfuhr zum 2. Mal binnen kurzer Zeit in welch trauriger Verfassung sich mein Körper befand. Wenigstens mußte ich diesmal nichts hochschieben, sondern konnte tatsächlich durchlaufen. Auf der Kuppe der ersten Steigung angekommen, konnte ich die Senke zwischen Rheingrafenstein und dem Hügel, auf dem ich mich befand gut erkennen.

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Und genau in diese Senke ging es nun hinein. Bin ich gut in Form, bin ich kein Freund von Bergabläufen, da ich jedes Mal die Auswirkungen auf mein Knie fürchte. Diesmal war es ein Hochgenuß mich hinunter treiben zu lassen. Unten angekommen, konnte ich kurz vor dem Einstieg in den Aufstieg noch einmal erkennen wie, steil der Rheingrafenstein hier im Wald steht und was für ein Anstieg noch folgen sollte.

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Je nach Betrachtungsweise hatte ich Glück oder Unglück. Der Weg hinauf zum Rheingrafenstein ging nach kurzer Zeit in einen Treppenweg über, und um Treppen hochzuspringen, war ich weder angetreten noch in der Form. Ich überredete meinen Körper zu einem zügigen Gehen und einer anschließenden langen Pause auf dem Rheingrafenstein, um das Panorama zu genießen.

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Bad Münster durch den Rheingrafenstein

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Blick nach Norden durch ein Burgfenster

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Blick vom Rheingrafenstein auf Nachbarfelsen, Nahe und Bad Münsters Kurpark

Was soll ich zum Rheingrafenstein selber sagen? Romantiker mögen es mir verzeihen, aber unterm Strich ist es eine Burgruine wie viele andere auch, eher eine weniger gut erhaltene. Das was beeindruckt ist der Platz der Burgruine, denn den beschwerlichen Aufstieg, den ich hatte, musste auch sämtliches Baumaterial hoch geschleppt werden. Schön am Rheingrafenstein ist eben der Stolz auf die eigene Leistung, der bei weniger Treppenstufen sicherlich größer gewesen wäre und der herrliche Blick auf die Umgebung.
Auf dem Weg zurück stellte ich fest, daß die Steigung auf dem Rückweg deutlich weniger steil als auf dem Hinweg war, was ich als sehr angenehm registrierte. Zurück im Tal lief ich noch ein wenig nach Bad Kreuznach aus, bevor ich mich frisch machte und etwas stärkte.
Da Urlaub ja nicht zum Faulenzen da ist, machte ich mich jedoch schon bald wieder zu Fuß auf den Weg nach Niederhausen, um beim Weingut Mathern Wein zu probieren:

Weißburgunder QbA trocken 2008
N: blumig, Honig
M: leichte Säure, rund, etwas cremig 82 CP

Riesling QbA trocken 2008
N: Aprikose, Graipefruit
M: schönes Frucht-Säure-Spiel, rustikal, würzig, 83 CP

Riesling v. Rotliegendem trocken 2008
N: sehr dezent
M: leicht cremig, leichte Mineralik, würzig, 84 CP

Niederhäuser Rosenberg Alte Reben Riesling trocken 2008
N: Aprikose, Maracuja
M: cremig, kräftig, leichte Würze, 86 CP

Norheimer Dellchen Riesling Spätlese trocken 2008
N: würzig, Holunder
M: kräftiges Säurespiel, Kohlensäure, 82 CP

Riesling Classic trocken 2008
N: Pfirsich, Ananas, Äpfel
M: cremig, würzig, Säure gut integriert, 84 CP

Niederhäuser Rosenheck v. Blauschiefer Riesling halbtrocken 2009
N: Eisbonbon, kräftige Frucht
M: tolle Primärfrucht, sonst nichts zu vernehmen 81 CP
frisch gefüllt, noch zu früh den Wein zu beurteilen.

