Weinrallye #34 Wein und Knabberei – food pairing

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Das von Thomas ausgegebene Motto der diesmaligen Weinrallye, die vom Winzerblog.de selbst betreut wird, hat in mir die Überlegung aufgebracht, nicht an dieser Weinrallye teilzunehmen.
Leser meiner Verkostungsnotizen mag es überraschen, aber ich bin kein Spezialist darin, Wein und Essen zu kombinieren. Meine Empfehlungen eines Essens zu einem Wein haben daher meist einen intuitiven Ratecharakter. Insofern hat meine Teilnahme an dieser Weinrallye vielleicht zumindest therapeutischen Charakter, werde ich doch zu diesem Geständnis gebracht.

Ich befolge natürlich die deutsche Unsitte, ein solches Geständnis sogleich wieder zu relativieren und mich zu rechtfertigen. Meine Rechtfertigung beginnt mit dem Präzedenzfall Siebeck. Der Papst der deutschen Restaurantkritik hatte nach seiner Lieblings Wein-Essenkombination gefragt, man solle den Wein den man am liebsten trinkt zu dem Essen, das man am liebsten ißt, nehmen. (Kleiner Tipp für diejenigen, die der Recherche mehr Zeit widmen als ich: Ich meine, es war im Weingourmet vor mindestens 5 Jahren gestanden) Nachdem meine Mißachtung der besonderen Bedeutung der Kombination von Essen und Wein somit von der höchsten Instanz bestätigt wurde, kann ich mich vor diesem Gericht, bei dem es ja um die Lappalie Knabberei gegen Wein geht, beruhigt zurücklehnen.

Wer mich kennt, weiß natürlich, daß ich mich auf diesem sanften Ruhekissen nicht einfach ausruhen und meine Klappe halten kann. Ich finde, es ist stets schwer, eine gute Verbindung von Wein und Speise anzupreisen, wenn man nur eine der Komponenten kennt. Meine knappen Vorschläge am Ende einer Verkostung lassen dabei die zweite Komponente meist doch sehr im Nebulösen, so daß ich mich immer noch auf die Verteidigungslinie zurückziehen kann, bei Kritik die Zubereitung der zweiten, der flexiblen Komponente, näher zu beschreiben, so daß sie möglicherweise doch irgendwie eine reizvolle Verbindung zu dem Wein eingeht.

In der Praxis habe ich die Erfahrung gemacht, daß es, wenn die Komponente des Essens fix ist, meist noch schwerer ist, den passenden Wein zu finden, denn erstens sind die landläufigen Kombinationen genau wie in meinen Empfehlungen doch arg pauschalisierend und nicht auf die konkrete Zubereitung des Essens abgestimmt und zweitens ist die zweite Komponente des Weins ein solch unvorhersehbares Mysterium, daß eine gute die Geschmacksnerven belebende Kombination ein echtes Glücksspiel ist, weswegen es durchaus ratsam ist, dem Sommelier zu vertrauen, der hoffentlich beide Komponentenkennt. Oder man hält es mit Siebeck.

Nachdem also meine Verteidigung abgeschlossen ist und ich im Zuge einer Generalamnestie davon gekommen bin, kann ich mich doch noch dem konkreten Fall und meinen Problemen damit widmen.

Thomas hat den Begriff Knabberei gebraucht, so daß ich unweigerlich an Chips, Cashews, Salzstangen und Erdnüsse denke. Den englischen Begriff „casual food“ finde ich hier sehr gelungen, handelt es sich doch um Essen, das man eher beiläufig zu sich nimmt, auch wenn es einen lange in Form von Hüftgold begleitet. Die Beiläufigkeit macht aber vor allem deutlich, daß es sich um Essen handelt, welches von den meisten nicht genossen, sondern in sich hinein gestopft wird. Der Begriff Knabberei deutet ja auch auf eine eher schnodderige bis abfällige Wertschätzung hin.

Für ein solches beiläufiges, schnodderiges Essen soll ich jetzt einen Wein finden. Der Gedanke liegt nahe dem Casual Food einen Casual Wine entgegen zu stellen. Glücklicherweise habe ich nicht nur anspruchsvolle Weine sondern auch einfache Trinkweine, doch was für einer könnte passen?

Nehmen wir Wasabi, das ich sehr gerne esse. Diese kleinen Erbsen sind von einer solchen Schärfe, daß sie fast jeden Wein erschlagen. Für Paprikachips geht ähnliches, oder sollte man hier einen Cabernet Sauvignon wegen des Paprikaduft nehmen? Diese Wahl wirkt dennoch auf natürliche Art und Weise fehl am Platz. Da paßt ein mit Cola verdünnter Amselfelder wohl doch noch besser.

Gehen wir dann doch lieber zu Cashews und Salzstangen. Beide betonen den salzigen Geschmack. Wäre das nicht die Gelegenheit für einen mineralischen Riesling? Aber ein mineralischer Riesling kann wohl nicht mehr als Casual Wine bezeichnet werden. Und wenn sich außerdem die salzigen Noten gegenseitig hochschaukeln, braucht man wahrscheinlich direkt im Anschluß eine Flasche Wasser, um den Durst zu löschen.

Gnädigerweise hatte Thomas das Thema ja weit gefaßt und auch Antipasti zugelassen. Wäre das nicht die Gelegenheit für einen mittelschweren Rotwein aus Italien? Aber nachdem ich heute auf einer Chianti Classico Verkostung bin, werde ich abends wahrscheinlich Lust auf etwas ganz anderes haben.

Es ist wie verhext. Ich komme zu keinem brauchbaren Ergebnis. Gespannt auf das, was die anderen aus dem Thema machen, werde ich heute einstweilen zum Bier greifen. Oder ich halte es mit Siebeck.

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