Österliche Hoffnung?

Hoffnung auf den Klasseverbleib des FCK gibt es sicherlich nicht. Aber das sagen mir die Bekannten mit einer Mischung aus Genugtuung und Mitleid seit der Niederlage in Freiburg jede Woche aufs Neue. Für mich selbst ist das nichts Neues, denn ich habe den Klassenerhalt nach der Niederlage gegen Schalke abgehakt. Ich konnte einfach nicht daran glauben, dass diese Mannschaft (wieder) in die Spur findet. Damit war ich unter den Lautrer Fans sehr spät dran, denn viele hatten den FCK bereits nach dem zweiten Spieltag abgeschrieben.

Trotz des Kampfgeists und der guten aber unglücklichen Leitungen wurde ständig über das Team geschimpft. Es war bemerkenswert, wie lange das Team in diesem miserablen Stimmungsumfeld den Glauben an sich erhalten hat. Erschreckend war für mich, wie schlecht die Stimmung auf dem Betze geworden ist. Ganz, ganz selten war mal Stimmung bis unters Dach. In keinem Spiel haben wir Fans es geschafft 90 Minuten lang Gas zu geben. Teilweise waren die schwachen Auftritte des Teams immer noch besser als die Leistung der Fans. Natürlich gaben die Jungs wenig Anlass zum Feiern, doch früher war das egal. Der Betze brannte egal gegen wen, egal wie es stand und egal wie schwer sich das Team tat. Oft genug kam von den Fans der Impuls, der die Mannschaft zu Wundern anstachelte. So lahme Fans, wie wir es dieses Jahr waren, haben auch keine erfolgreiche Mannschaft verdient.

Erschreckend die Grabesstille, die über weite Teile der 2. Halbzeit gegen Schalke oder das ganze Spiel gegen Hamburg herrschte. Schlimm wie manche Fans 90 Minuten lang über die „Luftpumpen“ auf dem Platz schimpfen aber nicht einmal FCK rufen. Auf solche Fans kann der FCK verzichten, und er wird es wohl auch müssen, denn diese Schönwetterfans sind diejenigen, die in der 2. Liga nicht kommen werden. Die Frage bleibt, wer und wie viele kommen werden. So leer wie gegen den Verein aus dem Kraichgau kamen mir die Hinfahrtzüge selten vor. Von den angeblich 40.000 Zuschauer hat ein Großteil wieder nur geschimpft. 30.000 werden in der 2. Liga eine Ausnahme sein.

Auch am letzten Samstag war die Stimmung lange Zeit wieder schwach. Erst nach dem Rückstand und der endgültigen Resignation der Fans kam auf einmal die ganze Kurve in der 1. Liga an und machte Stimmung. Ob Laola beim Rückstand angebracht ist oder nicht, endlich war einmal wieder Stimmung. Auch in der 2. Hälfte gab es einen solchen Moment um das 0:2 herum, als wir minutenlang „Olé rot weiß“ sangen und dabei schlicht über das Gegentor hinweg sangen. Wenn das auch wieder ein Zeichen der Resignation war, bleibt doch die Hoffnung, dass die Fans Hunger auf diese Stimmung bekommen haben und dass der Betze in der nächsten Saison wieder brennt. Wenn die Stimmung nämlich so mies bleibt, wird es auch in Liga 2 ganz schwer.

Balla Balla Balakov

Die Überschrift hat eigentlich nichts mit dem Text zu tun, aber sie gefiel meinen schlichten Gemüt.

Nach dem 1:3 also ungefähr der 50. Minute war ich endgültig zu der Überzeugung gelangt, dass es im Sinne des Vereins die richtige Entscheidung wäre, Marco Kurz zu entlassen. Bereits zuvor hatte er öffentlich die Bankrotterklärung einer Führungskraft gegeben und gestanden, dass er nicht mehr wisse, was er ändern solle – anstatt mit breiter Brust zu erklären, dass der eingeschlagene Weg der richtige sei und man nur Geduld haben müsse.

Stefan Kuntz Personalpolitik zur Winterpause hat Kurz sicher nicht geholfen, denn bis dahin hatte es in der Mannschaft gestimmt. Jetzt musste sie sich neu finden, was nicht gelang. Kurz Ratlosigkeit übertrug sich auf die Mannschaft, so dass das Spiel immer unansehlicher und ideenloser wurde. Zudem erwiesen mit Yahia, Wagner und Sörensen drei der fünf Neuzugänge als Totalausfälle. Da weder Kurz noch Kuntz bereit waren das einzugestehen, wurde die Mannschaft weiter belastet.

In der Hinrunde gelang es dem Team immer wieder über den Kampf ins Spiel und zu Chancen zu kommen. Ein klares Zeichen, dass Kurz die Mannschaft erreichte und erfolgreich agierte, auch wenn das nötige Glück fehlte. Das kann man in der Rückrunde leider von keinem Spiel behaupten. Zwar gelang es gegen Bremen und Gladbach den alten Kampfgeist zu reaktivieren. Die Ergebnisse waren jedoch unterm Strich gerecht. Eher war es so, dass wir gegen Augsburg und Stuttgart noch Glück hatten, mit einem Unentschieden davon zu kommen. Unterm Strich standen Katastrophenspiele gegen Köln, Bayern, Mainz sowie Schalke und in Augsburg war man nahe an so einem Spiel dran. Ich hatte den Eindruck, dass Kurz die Mannschaft nicht mehr erreichte und diese sich vor Angst vor den Gegnern in die Hosen schiss.