Niederhäuser Rosenheck Riesling Hochgewächs halbtrocken 2007
N: reife Frucht
M: sehr würzig, dicht, Kohlensäure 85 CP

Niederhäuser Rosenberg Riesling Spätlese 2007
N: reifes Steinobst, Botrytis
M: sehr fein, schlank, viel Frucht 90 CP

Norheimer Kirschheck Riesling Spätlese 2008
N: recht dezent, Steinobst
M: füllig, dicht, doch noch feiner als die Niederhäuser Rosenberg Spätlese 89 CP

Niederhäuser Rosenberg Riesling Auslese 2007
N: recht dezent, Aprikose, Apfel, Blumen
M: opulente Frucht, dicht, filigran, volle Frucht 90 CP

Niederhäuser Rosenberg Riesling Auslese HM 2005
N: feine Frucht, Birne, Botrytis
M: opulente Frucht, dicht, leicht klebrig 88 CP

Nach dieser vergnüglichen Verkostung in sehr netter Atmosphäre machte ich mich wieder auf den Weg.
Wenn aus meiner Beschreibung des ersten Tags nicht gut genug hervor gegangen ist, wie sehr mir das Bäderhaus in Bad Kreuznach gefallen hat, dem verrate ich nun, daß ich diesen Nachmittag wieder dort damit verbrachte, meinen Körper durch Schweiß zu reinigen. Eine wirklich sehr schöne Anlage, deren großes Glasdach über dem Schwimmbad beim abendlichen Gewitter besonders gut zur Geltung kam.

Nahe-Reise (3): Der Weg ist das Ziel

Strahlender Sonnenschein erwartete mich am nächsten Tag. Ich beschloß das Angebot meines Hotels in Kooperation mit der dortigen Diakonie zu nutzen und ein Fahrrad zu mieten. Ich wollte eine Tour entlang der Nahe machen bis nach Monzingen, das zwar nicht an der Quelle der Nahe liegt, aber doch den qualitativen Weinbau an der Nahe doch mehr oder minder nach Westen hin abschließt. Dort wollte ich mir die Lage des Monzinger Halenbergs und das Weingut Emrich-Schönleber etwas genauer anschauen, die beide zu den jeweils angesehensten in Deutschland gehören und natürlich auch in einem gewissen Wechselspiel zueinander stehen.

Leider hatte die Diakonie vergessen, Fahrradschlösser mitzuliefer, so daß ich Anweisung hatte besonders aufzupassen, wenn ich das Fahrrad abstelle…

Da ich im Urlaub war, nahm ich mir fest vor von solchen kleinen Unbequemlichkeiten nicht die Laune vermiesen zu lassen und machte mich auf den Weg. Entlang der Südseite der Nahe ging es vorbei an Norheim und dessen nach Süden ausgerichteten Weinlagen Kirschheck, Dellchen und Kafels, wobei eine genaue Trennung der Lagen sich mit dem Auge nicht unbedingt identifizieren ließ. Bei Niederhausen haben die Winzer große Buchstabenschilder in die Weinberge gestellt, auf denen die Namen der Weinberge standen. Nichtweintrinker denken bei so einer Ansicht vielleicht an den Hollywood-Schriftzug, Weintrinker eher an die auf Trockenmauern aufgemalten Namen im Rhonetal, etwa am Hermitage, wobei es dort die Namen der Winzer sind, die im Weinberg von weitem her lesbar sind. Entsprechend große Trockenmauern sind an der Nahe jedoch eher selten zu finden, so daß es doch echter Buchstabenschilder bedurfte.

Kurz vor Niederhausen ist ein Sperrwerk in die Nahe gebaut, über dem man die Nahe an der Stelle überquert. Auf dem dahinter liegenden kleinen Stausee sind viele Wassersportler, insbesondere Ruderer aber auch Kajakfahrer unterwegs. Ich fuhr durch Niederhausen durch und an der berühmten Niederhäuser Hermannshöhle vorbei. Endlich mal eine Weinlage deren Name der Laie sofort nachvollziehen kann, befindet sich doch am Fuße des Weinbergs der Eingang in einen alten Stollen.

Ich fuhr am Abzweig zur Gutsverwaltung Niederhausen-Schloßböckelheim vorbei Richtung Oberhausen. Erneut überquerte ich die Nahe auf die Südseite. Diesmal nahm ich aber nicht irgendeinen Übergang sondern die Oberhäuser Brücke, über der sich Hermann Dönnhoffs gleichnamige Vorzeigelage befindet. Angesichts gerade dieser Brücke mußte ich auch hier nicht lange darübernachdenken, wie man dazu kam, diesen Namen für die Lage zu wählen.

