14. Welt-Astra-Tag

Wie im letzten Jahr kam ich natürlich auch diesmal nicht um den Welt-Astra-Tag herum. Das von der Astra-Brauerei veranstaltete Festival ohne Freibier aber zum freien Eintritt und unter freien Himmel – was bei diesem Sommer natürlich kein Vorteil ist – offenbart für mich den einzigartigen Charme von St. Pauli.

Auch wenn es natürlich viel zu kurz greift, dies in einen Satz zu formulieren, will ich es noch kürzer mit den drei Worten „Größenwahn mit Augenzwinkern“ versuchen. Der Charme des Losers, der mit seinen letzten 100€ eine Lokalrunde schmeißt, besitzt eine Chupze, die der Stadtteil St. Pauli trotz aller Bemühungen von Investoren noch immer nicht verloren hat.

H-Blockx als Main Act für eine solche Party passen natürlich wie die Faust aufs Auge. Einerseits viel zu groß für so ein Festival, andererseits so abgehalftert wie Mickey Rourke in der Charles Bukowski Verfilmung Barfly kommt man sich als Zuschauer, der es gerade noch nicht in die Midlife-Crisis geschafft doch fast schon wie bei einem Baumarkt-Jubiläum mit Roland Kaiser vor, denn die Songs waren noch die gleichen wie in den 90ern, so daß man noch extrem textsicher war.

Aber es zeigt auch die Extraklasse von St. Pauli, daß trotz einer einstmals großen Band auf abgebrochenem Ast und trotz schlechtem Wetter eine Riesenstimmung war und die Band angefeuert vom Sponsor des Festivals noch einmal eine Riesenshow zeigte. Diese Seite werde ich von Hamburg echt vermissen, auch wenn ich es mit einzigartiger Weinfeststimmung eintausche.

Deswegen komme ich auch nicht umhin, ein paar Zeilen dem Sponsor zu widmen, wobei ich gestehen muß, daß ein anderer Grund der ist, daß mir die Idee ein Wochenende zuvor kam, als ich sagte, daß man über alles schreiben kann und folgendes als erstes meinen Augen begegnete.

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Du schaffst es nicht durchs Tor zur Welt
weil man Dich lieber hier behält
Du wirst nicht ins Ausland versandt
Deshalb bist Du dort auch nicht bekannt

Doch wer Dich hält in seiner Hand
und wem Du dann auch gefällst
für den bist Du dann das beste Bier der Welt
und er löscht mit Dir jeden Brand

Liebevoll nennen wir Dich Knolle
und kriegen uns wegen Dir in die Wolle
Denn bist Du erst einmal leer

brauchen wir einfach noch mehr
denn nur voll erfüllst Du Deine Rolle
und verbreitest Deinen Underdog-Flair

P.S. Mein Gegenüber konterte leicht süffisant, daß man sicher über alles schreiben kann, es deswegen aber noch lange nicht gut sein muß (kann). Auch ein Grund, wieso der Beitrag unter Motto abgelegt ist.

Chianti Classico – German Tour 2010

Am Dienstag den 15.6. stellte das Konsortium des Chianti Classico seine Weine in Hamburg vor. Das Grand Elysee bot hierfür einen sehr eleganten Rahmen, in dem Weine und Besucher ein gutes Ambiente fanden.

Das Chianti Classico bezeichnet sich selbst als das Herzstück des Chiantis und stellt zunächst mal eine regionale Teileinheit des Chianti zwischen Florenz und Siena dar. Die eingetragene Rebfläche des Chianti Classico von 7.200 ha steht etwa auf einer Stufe mit der Fläche des gesamten Anbaugebiets Mosel. Mit einer jährlichen Produktion von fast 300.000 hl wissen die Erzeuger einige durstige Kehlen zu stillen.

Die Hauptrebsorte des Chiantis Classico ist der Sangiovese. Anders als beim Brunello di Montalcino muss der Wein allerdings kein rebsortenreiner Sanigovese sein, auch wenn Sangiovese mindestens 80% des Weins ausmachen. Cuvées sind im Gebiet des Chianti Classico eher die Regel. Neben heimischen Rebsorten wie Cannaiolo und Colorino kommen auch internationale Rebsorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot und Syrah zum Einsatz.

In Hamburg wurden Chianti Classico aus den Weinen 2008, 2007 und 2006 sowie Riservas aus den Jahren 2007, 2006 vorgestellt. Dazu gab es noch zwei Riserva aus 2005 und eine aus 2003zu verkosten. Mengenmäßig am stärksten vertreten unter den 61 Weinen waren die Chianti Classico aus 2007 und die Riserva aus 2006.

Im folgenden gehe ich nur auf die Weine ein, die mir jeweils besonders gefallen haben – probeweise diesmal ohne Punkte. Ich bin gespannt, ob sich ein Leser beschwert.

