Der ein oder andere Leser mag sich aufgrund der unbeschriebenen Tage ja Sorgen um mein Wohlbefinden gemacht haben. Vielleicht hat er sich sogar die folgenschwere Frage gestellt, ob ich es denn mehrere Tage am Stück ohne Verkostungsnotiz aushalte.
Ich bedanke mich auf jeden Fall für das Mitgefühl und kann Euch versichern, daß die Sorgen zum jetzigen Zeitpunkt vollkommen unbegründet sind. Die erste Schaffenspause legte ich im österreichischem Ehrwald ein, wo ich zwar vorzüglichen Rotwein konsumierte, allerdings wie es sich gehört, ausschließlich zu Tisch. Anders als bei anderen Gelegenheiten verhielt ich mich zur Abwechslung mal zivilisiert und holte nicht mein Notizbuch hervor. Zu trinken gab es u.a. den 2006er Blaufränkisch Chevalier DAC Reserve vom Rotweingut Iby aus dem Mittelburgenland und den durchaus bekannten Arachon eine Cuvee aus Blaufränkisch, Merlot, Zweigelt und Cabernet Sauvignon. Der Chevalier war der zugänglichere der beiden Weine und damit wohl auch der für das Restaurant bessere geeignete. Der Arachon war dagegen einer jener Weine, die mit Luft zulegen und nach und nach neue Facetten offenbaren. Also auf jeden Fall ein spannender Wein, bei dem es lohnt, ihn über einen Abend zu verfolgen. Die Höhenluft setzte mir aber zu, so daß ich nicht allzu aufmerksam war. Ich hoffe, die Leser sind geneigt, mir dies zu verzeihen.
Am Münchner Flughafen checkte ich vor der Rückreise ins norddeutsche Küstenvorland, gemeinhin auch Hamburg genannt, noch im Dallmayr Café ein. Feinschmecker und Weintrinker wissen, daß es hier nicht nur Kaffee gibt sondern auch:
Chablis Domaine Chèvre 2006
Strohgelbe Farbe, Birne, Wachs, blumig
Sehr ungewohnt: fruchtig, leichte Säure, frisch, schwacher Schmelz, gute Länge, leicht mineralischer Nachhall.
nicht unbedingt Chablis-typisch, aber sehr gefällig
Escherdorfer Lump Sivaner Kabinett trocken, 2007
Strohgelbe Farbe, sehr fruchtig, leichtes Pfefferl
Saftig, leichte Säure, fruchtbetont, geradlinig
netter Wein, aber doch ziemlich belanglos, zum Durchschnittskrimi am Abend, falls man den Fernseher partout nicht abschalten kann.
Der zweite Schluck besitzt doch etwas mehr Rasse und Würze. So verträgt er auch die Chips zum Krimi.
Wenn die Angaben zur Wiedererkennung der Weine nicht wirklich ausreichen, so liegt das nicht an meinen Bemühungen sämtliche vorhandenen Informationen von den Karten aufzuschreiben.