Die einzigen zwei Gründe, Kurz nicht bereits nach dem Spiel gegen Mainz oder jetzt nach dem Schalke-Spiel zu entlassen, waren zum Einen die finanzielle Lage des Vereins, die das nicht erlaubt und zum Andern der fehlende Glaube, dass es jemand anders gelingen könnte, das Ruder herum zu reißen.

Jetzt soll es also Balakov richten. Ob es ihm gelingt? Man sollte keine Wunder von ihm verlangen. Doch genau so ein Wunder brauchen wir, um doch noch in der 1. Liga zu bleiben. Vielleicht ist das Klügste, was er machen kann, in den nächsten acht Spielen zu schauen, wer in der Mannschaft für einen Neuaufbau geeignet ist und wer nicht.

Was ich mir von Balakov erhoffe, ist, dass er etwas Spielkultur auf den Betze bringt. Dafür sind sicher nicht alle Spieler geeignet, doch um langristig bestehen zu können, langt es neben nicht nur zu kämpfen. Worauf Balakov aufbauen kann, ist die solide Defensive, denn hier hat Marco Kurz gute Arbeit geleistet und mit durchschnittlichen Spielern viel erreicht. Lange war ihm das auch offensiv gelungen, doch in der Rückrunde passte leider nichts mehr.

Auch mit einem neuen Trainer glaube ich nicht an den Klassenerhalt. Zu tief ist die Verunsicherung bei der Mannschaft. Wenn es dennoch klappen sollte, wäre das natürlich ultrageil, doch das Wesentliche ist für mich, dass ich Balakov als eine gute Lösung für den Neuaufbau – auch in Liga 2 – sehe.

Lautern-Bremen

Es gibt ja tatsächlich noch ein paar Menschen, die sich dran erinnern, daß es mal eine Fanfreundschaft zwischen Lautern und Bremen gegeben hat, so daß es ziemlich viele Bremer Fans trotz der großen Distanz auf den Betze geschafft haben, doch den meisten war es wohl eher egal. Eher freute man sich auf die Heimkehr von Tim „Spiegel“ Wiese und diesem ein paar Sprüche mitgeben zu können. Ich sehe das eher gelassen und denke, man muß nicht jeden Gegner hassen.

Kurz vor der Rückrunde haben wir uns von den Bremern ja noch Sandro Wagner ausgeliehen, was auf mich ein wenig den Eindruck einer Panikaktion machte, nach dem Motto: „Wir holen jeden Stürmer, den wir kriegen und finanzieren können – selbst wenn wir wissen, dass er im Abschluss eine Pfeife ist.“  Schon bemerkenswert, daß im Kader von Lautern jetzt nominell 9 Stürmer stehen – genauso viele wie in der Abwehr und zwei mehr als im Mittelfeld, nachdem Bilek und Walch abgegeben wurden. Vielleicht setzt der Trainer ja bald auf ein 4-3-3. Wagner, der m. E. bei Bremen nicht den Eindruck erweckt hatte, eine Verstärkung sein zu können, sollte aber nicht gegen Werder spielen. Das wurde vorher vereinbart. Dafür überraschte Marco Kurz mit der Aufstellung von Jan Simunek und Jakub Swierczok und einem 4-4-2. Draußen bleiben mußten, der bei den Fans m. E. zu Unrecht unbeliebte, Olli Kirch sowie Amedick und Abel.

Simunek strahlte sehr viel Sicherheit aus. Sowohl in der Spielübersicht, die ihn immer an der richtigen Stelle sein ließ, als auch in der Ballannahme und im Paßspiel, was bei unseren Verteidigern ja leider keine Selbstverständlichkeit ist. Auch Rodnei und Florian Dick zeigten souveräne Partien in der Defensive.  Von Dick war wie gewohnt in der Offensive nicht so wahnsinnig viel zu sehen, aber mehr als zu Beginn der Saison. Schwachpunkt in der Abwehr war Bugera, der seinen Gegenspielern zu viel Raum ließ und sie nicht energisch genug attackierte. Die meisten erfolgreichen Bremer Angriffe kamen daher über seine Seite oder die Mitte. Auch nach vorne war sein Aufbauspiel nicht überzeugend. Aber da bildete er leider keine Ausnahme. Viel zu häufig wurden die Bälle planlos nach vorne geschlagen, wo sie meist sofort verloren wurden oder beim Gegner landeten.

Wenn das Spiel über die Mitte aufgebaut wurde – meist mit einem hohen Ball auf Kouemaha – ging eigentlich gar nichts. Dennoch konnte Lautern in der 1. Halbzeit ein paar Mal über die Flügel nach vorne spielen. Das lag insbesondere an der quirligen Spielweise von Swierczok, der Bälle behauptete, ordentlich weiterleitete und Zweikämpfe auf eine Art gewann, die an den wuseligen „Jimmy“ Hoffer erinnerte. Dennoch ging die 1. Halbzeit ganz klar an Werder. Lauterns Angriffe basierten auf dem Prinzip Zufall und waren eine eher schlechtere Leistung, während Werder flüssig kombinierte und die Räume geschickt nutzte. Es war allerdings dem Mittelfeld anzukreiden, dass Werder so viele Räume hatte und die Abwehr viel zu häufig in 1:1-Situationen gehen musste. Insbesondere Christian Tiffert bot wieder einmal eine mäßige Leistung und schien nach hinten häufig zu fehlen. So kam Werder zu einigen guten und gefährlichen Chancen inklusive einem Pfostentreffer nach (unberechtigter) Ecke. Was aus der Kurve nicht zu erkennen war, war dass dabei Kouemaha Prödl abgeräumt hatte. Dass es dafür keinen Elfer gab, war Glück. Nach Chancen war das ganze vielleicht halbwegs ausgeglichen, doch Bremen zeigte die deutlich reifere Spielanlage und war auch defensiv geschickter darin, die Räume eng zu machen, was gut klappte, da Lautern nach vorne zu planlos agierte. Fortounis und Sahan blieben relativ unauffällig, machten aber zumindest ihre Defensivhausaufgaben. Was in der 1. Halbzeit auch auffiel, war der Einfluss des Winds, der viele Bälle verwehte, so daß es bei hohen Bällen schwer war, Genauigkeit in den Paß reinzukriegen. Kevin Trapp schaffte es in der 1. Halbzeit, unglaubliche drei Abwürfe für seine Mitspieler unerreichbar ins Aus zu bringen. Wiese sollte dies in der 2. Halbzeit auch noch gelingen.