Chianti Classico 2008

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Castello de Selvole
100% Sangiovese
Nase: Cassis, Kirsche
Mund: würzig, Nuß, rund, harmonisch

Castello Vicchiomaggio – San Jacopa da Vicchiomaggi
90% Sangiovese, 5% Canaiolo, 5% Colorino
N: kräutrig, Melisse, Heidelbeere
M: feine Frucht, angenehme Tannine, gute Länge, Holz ist spürbar

Chianti Classico 2007

Borgo Salcetino
95% Sangiovese, 5% Canaiolo
N: warm, Brotrinde, Mandel
M:  saftig, sehr viel Frucht, fast süß, kräftige Tannine, erdig, sehr gute Länge

Fontodi
100% Sangiovese
N: Cassis, Nelken, Nuß, sehr eigene Würze
M: viel Kraft, Power, kräftige Tannine
wirkte eher wie eine Riserva, was unter den „normalen“ Chianti doppelt auffiel

Le Miccine
85% Sangiovese, 10% Malvasia Nera, 5% Merlot
N: Vanille, sehr eigene Würze, Himbeer, Kirsche
M: fein, rund, elegant
Für mich so etwas wie der Sieger der Herzen als sehr individueller Wein. Leider scheint es in Deutschland noch keine Bezugsquelle zu geben.

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Tenuta di Lilliano
80% Sangiovese, 20% Canaiolo und Colorino
N: Brot, Eukalyptus, Kirsche
M: rund, mittlerer Körper, ordentliche Frucht, sehr gut gemacht.

San Felice
100% Sangiovese
N: Kirsche, würzig
M: viel Frucht, Kirsche, kräftige Tannine, mittelschwer

Villa Cafaggio
100% Sangiovese
N: Nuß, Trüffel
M: ordentliche Frucht, mäßige Säure, mittelleicht, ordentliche Tannine

Chianti Classico 2006

Castello di Cacchiano
95% Sangiovese, 5% Canaiolo
N: erdig, Vanille, Veilchen
M: intensive Würze, Nuß, leichte Säure, ordentliche Tannine
definitiv eines der Highlights

Tenuta di Nozzole – Poggio Reale
100% Sangiovese
N: Frucht, Mandel
M: viel Frucht, saftig

Chianti Classico Riserva 2007

Felsina – Riserva Rancia
100% Sangiovese
N: sehr eigene Würze
M: viel Frucht, gute Dichte, Schokolade, kräftig

La Casaccia
100% Sangiovese
N: Eukalyptus, Melisse
M: viel Frucht, enorme Dichte, kräftige Tannine

Chianti Classico Riserva 2006

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Borgo Salcetino
95% Sangiovese, 5% Canaiolo
N: erdig, Brombeere, Toast
M: feine Würze, kräftig, ordentliche Frucht

Fattoria Nittardi
N: Nuß, Vanille, Veilchen
M: kräftig, dicht, würzig

Agricoltori del Chianti Geografico – Montegiachi
95% Sangiovese, 5% Colorino
N: Kirsche, Eukalyptus, Brotrinde
M: viel Frucht, leichte Säure, Tannine etwas unrund

Agriano in Chianti
90% Sangiovese, 5% Canaiolo, 5% Merlot
N: sehr eigene Würze, Malz
M: würzig, Nuß, mittlerer Körper, mäßige Länge

Tenut Bonomonte
100% Sangiovese
N: Melisse, Kirsche
M: relativ fruchtig, mittelschwerer Körper

Zusammenfassend muß ich bekennen, daß sich die vermeintlich höhere Klasse der Riservas vor mir hinter einer dicken Holzschicht verborgen hat. Am besten gefallen haben mir die Chianti Classico aus 2007. Highlights waren hier Fontodi, Le Melicce und Borgo Salcetino. Der 2006er Castello di Cacchiano und 2007er Riserva La Casaccia hatten auch ein sehr hohes Niveau, sind aber natürlich auch schon eine Spur teurer.

Insgesamt eine sehr schöne Veranstaltung, die professionell organisiert war. Die Veranstaltung war insgesamt auch deutlich besser besucht, als es sich aus meinen Fotos ergibt, die ich erst am Ende der Veranstaltung geknipst habe, als ich mich nicht mehr auf die Weine konzentrieren mußte.

Weinseminar Burgunder-Reise

Am vergangenen Freitag begab ich mich bei Rindchens Eppendorfer Weinkontor auf eine Burgunder-Reise. Wohlbemerkt handelte es sich um eine Burgunder und nicht um eine Burgundreise. Die Weine waren also allesamt aus Burgunderrebsorten erzeugt, kamen aber auch aus anderen Anbaugebieten.

Eine kleine Enttäuschung hatte ich beim Durchlesen der Karte. Nur ein Premier Cru und kein Grand Cru auf der Liste! Dazu noch ein Ahrwein als vermeintlich krönender Abschluß. Konnte das wirklich funktionieren? Von solchen Nebensächlichkeiten lasse ich mich aber natürlich nicht von der Hauptsache Wein abbringen und konzentrierte mich auf die ausgeschenkten Weine.

(1) Chardonnay & Spätburgunder brut 2007, Erzeuger: Peth-Wetz, Herkunft: Rheinhessen
Nase: Hefe, Apfel, leicht blumig
Mund: frisch animierend
Auch für jemand wie mich, der kein Fan prickelnder Weine ist, ein sehr schöner Sekt. Für eine fundiertere Beschreibung fehlen mir jedoch Leidenschaft und Erfahrung für Schaumweine.

