Weinrallye #33 Weine aus Aromarebsorten

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Vinissimus gab das Thema zur 33. Weinrallye vor – aromatische Weine. Welche dies sein könnten, schlug er gleich in der Ankündigung vor.

Bei einer Auswahl zwischen Scheurebe, Sauvignon Blanc, Gewürztraminer und Muskateller werden manche wohl abwinken und ein Bier ordern. Ich sehe das ganz anders. Gerade für Neulinge, die erst beginnen, die weite Weinwelt zu erforschen, bieten diese Weine erste Erfolgserlebnisse. Ihr intensives Bukett ermöglicht eine einprägsame Weinerfahrung und man lernt schnell, solche Weine zu identifizieren.

Doch es ist nicht allein die Freude, einen guten Bekannten wieder zu treffen, die den Reiz dieser Weine ausmacht. Bei diesen Rebsorten wird die Nase wirklich mit der Wahrnehmung sensationeller Aromen belohnt, denen sich häufig genug auch ein schöner Geschmack anschließt.

Daher war es für mich eher die Qual der Wahl, die schönste zu identifizieren. Wer meine bisherigen Verkostungen durchliest wird wenig verwundert sein, daß meine Wahl auf den Muskateller fiel. Neben der beeindruckenden Intensität der Aromen ist es bei dieser Rebsorte das Gefühl, einen traubigen Wein zu trinken. Gefällt mir sonst die Vielfalt in der Weinwelt und die Vielschichtigkeit an Weinen, ist es beim Muskateller genau das Gegenteil. Ich habe das Gefühl zurück geführt zu werden und einen puren Wein zu trinken. Daher möchte ich die Rebsorte Muskateller wirklich nicht missen. Auch wenn ich 99 von 100 mal einen Riesling dem Muskateller vorziehe, würde ich im Zweifelsfall wenn ich nur noch Weine einer Rebsorte trinken dürfte mich gegen Riesling und für Muskateller entscheiden. Auch wenn mir damit manches Große Gewächs entgehen würde, hätte ich zumindest immer das Gefühl einen Wein aus Trauben zu trinken.

Zur Verkostung kamen daher heute zwei Muskateller
(1)
Herkunft: Deutschland – Pfalz
Jahrgang: 2009
Rebsorte: Muskateller (hatte ich das nicht schon angekündigt)
Erzeuger: Bergdolt Reif & Nett
Ausbau: trocken
Alkohol: 11,5%

Der Wein hat eine glanzhelle Farbe. Zunächst duftet er sehr intensiv nach Rosen und Lychee. Man könnte ihn also durchaus noch mit einem Gewürztraminer verwechseln. Nach dem Schwenken nimmt die Intensität weiter zu. Neben Traubenzucker kommt auch eine Muskatnote im jetzt unverwechselbaren Bukett vor.

Der Wein ist sehr fruchtig. Der relativ leichte Körper sorgt ebenso wie die Säure dafür, daß die lockere Art eines Muskatellers gut heraus kommt. Ebenso bringt eine Muskatnote im mittellangen Nachhall viel Typizität hervor.

Ein sehr gefälliger Wein, aber ein eher einfacher Wein, was mir aber am Muskateller ja besonders gefällt.

(2)
Herkunft: Österreich – Südsteiermark
Jahrgang: 2008
Rebsorte: Gelber Muskateller (also nichts anderes als bei 1)
Erzeuger: Walter Skoff
Ausbau: trocken
Alkohol: 12%

Der Wein hat eine strohgelbe Farbe. Die erste Nase ist noch eher dezent mit grasigen Aromen. Die zweite Nase zeigt ein deutlich intensiveres Bukett. Eine leichte Rosennote sowie Pfirsicharomen und steinige Anklänge bestimmen jetzt das Aromenspiel.

Am Gaumen zeigt sich der Wein sehr fruchtig und von einer saftigen Konsisten. Ein Geschmack nach Trauben wird von würzigen Noten und einer leichten Muskatnote begleitet. Der Nachhall besitzt eine gute Länge.

Häufig ist bei Muskatellern ja ein Bruch zwischen betörendem Bukett und sehr eigenwilligem Geschmack festzustellen. Hier topt der Geschmack den Geruch. Ein ganz feiner Wein, den ich mir gut zum gegrillten Fisch vorstellen kann.

vom Rotliegenden Riesling 2007

Der Wein hat eine strohgelbe Farbe. Er duftet bereits von Beginn an sehr intensiv, wobei ein Fruchtkorb aus Pfirsich und Papaya der Nase entgegen strömt. Nach dem Schwenken bleibt das Bukett sehr intensiv. Die Frucht läßt jetzt aber auch mineralischen Noten und etwas Wachs Platz.

