Bundestagswahl 2009 – die 12.

Manchmal überholen einen die Ereignisse ja. Während ich gestern meine Halbweisheiten und wilde Spekulationen niederschrieb und dabei mir nicht einmal die Zeit nahm, die Nachrichten zu schauen, folgte die SPD dem von mir prognostizierten Kurs und begann mit der Enddemontage.

Natürlich kann ich jetzt im Nachhinein leichthin sagen, daß die Personalwechsel mich nicht überraschen. Ich kann argumentieren, daß ja bereits am Wahlabend die Jusos zwar noch freundlich aber doch sehr deutlich und bestimmt klarmachten, daß sie einen Richtungswechsel fordern und zwar auch einen personellen. In der Tat bin ich dann auch gar nicht von der Tatsache des Rückzugs von Münte überrascht, sondern nur von der Geschwindigkeit, mit der sich die personellen Wechsel vollziehen. Wahrscheinlich ist der Schock einfach zu groß, als daß die Altgedienten länger als einen Abend an der Macht kleben konnten, zumal sich ja auch ihre alten Kompagnons Struck, Schily und Riester mit dieser Wahl von der politischen Bühne zurückzogen und ihnen damit keine Unterstützung anbieten konnten. Man wird sehen müssen, wie lange Steinmeier als Fraktionsvorsitzender durchhält.

Interessanterweise hatte der Cicero im Vorfeld der Wahl für den Fall dieses desaströsen Wahlergebnisses genau das jetzt eingetretene Szenario entworfen mit dem umstrittenen Gabriel als Vorsitzenden, der streitbaren Nahles als starker Generalsekretärin in den Startlöchern und Steinmeier als Fraktionsführer.
Für die SPD insgesamt bedeutet diese neue Konstellation einen Sprung in Richtung Beliebigkeit und nach links. Man wird sehe, was es bringt, und Schlaueres bringe ich dazu auch nicht zustande.
Ich weiß ja nicht, ob man sich jetzt um Gabriel und Nahles Sorgen machen sollte, schließlich ist die Verweildauer von Vorsitzenden und Generalsekretären bei SPD in den letzten Jahren eher kurz, und die Amtsinhaber waren im Anschluß extrem verschlissen. Man denke nur an den unglücklichen Beck. Lehnen wir uns einfach zurück und lassen sie ihr Spiel spielen.

Bundestagswahl 2009 – die 11.

Eine weitere Wahlanalyse zu machen, bringt eigentlich nichts. Schließlich haben die Profis schon so viel darüber geredet, daß es nur noch Zufall sein kann, wenn man etwas nennt, was sie noch nicht erwähnt haben. Ich habe ihnen gegenüber den Vorteil, daß ich niemandem nach dem Maul reden muß und sie alle beleidigen kann, was ich dann auch sehr gerne tuen will.

Fangen wir an mit der christdemokratischen/christsozialen Legende des barmherzigen Samariters, welcher trotz kältester Temperaturen, für die FDP noch seinen Mantel teilt und ihr seine Zweitstimme gibt. All die Hinweise von CDU und CSU auf das Stimmensplitting gingen am Kern der Sache vorbei.
Anders als in der Vergangenheit mußten die Unionswähler diesmal nie ernsthaft bangen, daß die FDP die 5%-Hürde nicht überspringen würde. Von Leihstimmen an die FDP kann daher nicht die Rede sein. Die FDP-Wähler wollten auch wirklich die FDP wählen! Oder sie betrachteten die FDP zumindest als das kleinste Übel. Daß die FDP-Wähler, eine Regierung von Frau Merkel wollten und ihre Stimme gesplittet haben, dürfte kaum zu bestreiten sein, doch für diese Leihstimme bei der Erststimme hätten sich die Unionspolitiker, insbesondere die Inhaber der 21 Überhangmandate, eigentlich bedanken müssen. Daß sie stattdessen versuchten, diese Wähler zu vereinnahmen, deutet für mich daraufhin, daß die Union die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt hat oder erkennen will. Daß auch sie einen Erosionsprozeß durchlebt und ein für eine Volkspartei sehr schlechtes Ergebnis einfährt, will sie offensichtlich noch nicht wahrhaben. Die Argumente der Union erinnerten mich sehr an die Sprüche nach der Bayernwahl 2008, als die CSU-Granden, das schlechte Ergebnis mit einem den Wähler verarschenden Gefasel von der Bandbreite des bürgerlichen Spektrums schönzureden versuchten.