(2) Weißburgunder trocken 2008, E: Bergdolt-Reif & Nett, H: Pfalz
N: sehr intensiv, fruchtig, blumig, leicht steinig, Honigmelone
M: sehr fruchtig, cremig, mild, leicht mineralisch, gute Länge im Nachhall 87 CP

Mit so etwas hätte ich als Startwein nicht gerechnet. Der Weißburgunder hing die Latte für die folgenden Weine schon ziemlich hoch.

(3) Auxey duresses blanc 2006, E: Domaine Taupenot-merme, H: Burgund – Auxey duresse, Rebsorte: Chardonnay
N: Vanille, Karamell, leicht blumig, laktische Noten
M: relativ dicht, cremig, rauchige Noten, Brotrinde, erdig, laktische Noten 89 CP

Vielleicht etwas zu sehr vom Barrique geprägt für meinen Geschmack, aber hoch interessant und hervorragend gemacht.

(4) Grillenhügel 2006, E: Johanneshof Reinisch, H: Österreich – Thermenregion, R: Pinot Noir
N: kräutrig, Waldbeere, leicht Vanille
M: relativ leichter Körper, der aber gut gefüllt ist; sehr rund, harmonisch, würzig, erdig 91 CP

Das war dann ein wirklich toller Einstieg in die Welt des Pinot Noir, an dem es nichts auszusetzen ab.

(5) Morey saint denis Premier cru la riotte 2005, E: Domaine Taupemot-merme, H: Burgund – Morey St. Denis, R: Pinot Noir
N: kräutrig, viel Kirsche, erdig, Tabak, Kaffee
M: mittelschwer, kräftig, extraktreich, rund, geschliffene Tannine, würzig, sehr gute Länge, erdig 93 CP

Der Premier Cru erwies sich damit schon als ein echter Markstein und als einer der besten Weine, die ich in diesem Jahr  getrunken habe. Der Ladenpreis von 56€ spricht dann auch ein deutliches Wort.

(6) Spätburgunder Alte Reben 2006, E: Jean Stodden, H: Ahr
N: Brombeere, Rauch, Lavendel, Klebstoff
M: leichte Säure, dicht, würzig, viel Frucht, guter Körper, kommt im 2. Schluck, leicht alkoholisch, sehr gute Länge 91 CP

Der Ahrwein war tendenziell, der am wenigsten elegante und harmonische Wein der 3 Pinot Noirs, beeindruckte jedoch mit Kraft. Insgeamt eine tolle Reihe von Pinot Noirs, bei der die unterschiedlichen Stile hochwertiger Pinots von leicht bis kräftig deutlich heraus kamen.

Während die Gespräche der fachkundigen Gruppe sich vom Wein abwandten und der richtigen Vorbereitung von Hummer zuwandten (Hummerkopf in kochendes Wasser halten), wurde aus dem Weinladen Nachschub geholt, für den ich nicht mal quengeln mußte.

(7) Corton Rognet 2005 Grand Cru, E: Domaine Taupenot-merme, H: Burgund – Corton, R: Pinot Noir
N: sehr würzig, etwas kräutrig, sehr vielschichtig, extrem fein, Tabak, Vanille
M: relativ leichter Körper, gute Länge, sehr rund, elegant, erdiger Nachhall, fruchtig 94 CP

Dieses Bukett müßte man in Flaschen verpacken und als Parfum verkaufen.
Als Kontrastpunkt kam zum Abschluß Bordeaux ins Glas.

(8) Brane-Cantenac 2004, E: Brane-Cantenac, H: Bordeaux – Margaux, R: Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc
N: Vanille, Kaffee, Cassis, leicht Paprika
M: rund, kräftig, starke Tannine, würzig, Kaffee 90 CP

Gegen die große Konkurrenz aus Burgund fiel es dem hervorragenden Wein dann doch schwer zu bestehen.

Eine sehr schöne Probe, deren Preis von 40€ angesichts der Qualität der Weine und des schönen Bufetts sehr fair kalkuliert war.

Weinprobetrinken Toskana

Neulich in der U-Bahn wurde ich Zeuge eines Gesprächs, in dem sich 3 Jugendliche über die Dinge des täglichen Lebens unterhielten, ihr nächstes Pokalspiel, wie cool es doch wäre, mal Kockboxen zu trainieren und wie schade, daß sie das Bein dafür nicht hoch genug kriegen würden. Den Mädels wäre das bei anderen Körperteilen wohl weniger schnuppe, aber der eigentliche Brüller kam erst, als sie sich verabreden wollten und einer meinte, sie sollten sich nächsten Donnerstag treffen, da ja dann Feiertag sei. Darauf entspannte sich folgender Wortwechsel:

„Feiertag. Echt, ist da Feiertag Digga?“

„Ja, Mann da ist Vatertag.“

„Krass. Ist Vatertag  immer Feiertag?“

„Keine Ahnung.“

„Hä, ist Muttertag dann auch immer Feiertag?“

Noch heute beglückwünsche ich mich für meine Reaktionsschnelligkeit, in diesem Augenblick schnell genug die Hand vor den Mund bekommen zu haben, um  das natürliche Losprusten zu verhindern und das unvermeidliche Grinsen hinter der Hand zu verbergen.