Nach der Halbzeit wirkte Lautern wie verwandelt. Was zuvor an Spielwitz mangelte wurde jetzt durch Kampfgeist und Aggressivität sowie schnellem Spiel wett gemacht. Das war immer noch nicht die große Spielkunst, aber es machte wieder Spaß zuzusehen. Dabei gelang es lange Zeit, Werder in der eigenen Hälfte festzusetzen, so dass Werder nur sporadisch nach vorne kam. In dieser Phase traf de Wit mit schönem Schuß nur die Latte. Diese Überlegenheit endete mit der Auswechslung von Fortounis und der Hereinnahme von Nicolai Jörgensen. Was ein logischer Wechsel gewesen sein mag, erwies sich als schlecht, denn Jörgensen zeigte in der letzten halben Stunde keine brauchbare Aktion. Schwache Pässe und ein mangelhaftes Zweikampfverhalten prägten seine Leistung. Er erwischte einen gebrauchten Tag und präsentierte sich als Totalausfall. In dieser Zeit gab es auch eine Schrecksekunde, als Simunek behandelt werden mußte, und es zunächst so aussah, als könne er nicht weiterspielen. Erinnerungen an sein erstes Spiel für den FCK im Pokal gegen Bielefeld kamen hoch. Dennoch gelang es, nachdem Werder 10 gute Minuten hatte, wieder das Heft in die Hand zu nehmen und die Schlußphase der Partie zu bestimmen. In der Nachspielzeit erspielte sich Swierczok mit einer Drehung noch einmal eine tolle Chance, doch sein Chance ging wie viele andere Zentimeter vorbei.

Als Fan war es mal wieder schwer zu ertragen, wie viele Gelegenheiten vergeben wurden. Eines wurde klar: warum Dorge Kouemaha momentan nicht beim Afrika-Cup ist. O.K., Kamerun ist auch nicht qualifiziert, aber mit der von ihm gezeigten Leistung wäre es für den FCK kein Verlust gewesen, wenn er abwesend in Afrika geweilt hätte. Warum Kurz nicht Nemec eingewechselt hat, bleibt für mich ein Rätsel. Ich bin beileibe kein Nemec-Fan, stecke ihn eher in die Kategorie Anti-Fußballer, doch er weiß einen Ball zu behaupten, gerade wenn er hoch angespielt wird, und er hat die Spielübersicht, um vernünftige Pässe zu spielen. Zwei Eigenschaften, die Kouemaha völlig abgingen, und große Torgefahr strahlen leider beide nicht aus. Daß der Tausch mit Jörgensen nicht funktioniert hat, kann ich bei dieser einen Partie noch als Pech werten und hoffe, daß es kein Zeichen für die Zukunft ist. Viel Mut machte dagegen der agile Swierczok, der sehr engagiert und aggressiv spielte und sich seine Chancen erarbeitete. Was mich auch sehr erfreut hat, war die gute Stimmung bei uns Fans. Es wurde deutlich weniger gegrantelt als zuletzt. Auch wenn ich selbst wegen einem verschleimten Hals diesmal nicht laut sein konnte, fand ich doch das weit mehr gesungen wurde, als zuletzt. Das wir das durchhalten, wird für die nächsten Partien noch wichtig. Erfreulich war auch die Leistung von Kevin Trapp, der m.E. sein bestes Spiel der Saison zeigte und das trotz schlechter Abwürfe. Was sich Marco Kurz für die Zukunft auch einmal überlegen sollte ist, Christian Tiffert eine Pause zu geben. Er erinnert mit nichts an seine gute und unglaublich effektive Vorsaison. Man kann ihn ja in Schutz nehmen und sagen, ihm fehle Lakic als Anspielstation, doch es muß einmal in dieser Deutlichkeit gesagt werden. Seine Flanken sind diese Saison einfach Scheiße. Die würden auch ein Gomez oder Huntelaar nicht reinmachen.

Lautern-Hannover

Nur 36.000 Zuschauer auf dem Betze. Und bei einigen davon wäre es auch nicht schade gewesen, wenn sie fern geblieben wären. Ich kann die Miesmacher nicht mehr ertragen. Natürlich freue auch ich mich nicht, wenn einer unserer Jungs einen Fehler macht, aber deswegen höre ich nicht auf, die Mannschaft zu unterstützen. Doch leider gibt es einige, die sofort von der Unfähigkeit der Spieler sprechen. Wenn Oliver Kirch den Ball gegen drei Gegenspieler behauptet und einen erfolgreichen Pass zurück spielt, weil nur dort jemand freisteht und in der Kurve gejammert wird, als wäre Jesus gerade gestorben, dann finde  ich das ganz schwach von den Anhängern.

