Rhodter Klosterpfad Spätburgunder 2007

Nein, das ist nicht schon wieder der gleiche Wein. Gemäß Preisliste möchte ich ihn als den großen Bruder vorstellen, den der Winzer in einer kleineren Zelle, nämlich einem Barrique eingesperrt hat. (mutmaßlich 225l, so exakt ist Definition des Begriffs nicht) Weniger Platz heißt mehr Holz, heißt mehr Kosten, heißt höherer Preis. Ich bin gespannt, ob er den Aufschlag von 3,40€ dann auch im Geschmack rechtfertigt. Man will ja annehmen, daß der große Bruder aus seiner Zelle entlassen einen enormen Freiheits- und Mitteilungsdrang verspürt und jetzt all das nachholt, was er in den Jahren der Haft nicht tun konnte. Wobei mancher aus dem Knast arg verbittert oder gar gebrochen wieder kommt…

Der große Bruder trägt natürlich kein Kleid, sondern eine Robe im feinstrichterlichen Kirschrot. Die Farbtiefe ist mäßig ausgeprägt. Zunächst duftet er erdig, würzig und nach Schokolade. Nachdem ihn die ungewohnte Freiheit etwas durchgeschüttelt hat, kommen auch Pfeffer- und Lebkuchennoten zum Vorschein. Die Viskosität ist ordentlich ausgeprägt.

Der große Bruder geht noch etwas schüchtern mit der neuen Freiheit um. Offensichtlich weiß er noch nicht, in welche Richtung er sich bewegen soll. Die magere Kost hat ihn Kraft gekostet und ihm einen leichten Körper verpaßt. Dies kontrastiert mit der Würze und den schokoladigen Noten sowie eine Wärme, die ich nicht anders als alkoholisch beschreiben kann, auch wenn der Alkohol sonst nicht groß raus kommt. Auch die bittere Gerbsäure harmoniert nicht wirklich mit dem Körper. Sehr fein ist jedoch der samtene Nachhall, der eine sehr gute Länge besitzt.

Was soll ich sagen. Ich komme mit dem kleinen Bruder besser zurecht, dessen stürmische und unkomplizierte Art einfach sofort eingängig ist und den Trinker für ihn einnimmt. Es kommt hinzu, daß der große Bruder nicht den Eindruck erweckt, als würde er noch viele Geheimnisse vor dem Trinker für intimere Stunden zurückhalten. Dennoch ist auch der große Bruder ein sehr guter Wein, in der Nase sogar der attraktivere, den man durchaus einmal zu dunkler Schokolade probieren kann.

Nachträglich kann ich hinzu fügen, daß der große Bruder im Laufe des Abends noch auftaute und durchaus gesprächig wurde.

Herkunft: Deutschland – Pfalz – Rhodter Klosterpfad
Jahrgang: 2007
Rebsorte: Spätburgunder (Pinot Noir)
Erzeuger: Christian Heußler
Alkohol: 14%
Ausbau: QbA trocken Barrique

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