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In Oberhausen kam ich endgültig vom Weg ab. Vorbei am Camping-Platz Oberhausens fuhr ich parallel zur Nahe auf einem kleinen Feldweg weiter, der sich wegen des teilweise noch feucht-nassen Wetters etwas morastig und unabhängig vom Wetter vor allem als stark ansteigend erwies. Weder war mein Rad technisch gut genug ausgestattet, um einen adäquaten ersten Gang bereitzustellen noch war ich konditionell gut genug in Schuß, um diesen Weg allzu lange zu fahren. Wer mich kennt, weiß das Aufgeben gleichwohl nicht in Frage kommt. Das Fahrrad und meine Form verfluchend, begann ich also das Rad zu schieben, da es ja nicht mehr allzu lange bergauf gehen konnte. Wer weiß, wie ich mich entschieden hätte, wenn ich gewußt hätte, daß ich den Weg erst zu einem Drittel bewältigt hatte.

Ich entdeckte wieder einmal, wie vergleichsweise einfach es ist, einen Berg hochzulaufen, wenn man als Alternative ein Fahrrad und wenig geeigneten Grund oder das Schieben des Fahrrads hat. Als ich nach zwei Drittel, wie sich später heraus stellen sollte, eine mittellange Pause einlegte, konnte ich einen wunderbaren Blick über die hier oben befindlichen Wiesen und die darüber springenden Rehe genießen ebenso wie auf Schoßböckelheim. Ich genoß den Blick natürlich insbesondere auch in der Gewißheit, daß ich diesen ohne meinen Schlenker nie hätte genießen werden können.

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Und ob man es glaubt oder nicht, hier oben – keineswegs in bester Ausrichtung – befanden sich auch Reben. In einer Parzelle wurden hier oben verschiedene Reberziehungssysteme ausprobiert, etwa das doch eher ungewöhnliche Pergolasystem, das ich bis dato noch nicht bewußt in einem echten Weingarten gesehen hatte.

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Auf dieser Höhe war die Sonneneinstrahlung direkter als weiter unten, so daß ich mich leichter anziehen konnte, und die Wege wieder trockener und zugegebenermaßen auch weniger steil wurden. Ich konnte mich also wieder aufs Rad setzen und weiter fahren, ließ es aber locker angehen. Zu schön war es hier oben. Keine Menschenseele weit und breit, keine Motorengeräusche; nur ein paar Vögel waren zu hören und Hasen zu sehen die erstaunlich furchtfrei in kurzer Distanz zu mir gelassen über den Weg hoppelten. Oben angelangt ließ ich es mir gefallen und machte mich ganz langsam mit vielen Unterbrechungspausen auf die Fahrt hinunter, um dieses Naturidyll zu genießen. Wie ich auf Schildern lesen konnte, findet hier auch eine kontrollierte Verwilderung eines einstmals intensiv landwirtschaftlich genutzten Gebiets statt.

So war ich einerseits etwas enttäuscht als ich von meinem schönen Weg zurück in die Zivilisation nach Durchroth kam, andererseits aber auch erleichtert wieder eine vernünftige Straße unter den Rädern zu haben, so daß ich wieder schneller voran kommen konnte. Dies wurde dadurch unterstützt, daß die Straße von Durchroth nach dem nächsten Ort Odernheim ganz schön abschüssig ist. Nach all dem mühsamen Strampeln machte es auf der kurvigen Straße viel Spaß, das Rad laufen zu lassen und unbeschwert die Geschwindigkeit zu genießen.