Wie dem auch sei, der kommende Donnerstag ist Vergangenheit, und ich habe Christi Himmelfahrt zwar nicht mit einem gut mit Alkohol gefüllten Bollerwagen, aber mit einer kleinen Weinprobe verbracht. Schon in der Vergangenheit hatte ich von der Weinbar St. Pauli gelesen und sie als eher unkomplizierte Weinbar abgetan, die man bei Gelegenheit mal aufsuchen könnte.

Die Gelegenheit ergab sich durch das Weinprobetrinken Toskana, bei dem ich 6 Weine aus der Toskana für den Schnäppchenpreis von 5€ vorgesetzt bekam. Die Weinbar liegt am Neuen Kamp in Sichtweite zur Gästekurve des Millerntorstadions, insofern ein guter Anlaufpunkt für eines der zwei Auswärtsspiele vor meiner Haustür, zumal es auf der Karte auch Pfälzer Weine gab.

Der Eindruck einer unkomplizierten Weinbar bewahrheitete sich vor Ort. Eine einfache Einrichtung, keine echte Küche; hier stehen Wein und der soziale Treffpunkt imZentrum. Die Weine sind im offenen Ausschank in 0,1l Gläsern zu beziehen, und es wird kein Wert darauf gelegt, irgendwelche Namen auf der Karte zu hinterlassen, wobei man sich trotzdem über einen Pinot Noir von Christmann freuen kann.

Die von mir zuvor aufgeworfene Verbindung zum Fußball kommt auch in den Bildern an der Wand zu Tage, und einer der Betreiber machte auch keinen Hehl daraus, dem Kern der Pauli-Fans anzugehören.

Aber es geht hier ja nicht um Ambiente, Fußball, Pauli oder den FCK sondern um Alkohol, dem ich mich in den folgenden Verkostungsnotizen jetzt wieder zuwende.

(1) Vernaccia di San Gimignano DOC 2008 Azienda Agricola Canneta
Nase: intensive Muskatnote, etwas Rhabarber
Mund: leichte Säure, etwas herb, Graipefruit 80 CP

(2) Contessa di Radda Chianti Classico DOC 2003 Agricoltori del Geografico, 95% Sangiovese, 5% Canaiolo
N: Pflaume, Melisse
M: relativ dicht, kräutrig, etwas Schokolade, gute Länge 83 CP

(3) Sassabruna Rocca di Montemassi 2004 Castello d’Alba Sangiovese
N: Vanille, dezente Kirsche, feine Würze
M: sehr rund, kräftig, Kirsche, geschliffene aber kräftige Tannine, sehr gute Länge, würzig 86 CP

(4) Villa die Capezzane Carmignano 2003 Tenuta di Capezzano 80% Sangiovese, 20% Cabernet Sauvignon
N: recht dezent, Schokolade, Cassis
M: deutliche Frucht, rund, leichte Säure, ordentliche Länge 81 CP

(5) Panzanello Chianti Classico Riserva 2003 Azienda Agricola Panzanello Sangiovese angereichert mit Merlot und CabS
N: eher dezent, fruchtig, würzig
M: sehr schöne Dichte, intensive Frucht, fast süßlich, extraktreich, etwas alkoholisch, kräftig 88 CP

(6) Vino Nobile di Montepulciano DOCG 2004 Azienda Agricola Poliziano 80% Prugnolo Gentile angereichert mit Merlot, Canaiolo und Colorino
N: recht dezent, Schokolade, würzig
M: dicht kräftig, süßliche Frucht, rund, Schokolade, gute Länge 89 CP

Das war nicht der erste Wein, den ich von Poliziano getrunken habe, und so richtig begeistert hat mich noch keiner davon, auch wenn dieser unzweifelhaft sehr gut gemacht ist und ein sehr harmonisches Geschmacksbild bietet. Heimlicher Sieger des Probetrinkens war für mich aber der Sassabruna (3), der für seinen Preis ein sehr schönes Genußerlebnis bietet.

Sehr gut an der Probe gefallen hat mir, daß es eine Probe mit gereiften Weinen und nicht eine Probe der aktuell frisch auf die Flasche gezogenen Tropfen war. Auf alle Fälle ist das Weinprobetrinken eine empfehlenswerte Veranstaltung, die meist am 2. Donnerstag des Monats stattfindet.

Rheinhessenwein

Am letzten Montag stellten im Hamburger Chilehaus einige rheinhessische Winzer ihre Weine vor. Da der Publikumsteil erst um 18 Uhr begann und ich einen Anschlußtermin hatte, konnte ich leider nur eine Stunde verkosten, so daß es mir nicht gelang ein wirklich umfassendes Bild zu gewinnen.

Der Tatsache geschuldet, daß mein Keller übervoll mit Rieslingweinen gefüllt ist, nutzte ich die Chance, die Rheinhessen mit seiner Rebsortenvielfalt bietet und konzentrierte mich auf weiße Burgundersorten und Silvaner. Auch wenn ich den Eindrücken von solchen Weinproben immer etwas skeptisch gegenüber stehe, da man einen Wein bereits nach einem Schluck beurteilt und weder etwas von seiner Entwicklung im Glas erfährt noch ihm die Chance des zweiten Schlucks gewährt, bin ich mir diesmal besonders unsicher. Und das liegt daran, daß ich fürchte, daß mir die eigenen Geschmacksnerven an diesem Tag einen Streich gespielt haben. Am Anfang erschienen mir fast sämtliche Weine sehr herb und eintönig. Später wurde das besser, so daß ich doch ein paar Empfehlungen geben kann.