Ich frage mich da eher, warum diese Leute überhaupt ins Stadion gehen. Wem vor der Saison nicht klar war, dass es gegen den Abstieg geht, der muss doch unter Realitätsverlust leiden. Das ist auch nicht das erste Jahr, in dem wir gegen den Abstieg spielen. Seit Gründung der Bundesliga hat Lautern häufiger gegen den Abstieg als um Plätze im internationalen Geschäft gespielt. Als Lautern-Fan muss man auch leiden können. Ein wesentlicher Pluspunkt im Abstiegskampf war immer die Unterstützung der Fans – auch wenn es einmal nicht so gut läuft. Wir Fans müssen der Mannschaft vermitteln, dass wir an sie glauben, auch wenn sie sich schwer tut. Auf die Spieler zu schimpfen, hilft niemanden.

Dabei finde ich, dass es viele Gründe gibt, an unser derzeitiges Team zu glauben. Ich bin mir sicher, dass wir nicht absteigen werden. Über eine gesamte Saison ist die Abwehr wichtiger als der Sturm. Unsere Abwehr hat sich nach einem schweren Start stabilisiert und in der Hinserie 21 Tore zugelassen. Nur 5 Teams haben weniger kassiert. Hoffenheim und Stuttgart mit 19 und 20 auch nur marginal weniger. Unser Problem war die teils miserable Chancenverwertung. Doch unser Team spielt sich Chancen heraus. Das ist die wichtige Grundvoraussetzung, um Tore zu schießen. Und dass wir spielerisch Teams wie Hannover, Hoffenheim und Hertha vollkommen unter Kontrolle halten, gegen Teams wie Leverkusen, Stuttgart, Wolfsburg und Hamburg mindestens gleichwertig waren und auch gegen Dortmund nicht untergegangen sind, sollte Mut machen. Auch ohne einen Goalgetter vom Format eines Huntelaar oder Pizarro könnten wir also locker 8 Punkte mehr haben, wenn wir die Spiele entsprechend der Chancenverteilung ausgestaltet hätten.

Glück hatten wir bisher nur im Spiel gegen Mainz, dafür immer wieder das Pech, dass unsere Gegner ihre wenigen Chancen eiskalt ausnutzten. Ich bin mir sicher, dass wir im Laufe der Saison auch mal wieder Glück haben. In der vergangenen Saison haben wir viele Punkte mit Glück – man könnte auch unverdient sagen – geholt. Bisher hätten wir diese Saison noch kein Glück gebraucht, um erfolgreich zu bestehen, sondern nur eine konsequente Ausnutzung unserer Chancen. Wenn unsere Mannschaft weiter so engagiert spielt, wird sich der Erfolg einstellen.

Eine wichtige Voraussetzung, um erfolgreich gegen den Abstieg zu spielen, ist die Bereitschaft, sich in jedes Spiel reinzuhängen. Abgesehen von dem Nürnberg-Spiel hat unsere Mannschaft in jeder Partie seit dem Mainz-Spiel unbedingten Willen gezeigt und bedingungslos gekämpft. Die Jungs haben scheinbar im Gegensatz zu manchen Fans von Anfang an begriffen, dass auch diese Saison gegen den Abstieg gekämpft werden muss. Deswegen bin ich mit dem Team und Marco Kurz auch sehr zufrieden, auch wenn ich es mit dem Tabellenplatz nicht bin. Deswegen unterstütze ich dieses Team auch mit Freude, und deswegen kotzt es mich an, wenn die eigenen Fans es runtermachen.

Was mich auch gegen Hannover wieder erfreut hat, war dass die Mannschaft nicht nur gekämpft hat, sondern auch gut gespielt hat. Auch gegen einen Europa-League-Teilnehmer haben wir das Spiel gestaltet, Räume gesucht und gefunden auch dadurch, dass wir es in die Breite getragen, manchmal eben auch über den Weg zurück. Es ist schade, dass viele Zuschauer dafür keinen Blick haben. Auch gegen Hannover hatten wir am Anfang das Spiel sauber und souverän nach vorne getragen und erste Chancen. Und dann kam der eine lange Ball von Hannover, den Matze Abel leider total versaut und bei dem Kevin Trapp danach in einer 1:1 Situation getunnelt wird. Danach sind wir ins Schwimmen gekommen. Die Abwehr reagierte nervös, und mit einem zweiten Riesenbock durch einen Katastrophenfehlpass von Abel, gerieten wir in große Gefahr. Doch Hannover schaffte es trotz solcher Steilvorlagen nicht, sich eine zweite Chance zu erarbeiten, auch weil die Jungs sich dann doch genügend unterstützt haben, um den letzten Pass zu verhindern. Nach der 30. Minute hatte Lautern sich wieder gefangen und erspielte sich durchaus noch Chancen, so dass es zur Halbzeit bei den Chancen 3:1 für uns stand.

In der 2. Halbzeit zeigte Lautern sich noch engagierter. Nemec gelang es deutlich besser als zuvor Kouemaha die Bälle zu behaupten, und auch über rechts konnten wir jetzt deutlich häufiger in den Strafraum eindringen. Shechter brachte Leben ins Spiel, auch wenn Felix Brych immer gegen ihn entschied. Im Abschluss war er jedoch harmlos. Auch seine letzten Pässe versandeten leider, anstatt tödlich zu werden. Anders dagegen Sahan, der ein beherztes Spiel lieferte und ein kämpferisches Vorbild für die gesamte Mannschaft darstellte. Neben seiner Vorlage bei Nemec Tor war er auch an der zweiten tausendprozentigen Chance beteiligt, als er es leider mit einem Heber statt mit einem Pass in die Mitte oder einem strammen Schuss versuchte. Hoffen wir, dass er jetzt in der Bundesliga angekommen ist. Vor der Saison hatte ich große Hoffnungen in ihn gesetzt, die leider häufig enttäuscht wurden. Vielleicht ist mit dem Tor in Dortmund bei ihm ein Knoten geplatzt. Ebenfalls eine sehr gute Partie zeigte Ollie Kirch, der das Spiel gestaltete und breit machte. Florian Dick agierte deutlich offensiver als sonst. Seine Flanken fanden jedoch leider keine Abnehmer. Die Frequenz, mit der wir vor das Tor von 96 gekommen sind – auch wenn nicht alles zu zwingenden Chancen führte – demonstrierte wie überlegen wir in der zweiten Halbzeit waren, denn 96 kam nicht mehr gefährlich vor unser Tor. Chancenverhältnis am Ende also 7:1.

