Dolcetto d’Alba 2008

Der Wein besitzt eine kirschrote Farbe. Die Farbtiefe ist ordentlich ausgeprägt. Zum Rand hin geht die Farbe in ein Granatrot über. Bereits die erste Nase ist sehr intensiv. Sie duftet nach Mandeln und etwas Lebkuchen. In der zweiten Nase kommen fruchtige Akzente von roten Johannisbeeren ins Spiel. Die Viskosität ist ordentlich ausgeprägt.

Der Wein besitzt einen mittelschweren Körper. Die leichte Säure, die er hat, steht eher im Hintergrund. Auch die Frucht ist zurückhaltend. Er ist recht dicht und mit samtenen Tanninen ausgestattet. Ein bisserl Schokolade steckt auch drin. Dazu kommt ein erdiger Abgang und fruchtig bitzelnde Komponente im Nachhall, der auch alkoholische Wärme besitzt.

Der Wein ist sehr gut vinifiziert. Mir persönlich fehlt etwas die Unbekümmertheit und Leichtigkeit eines Dolcettos, gewissermaßen das Herz. Insgesamt ist der Wein von einem Widerspruch erfüllt, den ich schlecht erklären kann. Einerseits besitzt er viele gute Komponenten und liefert auch ein gutes Gesamtbild ab. Andererseits sticht immer eine der Komponenten heraus und sorgt dafür, daß der Wein nicht zur Harmonie findet. Zu Scallopine Parmegiana.

Herkunft: Italien – Piemont – Alba
Jahrgang: 2008
Rebsorte: Dolcetto
Erzeuger: Pertinace
Ausbau: DOC
Alkohol: 13,5%

Von Menschen und Wein

Einstmals als Krawatten
etwas Abstoßendes hatten
trugen wir statt Nadelstreifen
lieber bunt bemalte Schleifen

Dann kürzten wir unsere Matten
als Zeichen daß wir reifen
Wir begannen zu versteifen
Mit der Zeit bewegte sich nur unser Schatten

Mit Menschen verhälts sichs wie mit Wein
Selten setzt eine Entwicklung ein
Die meisten tun lediglich verblassen

Sie reihn sich ein ins Kollektiv der Massen
werden unbeweglich passiv wie ein Stein
Was tät das Kind das alte Ich doch hassen

WineStyle Hamburg – Tag 3

Am 3. Tag der Weinmesse habe ich nicht mehr so viel verkostet. Stattdessen habe ich mehr von den angebotenen Seminaren besucht, die von Rolf Klein in lockerem Stil ohne Rechthaberei moderiert wurden.
Das Seminar „Wanted – Piratenjagd per Steckbrief: Finden Sie den richtigen Wein?“ hielt  er mit einem humorvollen Augenzwinkern, ging es hierbei doch darum, verschiedene Weinbeschreibungen von Journalisten dem passenden Wein zuzuordnen. Er nutzte dies, um sich für die manchmal etwas ausdrucksvolle Weinsprache zu werben, gab aber auch zu, daß auch Profis einen Wein selten zweimal gleich beschreiben. Wer meine Verkostungsnotizen liest, wird verstehen, daß ich Verständnis dafür habe, viele Worte für die Beschreibung eines Weins zu verwenden.

Das zweite Seminar drehte sich um Öko- oder auch Bioweine. Rolf Klein ging nur kurz auf die einzelnen Spielarten biologischen Weinbaus ein und zeigte noch einmal kurz das Hauptdilemma der biologischen Zertifizierung von Wein auf, die sich eben nur auf dem Anbau im Wingert beziehen und den Bereich des Ausbaus im Keller außen vor lassen. Ich persönlich war nur in einem Punkt mit ihm uneinig, als er den biodynamischen Weinbau als die Spitze des biologischen Weinbaus bezeichnete. Einige Punkte in der Philosophie der Biodynamiker erscheinen mir doch weit mehr Aberglaube als Glaube an die Notwendigkeit in einen vernünftigen Umgang mit der Natur. Persönlich glaube ich auch, daß biologischer Weinbau nicht unbedingt die beste oder alleinige Lösung für einen nachhaltigen Umgang mit dem Boden darstellt. Die chemische Keule, mit der lange Jahre auf Reben und Boden eingeschlagen worden hat diesen aber derart kaputt gemacht, dass die Ökobewegung eine echte Rettung für den Weinbau darstellte, weil sie auch bei denen, die sich ihr nicht verschrieben haben für ein Umdenken sorgte.