Das Weingut Bettenheimer überzeugte mit einer sehr gelungenen Kollektion

Sylvaner trocken 2009 Selection Rheinhessen Appenheimer Eselspfad
N: feines Bukett, kräutrig, blumig, leichte Zitrusnoten
M: verschlossen, mineralisch, würzig 88 CP

Chardonnay trocken 2009 Ingelheim
N: blumig, Birne
M: cremig, buttrig, feiner Schmelz, schöne Säure 86 CP

Auch das Weingut Flick bot sehr schöne Weine an.

Silvaner trocken 2009 Siefersheim
N: Kochgemüse
N: cremig, volle Frucht, leichter Schmelz 86 CP

Chardonnay trocken 2009 Gau-Odernheim
N: blumig, steinig
M: cremig, würzig, buttrig, mineralisch 86 CP

Riesling trocken 2009 Westhofener Morstein
N: Zitrus, Graipefruit
M: füllig, fruchtig, schöne Säure, mineralisch 89 CP

Beim Weingut Gehring habe ich einen schönen Chardonnay verkostet
Chardonnay trocken 2009 Niersteiner Ölberg
N: Wachs, opulente Frucht
M: schöne Dichte, sehr fruchtig, kräftig 87 CP

An allen Rieslingen, wie z.B. dem vom Weingut Neumer bin ich dann doch nicht vorbei gekommen.
Riesling trocken 2009 Gau-Odernheimer Ölberg
N: sehr feine Rieslingnase, Aprikose, kräutrig
M: relativ leicht, rund, schönes Säure-Fruchtspiel 87 CP

Gewinner war mit dem Westhofener Morstein dann doch ein Riesling, aber an so einem Lagenwein kommt man ebenschlecht vorbei.

Schade, daß ich so wenig Zeit zum Verkosten hatte und zu einigen Winzern nicht gekommen bin und auch keinen einzigen Rotwein getrunken habe. Ein ander Mal.

Weinfrühling Hamburg

Am vergangenen Wochenende fand die Weinmesse WeinFrühling im alten Börsensaal der IHK in Hamburg statt. Nach dem Besuch am Samstag habe ich mich dagegen entschieden auch am Sonntag hinzugehen. Das hatte verschiedene Gründe.

Zum Einen war es wirklich mal wieder an der Zeit, Ordnung in meiner Wohnung zu schaffen. Dazu kam, daß ich die einzige Regenpause des Tages um halb Fünf für den ersten normalen Lauf seit dem Beginn der Eiszeit genutzt habe und da ich zurück gegen den Wind laufen mußte auch entsprechend kaputt war, was aber weniger von Belang war, da die Messe schon um Sechs ihre Pforten schloß. Nach einem langen Weinwochenende zuvor und einem langen Weintag am Tag zuvor war ich doch etwas erschöpft und vielleicht sogar müde des Weins, aber: kein Alkohol ist auch keine Lösung, abends gab es zum Essen natürlich einen schönen Wein. Das Alles wäre aber vermutlich kein ausreichender Grund für mich gewesen, wenn nicht das Niveau der Aussteller doch als nur durchschnittlich erwiesen hätte.

Wie sich das Weingut Rinklin dorthin verirrt hatte, weiß ich zwar nicht, aber wahrscheinlich hat das badische Weingut trotz einer Bekanntheit bei Weinfreaks wohl noch nicht die garantierten Absatzkanäle, um losgelöst von solchen Werbeaktionen agieren zu können. Wie auch immer, sie fielen allein dadurch auf, daß sie eigenständige Weine vorstellten, die sich nicht im Mainstream einordneten.
Weißburgunder QbA trocken 2008
N: Stinker, würzig, pflanzliche Noten, blumig
M: kräftig, würzig 87 CP

Grauburgungder QbA trocken 2007 Barrique
N: Melisse, Eukalyptus
M: würzig, cremig, feine Mineralik, sehr eigen 90 CP

Das Rieslingweingut Rebenhof von der Mosel zeigte eine sehr ansprechende Kollektion, wie es auch bei dieser Messe kein Schaden war, sich an die Moselwinzer zu halten. Solche Pauschalurteile liegen mir eigentlich ziemlich fremd, aber auch das Bio-Weingut Dr. Pauly-Bohn zeigte einen sehr guten Wein
Schießpflug Riesling Auslese trocken 2007
N: reife Frucht, Bortrytis, Birne
M: cremig, dicht, leicht mineralisch 88 CP

Das Weingut Agritiushof von der Saar, also schon wieder Anbaugebiet Mosel, zeigte auch eine schöne Kollektion von Rieslingen.