Die rote Karte gegen Shechter wirkte sehr merkwürdig. Dass Shechter ein Foul begangen hat, ist unstrittig. Dieses als Tätlichkeit zu werten, erscheint mir sehr fragwürdig. Im Kampf um den Ball musste Shechter einen Körpereinsatz einstecken, den man durchaus auch als harmloses Foul werten konnte. Zwanzig Meter weiter versuchte Shechter erneut in den Kampfbereich um den Ball zu kommen und schubste einen Gegenspieler um, der ihm fünf Meter von dem ballführenden den Weg blockierte. Was Felix Brych getrieben hat, Shechter hier eine Tätlichkeit zu unterstellen, erschloss sich mir nicht wirklich.

Insgesamt haben wir also wieder mal Punkte liegen lassen, doch abgerechnet wird am Schluss, und der engagierte Einsatz der Mannschaft wird auch wieder belohnt werden. Einstellung und spielerische Fähigkeiten der Mannschaft stimmen weiterhin. Am Abschluss auch durch Standardsituationen muss weiter gearbeitet werden. Rodnei zeigte das erste Mal seit Langem keinen groben Schnitzer. Abel lieferte dagegen ein Plädoyer für Amedick in der Innenverteidigung.

Randale bei Frankfurt – Lautern

Die Randale vor und beim Spiel gegen Frankfurt überschatten den Sieg gegen die Eintracht schwer. Traurigerweise bin ich deshalb nicht nach Frankfurt gefahren, weil ich ähnliche Ausschreitungen wie im März befürchtet hatte.

Die Fans, die, wie es zu lesen ist, mit Steinen und Böllern geschmissen haben, haben den Verein und auch sich selbst einen Bärendienst geleistet. Angriffe gegen das Ordnungspersonal, wie in Frankfurt geschehen, sind mit Fankultur nicht zu entschuldigen.

Ich spreche bewusst von Fans, denn ich glaube, dass es sich um solche handelt. Diejenigen, die sie mit irgendwelchen Verunglimpfungen versuchen aus der Fanszene heraus zu definieren, begehen meines Erachtens einen großen Fehler. Denn häufig sind es gerade die Ultras, die für die Stimmung im Stadion sorgen, anders als die sich selbst als die „echten“ Fußballfans bezeichnenden Zuschauer, die es sich bequem auf ihrem Sitz zurecht machen und denen das Stadion nicht klinisch sauber genug sein kann. Doch Fußball und Fußball-Fankultur war immer dreckig. Gerade dieser ehrliche, proletarische Schmutz hat für Stimmung im Stadion gesorgt, ebenso wie die verrauchten bengalischen Feuer noch in den 80ern die Stadionatmosphäre entzündeten. Was wir in den 90ern und im neuen Jahrtausend erlebt haben, ist dass sich der Fußball und seine Fans verändert haben. Der Fußball wurde taktischer, gepflegter – intellektueller, und mit dieser Veränderung kamen neue Fans: deutlich mehr Frauen und die Salon-Fans, die sich heute als die „echten“ Fans bezeichnen – und die eigene Mannschaft nach einer berechtigten Roten Karte gegen sie nicht unterstützen, indem sie den Schiedsrichter auspfeifen. Bis zu gewissem Grad sind sie den Hooligans näher als die Ultras. Denn es geht ihnen nicht um den Verein, sondern um das Spiel, sowie es den Hooligans nicht um den Verein sondern um die Gewalt geht.

Wahrscheinlich gehen sie jetzt davon aus, dass bengalische Feuer mir den Blick vernebelt haben. Deswegen möchte ich diesen schwierigen Exkurs auch beenden und zurück zu den Gewalttaten in Frankfurt kommen. Die randalisierenden Fans in Frankfurt haben dem FCK geschadet – zunächst finanziell, denn um eine saftige Geldstrafe werden wir wohl nicht rum kommen – doch noch schlimmer ist die Rufschädigung für den Verein. Wir Fans stehen für das Image des Vereins und werden jetzt als gewaltverliebte Chaoten und Brandstifter angesehen und der Verein als ihre Heimat. Dieses schlechte Image dürfte weit schwerer zu verkraften sein als die Geldstrafe. Die Fans haben auch sich selbst geschadet, denn ihre Anliegen, wie das Legalisieren der Pyrotechnik, sind dadurch weit zurück geworfen worden. Ein „gewaltbereiter Mob“, den man der Einfachheit halber zu Hooligans herabstuft, wird als Gesprächspartner nicht ernst genommen. Auch ihren Ruf innerhalb der Fanszene des FCK haben sie massiv geschädigt.

