Deutsche Rotweine

Am heutigen Freitag fand im Euro Wein Kontor eine Weinprobe zum Thema Rotweine aus Deutschland. Von den 27 angebotenen Weinen konzentrierte ich mich auf die Spätburgunder und die höher bepreisten Rotweincuvees.
Besondere Erwähnung verdienen m.E. folgende Weine:

Pinot Noir trocken 2007, Holger Koch, Baden
N: Minze, Brennessel, Beeren
M: fruchtig konzentriert, leichte Minze

Spätburgunder trocken Wallufer Walkenberg 2006, Toni Jost, Rheingau
N: Eukalyptus, Salbei
M: würzig, gute Dichte, fleischig, mineralisch
m.E. der insgesamt stimmigste Abend des Abends, insbesondere in Korrelation zum Preis von 13,90€

Spätburgunder „M“ trocken 2007, Markus Schneider, Pfalz
N: Salbei, Melisse, würzig
M: würzig gute Dichte, erdig, schöne Beerenfrucht

Black Print trocken 2007, Markus Schneider, Pfalz
N: Waldbeere, Veilchen
M: sehr dicht, fleischig, Schokolade, Fruchtbombe, zu deutlich auf Kraft gemacht
m.E. durchaus ein sehr guter Wein, aber eben doch so vinifiziert, daß ich nicht im Traum daran denke 20€ dafür hinzublättern, allein schon weil er mir zu sehr nach Kellertechnik schmeckt

Luitmar trocken 2007, Philipp Kuhn, Pfalz
N: Minze, pflanzliche Noten
M: Frucht, sehr rund, harmonisch, leichte Säure
Eine echte Überraschung. Philipp Kuhn ist ja durchaus für seine Rotweine bekannt und dennoch ist es kaum zu glauben, aus was für Rebsorten der Wein gemacht ist. St. Laurent war noch die Rebsorte, zu der man am ehesten typisch Pfalz sagen könnte. Cabernet ist aber auch gegen den ebenso enthaltenen Sangiovese fast noch normal in den heutigen Zeiten. Dennoch ein durchaus gelungenes Experiment

Cuvee X trocken 2005, Knipser, Pfalz
N: Minze, Waldbeeren, Kräuter
M: ordentliche Dichte, leicht fleischig, kräftig, Schokolade, Kräuter
Jahhhhh…. Sehr gut…. Zweifelslos….. Aber dafür jetzt 45 Tacken hinlegen? Never in your wildest dreams. In der Preisregion muß ein Wein echte Gefühle hervorrufen, und das tat die Cuvee X nicht

Steinsatz trocken 2005, Markus Schneider, Pfalz
N: Brotrinde, Tee, Kräuter
M: sehr saftig, fruchtig, erdig, mineralisch, leichter Körper
Für mich der beste Wein des noch frühen Abends, aber mit sehr geringem Vorsprung vor dem Wallufer Walkenberg, der zweifelslos das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bot.

Wieder eine sehr schöne Probe, die auch das Potential deutscher Rotweine aufgezeigt hat. Dennoch ist in Deutschland nach wie vor viel zu tun. Die meisten Weine kamen aus dem Paradejahrgang 2007, und wenn schon in diesem Jahr nicht mehr Wein für das Geld geboten werden kann, dann muß sich Deutschland weiterhin fragen, wie es sich gegen Burgund,  Südfrankreich oder Österreich behaupten will.

Bourgogne Pinot Noir 2007

Der Wein hat eine ziegelrote Farbe. Die Farbtiefe ist ordentlich. Zum Rand hin wird der Wein noch einmal deutlich heller. Zunächst kommt mir ein sehr typischer Duft nach Erdbeeren gepaart mit Tannenzapfen entgegen. Nach dem Schwenken gesellen sich zu der Erdbeernote Rosmarin und eine Spur Lakritze. Die Viskosität ist ordentlich ausgeprägt.

Der eher leichte Körper steht im Kontrast zu der etwas ruppigen Textur des Weins und der dadurch ausgestrahlten Kraft. Dazu kommen im Abgang durchaus präsente Gerbstoffe, die den kräftigen Charakter unterstreichen. Dennoch handelt es sich um einen eher filigranen und eleganten Rotwein und nicht um einen Muskelprotz. Der Nachhall wartet mit einer guten Länge aus und besitzt eine Spur Mineralität.

Das ist schon recht viel Wein für mittleres Geld. Das PLV kann also wohl als noch angemessen bezeichnet werden. Am liebsten möchte ich den Wein zu einem Käse probieren, vielleicht einen echten Parmegiano.