Aus meiner Heimat darf ich das Weingut Petri hervorheben.
Kallstadter Saumagen Riesling Spätlese trocken 2008
N: mineralisch pflanzlich
M: mineralisch, kräftig, würzig 88 CP

Herxheimer Himmelreich Chardonnay Spätlese trocken Barrique 2007
N: Butter, Bortrytis, reife Frucht
M: kräftig, dicht, cremig, mineralisch, salzig 90 CP

Wenn ich die Veranstaltung jetzt insgesamt etwas kritischer beschrieben habe, möchte ich den Veranstaltern dennoch einen guten Job attestieren. Eine solche Menge von fast 90 Winzern in die Wein-Diaspora Hamburg zu bringen, ist erstmal eine Leistung an sich. Weiter stelle ich fest, dass der Börsensaal einfach hervorragend für solche Ereignisse geeignet ist, und vom Veranstalter auch optimal genutzt wurde. Durch eine Aufteilung der Winzer in Börsensaal und Commerzsaal, erschien der Raum großzügig zu sein, so daß man fast vergessen konnte, hier die gleiche Luft wie Finanzhaie einzuatmen. Der Zwischenteil zwischen den beiden Räumen, in dem die Stände der Makler untergebracht sind, erweist sich dabei als guter Rückzugspunkt, an dem man kurz innehalten kann, um z.B. das Programm zu studieren.

Wenn jemand in meiner Beschreibung die Rotweine vermißt, so muß ich diesen enttäuschen, da ich mir die Rotweine für den Sonntag aufgehoben hatte.

WineStyle Hamburg – Tag 3

Am 3. Tag der Weinmesse habe ich nicht mehr so viel verkostet. Stattdessen habe ich mehr von den angebotenen Seminaren besucht, die von Rolf Klein in lockerem Stil ohne Rechthaberei moderiert wurden.
Das Seminar „Wanted – Piratenjagd per Steckbrief: Finden Sie den richtigen Wein?“ hielt  er mit einem humorvollen Augenzwinkern, ging es hierbei doch darum, verschiedene Weinbeschreibungen von Journalisten dem passenden Wein zuzuordnen. Er nutzte dies, um sich für die manchmal etwas ausdrucksvolle Weinsprache zu werben, gab aber auch zu, daß auch Profis einen Wein selten zweimal gleich beschreiben. Wer meine Verkostungsnotizen liest, wird verstehen, daß ich Verständnis dafür habe, viele Worte für die Beschreibung eines Weins zu verwenden.

Das zweite Seminar drehte sich um Öko- oder auch Bioweine. Rolf Klein ging nur kurz auf die einzelnen Spielarten biologischen Weinbaus ein und zeigte noch einmal kurz das Hauptdilemma der biologischen Zertifizierung von Wein auf, die sich eben nur auf dem Anbau im Wingert beziehen und den Bereich des Ausbaus im Keller außen vor lassen. Ich persönlich war nur in einem Punkt mit ihm uneinig, als er den biodynamischen Weinbau als die Spitze des biologischen Weinbaus bezeichnete. Einige Punkte in der Philosophie der Biodynamiker erscheinen mir doch weit mehr Aberglaube als Glaube an die Notwendigkeit in einen vernünftigen Umgang mit der Natur. Persönlich glaube ich auch, daß biologischer Weinbau nicht unbedingt die beste oder alleinige Lösung für einen nachhaltigen Umgang mit dem Boden darstellt. Die chemische Keule, mit der lange Jahre auf Reben und Boden eingeschlagen worden hat diesen aber derart kaputt gemacht, dass die Ökobewegung eine echte Rettung für den Weinbau darstellte, weil sie auch bei denen, die sich ihr nicht verschrieben haben für ein Umdenken sorgte.

Das letzte Seminar „Schnäppchenmarkt: Unter 8 und gut gemacht“ war tendenziell weniger interessant, weil es „nur“ eine Verkostung von Weinen war. Es gab auch gut gemachte Dornfelder und Rivaner, aber echte Offenbahrungen waren für mich nicht unter den Weinen. Zu Überraschen wußte der Oveja Negra, eine Cuvee aus Riesling und Grauburgunder, der der erste brasilianische Wein war, den ich in meinem bisherigen Leben getrunken habe. Auf diesem Niveau kann man durchaus noch weitere Weine aus Brasilien trinken.

Von den bei den Ausstellern verkosteten Weinen konnten mich heute insbesondere zwei österreichische Weine vom Weingut Frauwallner aus der Südoststeiermark überzeugen.
Eruption weiß 2006 Chardonnay
N: sehr intensiv, Birne, Bortrytis, reife Frucht, filigan
M: mineralisch, fein, leichtfüßig, leichte Bortrytisnote, hoch elegant 93 CP
Eruption rot 2006
N: Kräuter, Eukalyptus, Melisse
M: sehr rund, fein, gute Dichte, harmonisch, gut ausbalanciert, mineralisch 91 CP

Chateau Peyraborn aus dem Bordeaux präsentierte ein paar sehr schöne Weine. Besonders gefiel mir der 2005er.
N: schöne kräftige Frucht
M: fleischig, saftig, volle Frucht 89 CP

Eine recht interessante Kollektion zeigte auch das Weingut Gehrig aus der nördlichen Pfalz, bei dem man sich auf Sauvignon Blanc und Merlot spezialisiert hat. Den Merlot erhält man hier auch weißgekeltert. Als ich anmerkte, daß der Merlot ja wirklich genauso farblos wie das Wasser sei, mit dem ich das Glas zuvor ausgespült hatte, lächelte der Winzer und erklärte mir, daß der Vorgängerjahrgang tatsächlich farblos gewesen sei, dieser aber eine leichte Lachsfärbung habe, da man ihn als Reaktion auf die anscheinend negative optische Wahrnehmung dann doch minimal länger auf der Maische gelassen habe. Die Lachsfärbung war übrigens tatsächlich festzustellen.