Vielleicht ist das Ergebnis der CSU von „nur“ 42% ja eine der positiven Aspekte. Es wirkt fast so, als befreie sich der Freistaat von seiner Sonderrolle und komme langsam in einer liberalen Bundesrepublik an.

Besonders enttäuscht hat mich am Wahlabend der Erfolg der CDU in Schleswig-Holstein. Wer einen Carstensen oder einen Koch wählt, soll bitte nicht so heuchlerisch sein zu glauben, er würde einen Bush, einen Berlusconi, einen Haider oder einen Le Pen nicht wählen. Er würde! Und wahrscheinlich viele noch Schlimmere auch. Aber ich vergaß, wir haben es mit der seit Adenauer vom rheinischen Katholizismus geprägten CDU zu tun. Heucheln ist ihnen eine zweite Haut geworden. Solange es die CDU nicht aus eigener Kraft schafft, Leute wie Carstensen und Koch von der politischen Bühne zu verweisen, wird sie für mich unwählbar bleiben. Doch es stimmt mich sehr traurig, daß diese linken Scharlatane (link nicht links) noch immer ihre Wähler und außerdem Koalitionspartner finden. An diesen Tagen scheint mir die Diktatur des Terrorregimes von KeinAlkoholistauchkeineLoesung.de doch eine durchaus interessante Alternative, von der alle profitieren könnten. Die ersten Maßnahmen wären auch schon feststehen: Abschaffung der Sektsteuer und Befreiung des Weins von der Mehrwertsteuer.

Na ja zurück aus der traurigen politischen Landschaft meines Nachbarbundeslandes zum Berliner Kabarett. Nebenbei, ich glaube ja, daß der Niedergang des politischen Kabaretts damit zu tun hat, daß die Phantasie der Kabarettisten so etwas wie die Realität sich gar nicht ausdenken könnte.
Ähnlich ging es mir um 18 Uhr als die erste Prognose bekanntgegeben wurde. Ja, ich hatte erwartet, daß es eine knappe Sache zwischen Schwarz-Gelb und dem Rest würde und mich inhaltlich, wenig begeistert, auf eine Fortsetzung der großen Koalition eingestellt. Ich hatte auch erwartet, daß die SPD nicht gut abschneiden würde, doch das was dann als Prognose veröffentlicht wurde, konnte ich selbst bei der ersten Hochrechnung kaum glauben. Natürlich hatte ich die Umfragen der vergangenen Wochen und Monate zur Kenntnis genommen, doch wahrscheinlich ging es der SPD-Spitze genauso wie mir, ich hatte nicht erwartet, daß es wirklich so schlimm kommen würde. Sicher an 30% habe ich nicht geglaubt, doch 22-23%, das ist derart bitter, daß mir dafür noch immer die Worte fehlen. Im Nachhinein muß ich so etwas wie Bewunderung für die rhetorischen Fähigkeiten von Steinmeier bekunden, denn er hat unglaublich viele Worte für das Ergebnis gefunden, auch wenn sie an mir, der immer noch fassungslos vorm Fernseher saß, vorbei gerauscht sind.

Wenn man analog zu CDU/CSU die Ergebnisse von LINKE und Grüne als linkes oder soziales Spektrum für sich vereinnahmen würde, täte das Ergebnis ja gar nicht so schlecht aussehen, doch dies verdeutlicht vielleicht ein Problem der Linken für die Zukunft. Ähnlich wie in Italien steht der konservative Flügel recht geschlossen zusammen, während die Linke dabei ist zu zersplittern. Für viele in der SPD wird, wie ja auch das Scheitern in Hessen gezeigt hat, eine Koalition mit der LINKE eine nicht gangbare Lösung sein, und für viele SPD-Wähler wird eine Kooperation der SPD mit der LINKE ein Grund sein, ins konservative Lager (zurück) zu wechseln, wie Hessen ja überaus deutlich gezeigt hat, wobei das persönliche Verhalten der Spitzenkandidatin hier sicher zusätzlichen Treibstoff für einen Wechsel bot. Gleichzeitig ist für viele SPD-Wähler eine an der Mitte und an einer realistischen, zeitgemäßen Politik ausgerichtete SPD eine Partei, die ihre Wurzeln verloren hat, und sie wechseln zur LINKE. Ein Zusammenkommen von LINKE, SPD und Grüne kommt mir auf Landesebene immer noch befremdlich und auf Bundesebene unmöglich vor.