Am Gaumen tritt der Wein mit einem mittleren Körper auf. Seine Saftigkeit, gepaart mit etwas Säure und würzigen Noten erweckt den Eindruck von Kräuterlimonade. Eine leichte Mineralik kommt im Nachhall, der eine gute Länge besitzt. Dazu kommt eine leicht cremige Struktur.

Ein Wein, der von allem Etwas besitzt. Er scheint mir jetzt auf dem Höhepunkt zu sein. Zumindest habe ich ihn noch nie so gut angetroffen. Ein relativ lockerer Wein zum Kartoffelauflauf. Die Begeisterung der letzten Verkostung setzt sich also fort.

Herkunft: Deutschland – Pfalz – (Birkweiler Kastanienbusch)
Jahrgang: 2007
Rebsorte: Riesling
Erzeuger: (Peter) Siener
Ausbau: QbA trocken
Alkohol: 12%

Walporzheimer Klosterberg Spätburgunder 2007

Der Wein hat eine granatrote Farbe. Die Farbtiefe ist gut ausgeprägt. Die erste Nase duftet dezent nach Kräutern. In der zweiten Nase nimmt die Intensität leicht zu. Heidelbeere und Lakritz sind jetzt im Bukett. Die Viskosität ist mäßig ausgeprägt.

Am Gaumen ist der Wein sehr fruchtig mit Himbeer- und Kirschnoten. Dazu kommt eine leichte Süße, die den Wein geschmacklich dominiert. Der Wein besitzt einen eher leichten Körper und eine mäßige Länge.

Ein klassischer Fehlkauf. Daß es noch nicht trockene Spätburgunder gibt, war dann doch eine Überraschung, auch wenn ich natürlich zugebe, daß auf dem Etikett das Wort trocken nicht vorkam. Das Wort lieblich aber auch nicht. Beim Kauf dachte ich noch, daß der Winzer hier wohl auf die fakultative Etikettenangabe der Geschmacksrichtung aufgrund ihrer Selbstverständlichkeit verzichtet habe. Den niedrigen Alkoholgehalt, der mich warnen hätte können, habe ich erst zu Hause entdeckt. Na ja, was solls. Der Wein ist wie eine Reise in die Vergangenheit, die zeigt, daß früher manches auch schlechter war.  Ein Wein, wie ihn die Welt von heute wirklich nicht braucht, aber für irgendwas müssen Großlagen wohl gut sein. Im Zweifelsfall für die Zubereitung eines Bratens mit Backpflaume.

Herkunft: Deutschland – Ahr – Walporzheimer Klosterberg
Jahrgang: 2007
Rebsorte: Pinot Noir
Erzeuger: Jakob Sebastian
Ausbau: QbA lieblich
Alkohol: 11%

Felsenterrassen Riesling 2007

Der Wein ist glanzlell mit grünem Einschlag. Anfangs duftet er – vielleicht auch wegen zu kalter Temperatur – sehr dezent nach pflanzlichen Aromen. Nach dem Schwenken nimmt die Intensität deutlich zu, und die Farbe geht in Strohgelb über. Das Bukett nimmt jetzt einen mineralisch steinigen Ton an.

Am Gaumen besticht der Wein durch eine schöne Kombination aus unkomplizierter Saftigkeit, leichter Säure und kräftiger Würze. Im Abgang beginnt eine feine Mineralik, die im langen Nachhall anhält. Der mittelleichte Körper sorgt dafür, daß der Wein einen filigranen Eindruck hinterläßt.

Ein sehr feiner Wein, der alles hat, was ein guter Riesling braucht. Kein großer Wein, aber doch auf dem Niveau von so manchem großen Gewächs. Ein Wein mit individuellem Charakter, der durch seine Natürlichkeit viel Spaß macht. Zum Kabeljau in Senfsauce.