Herkunft: Frankreich – Burgund – Cote D’Or
Jahrgang: 2007
Rebsorte: Pinot Noir
Erzeuger: Coche Bizouard
Ausbau: AOC nicht filtriert
Alkohol: 12,5%

Beaune Les Montrevenots Pinot Noir 2005

Der Wein trägt ein purpurrotes Kleid. Die Farbtiefe ist gut ausgeprägt und gibt nur einem knappen etwas helleren Rand Platz. Die erste Nase ist stark von einer Himbeernote geprägt. Die zweite ist sogar eher weniger intensiv. Hier kommt eine leichte Würze hinzu. Die Viskosität ist gut ausgeprägt.

Im Gegensatz zu den langen Kirchenfenstern wirkt der Wein auf der Zunge relativ dünn. Frucht und seidene Tannine sind die einprägenden Komponenten. In seiner ruhigen Art besitzt der Wein eine gewisse Noblesse, aber besondere Merkmale suche ich auch im allenfalls ordentlich langen Nachhall vergeblich. Ich kann nur hoffen, daß der Wein an der Luft noch gewinnt.

Dem ist leider nur bedingt so. Er wird zwar etwas würziger und kräftiger, was jedoch zulasten der zuvor vorhandenen Eleganz geht. 20 € für die Flasche sind auf jeden Fall viel zu viel. Ein enttäuschender Wein für enttäuschende Wahlabende.

Herkunft: Frankreich – Burgund – Beaune
Jahrgang: 2005
Rebsorte: Pinot Noir
Erzeuger: Domaine Germain Père et Fils
Ausbau: AOC 1er Cru
Alkohol: 13%

Maranges Clos des Rois Pinot Noir 2004

Der Wein hat eine ziegelrote Farbe. Die Farbtiefe ist mäßig ausgeprägt. In der ersten Nase ist die Intensität mäßig und das Bukett noch undurchdringlich. Die zweite Nase nimmt deutlich an Intensität zu. Fruchtige Waldbeeren treten jetzt gemeinsam mit leichten Lakritznoten auf. Die Viskosität ist gut ausgeprägt.

Das ist schon eine andere Stufe Pinot Noir. Ich zäume das Pferd mal von hinten auf. Der Nachhall besitzt eine sehr gute Länge und mineralische Anklänge. Zuvor kommt ein relativ dichter Wein durch meinen Mund, der mit Frucht und Rasse überzeugt, bevor er in einen kräftigen Abgang mit präsenten Tanninen übergeht.

Das ist jetzt ein Wein für einen Festbraten. Ein eleganter und harmonischer Typ, der aber auch genug Muskeln besitzt, um sowohl alleine zu stehen, als auch zu einem kräftigen Fleischgericht zu passen.

Herkunft: Frankreich – Burgund – Maranges
Jahrgang: 2004
Rebsorte: Pinot Noir
Erzeuger: Domaine du Chateau de Melin
Ausbau: AOC 1er Cru
Alkohol: 13%

Bourgogne Pinot Noir 2005

Der Wein hat eine kirschrote Farbe. Die Farbtiefe ist gut ausgeprägt. Zunächst riecht er recht würzig mit Aromen von Vanille und Rosmarin. In der bereits präsenten Aromatik kommen auch fruchtige Noten hinzu. Nach dem Schwenken bleibt die Aromatik im Wesentlichen unverändert. Die Viskosität ist ordentlich ausgeprägt.

Der Wein besitzt einen eher mittelleichten Körper, gleitet aber sehr rund und füllig durch den Mund. Neben einer leichten Frucht, spielen geschliffene Tannine und Schokoladennoten im Geschmack mit. Der Nachhall wirkt recht erdig und verfügt über eine gute Länge.

Der Wein ist zwar sehr harmonisch. Gleichzeitig fehlt ihm jedoch ein untrügliches Charakterzeichen. Wahrscheinlich ist das für einen „einfachen“ Burgunder auch zu viel erwartet, aber für 11€ kriegt man auch in Deutschland vergleichbar gute Spätburgunder. Dieser hier ist handwerklich ausgezeichnet. Richtige Leidenschaft mag er aber nicht aufkommen lassen. Zumindest nicht für ihn. Zu einem im eine Stufe schlechteren Pinot zubereiteten Coq au vin als der Trinkwein.