Ich muß den Veranstaltern attestieren, daß sie von Jahr zu Jahr professioneller werden. Insbesondere die Einbeziehung der Seminare in die Veranstaltung macht die WineStyle zu einer besonderen Weinmesse. Sicherlich ist die Qualität der Winzer auf der Anfang Januar von Scheuermann organisierten Messe etwas höher, doch der Charme der WineStyle liegt auch in der großen Bodenständigkeit der Aussteller. Auf jeden Fall hat mir die Messe wieder viel Spaß gemacht, und ich komme gerne im nächsten Jahr wieder.

WineStyle Hamburg – Tag 2

Heute war der 2. Tag der WineStyle in den Deichtorhallen. Das Seminar von Stuart Pigott zum Thema „Wein und Klimawandel oder: Zum Wohlsein, Kopenhagen“, war 10 Minuten vor Beginn derart überfüllt, daß ich es mir dann doch geschenkt habe und weiter verkostet habe. Ich muß dem Veranstalter aber ein Kompliment für die Seminare aussprechen. Waren diese im letzten Jahr noch versteckt in einem Hinterzimmer und eher schlecht besucht, so sind sie diesmal so präsent, daß sie eben auch von den Besuchern wahrgenommen werden.

Das Seminar von Jens Priewe zum Thema „Der Luxus des Einfachen“ war eher belanglos. Priewe gab zunächst das Ziel aus, große Weine für kleines Geld zu präsentieren. Im Laufe des Seminars wurde aber deutlich, daß es ihm nicht darum ging, sondern darum welchen Luxus der Genuß einfacher Weinen mit Herz darstellt und das dieser Genuß von den Weintrinkern nicht vergessen werden sollte. Wenn ich diese Botschaft in meinem einleitenden Satz als belanglos abtue, dann wohl auch, weil sie bei mir schon längst angekommen ist und diese Weine das Gros, der auf KeinAlkoholistauchkeineLoesung.de verkosteten Weine darstellen. Ich gehe davon aus, daß auch die Leser in dieser Welt leben. Ich muß Priewe jedoch leider etwas unterstützen, daß es tatsächlich notwendig ist, diese Botschaft zu verbreiten, da es Weintrinker gibt, die nur besonders teure und edle Weine trinken. Verrückterweise sind dies häufig Leute, die sich gar nicht allzu intensiv mit der Welt des Weins beschäftigen.

Da die Messe auch am Sonntag noch die Tore öffnet, kann ich anderen esuchern noch ein paar Tipps mit auf den Weg geben.

Das Weingut Loersch-Eifel stellte mir eine hervorragende Riesling-Kollektion vor. Besonders hervorheben darf ich:
Trittenheimer Apotheke, Riesling Kabinett trocken 2008
N: Graipefruit
M: Graipefruit, fruchtig, Pfirsich,sehr gut eingebundene Säure, harmonisch 87 CP
Trittenheimer Apotheke, Vogelsang Riesling trocken 2008
N: fruchtig, pflanzliche Noten
M: kräftig, feinwürzig 87 CP
Trittenheimer Apotheke, Alte Reben Riesling Auslese edelsüß 2007
N: Bortrytis, Aprikose
M: sehr dicht, gleichzeitig filigran und elegant, leichte Säure 91 CP
Trittenheimer Apotheke, Riesling Beerenauslese 2006
N: leichte Bortrytisnote, sehr dicht, cremig, elegant 91 CP

Erwähnenswert finde ich auch die Kollektion des Weingut Beiser. Ausnahmslos sehr gute Weine von weiß bis rot. Wenn ich einen Wein besonders empfehlen sollte, wäre es der 2008er Spätburgunder – S-

Vom Weingut Kranz-Junk kann ich einen edelsüßen empfehlen.
Brauneberger Juffer-Sonnenuhr riesling Auslese 2006
N: Bortrytis, Aprikose
M: extreme Dichte, fruchtig, massiv 88 CP

Die beiden Tage konnte ich im Übrigen dank Freikarten vom Österreichischen Weinhandel Roswitha Kappner aus Hamburg besuchen. Vier Winzer, deren Weine sie verkauft, waren auf der Messe.
Als echte Granate erwies sich ein Wein von Hannes Sabathi
Sauvignon Blanc Reserve trocken 2006
N: sehr fein und vielschichtig, Bortrytis, Banane
M: dicht, kräftig, würzig, mineralisch 92 CP