Die SPD steckt in der Zwickmühle. Einerseits rückt die CDU mehr zur linken Mitte, um sich gegenüber der FDP abzugrenzen. So drückt die CDU die SPD aus der linken Mitte. Andererseits greift der SPD die LINKE die Wähler auf der linken Seite ab und zieht die SPD nach links.

Ich fürchte, daß die SPD sich daher in der nächsten Legislaturperiode deutlich nach links bewegt, so daß die Grünen bei der nächsten Wahl die einzige Partei des linken Flügels sein werden, die eine realistische Politik betreiben können. Dabei kommt die Befürchtung hoch, daß den Grünen dann eine Jamaika-Koalition auf einmal näher ist als Rot-Rot-Grün.

Das zwar positive aber gleichzeitig auch belanglose Abschneiden der Grünen verdeutlicht wohl auch ihre Sonderrolle. Die mit der Agenda 2010 unzufriedenen SPD-Wähler wollen nicht zu den mitschuldigen und ebenfalls der Mitte verpflichteten Grünen wechseln sondern zu den radikalen Spinnern der LINKE. Wenn die Grünen dem linken Flügel einen Dienst erweisen wollen, müssen sie versuchen die Erosion der SPD in der Mitte aufzufangen. Diese Wähler muß sie auffangen, bevor sie zu CDU und FDP wechseln oder der Wahl fern bleiben. Dies ist für die Grünen wahrscheinlich auch das realistischte Wachstumsszenario.

Es wird dem ausdauernden Leser nicht entgangen sein, daß mir der Wahlausgang überhaupt nicht gefällt. „Warum?“, mag er fragen. „Wir hatten doch schon 16 Jahre Schwarz-Gelb, ohne daß die außer der Schwarzgeldaffäre und dem damit verbundenen Verrat am Grundgesetz etwas Schlimmes gemacht hätten.“ Das Schlimme ist erstens, daß sie damals wirklich nichts gemacht haben, insbesondere nichts um die spätestens Mitte der 90er absehbaren negativen Folgen der Einheit für die Sozialsysteme Deutschlands abzumildern. Es bedurfte der Agenda 2010 um hinter Schwarz-Gelb aufzuräumen.

Doch ich will gar nicht in der Vergangenheit wühlen, sondern in meine Kristallkugel schauen. „Die Politik soll sich wieder an den Leistungsbringern orientieren und diese belohnen.“ So heißt es. Dabei bleibt die Frage, wer denn die Leistungsbringer sein sollen. Früher nannte man sie Besserverdienende, doch das erwies sich als rhetorisches Eigentor.
Deswegen umwarben bei dieser Wahl alle Parteien außer der LINKE die sogenannte Mitte und umtanzten sie wie das goldene Kalb. Zurecht haben sich viele SPD-Wähler an dieser Stelle wohl gedacht, wer noch an die Unterschicht und die Schwachen der Gesellschaft denkt. Auch deshalb mußte sich die SPD immer wieder der kritischen Frage nach der sozialen Gerechtigkeit stellen.

