Ein halber Abschied

KeinAlkoholistauchkeineLoesung verabschiedet sich von einer Vielzahl treuer Leser, die mit der zukünftig anstehenden thematischen Umgestaltung wahrscheinlich nicht zufrieden sein werden.

Die ungewohnte Flaute an Beiträgen im September ist zwar einzig in einem Mangel an Zeit zum Windmachen begründet, wird sich aber im Bereich des Weins fortsetzen. Da ich mich beruflich verändere, kann ich zukünftig nicht mehr, ohne in Interessenskonflikte zu geraten, auf KeinAlkoholistauchkeineLoesung über Wein schreiben.

Dennoch soll der Blog weiterleben. Das vergangene Jahr hat gezeigt, daß es auch andere Themen als Wein gibt, über die ich gerne schreibe, und das will ich weiter pflegen.

Ein wesentlicher Grund, wieso ich mich für das Format des Blogs und gegen das aktive Schreiben in Foren entschieden hatte, war der, daß ich im Blog auch über sachfremde Themen schreiben kann. Dazu kam der Gedanke, daß ich mich nicht daran stören muß, ob jemand meine Beiträge gefallen. Im Blog begibt er sich in mein persönliches Refugium und muß mich aushalten.

Wer das in der Vergangenheit gut geschafft hat, wird sich hoffentlich auch in der Zukunft an dem ein oder anderenBeitrag von mir erfreuen können. Und ein schönes Glas Wein kann er beim Lesen ja auch immer noch genießen.

14. Welt-Astra-Tag

Wie im letzten Jahr kam ich natürlich auch diesmal nicht um den Welt-Astra-Tag herum. Das von der Astra-Brauerei veranstaltete Festival ohne Freibier aber zum freien Eintritt und unter freien Himmel – was bei diesem Sommer natürlich kein Vorteil ist – offenbart für mich den einzigartigen Charme von St. Pauli.

Auch wenn es natürlich viel zu kurz greift, dies in einen Satz zu formulieren, will ich es noch kürzer mit den drei Worten „Größenwahn mit Augenzwinkern“ versuchen. Der Charme des Losers, der mit seinen letzten 100€ eine Lokalrunde schmeißt, besitzt eine Chupze, die der Stadtteil St. Pauli trotz aller Bemühungen von Investoren noch immer nicht verloren hat.

H-Blockx als Main Act für eine solche Party passen natürlich wie die Faust aufs Auge. Einerseits viel zu groß für so ein Festival, andererseits so abgehalftert wie Mickey Rourke in der Charles Bukowski Verfilmung Barfly kommt man sich als Zuschauer, der es gerade noch nicht in die Midlife-Crisis geschafft doch fast schon wie bei einem Baumarkt-Jubiläum mit Roland Kaiser vor, denn die Songs waren noch die gleichen wie in den 90ern, so daß man noch extrem textsicher war.

Aber es zeigt auch die Extraklasse von St. Pauli, daß trotz einer einstmals großen Band auf abgebrochenem Ast und trotz schlechtem Wetter eine Riesenstimmung war und die Band angefeuert vom Sponsor des Festivals noch einmal eine Riesenshow zeigte. Diese Seite werde ich von Hamburg echt vermissen, auch wenn ich es mit einzigartiger Weinfeststimmung eintausche.

Deswegen komme ich auch nicht umhin, ein paar Zeilen dem Sponsor zu widmen, wobei ich gestehen muß, daß ein anderer Grund der ist, daß mir die Idee ein Wochenende zuvor kam, als ich sagte, daß man über alles schreiben kann und folgendes als erstes meinen Augen begegnete.

astra.jpg

Du schaffst es nicht durchs Tor zur Welt
weil man Dich lieber hier behält
Du wirst nicht ins Ausland versandt
Deshalb bist Du dort auch nicht bekannt

Doch wer Dich hält in seiner Hand
und wem Du dann auch gefällst
für den bist Du dann das beste Bier der Welt
und er löscht mit Dir jeden Brand

Liebevoll nennen wir Dich Knolle
und kriegen uns wegen Dir in die Wolle
Denn bist Du erst einmal leer

brauchen wir einfach noch mehr
denn nur voll erfüllst Du Deine Rolle
und verbreitest Deinen Underdog-Flair

P.S. Mein Gegenüber konterte leicht süffisant, daß man sicher über alles schreiben kann, es deswegen aber noch lange nicht gut sein muß (kann). Auch ein Grund, wieso der Beitrag unter Motto abgelegt ist.

Hafenklang und harte Küsse

Das Schiff tutete erneut. Paul wußte, was das Zeichen zu bedeuten hatte. Es war Zeit. Er löste sich leicht aus der Umarmung, um Krista in die Augen zu schaun. Während sie die Hände an seiner Taille ließ, hielt er ihre kräftigen Oberarme.