Ein von mir sehr geschätztes Weingut ist das Weingut Eugen Philippi. Hier hat man das Kunststück fertig gebracht in 2008 keinen einzigen trockenen Wein zu produzieren, nachdem in 2007 noch restlos trockene Diabetikerweine erzeugt wurden. Grund hierfür ist eine extreme Zurückhaltung, was Eingriffe im Keller anbelangt. Das Hefen je nach Jahrgang so extrem unterschiedlich sein können hat mich dann doch überrascht, aber bei der Spontanvergärung geht man halt gewisse Risiken ein, und wenn man dann auch nicht in den Gärprozess eingreifen will, kommen eben feinherbe und restsüße Wein heraus. Wenn man wie ich gerne restsüße trinkt, muß das ja kein Schaden sein. Die Weine haben mir denn auch wieder sehr gut gefallen.
Mehringer Blattenberg Riesling Spätlese 2008
N: Zitrus, Graipefruit
M: schöne Dichte und doch filigran, sehr feine Frucht, Säure gut eingebunden 90 CP

Abschließend empfehlen kann ich noch das Weingut Graf von Kanitz, die u.a. eine Auslese aus dem großen Jahrgang 1976 vorstellten. Bei solch alten Weinen kann auch ich nur Michael Broadbent sinngemäß zitieren „.. da gibt es keine guten und schlechten Weine mehr, sondern nur noch gute und schlechte Flaschen.“Ich hatte Glück und erwischte eine ordentliche Flasche, aus der mir ein lebendiger, dank seiner Säure sogar frisch wirkender Wein ausgeschenkt wurde. Allerdings war am Gaumen nicht mehr so viel Frucht erkennbar und er wirkte doch etwas fad.

Auch der zweite Tag bot mir sehr interessante Weine und Gespräche, so daß ich gerne auch am Sonntag zu den Deichtorhallen marschiere, auch wenn es noch mehr schneien sollte.

WineStyle Hamburg – Tag 1

Der erste Tag der WineStyle in den Deichtorhallen ist vorüber, und ich kann ein paar kurze Berichte geben. Die Messe erscheint mir in diesem Jahr sehr professionell organisiert zu sein. Die geräumigen Deichtorhallen lassen viel Platz zum Manövrieren trotz knapp hundert Ständen. Es stehen ausreichend Spucknäpfe zur Verfügung, und man kommt sich selten in die Quere.

Es ist sicher nicht die crème de la crème der Winzer, die hier anwesend sind, dafür kann man sich auf eine schöne Entdeckungsreise begeben und dabei günstige Gelegenheiten entdecken.

Fündig wurde ich heute insbesondere beim Weingut Kranz Junk, das mich mit Mosel-typischen Rieslingen restlos überzeugte. Besonders hervorheben kann ich hier die Brauneberger Juffer Spätlese feinherb aus 2008, die für mich bisher den überzeugensten Wein darstellte.
N: fein, vielschichtig würzig
M: sehr schöne Frucht, cremig, dicht 89 CP

Das zweite Weingut, das mich überzeugte war das Weingut Gabel. Die Gründe hierfür sind ähnliche wie bei Kranz Junk. Familie Gabel erzeugt ehrliche echt Pfälzer Weine. Bei diesen kernig, knackigen Weinen fühle ich mich der Heimat nicht so fern.

Für ein anderes Weingut, das meinem Heimatort sogar noch näher ist, gilt dies nur bedingt. Auch wenn man beim Weingut Hollerith den Pfälzer Idiom nicht leugnen kann, so verstehe ich nicht den Tamtam, den die Herren veranstalten. Was der Besucher hier in den nächsten Tagen erleben kann, ist eine geile Show, aber gerade bei den teuren Barriqueweinen, kann ich einen solchen Hype ehrlich gesagt nicht verstehen. Sicher sind das gute Weine, aber diese Qualität gibt es anderswo auch ohne Show.

Empfehlen kann ich z.B. das Weingut Göhring aus Flörsheim-Dalsheim mit der Burgunder-Cuvee Adamah oder dem Muskateller.

Beim Weingut Schwahn-Fehlinger gefiel mir der „Alter Wingert“ Riesling sehr gut. Vielles Vignes auf rheinhessisch sozusagen.

Dem Weingut Brügel gelang es, mich mit sehr guten Spätlesen aus Silvaner und Riesling zu überraschen.

Ich hoffe, ich konnte den Lesern etwas Appetit für die restlichen zwei Tage der WineStyle machen. Hervorzuheben ist auch, daß die Seminare im Eintrittsgeld inbegriffen sind und morgen mit Stuart Pigott und Jens Priewe sehr bekannte Weinexperten die Leitung eines solchen Seminars übernehmen. Für Tips von anderen Besuchern bin ich natürlich dankbar.

Hamburger Weinmesse im Interconti

Ganz abgesagt wurde die Hamburger Weinmesse dann doch nicht. Ein Dutzend Aussteller tat sich zusammen, um in der Lounge des Hotel Intercontinental ihre Weine zu präsentieren. Eintritt kostet das Ganze jetzt nicht mehr, aber leider ist auch viel Durchschnittsware dabei.

Empfehlenswert sind das Weingut Bergdolt Reif & Nett, Chateau Val Beylie. Am Stand von WineLink gab es einige Rotweine aus Frankreich zu trinken. Wer den schwachen Euro etwas unterstützen will, für den bietet die Cava Weinhandlung ein schönes Angebot an guten griechischen Weinen.

Das Beste ist dann aber doch der schöne Blick über die vereiste Alster.