Und genau an dieser Stelle kommt ein häßlicher Sprung in meiner Kristallkugel. Gefühlt sehe ich Deutschland momentan an einem Scheidepunkt. Gefühlt beobachte ich, daß der Aufstieg aus der Unterschicht in die Mitte immer seltener wird, während der Abstieg aus der Mitte in die Unterschicht häufiger wird. Neben der Verschlechterung der sozialen Bewegungsdynamik scheint in der Unterschicht eine enorme Resignation und Frustration eingekehrt zu sein. Während viele der SPD-Granden beachtliche Aufstiegskarrieren hinter sich haben und stets danach gestrebt haben, sich aus ihrem ursprünglichen Milieu hochzuarbeiten, wird diese Chance heutzutage in der Unterschicht scheinbar nicht mehr wahrgenommen.
Ich bin der naiven Überzeugung, daß Deutschland immer noch ein Land ist, in dem für jeden, der sich bemüht, der sich abrackert und der nicht komplett auf den Kopf gefallen ist, echte Aufstiegschancen bestehen. Die Einführung von Studiengebühren, Rückzahlung des Bafög etc. haben diese Aufstiegschancen sicher verschlechtert, und es muß der Rot-Grünen Regierung vorgeworfen werden, daß das Fördern des von ihr zurecht propagandierten Fordern und Fördern immer noch nicht richtig greift, doch unter Schwarz-Gelb habe ich nicht die Hoffnung, daß hier angesetzt wird. Eine Politik, die sich an den „Leistungsträgern“ orientiert, ist dazu geeignet Frustration und Resignation bei denen, die schwerst schuften und trotzdem auf Unterstützungsleistungen angewiesen sind, zu verstärken. Meine Kristallkugel sagt mir, daß sich die soziale Schere in den nächsten 4 Jahren weiter ausweitet. Die Kristallkugel sagt vier Jahre verlorene Zeit voraus, in denen Jugendliche aus den Unterschichten weiterhin nicht abgeholt werden und ihnen keine Perspektive aufgezeigt wird. Das ist der wesentliche Grund wieso ich echte Angst vor vier Jahren Schwarz-Gelb habe. Die 16 Jahre unter Kohl kamen zu einem Zeitpunkt als es Deutschland richtig gut ging und wir leben konnten wie die Maden im Speck.

Jetzt sind Lösungen für die Unterschicht gefragt. Wie schafft man es auch den Hoffnungslosen eine Perspektive zu geben. Darauf hat noch kein Politiker eine Antwort gegeben. Die geforderte Erhöhung von Hartz IV wirkt an dieser Stelle fast so höhnisch wie der absurde Spruch „Reichtum für Alle“. „It’s not just the economy – stupids“ möchte ich den Politikern jeder Partei, aber insbesondere denen der zukünftigen Regierung, die sich den alten Spruch besonders zu eigen gemacht haben scheinen, zurufen, doch meine Stimme ist vermutlich zu leise, um bei ihnen Gehör zu finden.

Meine abschließende Prognose für die nächsten vier Jahre ist daher, daß die Auswandererreportagen ihre Einschaltquoten massiv ausweiten. Wen dies frustriert, dem sei das Motto der Website nahe gelegt: „Kein Alkohol ist auch keine Lösung.“ Cheers!

Bourgogne Pinot Noir 2007

Der Wein hat eine ziegelrote Farbe. Die Farbtiefe ist ordentlich. Zum Rand hin wird der Wein noch einmal deutlich heller. Zunächst kommt mir ein sehr typischer Duft nach Erdbeeren gepaart mit Tannenzapfen entgegen. Nach dem Schwenken gesellen sich zu der Erdbeernote Rosmarin und eine Spur Lakritze. Die Viskosität ist ordentlich ausgeprägt.

Der eher leichte Körper steht im Kontrast zu der etwas ruppigen Textur des Weins und der dadurch ausgestrahlten Kraft. Dazu kommen im Abgang durchaus präsente Gerbstoffe, die den kräftigen Charakter unterstreichen. Dennoch handelt es sich um einen eher filigranen und eleganten Rotwein und nicht um einen Muskelprotz. Der Nachhall wartet mit einer guten Länge aus und besitzt eine Spur Mineralität.

Das ist schon recht viel Wein für mittleres Geld. Das PLV kann also wohl als noch angemessen bezeichnet werden. Am liebsten möchte ich den Wein zu einem Käse probieren, vielleicht einen echten Parmegiano.

Herkunft: Frankreich – Burgund – Cote D’Or
Jahrgang: 2007
Rebsorte: Pinot Noir
Erzeuger: Coche Bizouard
Ausbau: AOC nicht filtriert
Alkohol: 12,5%

Oktoberfest

Jetzt ist wieder Zeit zum trunknen Schunkeln
Die Leute gehen sich enttäuscht an den Hals
sind sie nicht erfolgreich beim Munkeln
denn sie sind ja auf der Balz

Schaffen sie es nicht einmal im Dunkeln
siehst du wütend ihre Augen funkeln
Statt Gerste Hopfen und Malz
empfehle ich nen Rotwein aus der Pfalz

Mißlingen auch die KO-Tropfen
fangen sie an sich wild zu kloppen
und nur die Bullen können sie dann stoppen

Statt mit billigstem Hopfen
ihre Enttäuschung flüssig zu stopfen
nähmen sie besser einen Pfälzer Schoppen

Bundestagswahl 2009 – die 10.

