Verstehen sie mich?

Ein Reporter von Tide TV in der Spitaler Straße auf der Suche nach Opfern

Reporter: Guten Tag, darf ich ihnen ein paar Fragen stellen?
Passant: Komm ich jetzt ins Fernsehen?
Reporter: Ja, ganz Hamburg schaut ihnen zu. Sind sie aufgeregt?
Passant: Oh ja, ein bißchen nervös bin ich schon.
Reporter: Bleiben sie ganz ruhig. Dazu gibt es keinen Grund. Eine einfache Frage zum Anfang. Wie heißen Sie?
Passant: Heyne.. Karl-Heinz Heyne.
Reporter: Herr Heyne. Oder soll ich Karl-Heinz sagen?
Karl-Heinz: Ähhhh…
Reporter: OK, Herr Heyne, noch eine einfach Frage. Woher kommen sie?
Herr Heyne: Ich komm jetzt grad aus dem Peek & Cloppenburg. Davor war ich einen Kaffee bei Tchibo trinken, und..
Reporter: Halt, nein! Ich wollte eigentlich wissen, wo sie wohnen.
Herr Heyne: Ach so! Ich komme aus Hummelsbüttel
Reporter: Oh, das ist ja schön. Es heißt, die Leute aus Hummelsbüttel hätten Hummeln im Arsch. Hahaha. Ist dem wirklich so?
Herr Heyne: Ähhhh… Glaub ich nicht. Die würden doch stechen. Ich bin aber auch in Ohlsdorf geboren und erst 1986 nach Hummelsbüttel gezogen. Wie das bei den dort Geborenen ist, kann ich ihnen jetzt leider auch nicht sagen.
Reporter: Ähhhh, ja. Sagen sie, Hummelbüttel grenzt ja an den Friedhof Ohlsdorf. Manche sagen, genauso ausgetorben wäre es dort. Können sie das bestätigen, oder haben sie sich doch schon ein Grab auf dem Friedhof reserviert?
Herr Heyne: Sie werden das vielleicht nicht wissen, weil sie noch jung sind und sich mit solchen Sachen noch nicht beschäftigen mußten, aber Beerdigungen auf Privatgrundstücken sind in Deutschland nicht gestattet. Und das aus gutem Grund. Stellen sie sich einmal vor, sie wollten ihre Gartenzwerge fest im Boden verankern, und würden dafür ein Loch im Garten zu graben, indem sie den Zement eingießen wollen und würden dann beim Graben plötzlich auf Menschenknochen stoßen, weil der Vorbesitzer des Hauses dort seine Frau beerdigt hat… Nein, das mag ich mir gar nicht vorstellen. Schrecklich! Als ich meinen Vater beerdigt habe, habe ich damals auch darauf geachtet ein Doppelgrab zu bekommen. Zunächst ja nur, damit auch genug Platz für meine Mutter ist, aber als es dann bei ihr vor 6 Jahren auch so weit war, haben wir ihren Sarg quasi auf den verrotteten Sarg meines Vaters eingelagert. Dabei habe ich mir dann gedacht. Wenn ich jetzt noch ein paar Jahre durchhalte, ist dort auch genug Platz für mich. So ein Familiengrab ist in unsrer heutigen Zeit ja irgendwie eine Notwendigkeit. Wissen sie, mein Sohn, der ist so faul, da fällt es mir schon schwer mir vorzustellen, wie er sich um ein Grab kümmert.
Reporter: Ja, ähhh… Es soll Leute geben, die ohne Humor geboren werden. Können sie sich das vorstellen?
Herr Heyne: Ja, das kann ich mir gut vorstellen. Es gibt einfach Leute, die müssen alles erstmal sachlich analysieren und kommen nicht im Traum darauf, daß ihr Gegenüber unter Umständen etwas Anderes sagt, als er meint. Natürlich ist es schwer, jetzt einfach zu bestimmen, ob die Humorlosigkeit angeboren ist oder aus dem sozialen Umfeld der Betroffenen resultiert. Auch die Tatsache, daß es Familien gibt, in denen seit Generationen nicht mehr gelacht worden ist, spricht keineswegs dafür, daß Humorlosigkeit auf einen Gendefekt zurückzuführen ist. Schließlich ist auch das soziale Umfeld eine wesentliche Determinante für das Verhalten und die Gewohnheiten der Menschen. Das Beste wäre es wohl, umfassende wissenschaftliche Versuchsreihen aufzustellen, die diese Fragestellung beleuchten. Zuvor muß natürlich der Begriff humorlos insbesondere in Abgrenzung zum Begriff Humor definiert werden. Ansonsten hätte man ja eine unklare Versuchsanordnung. Ha!

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