Gewalt ist nicht zu entschuldigen. Fußball ist kein Schauplatz für Schlägereien und körperliche Attacken. Weder gegen andere gewaltbereite Personen, noch gegen Unbeteiligte oder Ordnungs- und Polizeipersonal. Dass diese Selbstverständlichkeit von so vielen nicht begriffen wurde, stimmt mich sehr traurig. Dass es innerhalb der Fangruppierung in einem Selbstreinigungsprozess nicht gelungen ist, sie zu stoppen, ist ein schlechtes Zeichen. Doch dies ist ein Punkt an dem wir Fans ansetzen müssen. Es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sich die Krawalle von Frankfurt nicht wiederholen. Eine gewaltfreie Fanszene ist weit wichtiger als eine mit bengalischen Feuern beleuchtete. Diese wieder herzustellen, sollte für uns Fans jetzt die wichtigste Aufgabe sein. Was auch immer für Versprechungen an die Ultras nicht eingeholten wurden, sie bieten keine Entschuldigungen für die Randale.

Außenstehende und Funktionäre sollten es sich nicht einfach machen und die gewalttätigen Fans in Frankfurt als Hooligans abtun. Irgendwelche Verbote auszusprechen, wird das Problem nicht lösen. Eine einfache Lösung wird es nicht geben, doch eine Ausgrenzung der Ultras wird das Problem nicht beheben sondern verschärfen. Das heißt nicht, Gewalttaten zu ignorieren. Die Verfehlungen Einzelner müssen geahndet und bestraft werden. Aber, wer der Verlockung nachgibt, die gesamte Szene zu diskriminieren, erweist dem Fußball genauso einen Bärendienst wie die Steineschmeißer in Frankfurt

Lautern-Stuttgart

Es fällt mir schwer das Gesehene in Worte zu fassen. Unser Team bringt mich diese Saison zum Verzweifeln. Das ist es vielleicht, was es auf den Punkt bringt. Die Gründe dafür sind aber immer verschieden. Das Spiel gegen Stuttgart war an und für sich das beste Spiel der Mannschaft, das ich in dieser Saison gesehen habe. Wenn nur das Ergebnis nicht gewesen wäre.

Nach einer nervösen Anfangsphase, in der wir es vor allem mit hohen Bällen nach vorne versuchten, beruhigte sich das Spiel. Die Mannschaft bewies Geduld beim Spielaufbau, zeigte Übersicht und machte weniger Fehler als zuletzt, auch wenn über die gesamte Spieldauer nach wie vor zu viele leichte Fehler zu finden waren, die einen an der Qualität der Mannschaft zweifeln lassen. Dass das Publikum diese Zweifelim Stadium mittlerweile deutlich kund tut, hilft den Jungs natürlich überhaupt nicht. Insgesamt befand sich die erste Halbzeit auf durchschnittlichem Niveau mit einem Chancenverhältnis von 2:2. Dabei hat mich gefreut, dass kein echter Qualitätsunterschied zwischen Stuttgart und Lautern zu beobachten war. Auch wenn Stuttgart vielleicht einen Tick ballsicherer war, befanden sich beide Teams auf Augenhöhe. Sehr gut gefallen hat mir in der ersten Halbzeit Oliver Kirch, der sehr agil war und viel für das Spiel nach vorne tat.

In der zweiten Halbzeit befanden sich die Teams nicht mehr auf Augenhöhe. Lautern war klar besser! Beim 0:1 musste Jessen in der Mitte aushelfen, so dass links Platz war, der von Tiffert nicht ausreichend gestopft wurde. So kam der VfB zum Flanken. Jessen fälschte den Ball leicht ab, und in der Mitte war Cacau alleine gelassen worden. Das 0:2 fiel noch unglücklicher und kann eigentlich nicht mal als echte Chance bezeichnet werden. Bouhlarouz wollte flanken. Jessen fälschte ab und änderte die Richtung des Balls. Trapp machte einen Schritt in die falsche Richtung, und das Ding war drin. Meiner Meinung nach war dieser Ball durchaus haltbar. Auch wenn er abgefälscht war, so war er doch zugleich nicht sonderlich scharf geschossen. Den Schritt in die falsche Richtung machte Trapp so spät, dass ich mich fragte, wo er denn hin will. Dass man bei solch dummen Gegentreffern verzweifelt,  muss nicht weiter verwundern. Doch das waren die einzigen echten Fehler der Abwehr in den 90 Minuten. Rodneis üblicher Bock kostete diesmal nur einen Einwurf, so dass er leicht zu verschmerzen war. Amedick zeigte eine ganz starke und sehr engagierte Leistung. In dieser Form ist er aus der Innenverteidigung nicht wegzudenken. Dick und Jessen spielten wieder einmal sehr solide. Speziell am Ende kombinierte Jessen gut mit dem eingewechselten Fortounis, auch wenn ich über Jessens Flanken besser den Mantel des Schweigens hülle.

Erstaunlich war, dass wir neben einer guten Abwehr diesmal auch eine gute Offensivabteilung hatten. In der zweiten Halbzeit spielten wir bestimmt 6 gute Chancen heraus. Dass dies trotz Rückstand gegen einen dann defensiv eingestellten Gegner gelang, darf einem wirklich Mut machen, zumal es sich wirklich um heraus gespielte Chancen und nicht um glückliche Geschenke des Himmels wie gegen Mainz handelte. Die Mannschaft zeigte Charakter und tatsächlich so etwas wie Spielkunst. Das kann für die kommenden Partien echten Mut machen, doch an diesem Abend verzweifelten wir vor allem an den zum Teil äußerst dämlich vergebenen Chancen.

Lautern-Augsburg

Das ist ja gerade mal noch so gut gegangen, mag man sich denken, angesichts Shechters Ausgleich in der 80. Minute, doch natürlich hatten wir Fans vor der Partie gegen den Aufsteiger einen Heimsieg erhofft oder fast schon erwartet.

Natürlich darf man einen Gegner nicht unterschätzen, und in der Bundesliga gibt es genauso wenig einfache Gegner wie in Länderspielen, doch die Partie hatte einige besorgniserregende Momente zu bieten, die fürchten lassen, daß Lautern zu einem einfachen Gegner in der Bundesliga werden könnte.