Das Volk hat gewählt, und die Ergebnisse stehen fest.

Für KeinAlkoholistauchkeineLoesung.de stelle ich bedauernd und mit großer Sorge fest: Das Wahlziel wurde ganz klar verfehlt. Tatsächlich ist es 6 Parteien gelungen, die 5%-Hürde zu überspringen und in den Bundestag einzuziehen. Daß das Verfehlen dieses großen Ziels nicht an den Lesern gelegen hat, ist mir selbstverständlich bewußt. Für Euren unermüdlichen Einsatz, der Euch selbst in die Altersheime der Republik geführt hat, wo Ihr den dortigen Bürgern zur Hand gegangen seid, damit diese zittrigen Finger nicht aus Versehen das Kreuz an der falschen Stelle machen, möchte ich mich daher an dieser Stelle ganz ganz herzlich bedanken.

Ohne Eure Begeisterung und Euren Zuspruch hätte wahrscheinlich auch ich Zweifel an der Erreichbarkeit dieses Ziels gehabt. Doch das Glitzern in Euren Augen und das abwechselnde enthusiastische Skandieren der Parolen von MLPD, Rentner- und Familienpartei hat mich immer wieder aufgebaut und an eine gute Zukunft für unser Land glauben lassen.

Mit großer Sorge sehe ich nun die Tortendiagramme der Sitzverteilungen und das, was  mich beunruhigt ist nicht, daß die eine Hälfte der Torte bereits weggegessen ist, schließlich wäre der wissenschaftlich korrekte Begriff „grafisch modifiziertes Halbkreisdiagramm“.  Nein meine große Sorge rührt daher, daß ich sehe, daß die Parteien trotz all unserer Bemühungen noch immer in der Gesellschaft verankert sind. Der Anteil unserer Fraktion, der Sonstigen, mit 6% spiegelt nicht die Eindrücke wieder, die ich in den letzten Jahren auf den Marktplätzen der Republik gehört habe.  Dort habe ich immer nur wüste Beschimpfungen der Politiker und der Parteien gehört, neben denen ich mich wie ein Waisenknabe anhöre. Das Ziel, die Parteien zu bestrafen, war bei all meinen Gesprächspartnern unmißverständlich.

Während die Politiker noch nach den Gründen für das Abschneiden ihrer Parteien suchen, bin ich schon weiter. Die intensive Ursachenforschung für das doch deutliche Verfehlen des Wahlziels ist eindeutig:

Die Briefwähler sind schuld!

Sie hatten einfach nicht die Geduld am Briefkasten darauf zu warten, daß ein anderer Briefwähler vorbeikommt und diesen zu fragen, was er gewählt hat und dann, ihm dankend, das eigene Kreuz eine Zeile tiefer zu machen. Diese Schmarotzer sollten sich wirklich einmal überlegen, was sie unserem Land und unserer Demokratie schuldig sind. Weder sind sie bereit, ihre Zeitplanung darauf einzurichten, am Wahltag ins Wahllokal zu gehen und dort mit ihrem Vor- und Nachwähler ihre Zweitstimme abzustimmen, noch schaffen sie es, bei strömenden Regen durchschnittlich 27 Stunden auf den nächsten Briefwähler an ihrem Briefkasten zu warten.

Da sich das unverantwortliche und eigensinnige Verhalten der Briefwähler wahrscheinlich nicht ändern läßt, werde ich vor der nächsten Wahl gut überlegen, entsprechende Schritte vorzuschlagen, um die erfolgreiche Abgabe der Stimmzettel per Briefwahl zu verhindern. Spontan denke ich an Aktionen, wie das Absägen aller Briefkästen ab dem Zeitpunkt des Versands der Wahlunterlagen. Sitzblockaden vor den Postfilialen erübrigen sich, da die Post bis in 4 Jahren ohnehin ihre letzte Filiale geschlossen hat.

Wie Ihr seht, liebe Mitstreiter, bin ich nicht gewillt, den Kopf in den Sand zu stecken, sondern denke an die Zukunft und daran, wie wir unsere Position stärken können. Auch wenn wir diesmal nicht erfolgreich waren, werde ich weiterhin meine Stimme erheben gegen alles, was mir nicht paßt und bitte Euch mich auch weiterhin auf diesem Kurs zu begleiten.

