Lautern-Bremen

Es gibt ja tatsächlich noch ein paar Menschen, die sich dran erinnern, daß es mal eine Fanfreundschaft zwischen Lautern und Bremen gegeben hat, so daß es ziemlich viele Bremer Fans trotz der großen Distanz auf den Betze geschafft haben, doch den meisten war es wohl eher egal. Eher freute man sich auf die Heimkehr von Tim „Spiegel“ Wiese und diesem ein paar Sprüche mitgeben zu können. Ich sehe das eher gelassen und denke, man muß nicht jeden Gegner hassen.

Kurz vor der Rückrunde haben wir uns von den Bremern ja noch Sandro Wagner ausgeliehen, was auf mich ein wenig den Eindruck einer Panikaktion machte, nach dem Motto: „Wir holen jeden Stürmer, den wir kriegen und finanzieren können – selbst wenn wir wissen, dass er im Abschluss eine Pfeife ist.“  Schon bemerkenswert, daß im Kader von Lautern jetzt nominell 9 Stürmer stehen – genauso viele wie in der Abwehr und zwei mehr als im Mittelfeld, nachdem Bilek und Walch abgegeben wurden. Vielleicht setzt der Trainer ja bald auf ein 4-3-3. Wagner, der m. E. bei Bremen nicht den Eindruck erweckt hatte, eine Verstärkung sein zu können, sollte aber nicht gegen Werder spielen. Das wurde vorher vereinbart. Dafür überraschte Marco Kurz mit der Aufstellung von Jan Simunek und Jakub Swierczok und einem 4-4-2. Draußen bleiben mußten, der bei den Fans m. E. zu Unrecht unbeliebte, Olli Kirch sowie Amedick und Abel.

Simunek strahlte sehr viel Sicherheit aus. Sowohl in der Spielübersicht, die ihn immer an der richtigen Stelle sein ließ, als auch in der Ballannahme und im Paßspiel, was bei unseren Verteidigern ja leider keine Selbstverständlichkeit ist. Auch Rodnei und Florian Dick zeigten souveräne Partien in der Defensive.  Von Dick war wie gewohnt in der Offensive nicht so wahnsinnig viel zu sehen, aber mehr als zu Beginn der Saison. Schwachpunkt in der Abwehr war Bugera, der seinen Gegenspielern zu viel Raum ließ und sie nicht energisch genug attackierte. Die meisten erfolgreichen Bremer Angriffe kamen daher über seine Seite oder die Mitte. Auch nach vorne war sein Aufbauspiel nicht überzeugend. Aber da bildete er leider keine Ausnahme. Viel zu häufig wurden die Bälle planlos nach vorne geschlagen, wo sie meist sofort verloren wurden oder beim Gegner landeten.

Wenn das Spiel über die Mitte aufgebaut wurde – meist mit einem hohen Ball auf Kouemaha – ging eigentlich gar nichts. Dennoch konnte Lautern in der 1. Halbzeit ein paar Mal über die Flügel nach vorne spielen. Das lag insbesondere an der quirligen Spielweise von Swierczok, der Bälle behauptete, ordentlich weiterleitete und Zweikämpfe auf eine Art gewann, die an den wuseligen „Jimmy“ Hoffer erinnerte. Dennoch ging die 1. Halbzeit ganz klar an Werder. Lauterns Angriffe basierten auf dem Prinzip Zufall und waren eine eher schlechtere Leistung, während Werder flüssig kombinierte und die Räume geschickt nutzte. Es war allerdings dem Mittelfeld anzukreiden, dass Werder so viele Räume hatte und die Abwehr viel zu häufig in 1:1-Situationen gehen musste. Insbesondere Christian Tiffert bot wieder einmal eine mäßige Leistung und schien nach hinten häufig zu fehlen. So kam Werder zu einigen guten und gefährlichen Chancen inklusive einem Pfostentreffer nach (unberechtigter) Ecke. Was aus der Kurve nicht zu erkennen war, war dass dabei Kouemaha Prödl abgeräumt hatte. Dass es dafür keinen Elfer gab, war Glück. Nach Chancen war das ganze vielleicht halbwegs ausgeglichen, doch Bremen zeigte die deutlich reifere Spielanlage und war auch defensiv geschickter darin, die Räume eng zu machen, was gut klappte, da Lautern nach vorne zu planlos agierte. Fortounis und Sahan blieben relativ unauffällig, machten aber zumindest ihre Defensivhausaufgaben. Was in der 1. Halbzeit auch auffiel, war der Einfluss des Winds, der viele Bälle verwehte, so daß es bei hohen Bällen schwer war, Genauigkeit in den Paß reinzukriegen. Kevin Trapp schaffte es in der 1. Halbzeit, unglaubliche drei Abwürfe für seine Mitspieler unerreichbar ins Aus zu bringen. Wiese sollte dies in der 2. Halbzeit auch noch gelingen.