Aus meiner Sicht war das Unentschieden unterm Strich ein gerechtes Ergebnis, denn auf beiden Seiten wurde eine Vielzahl an Chancen vergeben. Höchst erfreulich war, daß sich Lautern – sonst eher eine spielschwache Mannschaft – seine Chancen selbst erarbeitete. Doch auf der anderen Seite bekam Augsburg viele Chancen auf dem Silbertablett serviert, weil sich die Lauterer Abwehr einen bösen Lapsus nach dem anderen leistete. Dass Rodnei in der Vorwärtsbewegung ausrutschte und aus diesem Ballverlust das 0:1 entstand, kann man vielleicht noch tatsächlich als Ausrutscher interpretieren. Doch leider lagen Lauterns  Probleme tiefer als in der falschen Stollenwahl von Rodnei.

Da war zum Einen das schwache Aufbauspiel der Abwehr in der 1. Halbzeit. Vor dem  Rückstand spielte Lautern sehr souverän und ließ den Ball über mehr als 20 Positionen laufen. Das war zwar noch nicht überaus effektiv, aber ein solches Spiel erfordert Geduld – das ist bei Barcelona nicht anders. Lauterns Paßspiel war natürlich nicht so elegant und zielsicher wie bei Barcelona. So gab es deutlich mehr Rückpässe ins zentrale Mittelfeld, aber insgesamt gelang es Augsburg einzuschnüren und den Ball zu kontrollieren. Doch nach dem 0:1 hatte man das Gefühl, dass der Ball die eigene Abwehr gar nicht mehr nach vorne verließ. Als über längere Zeit nicht erkennbar war, daß die Abwehr die Intention hatte, den Ball ins Mittelfeld zu spielen, kippte dann auch die Stimmung, und die Mannschaft musste sich berechtigte Pfiffe gefallen lassen. So sehr ich auch ein Freund davon bin, das Team über die gesamte Spielzeit zu unterstützen, so sehr hatte ich in diesen Momenten das Gefühl, daß die Mannschaft einen Weckruf brauchte. Und besser der kommt von den Fans als von dem Gegner.

Und dieser hatte neben dem 0:1 leider noch viele weitere Chancen für einen zweiten Weckruf. Dabei resultierten die Konterchancen Augsburgs einzig und allein aus Unzulänglichkeiten Lauterns. Einfachste Fehlpässe der Lautrer Abwehr im initialen Spielaufbau luden die Augsburger ebenso zu weiteren Toren ein wie große Probleme in der Ballannahme und gefährliche Dribblings als letzter Mann. Besonders negativ dabei fiel Matze Abel auf, dessen Grobmotorik erschwerend hinzu kam, sobald ein Augsburger den direkten Zweikampf gegen ihn suchte. Rodnei war kaum besser. Doch während er sonst durch eine extreme defensive Zweikampfstärke auffällt, war diese gegen Augsburg allenfalls solide, zumal er echte Probleme mit seinem Schuhwerk zu haben schien. Lange habe ich mich gefragt, wieso Marco Kurz an Leon Jessen festhält, der selten gute Flanken hervorbringt und auch nicht sonderlich zweikampfstark ist. Am Sonntag wurde mir klar, dass er der einzige Lautrer Abwehrspieler ist, bei dem man nicht die Luft anhalten muss, wenn er den Ball annimmt. Viel gebracht hat er für das Spiel aber nicht. Insbesonderein der Offensive konnte er keine positiven Akzente setzen. Eher setzte er Ilicevic und Shechter mit ungenauen oder unangebrachten Anspielen unter Druck. Florian Dick blieb im Großen und Ganzen unauffällig, aber ich fürchte dies liegt auch an einem schlechten Stellungsspiel seinerseits, denn die meisten Augsburger Konter kamen über seine Seite. Nicht umsonst hatte mit dem Ex-Lautrer Axel Bellinghausen Dicks Gegenspieler die meisten Ballkontakte bei Augsburg. Doch Dick sehe ich noch eher als solide an. In der gegnerischen Hälfte war er zumindest in Halbzeit 2 präsenter als Jessen und eher in der Lage Mittelfeld und Sturm mit Bällen zu versorgen. Flanken waren aber auch von ihm nicht zu sehen und daß er defensiv einige Male nicht am Platz war, lag wohl auch daran, daß seine Mitspieler die Bälle zu leicht verloren. Marco Kurz sollte die Abwehr in der kommenden Woche Ballstoppen und Passen üben lassen. Nach den Leistungen von Abel würde ich auch nicht verstehen, wenn Amedick weiter auf der Reservebank sitzen muss. Er hat eine Chance verdient. Als er sich zu viele Fehler leistete, kam Abel, jetzt ist es umgekehrt.

Das Mittelfeld stand auf dem Platz. Doch was ist darüber zu sagen? Ivo Ilicevic fiel zunächst wegen seiner orangenen Schuhe auf, doch er war auch sonst einer der quirligsten Spieler, der mit Ballsicherheit und Passgenauigkeit auffiel, jedoch kaum direkte Vorlagen lieferte. Sehr schade, dass er in der zweiten Halbzeit aus bester Schußposition einen miserablen Pass in den leeren Raum ablieferte, den nur Augsburgs Torwart Jentsch erreichen konnte. Tiffert und Petsos boten defensiv ordentliche Leistungen, denn Augsburg war in seinen Kontern meist so schnell, dass sie gar nicht eingreifen konnten. Ansonsten ließen sie nichts zu. Von Petsos war im Großen und Ganzen nichts zu sehen, während Tiffert sich bemühte, sich ins Angriffsspiel einzuschalten, dabei aber letztlich glücklos blieb. Olcay Sahan bot dagegen eine schwache Leistung. Seine Pässe fanden selten einen Abnehmer, und die Bälle verlor er leider auch viel zu schnell. Nach zwei vertanen Chancen in Folge sollte Kurz ihm Bedenkzeit auf der Bank schenken.