Ich habe bereits mein Versäumnis eingestanden, an die Briefwähler gedacht zu haben, dieses elende undemokratische Gesindel, doch das ist leider nicht genug. Meine Wahlanalyse hat eine zweite schwerwiegende Fehleinschätzung zu Tage gebracht. Der Aufruf zum Stimmensplitting, Erststimme für den Kandidaten Eurer Wahl und Zweitstimme in Abhängigkeit von dem, was der Vordermann gewählt hat, war möglicherweise für einige Wähler doch zu kompliziert. Von dem unverständlichen Politikerkauderwelsch im Wahlkampf derart verwirrt, daß sie nicht mehr wußten, was links und was rechts ist, haben sie einfach beide Kreuze in einer Zeile gemacht, was den großen Parteien natürlich in die Hände gespielt hat. Ich verspreche, daß ich für die nächste Wahl auch eine Lösung für diese minderbemittelten Wähler finde. Am besten wäre es wahrscheinlich, für sie eine Anleitung herauszugeben, wie sie ihre Stimme ungültig machen, aber das muß mein Kompetenzteam zunächst noch einmal durchleuchten.

Euch rufe ich zu. Seid stolz auf das Erreichte. Zu den offensichtlichen 6% dürfen wir durchaus auch je rund 4% der 6 im Parlament vertretenen Parteien als unsere Wähler betrachten. Damit kommen wir bereits in diesem Jahr auf 30% der abgegebenen Stimmen und sind bereits jetzt die stärkste Partei, auch wenn wir leider doch im Bundestag sitzen. Dennoch sind die binnen so kurzer Zeit erreichten 30% für mich nicht nur ein Ansporn, es beim nächsten Mal wieder zu versuchen, sondern auch ein Zeichen, daß wir auf einen guten Weg sind. Deshalb rufe ich Euch zu: „Weiter so! Laßt uns nicht aufgeben! Wir werden das Diktat der Parteien durchbrechen!“

Ich danke Euch.

Beaune Les Montrevenots Pinot Noir 2005

Der Wein trägt ein purpurrotes Kleid. Die Farbtiefe ist gut ausgeprägt und gibt nur einem knappen etwas helleren Rand Platz. Die erste Nase ist stark von einer Himbeernote geprägt. Die zweite ist sogar eher weniger intensiv. Hier kommt eine leichte Würze hinzu. Die Viskosität ist gut ausgeprägt.

Im Gegensatz zu den langen Kirchenfenstern wirkt der Wein auf der Zunge relativ dünn. Frucht und seidene Tannine sind die einprägenden Komponenten. In seiner ruhigen Art besitzt der Wein eine gewisse Noblesse, aber besondere Merkmale suche ich auch im allenfalls ordentlich langen Nachhall vergeblich. Ich kann nur hoffen, daß der Wein an der Luft noch gewinnt.

Dem ist leider nur bedingt so. Er wird zwar etwas würziger und kräftiger, was jedoch zulasten der zuvor vorhandenen Eleganz geht. 20 € für die Flasche sind auf jeden Fall viel zu viel. Ein enttäuschender Wein für enttäuschende Wahlabende.

Herkunft: Frankreich – Burgund – Beaune
Jahrgang: 2005
Rebsorte: Pinot Noir
Erzeuger: Domaine Germain Père et Fils
Ausbau: AOC 1er Cru
Alkohol: 13%

Bundestagswahl 2009 – die 9.

Das Projekt Bundestagswahl konnte ich in den letzten Tagen leider nicht mehr so forcieren, wie ich es mir gewünscht hätte. Der Berlin-Marathon und andere Aufgaben haben mich doch in Beschlag genommen, so dass mir leider die Zeit gefehlt hat, die Lage der Nation zu erörtern. Hinzu kam natürlich, daß mir unsere Politiker keine Steilvorlagen gegeben haben, die ich routiniert verwandeln konnte.

Dies soll mich selbstverständlich nicht daran erinnern, mich ab morgen 18:00 im Katzenjammer zu ergehen allen anderen Wählern außer mir wüste Krankheiten zu wünschen und die Politiker für ihre Engstirnigkeit und Dummheit zu beleidigen. Die vorigen Artikel mögen für dieses Vorhaben als Fingerübung betrachtet werden.