Kurz nach dem Ortseingang von Odernheim schaute ich mir kurz die Ortskarte an, um zu sehen, wie ich weiter in Richtung Monzigen fahren mußte. Sofort beim Wiederanfahren fiel mir auf, daß etwas ganz und gar nicht stimmte. Ich hatte einen handfesten Platten. Aufpumpen half auch nichts. Mir wurde ganz schön mulmig bei dem Gedanken, wo ich gerade wie herunter gefahren war. Ein Glück, daß der Reifen das gerade noch ausgehalten hatte, bevor er schlapp machte. Der nächste Bahnhof war 4km entfernt, und der nächste Bus ließ noch geraume Zeit auf sich warten, so daß ich mir ein Taxi rief und mit dem das Fahrrad zuück nach Ebernburg transportierte.

Dort angekommen, folgte ich tatsächlich dem Vorschlag, mich auf das zweite Fahrrad zu setzen und mich noch einmal auf den Weg zu machen. Der Tag war schließlich noch nicht allzu weit über die Mittagszeit hinaus geschritten. Wieder ging es gegen den stetig und unbarmherzig blasenden Westwind, der die Fahrt beschwerlich machte.

Vorbei an Norheim und Niederhausen nahm ich diesmal die richtige Abzweigung und fuhr gar nicht erst über die Nahe nach Oberhausen, sondern unter der Eisenbahn hindurch den steilen Hang auf der nördlichen Seite hoch. Im Gegensatz zur südlichen Seite war der Weg hier aber eine ordentliche, asphaltierte Landstraße, was das Schieben zu einer etwas weniger schmutzigen Angelegenheit machte.

Die Landstraße fuhr direkt an der ehemaligen Gutsverwaltung Niederhausen-Schloßböckelheim dem heutigen Gut Hermannsberg vorbei, und da der Tag nun schon weiter voran geschritten war und die Nachmittagsöffnungszeiten bereits erreicht waren, entschloß ich mich zu einem längeren Stopp und einer Weinprobe:

Riesling Niederhäuser Hermannsberg trocken 2007
N: blumig, Holunder, Muskat
M: lebendige Säure gut integriert, frisch, ordentliche Länge 87 CP

Riesling Schloßböckelheimer Kupfergrube trocken 2008
N: dichte reife Frucht, Aprikose
M: ordentliche Säure, leichter Schmelz 85 CP

Riesling Niederhäuser Hermannshöhle feinherb 2007
N: Botrytis, Steinobst, erdig
M: eher leichter Körper, ordentliche Frucht 83CP

Riesling Schloßböckelheimer Felsenberg feinherb 2006
N: Botrytis, Reifetöne
M: deutliche Frucht, ordentliche Dichte, leicht cremig, mineralische Andeutung 86 CP

Riesling Niederhäuser Hermannsberg trocken 2008
N: schwer zu durchdringen, erdig
M: aggressive Säure, ordentlicher Körper 80CP

Riesling Traiser Bastei Spätlese 2007
N: Steinobst, Mirabelle
M: feingliedrig, schöne Süße, kraftvolle Frucht 88CP

Riesling Niederhäuser Hermannsberg Auslese 2003
N: Botrytis, deutliche Reifenoten
M: opulente Süße, reife Frucht, dicht und doch filigran 87 CP

Riesling Niederhäuser Hermannshöhle Auslese 2002
N: Zitrone, würzig, Botrytis
M: fein, dicht, kräftige Frucht, Mineralität 90CP

Riesling Schloßböckelheimer Kupfergrube Auslese 2001
N: Rosinen, Pfirsich
M: dichte, feine Süße, leicht klebrig, opulent 90CP

Frisch gestärkt ging es zurück aufs Rad und jetzt auf der anderen Seite wieder den Hermannsberg hinunter. Die Gutsverwaltung ist für Ausflügler also durchaus ein lohnenswertes Ziel. Alleine die Position des Weinguts an der Spitze der Straße ist eine willkommene Belohnung nach dem Anstieg und falls man es weiß ein guter Anreiz auf dem Weg nach oben.

Der Westwind begleitete mich aber auch nach meiner Pause mit unfreundlicher Penetranz und machte das Strampeln auf offenen Feldern zu echter körperlicher Arbeit. Odernheim und die Möglichkeit einer von der eigenen Muskelkraft angetriebenen Draisinentour ließ ich rechts liegen. Mir reichte der Drahtesel, den ich nach Kräften trat völlig aus als Fortbewegungsmitte, zumal die Draisinentour in die falsche Richtung geführt hätte.