Das letzte Seminar „Schnäppchenmarkt: Unter 8 und gut gemacht“ war tendenziell weniger interessant, weil es „nur“ eine Verkostung von Weinen war. Es gab auch gut gemachte Dornfelder und Rivaner, aber echte Offenbahrungen waren für mich nicht unter den Weinen. Zu Überraschen wußte der Oveja Negra, eine Cuvee aus Riesling und Grauburgunder, der der erste brasilianische Wein war, den ich in meinem bisherigen Leben getrunken habe. Auf diesem Niveau kann man durchaus noch weitere Weine aus Brasilien trinken.

Von den bei den Ausstellern verkosteten Weinen konnten mich heute insbesondere zwei österreichische Weine vom Weingut Frauwallner aus der Südoststeiermark überzeugen.
Eruption weiß 2006 Chardonnay
N: sehr intensiv, Birne, Bortrytis, reife Frucht, filigan
M: mineralisch, fein, leichtfüßig, leichte Bortrytisnote, hoch elegant 93 CP
Eruption rot 2006
N: Kräuter, Eukalyptus, Melisse
M: sehr rund, fein, gute Dichte, harmonisch, gut ausbalanciert, mineralisch 91 CP

Chateau Peyraborn aus dem Bordeaux präsentierte ein paar sehr schöne Weine. Besonders gefiel mir der 2005er.
N: schöne kräftige Frucht
M: fleischig, saftig, volle Frucht 89 CP

Eine recht interessante Kollektion zeigte auch das Weingut Gehrig aus der nördlichen Pfalz, bei dem man sich auf Sauvignon Blanc und Merlot spezialisiert hat. Den Merlot erhält man hier auch weißgekeltert. Als ich anmerkte, daß der Merlot ja wirklich genauso farblos wie das Wasser sei, mit dem ich das Glas zuvor ausgespült hatte, lächelte der Winzer und erklärte mir, daß der Vorgängerjahrgang tatsächlich farblos gewesen sei, dieser aber eine leichte Lachsfärbung habe, da man ihn als Reaktion auf die anscheinend negative optische Wahrnehmung dann doch minimal länger auf der Maische gelassen habe. Die Lachsfärbung war übrigens tatsächlich festzustellen.

Ich muß den Veranstaltern attestieren, daß sie von Jahr zu Jahr professioneller werden. Insbesondere die Einbeziehung der Seminare in die Veranstaltung macht die WineStyle zu einer besonderen Weinmesse. Sicherlich ist die Qualität der Winzer auf der Anfang Januar von Scheuermann organisierten Messe etwas höher, doch der Charme der WineStyle liegt auch in der großen Bodenständigkeit der Aussteller. Auf jeden Fall hat mir die Messe wieder viel Spaß gemacht, und ich komme gerne im nächsten Jahr wieder.

WineStyle Hamburg – Tag 2

Heute war der 2. Tag der WineStyle in den Deichtorhallen. Das Seminar von Stuart Pigott zum Thema „Wein und Klimawandel oder: Zum Wohlsein, Kopenhagen“, war 10 Minuten vor Beginn derart überfüllt, daß ich es mir dann doch geschenkt habe und weiter verkostet habe. Ich muß dem Veranstalter aber ein Kompliment für die Seminare aussprechen. Waren diese im letzten Jahr noch versteckt in einem Hinterzimmer und eher schlecht besucht, so sind sie diesmal so präsent, daß sie eben auch von den Besuchern wahrgenommen werden.