Da ich mir schon länger sicher bin, wie ich meine Stimme verschenke, möchte ich die immer noch Unentschlossenen noch einmal auf zwei Services aufmerksam machen. Neben dem bekannten Wahl-O-Mat (bei dem die CDU sich bei der Frage nach kostenlosem Erststudium tatsächlich auf einer neutralen Position eingestuft hat) auch den Abgeordnetencheck, für diejenigen, die noch keinen persönlichen Kontakt mit den Kandidaten ihres Wahlkreises hatten.

Die offizielle Wahlempfehlung von KeinAlkoholistauchkeineLoesung.de lautet: Morgen zwischen 8 und 18 Uhr das nächstgelegene Wahllokal aufsuchen, einen Stimmzettel abholen, ein Kreuz in der linken Spalte machen und ein Kreuz in der rechten Spalte machen. Dabei nach Möglichkeit nicht die rechten Parteien und ihre Kandidaten wählen. Vom ursprünglichen Plan den Vorwähler zu fragen, wo er sein Kreuz in der rechten Spalte gemacht hat, und das eigene eine Zeile tiefer zu machen, sehe ich keineswegs ab, aber da die täglichen Leserzahlen noch immer nicht die 10-Mio-Marke geknackt haben,beurteile ich die realistische Erfolgschance dieses Vorhabens mittlerweile etwas kritischer.

Piepsorter Michelsberg Riesling 2008

Der Wein ist strohgelb. Anfangs duftet er recht verhalten leicht floral. Nach dem Schwenken kommen erdige Noten und ein leichter Graipefruitton hinzu.

Am Gaumen ist der Wein ziemlich unauffällig. Die Säure ist präsent und noch das Auffälligste aber zugleich nicht negativ aufdringlich. Eine leichte Würze leitet in den Nachhall über, der eine ordentliche Länge besitzt.

Das ist ein sehr solider Wein, ohne irgendwelche Schwächen, aber auch ohne erkennbare Stärken.Er schafft es, eine gewisse Gebietstypizität zu transportieren. Zum Flammkuchen.

Herkunft: Deutschland – Mosel – Piepsorter Michelsberg
Jahrgang: 2008
Rebsorte: Riesling
Erzeuger: St. Michael Weinkellerei
Ausbau: QbA trocken
Alkohol: 11,5 %

Die Nacht der guten Weine

Bei der Nacht der guten Weine denkt wahrscheinlich jeder diesen bescheuerten Titel habe ich mir einfallen lassen. Weit gefehlt! Es handelt sich um eine Aktion des deutschen Weinfachhandels in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Weininstitut. In ganz Deutschland nahmen Weinhändler an der Aktion teil und veranstalteten Events, um mehr Freunde des Alkohols für den Wein zu gewinnen. In Hamburg z.B. die Weinlounge Hamburg in Hoheluft die Cocktails mit Schaumwein kombinierte. Ich entschied mich dann doch für eine klassische Weinverkostung bei Pinot Gris am Winterhuder Marktplatz.
Unter fachkundiger und enthusiastischer Leitung verkosteten wir eine ganze Reihe von Weinen, bei denen es kaum Ausfälle gab. Auch wenn sich die Probenleitung leider bevor ich kam von 50 auf 20 zu verkostende Weine herunterhandeln ließ, wurden es mit 26, zu denen ich mir Notizen gemacht habe, dann doch so viele, daß ich mich auf die Highlights beschränken möchte. Wenn ich diesmal Punkte am meine Verkostungsnotizen schreibe, so besitzen diese aufgrund der Flüchtigkeit des Eindrucks natürlich eine noch geringere Aussagekraft als meine sonst nicht veröffentlichten, aber da ich sonst den Wein ausführlicher studieren und beschreiben kann, möchte ich die Punkte als zusätzliches Merkmal hier mitaufnehmen.

