Türsteher-Blues – 3

Schon wieder steh ich in der Kälte
weil er sein Urteil über mich fällte
Er tut als wär ich ein Verbrecher
Dabei bin ich ein ganz normaler Zecher

Seh ich wie lasch sein Bizeps anschwellte
weiß ich genau er ist schwächer
Hör ich jetzt noch irgendeine Schelte
werde ich zum gemeinen Rächer

Ich räche alle die er abgewiesen hat
und setz ihn als ihr Vertreter matt
Jetzt wird das Bürschchen auch noch kesser

Davon wird mein Laune auch nicht besser
Paß auf – jetzt mach ich dich platt
Scheiße der Kerl hat ein Messer

Türsteher-Blues – 2

Während sich drinnen wohl grad mein Mädel entpellte
und die Hoffnung auf ihre Jungfraäulichkeit zerschellte
schlug ich mich hier draußen herum
– Was ist dieser Kerl bloß dumm

Nachdem ich erst wütend bellte
bin ich jetzt nur noch traurig stumm
Daß ich in meinem Alter nichts mehr gelte
nehm ich ihm noch nicht mal krumm

Doch warum läßt er mich sie nicht abholen
Glaubt er ich hab meine Zeit gestohlen
Sie zu schützen ist doch meine Pflicht

Nur wegen ihm erfüll ich sie nicht
Wie rette ich jetzt nur mein kleines Fohlen
Ich hasse diesen muskulösen Wicht

Türsteher-Blues – 1

Wir müssen leider draußen bleiben
So tut er es uns hier vorschreiben
Bestimmt tut er seine Meinung vertreten
Dabei laufen hier die besten Feten

Wir kommen nicht zum bunten Treiben
und bleiben leider unerbeten
egal wie sehr wir um Einlaß flehten
So reiben wir nur die Nasen an die Scheiben

Einen Blick auf die geilen Chicks zu erhaschen
tät uns fast schon glücklich machen
Er kann uns dafür nur auslachen

Warum kann er uns nicht mit Gnade überraschen
damit wir anschließend die Mädels vernaschen
Warum muß er sie bloß so streng bewachen

Drum prüfe wer sie ewig bindet

Wird die Suche nach dem fehlenden Wort
erst einmal zum Ausdauersport
passiert es schnell daß man sich verwählt
weil nur noch das Ankommen zählt

Ist die Inspiration erst einmal fort
werden Worte zwangsvermählt
denn es gibt kein Gefühl mehr an diesem Ort
und es ist egal wie sehr der Reim sich quält

Kann man sich in der Ehe nicht leiden
läßt man sich einfach wieder scheiden
doch ein schlechter Reim läßt sich nicht teilen

Es hilft auch nichts ihn modisch aufzustylen
Die Wörter müssen weiter leiden
Man kann sie nicht mehr heilen

Weinliteratur

Das Schreiben übers Trinken
füllt viele dicke Schinken
Was gibt es alles da zu sagen
Antworten auf nie gestellte Fragen

Wann darf ein Wein wertvoll stinken
Welcher Wein an welchen Tagen
Die Schreiber tun den Leser linken
und das will ich beklagen

Nehmt die Schreiber in Sippenhaft
Wein ist keine Wissenschaft
Wolken tun die Reben gießen

Diese tun selbständig sprießen
und produzieren einen edlen Saft
Den gilt es zu genießen

Wellness oder Wohlfühlen

Wellness ist ein modernes Wort
es steht für den Rückzug in ein Hort
Wohlfühlen könnte man auch sagen
doch dann beginnt man das Ziel zu hinterfragen

Schwitzen ohne den Zwang zum Sport
Peeling wär das Abschichten von Lagen
Das Marketing wischt die Begriffe fort
denen fehlt die Kraft zum Durchschlagen

Hauptsache man tut sich dabei wohlfühlen
wenn es der Hitze gelingt das Gemüt zu kühlen
und Schweißtropfen über den Körper marschieren

Wenn man Glück hat tut es dann passieren
daß wenn fremde Hände das Fleisch durchwühlen
sie auch die Seele wohltuend massieren

Karwoche

All die schlimmen Sachen
ließ er mich für sich machen
Trotzdem erschien ich ihm als unschuldiger Engel
Zu spät erst wurde aus mir ein ungezogner Bengel

Er trieb sein priesterliches Gestängel
tief in meinen kindlichen Rachen
Da half mir auch kein Gequängel
Aus dem Albtraum gab es kein Erwachen

Mich zu offenbaren tat ich mich nicht wagen
wußte auch nicht wen ich konnte fragen
Es wär als tät ich ihn verpetzen

Irgendwann tat er mich dann versetzen
und ich wills auch noch heut nicht sagen
Das tat mich am meisten verletzen
Aus dem Albtraum gab es kein Erwachen

Von Menschen und Wein

Einstmals als Krawatten
etwas Abstoßendes hatten
trugen wir statt Nadelstreifen
lieber bunt bemalte Schleifen

Dann kürzten wir unsere Matten
als Zeichen daß wir reifen
Wir begannen zu versteifen
Mit der Zeit bewegte sich nur unser Schatten

Mit Menschen verhälts sichs wie mit Wein
Selten setzt eine Entwicklung ein
Die meisten tun lediglich verblassen

Sie reihn sich ein ins Kollektiv der Massen
werden unbeweglich passiv wie ein Stein
Was tät das Kind das alte Ich doch hassen

Lieber Lord Chandos…

Ein paar Tage nichts geschrieben
Wo sind die Gedanken hängen geblieben
Wieso öffnete sich nicht die kreative Saat
Kein Antiklimax endete in Wort und Tat

Ich weiß nicht was nicht hat getrieben
drum such ich ja ihren weisen Rat
Wem kann ich die Schuld zuschieben
damit ein geistiger Frühling naht

Zum Glück hatte ich einen Vorrat angelegt
der die leeren Tage meines Blogs pflegt
Die Ideen gewonnen an fremden Stätten

tuen sich nicht in neue Reime betten
Und weil ich nicht sehe daß mein Füller sich bewegt
müßt Ihr lieber Lord Chandos mich gnädigst retten

Der Optimist

Wenn dann auch der Optimist
schließlich die weiße Flagge hißt
steht niemand mehr auf dem Feld
Auch der große tapfre Held

wird seit Längerem vermißt
Als sich niemand mehr vor ihn stellt
ist es für ihn dann doch zu trist
so ganz allein auf der Welt

Die Klugen sind längst geflohn
Die Edlen erlegte der Feind schon
Die Leichtgläubigen erwischt es zu Letzt

Weil er sie nochmal auf den Feind hetzt
erntet nur dieser den Lohn
indem er alle blutig zerfetzt