Das Seminar von Jens Priewe zum Thema „Der Luxus des Einfachen“ war eher belanglos. Priewe gab zunächst das Ziel aus, große Weine für kleines Geld zu präsentieren. Im Laufe des Seminars wurde aber deutlich, daß es ihm nicht darum ging, sondern darum welchen Luxus der Genuß einfacher Weinen mit Herz darstellt und das dieser Genuß von den Weintrinkern nicht vergessen werden sollte. Wenn ich diese Botschaft in meinem einleitenden Satz als belanglos abtue, dann wohl auch, weil sie bei mir schon längst angekommen ist und diese Weine das Gros, der auf KeinAlkoholistauchkeineLoesung.de verkosteten Weine darstellen. Ich gehe davon aus, daß auch die Leser in dieser Welt leben. Ich muß Priewe jedoch leider etwas unterstützen, daß es tatsächlich notwendig ist, diese Botschaft zu verbreiten, da es Weintrinker gibt, die nur besonders teure und edle Weine trinken. Verrückterweise sind dies häufig Leute, die sich gar nicht allzu intensiv mit der Welt des Weins beschäftigen.

Da die Messe auch am Sonntag noch die Tore öffnet, kann ich anderen esuchern noch ein paar Tipps mit auf den Weg geben.

Das Weingut Loersch-Eifel stellte mir eine hervorragende Riesling-Kollektion vor. Besonders hervorheben darf ich:
Trittenheimer Apotheke, Riesling Kabinett trocken 2008
N: Graipefruit
M: Graipefruit, fruchtig, Pfirsich,sehr gut eingebundene Säure, harmonisch 87 CP
Trittenheimer Apotheke, Vogelsang Riesling trocken 2008
N: fruchtig, pflanzliche Noten
M: kräftig, feinwürzig 87 CP
Trittenheimer Apotheke, Alte Reben Riesling Auslese edelsüß 2007
N: Bortrytis, Aprikose
M: sehr dicht, gleichzeitig filigran und elegant, leichte Säure 91 CP
Trittenheimer Apotheke, Riesling Beerenauslese 2006
N: leichte Bortrytisnote, sehr dicht, cremig, elegant 91 CP

Erwähnenswert finde ich auch die Kollektion des Weingut Beiser. Ausnahmslos sehr gute Weine von weiß bis rot. Wenn ich einen Wein besonders empfehlen sollte, wäre es der 2008er Spätburgunder – S-

Vom Weingut Kranz-Junk kann ich einen edelsüßen empfehlen.
Brauneberger Juffer-Sonnenuhr riesling Auslese 2006
N: Bortrytis, Aprikose
M: extreme Dichte, fruchtig, massiv 88 CP

Die beiden Tage konnte ich im Übrigen dank Freikarten vom Österreichischen Weinhandel Roswitha Kappner aus Hamburg besuchen. Vier Winzer, deren Weine sie verkauft, waren auf der Messe.
Als echte Granate erwies sich ein Wein von Hannes Sabathi
Sauvignon Blanc Reserve trocken 2006
N: sehr fein und vielschichtig, Bortrytis, Banane
M: dicht, kräftig, würzig, mineralisch 92 CP

Ein von mir sehr geschätztes Weingut ist das Weingut Eugen Philippi. Hier hat man das Kunststück fertig gebracht in 2008 keinen einzigen trockenen Wein zu produzieren, nachdem in 2007 noch restlos trockene Diabetikerweine erzeugt wurden. Grund hierfür ist eine extreme Zurückhaltung, was Eingriffe im Keller anbelangt. Das Hefen je nach Jahrgang so extrem unterschiedlich sein können hat mich dann doch überrascht, aber bei der Spontanvergärung geht man halt gewisse Risiken ein, und wenn man dann auch nicht in den Gärprozess eingreifen will, kommen eben feinherbe und restsüße Wein heraus. Wenn man wie ich gerne restsüße trinkt, muß das ja kein Schaden sein. Die Weine haben mir denn auch wieder sehr gut gefallen.
Mehringer Blattenberg Riesling Spätlese 2008
N: Zitrus, Graipefruit
M: schöne Dichte und doch filigran, sehr feine Frucht, Säure gut eingebunden 90 CP

Abschließend empfehlen kann ich noch das Weingut Graf von Kanitz, die u.a. eine Auslese aus dem großen Jahrgang 1976 vorstellten. Bei solch alten Weinen kann auch ich nur Michael Broadbent sinngemäß zitieren „.. da gibt es keine guten und schlechten Weine mehr, sondern nur noch gute und schlechte Flaschen.“Ich hatte Glück und erwischte eine ordentliche Flasche, aus der mir ein lebendiger, dank seiner Säure sogar frisch wirkender Wein ausgeschenkt wurde. Allerdings war am Gaumen nicht mehr so viel Frucht erkennbar und er wirkte doch etwas fad.