Herkunft: Deutschland – Mosel
Jahrgang: 2007
Rebsorte: Riesling
Erzeuger: Eugen Philippi
Ausbau: Spätlese trocken
Alkohol: 11,5%

Denk ich an den Euro in der Nacht…

Vielleicht wäre der zwanghafte Europäer Heinrich Heine erbost zu lesen, wie ich seine Worte vergewaltige, aber die derzeitgen Entwicklungen der Eurozone und insbesondere die Reaktionen der Politik sind in der Tat geeignet, die Bürger Deutschlands und Europas um den Schlaf zu bringen.

Fangen wir mal hinten an, sprich heute, und kämpfen uns zurück bis zu den Maastrichtbeschlüssen.

Bei dem von den Eurostaaten verabredeten Programm handelt es sich mitnichten um ein Stabilisierungspaket. Ziel der Maßnahmen ist eine wirksame Drohgebärde gegen Spekulanten. Dies klingt vielleicht noch schön und gut, doch was steckt hinter dieser Phrase der Politiker?

Eigentlich geht es den Politikern darum, den Staatsbankrott einzelner Länder der EU-Zone zu verhindern, indem durch das 750 Milliarden Paket klargestellt wird, daß in der EU das Prinzip „Alle für Einen“ gilt und die „gesunden“ Staaten dem Einen in Not geratenen mit günstigen Krediten aus diesem 750 Milliardenpaket zur Seite springen.

Lassen wir für einen Augenblick außen vor, woher diese 750 Milliarden eigentlich kommen und widmen uns der viel interessanteren Frage, wieso es dazu kommen soll, daß ein Staat Europas in die Notsituation kommen kann, auf diese 750 Milliarden zugreifen zu müssen.

Für die Finanzierung seines Haushalts zieht ein Staat von seinen Bürgern Steuern ein. Langen die Steuern nicht zur Begleichung der Ausgaben des Haushalts, muß der Staat diese Ausgaben anderweitig decken – durch Schulden. Der Staat gibt also Staatsanleihen aus, die er durch Zinszahlungen tilgt. Die Höhe der Zinszahlungen, die der Staat an seine Gläubiger zu zahlen hat, richtet sich dabei genau wie bei privaten Schuldnern auch nach seiner Glaubwürdigkeit als Schuldner. Geht der Gläubiger sicher davon aus, daß der Staat den Kredit zurückzahlt, ist er bereit sich mit einem geringen Kredit zu Frieden zu geben. Macht er sich dagegen Sorgen, ob sein Kredit zurückgezahlt werden, wird er einen Risikoaufschlag verlangen aus Angst darum, daß er einen Ausfall des gegebenen Kredits mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit zu beklagen hat und Geld verlieren könnte.

Muß jetzt ein Staat für die Begleichung seiner Zinszahlungen neue Schulden aufnehmen, gerät er langsam in eine Schuldenfalle. Ratingagenturen beurteilen, inwieweit die Finanzierung eines Staats auf soliden Füßen steht, indem sie die Fähigkeit des Staats Steuern zu erheben gegen seine Verpflichtungen als Leistungserbringer und Schuldner stellen. Nimmt das Gewicht auf der Waagschale der Verpflichtungen stärker zu als das Gewicht auf der Schale der Steuern setzen sie die Bonität des Staats herab. Der Markt reagiert, wie es jeder potentielle Gläubiger tun würde. Er verlangt für zukünftige Kredite vom Staat einen Risikoaufschlag. Ist ein Staat in so einer Situation bereits zur Tilgung seiner Schulden darauf angewiesen, neue Kredite zu jetzt schlechteren Konditionen aufzunehmen, sitzt er ganz tief in der Schuldenfalle, die durch die noch höheren Zinszahlungen sich weiter verschlechtern würde. Der Markt merkt dies und verlangt einen noch höheren Risikoaufschlag…, bis es dem Staat unzumutbar erscheint, zu diesen Konditionen Schulden aufzunehmen.

Jetzt würde ein Privatmann mit seinen Gläubigern über Stundungen, Streckungen etc. reden und möglicherweise in der Insolvenz landen. In derInsolvenz wird der Privatmann gnadenlos auseinander genommen, muß das letzte Hab und Gut den Gläubigern überlassen, bis am Ende der Gläubiger vor die Tatsache gestellt wird, daß er einen Teil seines Geldes nicht zurückbekommt. Dieser Teil der Schulden wird dem Privatmann tatsächlich erlassen.