Im Sturm ist dagegen positiv festzuhalten, dass Kurz auf zwei Stürmer setzte. Shechter und Sukuta-Pasu hielten dabei ein Plädoyer für das 4-4-2-System. Sonst bin ich in der Frage 4-5-1 oder 4-4-2 eher leidenschaftslos, hier überzeugten mich die beiden Angreifer. Mit viel Bewegung machten sie das Lautrer Offensivspiel sehr flexibel. Die Ballsicherheit des quirligen Shechter, der zugleich sehr uneigennützig den Blick für seine Kameraden hatte, war dabei das Beste am ganzen Spiel. Zugleich war ich dankbar, dass Shechter beim Ausgleich doch einmal die eigene Chance suchte. So kann Shechter uns noch eine Menge Spaß machen. Ein wenig erinnerten seine offensiven Zweikämpfe an Jimmy Hoffer, wenn dieser mit einer Mischung aus Durchtanken und Durchschlupfen sich durch die Abwehr mogelte, doch Shechter ist flexibler und sich nicht zu schade das Spiel in die Breite zu ziehen, indem er auf den Außenpositionen aushilft. Mancher mag das kritisieren, wenn ein Stürmer nicht in der Mitte ist, doch Shechter hat nicht die Lufthoheit eines Lakic. Er ist ein andrer Spielertyp. Mit seiner Größe ist Sukuta-Pasu eher ein Typ um hohe Bälle zu behaupten, doch er wurde selten entsprechend angespielt. Positiv fiel mir an ihm neben seiner Beweglichkeit auch die Ruhe und Abgebrühtheit vor dem Tor auf, die er trotz seiner Jugend bereits spüren ließ, wenn er nicht den überhasteten Abschluss suchte, sondern Geduld bewies und dann das Pech hatte, dass für den geschlagenen Torwart ein Mitspieler auf der Linie rettete.

Offensiv gab es also durchaus Positives zu sehen, doch unsere Abwehr wird mich diese Saison noch einige Nerven kosten. Ich befürchte, daß ein erfolgreiches Konzept gegen Lautern ist, die Abwehr unter Druck zu setzen – Fehler macht die schon von alleine. Doch bereits jetzt schwarz zu malen, hieße mit dem Kämpfen erst gar nicht anzufangen. Und gekämpft haben unsere Jungs in der zweiten Halbzeit, wofür sie zu Recht belohnt wurden und echte Betze-Atmosphäre in die Kurve zurückbrachten. Daß der Nichtabstieg diese Saison das einzige Ziel sein kann, war ohnehin klar. Also: der erste Punkt von 40.

Ausnahmezustand

Die Rückkehr zur Normalität kann nur über den Ausnahmezustand erreicht werden. Dieser ist heute erreicht, und jetzt wird gefeiert, bevor ab der nächsten Saison wieder Normalität herrscht und Lautern wieder erstklassig spielt. Die restlichen zwei Wochen der Zweitligatristesse werden jetzt eine einzige Party!

Liebe Lautern-Fans; macht’s wie ich, und laßt das Auto stehn!

Der Höhenflug der Roten Teufel

Am Samstag konnte ich nicht umhin, die von mir selbst auferlegte kurzzeitige Abstinenz nach nur 4 Tagen bereits wieder zu beenden. Wenn es einen anderen Grunds bedurft hätte als die Alkohol– Sehnsucht nach einem schönen Duft im Glas, der sich in einen faszinierenden Geschmack vollendet, Fließgeräuschen, die beim Schwenken bei mir eine Gänsehaut erzeugen und einer natürlichen, nicht gemalten Farbe, so hätte ihn mir der FCK gegeben, der ebenfalls all meine Sinne animiert. Das kräftige Rot, die Gesänge aus tausenden Kehlen, der Geruch nach ehrlichem Schweiß, die Schmerzen der Verletzten kulminierten im Geschmack des Siegs. Nach vier Siegen in Folge hatte ich eine Niederlage in Rostock fest einkalkuliert und der Mannschaft ebenso vorab genehmigt. Zu genial verlief die bisherige Saison, als daß ich noch Wünsche an das Team hätte haben können. Anders als in der Vergangenheit schafften sie es, auch dann zu gewinnen, wenn es drauf ankam. Als alle anderen direkten Konkurrenten am 13. Spieltag Federn ließen nutzten die Jungs die Chance beim letzten direkten Konkurrenten Union Berlin zu gewinnen. Und eine Woche später schlugen sie den bis dato härtesten Gegner Bielefeld. Nachdem sie so 33 Punkte erbeutet hatten, war ich wirklich glücklich über ihre Leistungen und hoffte nur  noch auf einen Sieg aus den letzten 3 Spielen der Hinrunde, vorzugsweise gegen Koblenz. 😉 Daß sie den Sieg bereits in Rostock holten und weiterhin das Maß der Dinge in Liga 2 mit sagenhaften 36 Punkten sind, ist einfach nur geil. Auch wenn es bis zum Aufstieg noch ein weiter Weg ist und noch viel passieren kann, muß es einem Fan nun erlaubt sein, vom Aufstieg nicht nur zu träumen sondern auch darüber zu reden. Vor allem muß eine solche Sache auch einmal gefeiert werden. In diesem Fall mit einem feinen Moselriesling.