Auch der zweite Tag bot mir sehr interessante Weine und Gespräche, so daß ich gerne auch am Sonntag zu den Deichtorhallen marschiere, auch wenn es noch mehr schneien sollte.

WineStyle Hamburg – Tag 1

Der erste Tag der WineStyle in den Deichtorhallen ist vorüber, und ich kann ein paar kurze Berichte geben. Die Messe erscheint mir in diesem Jahr sehr professionell organisiert zu sein. Die geräumigen Deichtorhallen lassen viel Platz zum Manövrieren trotz knapp hundert Ständen. Es stehen ausreichend Spucknäpfe zur Verfügung, und man kommt sich selten in die Quere.

Es ist sicher nicht die crème de la crème der Winzer, die hier anwesend sind, dafür kann man sich auf eine schöne Entdeckungsreise begeben und dabei günstige Gelegenheiten entdecken.

Fündig wurde ich heute insbesondere beim Weingut Kranz Junk, das mich mit Mosel-typischen Rieslingen restlos überzeugte. Besonders hervorheben kann ich hier die Brauneberger Juffer Spätlese feinherb aus 2008, die für mich bisher den überzeugensten Wein darstellte.
N: fein, vielschichtig würzig
M: sehr schöne Frucht, cremig, dicht 89 CP

Das zweite Weingut, das mich überzeugte war das Weingut Gabel. Die Gründe hierfür sind ähnliche wie bei Kranz Junk. Familie Gabel erzeugt ehrliche echt Pfälzer Weine. Bei diesen kernig, knackigen Weinen fühle ich mich der Heimat nicht so fern.

Für ein anderes Weingut, das meinem Heimatort sogar noch näher ist, gilt dies nur bedingt. Auch wenn man beim Weingut Hollerith den Pfälzer Idiom nicht leugnen kann, so verstehe ich nicht den Tamtam, den die Herren veranstalten. Was der Besucher hier in den nächsten Tagen erleben kann, ist eine geile Show, aber gerade bei den teuren Barriqueweinen, kann ich einen solchen Hype ehrlich gesagt nicht verstehen. Sicher sind das gute Weine, aber diese Qualität gibt es anderswo auch ohne Show.

Empfehlen kann ich z.B. das Weingut Göhring aus Flörsheim-Dalsheim mit der Burgunder-Cuvee Adamah oder dem Muskateller.

Beim Weingut Schwahn-Fehlinger gefiel mir der „Alter Wingert“ Riesling sehr gut. Vielles Vignes auf rheinhessisch sozusagen.

Dem Weingut Brügel gelang es, mich mit sehr guten Spätlesen aus Silvaner und Riesling zu überraschen.

Ich hoffe, ich konnte den Lesern etwas Appetit für die restlichen zwei Tage der WineStyle machen. Hervorzuheben ist auch, daß die Seminare im Eintrittsgeld inbegriffen sind und morgen mit Stuart Pigott und Jens Priewe sehr bekannte Weinexperten die Leitung eines solchen Seminars übernehmen. Für Tips von anderen Besuchern bin ich natürlich dankbar.

Weinrallye #31 Faszination Wein

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Bernhard Fiedler hat als Motto für die 31. Weinrallye das Thema „Faszination Wein“ ausgegeben. Wie ich finde, ein sehr spannendes Thema, bei dem man hunderte von Seiten mit Beiträgen unterschiedlichster Richtung füllen kann. Ich habe mir schon ein paar Gedanken gemacht, in welche Richtung ein Beitrag von mir gehen könnte und werde dementsprechend am 23.3. auch etwas hier verfassen.

Cairanne 2004

Der Wein trägt ein kirschrotes Kleid. Zum Rand hin geht er in ein Granatrot über. Die Farbtiefe ist dabei ordentlich ausgeprägt. Neben einer Beerenfrucht findet sich in der ersten Nase ein Duft, der an Veilchen erinnert. Die zweite Nase wird viel intensiver und verändert das Bukett deutlich. Jetzt zeigen sich pflanzliche und erdige Noten. Die Viskosität ist sehr gut ausgeprägt.