Die Staaten Europas, die in eine solch unangenehme Situation kommen, wollen stattdessen auf die reichen Verwandten zugehen und diese Kredite zu günstigeren Konditionen aufnehmen lassen, auf die die Staaten in Not dann aus dem „Stabilisierungsfond“ zugreifen können. Soweit der Plan, und jetzt hab ich doch gesagt, woher das Geld kommt, obwohl ich dazu eigentlich viel später kommen wollte.

Wichtig ist mir an dieser Stelle vor allem eins. Wie konnte es azu kommen, daß ein Staat in diese Situation kommt? Es ist ähnlich wie beim Privatmann – Fehleinschätzungen der eigenen wirtschaftlichen Entwicklung, unternehmerisches Pech und das Leben über den eigenen Verhältnissen dürften die Hauptgründe sein.

Was tut Europa dagegen, daß ein Staat überhaupt in diese Situation kommt? Der alte Finanzminister Waigel würde sagen: eine Menge. Die Maastricht-Kriterien(max. 60% des BSP als Gesamtschulden und max. Defizit des Haushalts von 3% durch Neukredite) sind Zeichen eines soliden Wirtschaftens. Staaten, die diese Kriterien erfüllen, geben dem Markt ein Signal, daß sie vertrauenswürdige Schuldner sind und erhalten Kredite zu günstigen Krediten. Gleichzeitig erweisen sie sich auch als vertrauenswürdige Schuldner, indem sie solide mit dem Geld umgehen.

Auch wenn ich jetzt bei Maastricht angelangt bin, bin ich noch lange nicht fertig, sondern drehe die Uhr zurück auf Krisenzeit, also den 11.05.2010, wo wir feststellen, daß es Staaten in der Eurozone gibt, welche die Maastrichtkriterien nicht erfüllen und sich für die Teilnahme am Euro eigentlich nie qualifiziert haben, weil sie diese nur durch Fälschen der eigenen Bilanzen erlangen konnten.

Wenn jetzt diese Staaten in die Situation geraten, daß ihre Bonität von Ratingagenturen herabgesetzt wird und daß ihre Neukredite teurer werden, ist dies zunächst einmal ein Zeichen, daß der Markt ihnen auf die Schliche gekommen ist und ihnen nicht mehr traut.

Die Regierungen Europas haben lange hin und her laviert, wie sie mit dem Sündenfall Griechenland umgehen sollen. Sie haben sich m.E. für die schlechteste Lösung entschieden. Griechenland muß nicht das Gespräch mit seinen Gläubigern suchen und einen eigenen Weg finden, mit seinen Schulden umzugehen, an dessen Ende durchaus ein Teilerlaß der Schulden stehen könnte. Ein Ausstieg aus dem Euro wird Griechenland auch „verwehrt“, obwohl dieser Griechenland die Kontrolle über seine Währung zurückgeben würde und mit der Abwertung der eigenen Währung ein Instrument zur Verfügung stellen würde, die Schuldenlast neuer Schulden weniger drückend zu gestalten.

Der Regierung Griechenlands ist es hoch anzurechnen, daß sie so glaubhaft vermittelt hat, einen harten Sanierungskurs einzuschlagen, das im eigenen Land ein Bürgerkrieg begonnen hat. Diese harte und kompromißlose Haltung gegenüber der eigenen Bevölkerung war es wohl, welche die Regierungen Europas bewogen hat, Griechenland mit günstigen Krediten zur Seite zu stehen, wobei ich dies im Gegensatz zu der Mehrheit als Bärendienst an Griechenland empfinde.

Der Markt reagierte leider nicht, wie von den Politikern gewünscht. Er brach weiter ein, und der Kurs des Euro gegenüber dem Dollar gab deutlich nach. Offensichtlich war die Kreditzusage an Griechenland nicht geeignet, den Markt davon zu überzeugen, daß die in Teilen Europas ausgegebenen Anleihen noch sicher waren. Hinzu kommt, daß ein Sparpaket, wie in Griechenland die Aussichten der Wirtschaft auf Wachstum dämpft, und genau diese bestimmen zum größten Teil den Wert von Aktien. Der Einbruch des europäischen Markts besaß also neben dem Vertrauensverlust eine gewisse rationale Logik auf die Ereignisse.

Aus Panik vor einer sich ausbreitenden Panik am Markt handelten die Politiker in Panik und schufen das Stabilisierungspaket als Maßnahme gegen die Panik.