Nach der Halbzeit wirkte Lautern wie verwandelt. Was zuvor an Spielwitz mangelte wurde jetzt durch Kampfgeist und Aggressivität sowie schnellem Spiel wett gemacht. Das war immer noch nicht die große Spielkunst, aber es machte wieder Spaß zuzusehen. Dabei gelang es lange Zeit, Werder in der eigenen Hälfte festzusetzen, so dass Werder nur sporadisch nach vorne kam. In dieser Phase traf de Wit mit schönem Schuß nur die Latte. Diese Überlegenheit endete mit der Auswechslung von Fortounis und der Hereinnahme von Nicolai Jörgensen. Was ein logischer Wechsel gewesen sein mag, erwies sich als schlecht, denn Jörgensen zeigte in der letzten halben Stunde keine brauchbare Aktion. Schwache Pässe und ein mangelhaftes Zweikampfverhalten prägten seine Leistung. Er erwischte einen gebrauchten Tag und präsentierte sich als Totalausfall. In dieser Zeit gab es auch eine Schrecksekunde, als Simunek behandelt werden mußte, und es zunächst so aussah, als könne er nicht weiterspielen. Erinnerungen an sein erstes Spiel für den FCK im Pokal gegen Bielefeld kamen hoch. Dennoch gelang es, nachdem Werder 10 gute Minuten hatte, wieder das Heft in die Hand zu nehmen und die Schlußphase der Partie zu bestimmen. In der Nachspielzeit erspielte sich Swierczok mit einer Drehung noch einmal eine tolle Chance, doch sein Chance ging wie viele andere Zentimeter vorbei.

Als Fan war es mal wieder schwer zu ertragen, wie viele Gelegenheiten vergeben wurden. Eines wurde klar: warum Dorge Kouemaha momentan nicht beim Afrika-Cup ist. O.K., Kamerun ist auch nicht qualifiziert, aber mit der von ihm gezeigten Leistung wäre es für den FCK kein Verlust gewesen, wenn er abwesend in Afrika geweilt hätte. Warum Kurz nicht Nemec eingewechselt hat, bleibt für mich ein Rätsel. Ich bin beileibe kein Nemec-Fan, stecke ihn eher in die Kategorie Anti-Fußballer, doch er weiß einen Ball zu behaupten, gerade wenn er hoch angespielt wird, und er hat die Spielübersicht, um vernünftige Pässe zu spielen. Zwei Eigenschaften, die Kouemaha völlig abgingen, und große Torgefahr strahlen leider beide nicht aus. Daß der Tausch mit Jörgensen nicht funktioniert hat, kann ich bei dieser einen Partie noch als Pech werten und hoffe, daß es kein Zeichen für die Zukunft ist. Viel Mut machte dagegen der agile Swierczok, der sehr engagiert und aggressiv spielte und sich seine Chancen erarbeitete. Was mich auch sehr erfreut hat, war die gute Stimmung bei uns Fans. Es wurde deutlich weniger gegrantelt als zuletzt. Auch wenn ich selbst wegen einem verschleimten Hals diesmal nicht laut sein konnte, fand ich doch das weit mehr gesungen wurde, als zuletzt. Das wir das durchhalten, wird für die nächsten Partien noch wichtig. Erfreulich war auch die Leistung von Kevin Trapp, der m.E. sein bestes Spiel der Saison zeigte und das trotz schlechter Abwürfe. Was sich Marco Kurz für die Zukunft auch einmal überlegen sollte ist, Christian Tiffert eine Pause zu geben. Er erinnert mit nichts an seine gute und unglaublich effektive Vorsaison. Man kann ihn ja in Schutz nehmen und sagen, ihm fehle Lakic als Anspielstation, doch es muß einmal in dieser Deutlichkeit gesagt werden. Seine Flanken sind diese Saison einfach Scheiße. Die würden auch ein Gomez oder Huntelaar nicht reinmachen.

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