Riesling Kabinett trocken 2008, Clemens Busch, Mosel
Schöner sehr trockener Wein mit typischen Graipefruitnoten und knackiger Säure

Trebbiano d’Abruzzo DOC 2008 , Az. Agricola Jasci, Italien – Abruzzen
sehr trocken mit interessanter fruchtiger Aromatik, hervorragender Alltagswein

Riesling Großes Gewächs 2008, Clemens Busch, Mosel – Pündericher Marienburg
N: recht dezent, erdig, Intensität nimmt mit Luft zu, Graipefruit
M: schöne Dichte, sehr würzig, harmonisch
88+ CP

Riesling Großes Gewächs 2008, Clemens Busch, Mosel – Pündericher Marienburg Rothenpfad
N: Zitrusnoten, Graipefruit, würzig
M: recht dicht, erdig, mineralisch
90 CP

Riesling Großes Gewächs 2008, Wittmann, Rheinhessen – Westhofener Morstein
N: Schwer zu durchdringen noch sehr verschlossen
M: dicht, harmonisch, würzig
90 CP (ich kann mich dem Hype um den Wein momentan noch nicht anschließen, dazu ist er einfach viel zu verschlossen, die 90 sind schon mit viel Zukunftspotential versehen)

Riesling Großes Gewächs 2008, Wittmann, Rheinhessen – Westhofener Aulerde
N: Pfirsich, Tabak, würzig
M: Fein, dicht, elegant
93 CP (der trockene Wein des Abends, darin möchte ich wirklich baden)

Montepulciano d’Abruzzo DOC „Poema“ 2002, Az. Agricola Jasci, Italien – Abruzzen
N: erdig, Pfeffer
M: dicht, kräftig, rund
87 CP

L’Angelet Crianza 2005, Bodegas Palmera, Spanien – Utiel-Requena
N: recht dezent, floral, Basilikum
M: sehr dicht, würzig, Schokolade
87 CP

L‘ Angelet d’Or 2000, Bodegas Palmera, Spanien – Utiel-Requena
N: Malz, würzig
M: extreme Dichte, sehr kräftig, würzig, harmonisch, gute Länge
90 CP

Riesling Auslese *** 2001, Clemens Busch, Mosel
N: Bortrytis
M: sehr dicht, fruchtig, sehr rund, lang
89 CP

Riesling Auslese 2001, Heyl zu Heinsheim, Rheinhessen
N: sehr fruchtig, Honig
M: filigran, fruchtig, dicht
91 CP

Riesling Beerenauslese (Nr. 2) 1999, Clemens Busch, Mosel – Pündericher Marienburg
N: Honig, Wachs, blumig, Bortrytis
M: sehr elegant, fruchtig, dicht, filigran
93 CP

An den hier beschriebenen Weinen läßt sich schon sehr gut erkennen, daß uns auch echte Raritäten ausgeschenkt wurden, was nicht unbedingt selbstverständlich ist.
Der Andrang auf die Verkostung war nur mäßig. Vielleicht kann sich der Fachverband noch einmal überlegen, wie er die Nacht der guten Weine zu einer Institution machen kann, um einer breiteren Öffentlichkeit die Qualität des im Fachhandel verkauften Weins näher zu bringen, denn dieser schöne Event hatte doch eher den Charakter eines Kundenbindungsprogramms, da nahezu alle zu den Stammkunden gehörten (mich wechsel- und sprunghaften Menschen einmal ausgenommen).

Maranges Clos des Rois Pinot Noir 2004

Der Wein hat eine ziegelrote Farbe. Die Farbtiefe ist mäßig ausgeprägt. In der ersten Nase ist die Intensität mäßig und das Bukett noch undurchdringlich. Die zweite Nase nimmt deutlich an Intensität zu. Fruchtige Waldbeeren treten jetzt gemeinsam mit leichten Lakritznoten auf. Die Viskosität ist gut ausgeprägt.

Das ist schon eine andere Stufe Pinot Noir. Ich zäume das Pferd mal von hinten auf. Der Nachhall besitzt eine sehr gute Länge und mineralische Anklänge. Zuvor kommt ein relativ dichter Wein durch meinen Mund, der mit Frucht und Rasse überzeugt, bevor er in einen kräftigen Abgang mit präsenten Tanninen übergeht.

Das ist jetzt ein Wein für einen Festbraten. Ein eleganter und harmonischer Typ, der aber auch genug Muskeln besitzt, um sowohl alleine zu stehen, als auch zu einem kräftigen Fleischgericht zu passen.

Herkunft: Frankreich – Burgund – Maranges
Jahrgang: 2004
Rebsorte: Pinot Noir
Erzeuger: Domaine du Chateau de Melin
Ausbau: AOC 1er Cru
Alkohol: 13%