Am vergangenen Wochenende fand die Weinmesse WeinFrühling im alten Börsensaal der IHK in Hamburg statt. Nach dem Besuch am Samstag habe ich mich dagegen entschieden auch am Sonntag hinzugehen. Das hatte verschiedene Gründe.
Zum Einen war es wirklich mal wieder an der Zeit, Ordnung in meiner Wohnung zu schaffen. Dazu kam, daß ich die einzige Regenpause des Tages um halb Fünf für den ersten normalen Lauf seit dem Beginn der Eiszeit genutzt habe und da ich zurück gegen den Wind laufen mußte auch entsprechend kaputt war, was aber weniger von Belang war, da die Messe schon um Sechs ihre Pforten schloß. Nach einem langen Weinwochenende zuvor und einem langen Weintag am Tag zuvor war ich doch etwas erschöpft und vielleicht sogar müde des Weins, aber: kein Alkohol ist auch keine Lösung, abends gab es zum Essen natürlich einen schönen Wein. Das Alles wäre aber vermutlich kein ausreichender Grund für mich gewesen, wenn nicht das Niveau der Aussteller doch als nur durchschnittlich erwiesen hätte.
Wie sich das Weingut Rinklin dorthin verirrt hatte, weiß ich zwar nicht, aber wahrscheinlich hat das badische Weingut trotz einer Bekanntheit bei Weinfreaks wohl noch nicht die garantierten Absatzkanäle, um losgelöst von solchen Werbeaktionen agieren zu können. Wie auch immer, sie fielen allein dadurch auf, daß sie eigenständige Weine vorstellten, die sich nicht im Mainstream einordneten.
Weißburgunder QbA trocken 2008
N: Stinker, würzig, pflanzliche Noten, blumig
M: kräftig, würzig 87 CP
Grauburgungder QbA trocken 2007 Barrique
N: Melisse, Eukalyptus
M: würzig, cremig, feine Mineralik, sehr eigen 90 CP
Das Rieslingweingut Rebenhof von der Mosel zeigte eine sehr ansprechende Kollektion, wie es auch bei dieser Messe kein Schaden war, sich an die Moselwinzer zu halten. Solche Pauschalurteile liegen mir eigentlich ziemlich fremd, aber auch das Bio-Weingut Dr. Pauly-Bohn zeigte einen sehr guten Wein
Schießpflug Riesling Auslese trocken 2007
N: reife Frucht, Bortrytis, Birne
M: cremig, dicht, leicht mineralisch 88 CP
Das Weingut Agritiushof von der Saar, also schon wieder Anbaugebiet Mosel, zeigte auch eine schöne Kollektion von Rieslingen.
Aus meiner Heimat darf ich das Weingut Petri hervorheben.
Kallstadter Saumagen Riesling Spätlese trocken 2008
N: mineralisch pflanzlich
M: mineralisch, kräftig, würzig 88 CP
Herxheimer Himmelreich Chardonnay Spätlese trocken Barrique 2007
N: Butter, Bortrytis, reife Frucht
M: kräftig, dicht, cremig, mineralisch, salzig 90 CP
Wenn ich die Veranstaltung jetzt insgesamt etwas kritischer beschrieben habe, möchte ich den Veranstaltern dennoch einen guten Job attestieren. Eine solche Menge von fast 90 Winzern in die Wein-Diaspora Hamburg zu bringen, ist erstmal eine Leistung an sich. Weiter stelle ich fest, dass der Börsensaal einfach hervorragend für solche Ereignisse geeignet ist, und vom Veranstalter auch optimal genutzt wurde. Durch eine Aufteilung der Winzer in Börsensaal und Commerzsaal, erschien der Raum großzügig zu sein, so daß man fast vergessen konnte, hier die gleiche Luft wie Finanzhaie einzuatmen. Der Zwischenteil zwischen den beiden Räumen, in dem die Stände der Makler untergebracht sind, erweist sich dabei als guter Rückzugspunkt, an dem man kurz innehalten kann, um z.B. das Programm zu studieren.
Wenn jemand in meiner Beschreibung die Rotweine vermißt, so muß ich diesen enttäuschen, da ich mir die Rotweine für den Sonntag aufgehoben hatte.