Paul war leicht überrascht, so etwas wie Wehmut aus ihren Augen zu lesen. Er hatte gedacht, daß es für sie leichter wäre. Schließlich war er es gewesen, der sich vollkommen auf sie eingelassen hatte, sich ihr bedingungslos untergeordnet und all ihre Launen ertragen hatte. Empfand sie am Ende mehr für ihn? Merkwürdigerweise war er davon ausgegangen, für sie nur Manövriermasse gewesen zu sein, die man bei Bedarf einfach austauscht. Gerade diese Labilität ihrer Beziehung hatte ihn auch die extremen Spiele mitmachen lassen, um sie wie einen perfekten Sommertag bis zum Sonnenuntergang auszukosten.

„Nicht weinen, Gefreiter Habermann.“

Paul wußte nicht, warum ihm beim Klang von Kristas barscher Stimme gerade jetzt die Frage durch den Kopf schoß, ob es seine Vorliebe für dominante Charaktere war, die ihn zum Bund getrieben hatte. Er erinnerte sich an Kommentare seiner Mitschüler, die verweigerten, weil sie sich nicht den ganzen Tag Befehle entgegen brüllen lassen wollten. Ihn hatte das nicht gestört.

Weder er noch Krista hatten es an die große Glocke gehängt, daß sie zusammen waren, aber vollkommen verheimlichen ließ sich das natürlich nicht. Paul mußte sich viel Häme und anzügliche Sprüche gefallen lassen, doch er tat, als würde er das ignorieren.

Wahrscheinlich war das die einzige Art und Weise, mit so etwas umzugehen. Er hatte in der Zeitung von einem Schulausflug gelesen, bei dem sich ältere Schüler an den Jüngeren vergangen hatten, und er war sich bewußt, daß auf seiner Stirn in ganz großen Lettern „Opfer“ geschrieben stand. Diese Gefahr war jetzt immerhin überstanden. Seine vermeintlichen Kumpane hatten einfach zu viel Angst vor Krista gehabt.

Paul meinte auch jetzt ihre gaffenden Blicke auf sie gerichtet zu spüren, doch es war ihm egal. So schnell würde er keinen von denen wiedersehen. Jetzt konnte ihm nichts mehr passieren. Er nahm Krista die Mütze vom Kopf und strich ihr sanft über ihre blonden Haare. Sie lächelte schwach.

„Es ist Zeit.“

Paul zögerte. Zum ersten Mal meinte er etwas Unsicherheit in ihrer Stimme zu hören. Er konnte kaum glauben, wie schwer ihr der Abschied fiel. Wie hatte er es nur geschafft, eine so tiefe Beziehung zu ihr aufzubaun? Was machte ihn für sie so attraktiv? Lag es an seinem ungekünsteteln Respekt und seinem bedingungslosen Gehorsam? Das wäre wohl zu wenig gewesen. Schließlich hatte Krista durchaus Spaß daran, Leute zu etwas zu zwingen und grausam zu sein. Vielleicht lag es daran, daß er in ihr nicht nur die brutale Bestie sondern auch die bildhübsche Frau sah und daher keine Angst vor ihr hatte.

Was sollte er jetzt nur ohne sie machen? Sie würden für eine längere Zeit getrennt sein. Das Schiff würde erst in zwei Monaten wieder anlegen und das auch noch in Santiago de Chile. In der Zwischenzeit konnte so viel passieren, daß es besser war, sich dort nicht zu verabreden. Ob sie sich dann überhaupt noch an ihn erinnern würde?

Krista schien sich wieder gefaßt zu haben. Sie löste sich vollständig aus der Umarmung und setzte sich die Mütze wieder auf. Nur kurz mußte sie die Lippen noch einmal zusammenpressen, bevor sie wieder endgültig die alte Krista war.

„Es ist Zeit. Verabschiede dich.“

Paul schwang sich mit der Linken den Seesack über die Schulter, nahm Haltung an und salutierte.

Etwas enttäuscht, daß von ihr keine Reaktion kam, drehte er sich um und ging auf die Gangway zu. Er war keine drei Schritte gegangen, als er Krista hörte.

„So verabschiedet man sich doch nicht.“

Als er dich umdrehte, war sie ihm auch schon entgegen gekommen und küßte ihn lange mit entschiedener Härte. Als sie die Hände von seiner Schulter und seinem Po nahm, lächelte sie ihn noch einmal an und gewährte ihm einen Blick auf ihre in dieser Sekunde vollkommene Schönheit.

Von Glück beseelt setzte Paul seinen Weg fort. Er schaute nicht mehr zurück. Es war klar, daß dies ein finaler Abschied war. Zurück an Land ließ er  am Pier seinen Sack fallen und umarmte seine dort wartenden Eltern, die ihn etwas verdutzt anblickten.