Und genau das ist es. Renate Künast sprach von einer Brandschutztür. Kein schlechtes Bild. Es sagt aus, daß ein Brand in einem Staat ausgebrochen ist, und wir die Tür verriegeln, damit nur dieser Staat verbrennt. Unabhängig von ihr fiel mir ein anderes Bild ein, das an Griechenlands Brandkatastrophen erinnert. Das Stabilisierungspaket ist eine gewaltige Investition in die Aufrüstung der Feuerwehr. Investitionen in den Brandschutz und Brandverhütungsmaßnahmen bleiben aber aus.

Frau Merkel reiste letzte Woche zu einem EU-Gipfel mit markigen Forderungen, einem Land gegebenfalls das Stimmrecht zu entziehen, falls es gegen die Maastricht-Kriterien verstoße. Unbemerkt ließ sie diese Idee wieder fallen und zauberte stattdessen das Stabilisierungspaket aus dem Hut.

Dabei ging ihre Forderung in die richtige Richtung. Das Einhalten der Maastricht-Kriterien ist ein Zeichen soliden Wirtschaftens. Die derzeitige Krise muß die Fragen aufwerfen. Wie können wir die Einhaltung der Maastricht-Kriterien besser kontrollieren und uns nicht wieder hinters Licht führen lassen? Was für Maßnahmen muß ein Staat über sich ergehen lassen, wenn er die Kriterien nicht erfüllt? Kann ein Ausschluß aus dem Euro eine Konsequenz sein?  Reichen die Maastricht-Kriterien aus, oder sind sie zu weich? Brauchen wir weitere Indikatoren, die ein solides Wirtschaften des Staats signalisieren und seine Stabilität garantieren? Die Antworten auf diese Fragen sind es, die die langfristige Stabilität der Eurozone und der ihr zugehörigen Staaten garantieren.

Daß diese Fragen nicht angegangen werden, sondern stattdessen ein gigantischer Zaubertrick vorgenommen wird, erfüllt mich mit großer Sorge um die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands und Europas. Ich bin beinahe geneigt der Bild-Zeitung zuzustimmen, als diese heute titelte: „Wir sind wieder mal die Deppen Europas.“ Sicher haben alle vom Euro profitiert – gerade auch der ehemalige Exportweltmeister Deutschland, dessen Außenhandel durch den Euro massiv erleichtert wurde.

Aber mir ist bis jetzt noch nicht nahe gebracht worden, wie die Schwierigkeiten eines Staats der Eurozone den Euro selbst in Schwierigkeiten bringen können. (Wer die Antwort hat, darf gerne einen Kommentar schreiben). Im Gegenteil, hätte man Griechenland seine Schwierigkeiten selbst lösen lassen, hätte man m.E. die Glaubwürdigkeit des Euros und der Unabhängigkeit der europäischen Zentralbank gestärkt.

So hat man durch die Hilfe an Griechenland das geschaffen, was man in der Wirtschaftwissenschaft „moral hazard“ nennt. Und zwar in vielfältiger Weise. Die Griechen können nun versucht sein, ihre Sparanstrengungen weniger rigoros zu gestalten, weil sie sich ja auf ihre Nachbarn als Spender, (O.K. das ist polemisch, Gläubiger bzw. Bürgen ist korrekt) verlassen können. Die anderen gefährdeten Staaten Europas sind weniger geneigt, ihre Finanzen in Ordnung zu bringen, weil sie ja sehen, daß Griechenland geholfen wurde. Und die Gläubiger sind gerne bereit, unsoliden Staaten der Eurozone Geld zu günstigen Konditionen zu leihen, da sie sich auf die anderen Staaten Europas verlassen. Die günstigen Konditionen sind wiederum dazu geeignet, mehr zu leihen, als man verkraftet. Da fragt man sich, wo das enden soll.

Der Finanzmarkt hatte dies durchschaut, und genau deswegen reagierte er auf die Griechenlandhilfe negativ. Mit dem Stabilisierungspaket wurde ihm jetzt eine solche Masse an Geld entgegengestellt, daß er die Verbindlichkeiten erstmal als sicher ansieht und kurzfristig beruhigt ist, weil er jetz weiß, daß Europa im Brandfall eine gute Feuerwehr hat.

Leider verstärkt das Stabilisierungspaket das oben erwähnte Moral hazard nur noch weiter. Und in der Tat hatte ich den Eindruck, daß keiner von Europas Staatsführern jetzt noch gewillt ist, darüber zu sprechen, was die Ursachen der Krise waren, und wie das Aufkommen dieser Brände verhindert werden kann.