Auch am Gaumen zeigt der Wein Klasse. Er besitzt Frucht und Würze in Überfülle. Dazu kommt eine feine Mineralik, die den Wein adelt. Der Körper ist eher mittelschwer. Es kommt noch etwas Schokolade zum Vorschein. Der Wein besitzt eine gute Länge und ist insgesamt sehr harmonisch.

Ein Wein, bei dem man aufpassen muß, nicht gleich die ganze Flasche zu trinken. Ein echter Hochgenuß, der mich zwei Jahre zurück an die Rhone versetzt, wo wir eines Abends auf dem Rasenstück neben einem  Dorfparkplatz eine Cairannevertikale von 92 bis 2001 zusammengestellt hatten. Bereits damals versetzte mich so manche Flasche darob ins Staunen, wie gut sich dieser Wein entwickelt hatte, der eigentlich nicht zu den großen der Rhone gehört. Bei diesem hier gilt, jetzt herrlich zu trinken, und es gebe nichts Dümmeres als nach einer Gelegenheit zu suchen. Dieser Wein paßt in jede Lebenslage. Blicke ich auf die letzte Verkostung des Weins zurück, so stelle ich erfreut fest, daß bereits der damalige Eindruck höchst positiv war.

Herkunft: Frankreich – Rhone – Cairanne
Jahrgang: 2004
Rebsorte: unbekannt, voraussichtlich die üblichen der südlichen Rhone
Erzeuger: Domaine Rabasse Charavin
Ausbau: AOC
Alkohol: 14%

Bardolino 2007

Der Wein ist sehr hell mit einer granatroten Farbe. Die Farbtiefe ist ordentlich ausgeprägt. Zum Rand hin wird der Wein etwas orange wässrig. Die erste Nase ist durchaus intensiv und erstaunlich vielschichtig. Nachdem erst ein dunkler Eindruck entsteht mit würzigen und holzigen Eindrücken kommt dann doch Kirsche zum Vorschein und wird zur prägenden Note. Die zweite Nase duftet wieder nach Kirsche, begleitet von Pfeffer und Mandeln. Die Viskosität ist ordentlich ausgeprägt.

Geschmacklich geht der Wein eher in die Richtung, die ich erwartet hatte. Der leichte Körper und die deutliche Fruchtbetonung waren so ziemlich das Einzige, was ich in diesen Wein hineinfantasieren konnte. Daß darüber hinaus durchaus erdige Noten mitspielen und der Nachhall eine ordentliche Länge besitzt, gibt dem Wein wieder zusätliches Profil.

Ich gebe ja zu, daß auch ich mich von Vorurteilen leiten lasse, aber ich bin durchaus auch bereit zuzugeben, wenn ich mich irre. Mit Bardolino assoziierte ich bisher eine dünne bestenfalls fruchtige Plörre, die man für 1,49€ im Supermarkt kauft und dann vor Ort am Gardasee trinkt, falls man es denn wirklich muß. Manchmal, aber nur manchmal, ist kein Alkohol schließlich doch die bessere Lösung. Wie dem auch sei, dieser Bardolino ist ein schöner unkomplizierter Wein. Dabei ist er mehr als nur solide und routiniert gemacht. Da kommt tatsächlich etwas Trinkspaß hoch. Zum Nudelsalat.

Herkunft: Italien – Venetien – Bardolino
Jahrgang: 2007
Rebsorte: Corvina, Molinara
Erzeuger: Campagnolo
Ausbau: DOC classico
Alkohol: 12,5%

Kanadierinnen entschuldigen sich nach Jubelfeier

Unglaublich aber wahr. Kanadas Eishockey-Olympiasiegerinnen haben sich für ihre ausgelassenen Feiern nach dem Olympiasieg gegen die USA entschuldigt. Was ist passiert? Nein, die Kanadierinnen haben sich nicht wie so mancher Fußballprofi von den eigenen Fans dazu hinreißen lassen, Spottgesänge auf den Gegner anzustimmen.