Von der handwerklichen Unfähigkeit

Manchmal ist’s grotesk jemand zuzuschaun
wie er versucht einen Liegestuhl aufzubaun
Seine Dreiecke sind nicht stabil
Fast wirkt’s als hätte er kein Ziel

Nichts scheint bei ihm hinzuhaun
Bei diesem eigenwilligen Arbeitsstil
ist’s kein Wunder daß er durch den Stuhl fiel
Es wär besser er tät sich wenigstens traun

jemand um gnädige Hilfe zu fragen
die ihm könnt die leichte Lösung sagen
doch sein Stolz tut ihn dran hindern

Schließlich gelingt der Aufbau sogar Kindern
Ja man muß ihm schon aktiv Hilfe vorschlagen
um seine Probleme mit dem Stuhl zu mindern

Falsches Lachen

Dein falsches Lachen macht dich nicht schön, doch es zeigt dein Bemühen zu gefallen. Der glucksende nachhallslose Klang verrät nicht, ob du gerade glücklich bist. Ist es ein zwanghafter Trieb, der dich versuchen läßt für gute Stimmung zu sorgen? Der mechanische Automatismus, der dich diese Laute ausstoßen läßt, bewirkt eine seltsam leblose Heiterkeit.

Wie viel trostloser wäre es, wenn du und all die andern ihre wohlwollenden Bemühungen einstellten und darauf verzichteten, armen unkomischen Seelen ein Quäntchen Zuspruch zu schenken?

Türsteher-Blues – 19

Woa was prügelt der auf den Alten ein
Stell Dir vor das könnten wir sein
Will der denn gar nicht mehr aufhörn
Oh da scheint ihn jemand zu störn

Was fängt der Typ denn an zu schrein
Er scheint fast etwas zu schwörn
doch ich kanns leider nicht hörn
Zückt der die Knarre nur zum Schein

Was wird dem Türsteher jetzt wohl blühn
Hey da handelt mal ja einer kühn
Der hat keine Angst vor dem Blei

Grad setzt der andre den Schuß frei
da tut er ihm was in die Augen sprühn
und die Kugel geht wie alles vorbei

– Fin –

Türsteher-Blues – 18

Auch ohne Schmiergeld zu berappen
muss es jetzt doch einfach klappen
Zwar kann ich kaum noch etwas sehen
doch ich muß nur der Schlange nachgehen

Diesmal laß ich mich nicht schnappen
Jetzt werd ich das Ding drehen
Ich werd mit der Menge mitschwappen
Doch jetzt komm ich erstmal zum stehen

„Verabschiede dich von Deinen Lieben
Für Dich gibt es kein Erwachen“
Das kann er doch nicht mit mir machen

Ich hab doch nichts Schlimmes getrieben
Wo ist mein Pfefferspray geblieben
Ich find und richt es gegen den Drachen

Türsteher-Blues – 17

Jetzt werd ich dem ein Ende machen
Gleich hat der Typ nichts mehr zu lachen
Verdammt wo ist er denn jetzt geblieben
Hat ihn etwa schon jemand vertrieben

Und wer läßt da die Tür zusammenkrachen
Ah da versucht er jemand abzuschieben
Verabschiede Dich von Deinen Lieben
Für Dich gibt es kein erneutes Erwachen

Kurz nachdem ich die Knarre zücke
grad als ich auf den Abzug drücke
hör ich leise summend etwas zischen

und etwas tut sich schmerzhaft in meine Augen mischen
Verzweifelt auf der Suche nach der Mücke
tut mich Blinden ein harter Schlag erwischen

Türsteher-Blues – 16

Was ist denn da drinnen für ein Radau
Auf dem Damenklo kreischt eine Frau
Besser ich schau da mal rein
Das kann doch gar nicht sein

Was für eine notgeile Sau
Zwar prügeln die Mädels auf Dich ein
doch sei sicher daß ich härter hau
Du mieses dreckiges Schwein

Es ist schon allerhand
Er leistet auch noch Widerstand
Durch die ganze Disse muß ich ihn rauszerrn

Er tut immer nochs Maul aufsperrn
Jetzt klatscht er erstmal gegen die Wand
Da kann er noch so viel plärrn.

Türsteher-Blues – 15

War in der Flasche nicht noch Wodka drin
Wo zum Geier ist der bloß hin
Gestern war er doch noch da
Heut ist die Flasche auch ohne ihn klar

Unter der Couch hab ich ja immer Gin
nur ist der jetzt rarer als rar
Bald glaub ich daß ich verflucht bin
Verflucht sei der Tag an dem ich diesen Typ sah

Fast vergeß ich der Tag ist heute
und es ist kein Tag den der Kerl bereute
Während ich so traurig vor mich hin starre

erblicke ich auf einmal meine alte Knarre
Mit der macht ich schon früher große Beute
Erstaunt merk ich wie ich mit den Füßen scharre