Bei Bad Sobernheim konnte ich den Barfußpfad bewundern, der ein relativ großes Areal ist, auf dem man ein Fußerlebnis der besonderen Art machen soll, in dem man über diverse Gerätschaften, speziell ausgelegte Pfade durch eine Furt die Nahe durchquert undundund… Da ich außerhalb der Saison da war, war der Pfad jedoch noch nicht in Betrieb, so daß sich z.B. nicht ohne weiteres erkennen konnte, wo sich die Furt befinden sollte. Daher konnte ich dieses für einen Läufer natürlich hochinteressante Fußerlebnis nicht mitmachen.

Bad Sobernheim bot auch eine gute Gelegenheit noch einmal im Kreis zu fahren. Der nächste Ort westlich von Bad Sobernheim ist schon Monzingen. Allerdings muß man als Radfahrer zuvor noch zweimal die Nahe überqueren, da die einzige direkte Straße von Bad Sobernheim nach Monzingen eine viel befahrene Bundestraße ist.

Eine Nahequerung später bekam ich kurz hinter Meddersheim den Monziger Halenberg in den Blick.

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Voller Erwartung fuhr ich nun nach Norden, überquerte die Nahe ein weiteres Mal und war in Monzingen. Hier mußte ich beim Weingut Emrich-Schönleber leider erfahren, daß man dort gerade keine Zeit für eine Verkostung hatte. Wäre mein Weg anders verlaufen, hätte ich sicher eine Stunde vorher angerufen und mich angemeldet, so war ich mir nicht ganz sicher inwieweit der Unwille für eine Verkostung auch am meinem Aufzug gelegen haben mag, aber ich nahm es nicht allzu schwer, sondern schaute mir kurz Monzingen an, aß eine Kleinigkeit, versuchte erfolglos einen weiteren Winzer zu erreichen, bevor ich mir die schwierige Frage stellte, ob ich wirklich den ganzen Weg zurück fahren wollte oder nicht doch lieber die Bahn nehmen sollte.

Ich entschied mich dafür den Westwind wenigstens teilweise auszunutzen und fuhr noch bis Odernheim und bestieg dort die Bahn, was den angenehmen Effekt hatte, daß ich zurück keine Anstiege zu bewältigen hatte. Beim Abendessen konnte ich mich dann über einen körperlich anstrengenden Tag freuen, der mich abseits des Plans mit schönen Erlebnissen versorgte.

Königschaffhausener Vulkanfelsen Spätburgunder 2007

Der Wein hat eine granatrote Farbe. Die Farbtiefe ist mäßig ausgeprägt und geht zum Rand in ein helles bis wässriges Rosa über. Anfangs duftet der Wein mäßig intensiv nach Waldbeeren und etwas nach Kräutern. Nach dem Schwenken nimmt die Intensität des Weins deutlich zu. Das Bukett bleibt aber von der Frucht geprägt. Die Viskosität ist mäßig ausgeprägt.

Auch am Gaumen steht die Waldbeere im Vordergrund. Dazu kommt eine deutliche Säure. Eine leichte Würze und erdige Noten kommen im Geschmack vor. Der Nachhall des eher leichten Weins besitzt eine ordentliche Länge. Insgesamt fehlt dem Wein die Stimmigkeit bzw. die Harmonie. Auch die Leichtigkeit, die ihn sonst zu einem wunderbaren Trinkwein gemacht hat, suche ich vergebens.

Hier braucht es schon den dritten Schluck, um die natürliche Harmonie des einfachen Weins zu entdecken und ihn doch mit Genuß trinken zu können. So ist dann doch mehr als nur ein ordentlicher Tropfen, der sich gut zu Canneloni mit Hackfleischfüllung trinken läßt. Nicht so gut wie bei der letzten Verkostung.

Herkunft: Deutschland – Baden – Königschaffhausener Vulkanfelsen
Jahrgang: 2007
Rebsorte: Spätburgunder
Erzeuger: Winzergenossenschaft Königschaffhausen
Ausbau: QbA trocken
Alkohol: 13%