Kanadas Eishockeyspielerinnen sind einige Minuten nach Spielende wieder auf die Eisfläche zurückgekommen und haben dort mit Champagner, Bier und Zigarren in aller Öffentlichkeit gefeiert. Dies hat den Funktionären des IOC nicht gefallen, die prompt ein Verfahren einleiteten. Den Funktionären ging es dabei nicht darum, daß einige Spielerinnen Kanadas noch nicht alt genug waren, um in der Provinz British Columbia Alkohol trinken zu dürfen. Sie sorgten sich vielmehr über das Bild, daß die Sportlerinnen abgaben und die schlechte Vorbildfunktion.

Jetzt ist es soweit gekommen, daß sich die Sportlerinnen für Ihr natürliches Verhalten entschuldigt haben. Ich vermute, daß diese Entschuldigung vor allem dazu dienen sollte, die Funktionäre milde zu stimmen und dafür zu sorgen, daß die Sportart olympisch bleibt.

Ich werde nie begreifen, wie Funktionäre auf die Idee kommen können, ihrem Sport einen Gefallen zu tun, indem sie Emotionen verbieten oder steuern. Das Faszinierende am Sport sind die Emotionen, die er hervorruft, die Freude des Siegers, die Tränen des unglücklichen Verlierers, das Mitfiebern mit dem eigenen Team, die Erleichterung nach einem um Bruchteile von Sekunden errungenen Erfolg, die Befreiung von der Anspannung die der Schlußpfiff erzeugt, das unglaubliche Glückgefühl das Ziel des beschwerlichen Wegs erreicht zu haben, den man 4 Jahre zuvor eingeschlagen hat.

Wenn solche Emotionen freigelassen werden, freut man sich mit den feiernden Siegerinnen, sofern man nicht gerade auf der Seite des Verlierers stand, und es ist gerade die ungestüme und unbekümmerte Art das erlebte Glücksgefühl zu feiern, die dem Zuschauer die Sportler näher bringt. Gerade die Tatsache, daß Kanadas Eishockeyspielerinnen aufs Eis zurück kamen, um mit ihren Fans gemeinsam zu feiern, macht sie sympathisch.

Wer glaubt, dem Sport, einen Gefallen zu tun, indem er aufgrund puritanistischer Weltansichten oder warum auch immer, solche umgebremsten Emotionen verhindert, der vergißt, daß die Milliarden, die Zuschauer und Sponsoren für solche sportlichen Veranstaltungen ausgeben, letztendlich ausgegeben werden, weil die Sportart Emotionen zum Zuschauer transportiert und mit den beworbenen Produkten verwebt. Womöglich weiß er es auch sehr genau, und die Biermarke hatte den Nachteil kein offizieller Sponsor zu sein.

Wie dem auch sei. Ich plädiere für die Abschaffung der Gelben Karte für das Trikotausziehen nach einem Torerfolg, und erinnere die Funktionäre an das Motto dieser Website. Kein Alkohol ist auch keine Lösung.

Mehringer Blattenberg Riesling 2001

Der Wein hat eine strohgelbe Farbe. Zunächst riecht er eher dezent nach reifen Früchten. Nach dem Schwenken nimmt die Intensität leicht zu. Die reifen Pfirsiche werden von einer leichten Firne begleitet.

Der Wein lebt einen kleinen Widerspruch auf schöne Art und Weise aus. Auf der einen Seite steht eine filigrane fast zarte Art, mit der er in den Mund tritt, die noch sehr frisch wirkt. Auf der anderen Seite besitzt er einen dichten Körper, der die reife Frucht aufnimmt und sogar eine gewisse Opulenz vorgibt. Der Nachhall besitzt eine gute Länge und betont wieder eine eher feinere Kombination aus leichter Süße und Mineralik.

Der Wein verschweigt sein Alter nicht. Das wird bereits beim Riechen deutlich. Am Gaumen begegnet mir aber ein rüstiger Herr, der auch die leisen Töne beherrscht. Höhepunkt oder nicht mehr ist mir ehrlich gesagt ziemlich egal. Er bereitet jetzt ein hohes Trinkvergnügen und gefiel mir gut zum Kaiserschmarrn mit Apfelmus.

Herkunft: Deutschland – Mosel – Mehringer Blattenberg
Jahrgang: 2001
Rebsorte: Riesling
Erzeuger: Eugen Philippi
Ausbau: Spätlese (süß)
Alkohol: 9,5%