Herkunft: Frankreich – Burgund
Jahrgang: 2005
Rebsorte: Pinot Noir
Erzeuger: Frédéric Magnin
Ausbau: AOC nicht filtriert
Alkohol: 12,5%

Rhodter Klosterpfad Spätburgunder 2007

Nein, das ist nicht schon wieder der gleiche Wein. Gemäß Preisliste möchte ich ihn als den großen Bruder vorstellen, den der Winzer in einer kleineren Zelle, nämlich einem Barrique eingesperrt hat. (mutmaßlich 225l, so exakt ist Definition des Begriffs nicht) Weniger Platz heißt mehr Holz, heißt mehr Kosten, heißt höherer Preis. Ich bin gespannt, ob er den Aufschlag von 3,40€ dann auch im Geschmack rechtfertigt. Man will ja annehmen, daß der große Bruder aus seiner Zelle entlassen einen enormen Freiheits- und Mitteilungsdrang verspürt und jetzt all das nachholt, was er in den Jahren der Haft nicht tun konnte. Wobei mancher aus dem Knast arg verbittert oder gar gebrochen wieder kommt…

Der große Bruder trägt natürlich kein Kleid, sondern eine Robe im feinstrichterlichen Kirschrot. Die Farbtiefe ist mäßig ausgeprägt. Zunächst duftet er erdig, würzig und nach Schokolade. Nachdem ihn die ungewohnte Freiheit etwas durchgeschüttelt hat, kommen auch Pfeffer- und Lebkuchennoten zum Vorschein. Die Viskosität ist ordentlich ausgeprägt.

Der große Bruder geht noch etwas schüchtern mit der neuen Freiheit um. Offensichtlich weiß er noch nicht, in welche Richtung er sich bewegen soll. Die magere Kost hat ihn Kraft gekostet und ihm einen leichten Körper verpaßt. Dies kontrastiert mit der Würze und den schokoladigen Noten sowie eine Wärme, die ich nicht anders als alkoholisch beschreiben kann, auch wenn der Alkohol sonst nicht groß raus kommt. Auch die bittere Gerbsäure harmoniert nicht wirklich mit dem Körper. Sehr fein ist jedoch der samtene Nachhall, der eine sehr gute Länge besitzt.

Was soll ich sagen. Ich komme mit dem kleinen Bruder besser zurecht, dessen stürmische und unkomplizierte Art einfach sofort eingängig ist und den Trinker für ihn einnimmt. Es kommt hinzu, daß der große Bruder nicht den Eindruck erweckt, als würde er noch viele Geheimnisse vor dem Trinker für intimere Stunden zurückhalten. Dennoch ist auch der große Bruder ein sehr guter Wein, in der Nase sogar der attraktivere, den man durchaus einmal zu dunkler Schokolade probieren kann.

Nachträglich kann ich hinzu fügen, daß der große Bruder im Laufe des Abends noch auftaute und durchaus gesprächig wurde.

Herkunft: Deutschland – Pfalz – Rhodter Klosterpfad
Jahrgang: 2007
Rebsorte: Spätburgunder (Pinot Noir)
Erzeuger: Christian Heußler
Alkohol: 14%
Ausbau: QbA trocken Barrique

Rhodter Klosterpfad Spätburgunder 2007

Der Wein trägt ein granatrotes Kleid. Zunächst rieche ich Waldbeeren, Lakritz und Kräuter. Auch nach dem Schwenken bleibt das Bukett in hoher Intensität erhalten. Die Viskosität ist gut ausgeprägt.

Nach dem schönen Geruch habe ich ein kleines agnostisches Gebet in Richtung Bacchus, Dionysos und wens sonst noch interessieren könnte gesprochen. „Enttäusch mich nicht.“ Und siehe da, mein Gebet wurde erhört. Bacchus, Dionysos oder wer sonst auch immer schenkt mir einen Wein mit vollmundiger Frucht, einem ordentlichen Körper und einem mineralischen Nachhall, der eine gute Länge besitzt.

Für mich ist das ein Paradebeispiel für einen deutschen Spätburgunder. Eine schöner Duft, ein fruchtiger Geschmack und eine herrliche Unkompliziertheit. Ein Wein für jeden Tag und zugleich ein Wein, der aus jedem Tag einen guten Tag machen kann. Den Wein würde ich zu einem schönen Kasselerbraten empfehlen.

Herkunft: Deutschland – Pfalz – Rhodter Klosterpfad
Jahrgang: 2007
Rebsorte: Spätburgunder
Erzeuger: Christian Heußler
Alkohol: 13%
Ausbau: QbA trocken – im Holzfaß gereift