M.E. machen es sich die Politiker zu leicht, wenn sie die Spekulanten als die bösen Brandstifter hinstellen(Bei anderer Ansicht bitte einen begründeten Kommentar). Die Spekulanten hatten einen gewaltigen Anteil an der Finanzmarktkrise, und es war schockierend und beängstigend zu erkennen, welche Dimensionen ihr Anteil am Marktgeschehen eingenommen haben und wie Spekulanten geeignet sind, die Entwicklungen des Markts in extremere Richtungen zu verschärfen. In der aktuellen Krise waren sie aber m.E. allenfalls das – ein Verstärker. Die Reaktion des Markts auf die Aktionen der Politik ist für Ökonomen m.E. schlicht und einfach eins – nachvollziehbar. Angesichts der Tatsache, daß ein Staat der Eurozone vor dem Bankrott steht, erscheinen diese Reaktionen nicht einmal übertrieben.

Viel wäre noch zu sagen, etwa über die Staatsverschuldung Deutschlands, welche die letzten vier Finanzminister nicht in den Griff bekommen haben oder noch wichtiger über die Aufgabe der Souveränität der EZB dadurch, daß diese zukünftig Ramschanleihen Europas aufkaufen muß, was den Maastrichter Stabilitätspakt ad absurdum führt, doch für einen Blog habe ich wohl schon viel zu lange geschrieben. Also bleibe ich bei Heine: Denk ich an den Euro in der Nacht…

Riesling Henning 2003

Der Wein ist glanzhell bis strohgelb. Es zeigen sich viele kleine Perlen an seiner Oberfläche. In der ersten Nase zeigen sich leichte Karamellnoten und würzige Aromen. Die zweite Nase gewinnt deutlich an Intensität. Limetten und kräutrige Aromen erzeugen eine Caipirinhaatmosphäre.

Ein Maul voll Wein. Der Wein wirkt zunächst gar nicht so schwer, obwohl er eine sehr gute Dichte besitzt. Dazu kommt eine feine aber eben füllende Würde, die mich zum Ausspruch „Maul voll Wein“ verlockte. Die Limettennotten bringen eine schöne Mischung aus Süße und Säure in den Mund, die dem Wein die Schwere nimmt. Die gute Länge des Nachhalls wird von mineralischen Schwingungen und süßen Karamellnoten gefüllt.

Ein sehr feingliedriger, schöner Wein. Es kommt selten vor, daß ein Wein die Eindrücke des Geruchs am Gaumen so klar wiederspiegelt. Wahrscheinlich setzt man den Wein am Besten als Aperitif ein. Zu einem karibischen Fischragout könnte er aber auch passen.

Herkunft: Deutschland – Nahe – Niederhäuser Rosenheck
Jahrgang: 2003
Rebsorte: Riesling
Erzeuger: Weingut Mathern
Ausbau: Auslese edelsüß
Alkohol: 9,0%

Assmannshäuser Höllenberg Spätburgunder 2004

Der Wein ist recht hell mit einer granatroten Farbe und einer mäßigen Farbtiefe, die ins Ziegelrot übergeht. Zunächst duftet der Wein mäßig intensiv nach fruchtigen Beerenaromen. Nach dem Schwenken nimmt die Intensität deutlich zu. sie bleibt fruchtig, aber dazu kommen würzige Aromen und Lakritznoten. Die Viskosität ist gut ausgeprägt.

Am Gaumen fällt der Wein durchaus fruchtig aus. Es bedarf des zweiten Schlucks, um mich von der ausgewogenen Harmonie des Weins zu überzeugen. Ein mittelschwerer Wein mit Saftigkeit, der gleichzeitig unkompliziert und locker durch den Mund rollt, bevor ein leicht bitterer Abgang den würzigen Nachhall einleitet, der eine sehr gute Länge besitzt.

Der Wein vereint die zwei Pinotwelten. Einerseits die einfache unkomplizierte Süffigkeit und andererseits die elegante Komplexität. Die Vereinigung glückt, weil er sich in keine der beiden Welten zu tief hinein begibt. Sehr gut gelungen und gereift. Zum Hirschgulasch.

