Das aktuelle Thema der Weinrallye, das Bernhard Fiedler vorgegeben hat, kann, wie er selbst in einigen Beiträgen anregend gezeigt hat, sehr vielschichtig angegangen werden.
Ich befolge die deutsche Unsitte schlechter Redner und fange ganz vorne an. Beim ersten Wein – genauer bei meinem ersten Wein und beende diese Einleitung sehr schnell, da ich mich nicht an ihn erinnern kann.
Ich überspringe einige Jahre und unzählige Woischherbscht-Schorle und komme zum ersten Wein, an den ich mich erinnern kann und dem es gelang den Virus der Vinophilie in mir zu pflanzen. Es war eine 98er Riesling Spätlese aus der Lage Norheimer Kirschheck vom Weingut Mathern. Die für die Nahe typische Frucht im Wein erlebte ich als Explosion am Gaumen. Noch übwerwältigender war die intensive fruchtbetonte Entfaltung der Aromen in meiner Nase, die von Aromen durchdrungen wurden, die nichts mit Trauben zu tun hatten, sondern eindeutig anderen Früchten zuzuordnen waren. Daß der Wein solche fremden Aromen transportieren konnte, verlieh ihm etwas Magisches. Hinzu kam die für mich bis dahin im Wein unbekannte Süße, die ihn einfach lecker schmecken ließ.
Dies war vielleicht die eigentliche Sensation, die den Virus pflanzte. Ich trank das alkoholische Getränk nicht allein um des Rausches wegen, sondern auch wegen des Geschmacks. Jeder Schluck hatte jetzt eine neue Qualität gewonnen, da er um ein Geschmackserlebnis bereichert wurde. Die Beiläufigkeit, mit der ich als Biertrinker den Alkohol konsumierte, wurde von einer analytischen Aufmerksamkeit abgelöst, die dem Genuß des Getränks vorgeschaltet wurde.
Eine restsüße Spätlese wurde für mich also zum Einstieg in das Weinuniversum. Ich lernte, und ich trank, und ich lernte durch das Trinken. Ich lernte, wie ich die Erfahrung der sensorischen Eindrücke analytisch steueren konnte. Ich begegnete unbekannten Rebsorten, erforschte schwere Bordeauxweine, trockene Rieslinge, weiße Bukettsorten, weiße Burgunderspielarten, Weine aus Südfrankreich, herrlich unkomplizierte italienische Rotweine, Grünen Veltliner und Riesling aus Niederösterreich, Weine aus dem Rhonetal, österreichische Rotweine und entdeckte irgendwann doch die zuvor nicht geschätzten Pinot Noirs.
So wie ich irgendwann doch den Zugang zu Pinot Noir fand, finde ich auch bei den bereits bekannten Weinen immer wieder neue Facetten, lerne die Weine mir bis dato unbekannter Winzer kennen oder werde von der Entwicklung eines Weins im Keller überrascht. Dabei ist klar, daß ich so viele Ecken im Universum des Weins noch nie besucht habe.
Darin steckt für mich die Faszination Wein. Das Universum des Weins ist unendlich groß und dehnt sich aus. Wein zu erleben ist eine fortdauernde Entdeckungsreise. Egal wie alt ich werde, und egal wie viel Wein ich trinke, ich werde immer noch etwas Neues für mich entdecken. Es ist schön, daß Wein mr das Gefühl verleiht, ein Entdecker zu sein. Das Öffnen jeder Flasche gleicht einem Abenteuer mit ungewissem Ausgang. Ist das nicht faszinierend?
Wein entdecken hat wirklich ein Hauch von Abenteuer, wunderbar!
die wein welt ist eine wunbare grosse welt:D