Herkunft: Deutschland – Rheingau – Assmannshäuser Höllenberg
Jahrgang: 2004
Rebsorte: Pinot Noir
Erzeuger: Klaus König
Ausbau: QbA trocken
Alkohol: 13,5%

Birkweiler Kastanienbusch Taschberg Riesling 2006

Der Wein ist glanzhell bis strohgelb. Ganz leichte Perlen sind zu sehen. Anfangs duftet der Wein mäßig intensiv mit Zitrusanklängen. Nach dem Schwenken nimmt die Intensität etwas zu. Neben Limettenaromen kommen würzige Noten und Tabak im Bukett vor.

Am Gaumen zeigt der Wein viel Kraft in seinem mittelschweren Körper. Dazu kommt eine leichte Saftigkeit. In diese Saftigkeit fügen sich eine zupackende Mineralik und eine brachiale Würze. der Nachhall besitzt eine gute Länge.

Das ist ein Kraftprotz von Riesling, der aber nicht durch Alkohol erschlägt, sondern mit seiner Mineralik zupackt. So grandios solch ein monderner Riesling wirkt, so schwer ist es für ihn ein passendes Essen zu finden, weil die gängigen Paarungen die auf die Säure und die Frucht des Rieslings abegestimmt sind nicht passen. Als Pfälzer Note in einer Aufstiegsfeier macht er sich auf alle Fälle gut. Vielleicht auch zu einem Thunfischsteak in Safransauce.

Herkunft: Deutschland – Pfalz – Birkweiler Kastanienbusch
Jahrgang: 2006 (eigentlich ein Horrorjahrgang in der Pfalz)
Rebsorte: Riesling
Erzeuger: Siener (der in 2006 durchwegs gute Weine erzeugt hat)
Ausbau: QbA trocken
Alkohol: 13%

Niederhäuser Hermannsberg Riesling 2007

Der Wein ist glanzhell mit eher grünem Einschlag. Am Glasrand sind einige kleine Perlen zu sehen. Die erste Nase ist bereits recht intensiv mit Kräuterwürze und einem Duft nach nassem Stein. Die zweite Nase gewinnt an Intensität. Zu den bereits vorhandenen Noten kommen Graipefruit und Hefenoten hinzu.

Der Wein besitzt einen eher mittelleichten aber sehr saftigen Körper. Die kräftige Säure ist gut integriert und gibt dem Wein Frische. Außerdem sorgt sie dafür, daß der Wein auffällig aber nicht aufdringlich auftritt. Noch wirkungsvoller als die Säure ist die kräftige Mineralität, die dem Wein eine Menge Charakter verleiht. Der Nachhall besitzt eine hervorragende Länge.

Vielleicht ist das noch nicht Riesling at its best, aber es ist Riesling pur. Preislich handelt es sich um einen Einstiegswein des Guts. In dieser Klasse ist es mit das Beste, was ich trinken durfte und der Gegenbeweis, daß Urlaubsweine zu Hause sogar noch besser schmecken können als im Urlaub. Zum Manchego-Käse. Absolute Kaufempfehlung.

Herkunft: Deutschland – Nahe – Niederhäuser Hermannsberg
Jahrgang: 2007
Rebsorte: Riesling
Erzeuger: Gutsverwaltung Niederhausen-Schloßböckelheim
Ausbau: QbA trocken
Alkohol: 12,0%

Norheimer Kirschheck Riesling 2001

Der Wein ist schon eine Stufe dunkler als goldgelb. Die erste Nase ist bereits durchaus intensiv. Neben Karamell rieche ich Kräuter und Steinobst. In der zweiten Nase nimmt die Intensität weiter zu. Botrytis, Pfirsich und Karamell bestimmen jetzt das Bukett.

Der Wein besitzt eine sehr gute Dichte. Auch am Gaumen verfügt er über eine schöne Mischung aus Pfirsich und Botrytis. Er ist keineswegs klebrig; stattdessen nimmt ihm eine leichte Säure die epische Schwere. Dazu zeigt sich eine ganz leichte Mineralik. Der Nachhall besitzt eine gute Länge.

Der Wein läßt mich zwar nicht ausflippen, verursacht aber doch ein sehr schönes Genußerlebnis, zumal dies genau meine Art Wein ist. Als Kontratpunkt zu Pasta in Gorgonzolasauce.

Herkunft: Deutschland – Nahe – Norheimer Kirschheck
Jahrgang: 2001
Rebsorte: Riesling
Erzeuger: Mathern
Ausbau: Auslese edelsüß
Alkohol: 8,5%