Bericht vom Hamburger Weinsalon

Wie vor ein paar Tagen angekündigt, fand an diesem Wochenende der von Mario Scheuermann veranstaltete 25. Hamburger Wein Salon statt.

Die Rückkehr der Weinmesse in den ehemaligen Börsensaal der Hammelskammer hat sich gelohnt, da es hier doch geräumiger ist. Wie immer waren sehr interessante Winzer vor Ort, die ihre Weine zur Probe anboten.

104 Weine später, von denen ich zu 94 auch noch lesbare Notizen habe, muß ich konstatieren, daß der ganz große Kracher nach oben diesmal gefehlt hat. Das Niveau war aber, wie  von mir vorab vermutet, dennoch sehr hoch, und es gibt doch einige Weine, die ich als äußerst gelungen empfehlen will. Viele andere haben sicher auch ein großes Lob verdient, aber wenn ich über jeden der Weine meine Notizen abtippen würde, hätten die gerade wieder aufgetauten Hände sichlich bald einen Schreibkrampf.

Die Kollektion des Weinguts Albert Kallfelz von der Mosel war durch die Bank sehr gelungen.
Die 2008er Riesling Auslese aus den Terrassen des Merler Königslay ist für mich dennoch herauszuheben.
Nase: Graipefruit, Rheineclauden, Fruchtkorb; Mund: edle Süße, schöne Dichte, feine Frucht 92 CP

Die Weine von Chat Sauvage haben in diesem Jahr bei mir nicht ganz so grandios abgeschnitten, wie im Vorjahr. Da dies aber im Wesentlichen an dem sehr verschlossenen Bukett der Weine lag, das sich mit Zeit und anderen Gläsern sicher stärker öffnen wird,der Geschmack aber schon wieder phänomenal war, möchte ich die Weine uneingeschränkt empfehlen.
2007 Assmannhausen Höllenberg Pinot Noir Spätlese Gold
N: ultra dezent; M: fruchtig, konzentriert, Lakritz, gute Würze, kräftige Tannine 89++CP
2006 Rüdesheim Drachenstein Pinot Noir Spätlese
N: leichte Fruchtnoten; M: würzi, feine Frucht, große Eleganz 89+CP

Schloß Schönborn präsentierte ein hervorragendes Erstes Gewächs
2008 Hattenheim Pfaffenberg Riesling Erstes Gewächs
N: erdig, würzig; M: kräftig, würzig, vielschichtig, harmonisch, 91CP

Der zweitbeste trockene Weißwein, den ich verkostet habe, kam vom Weingut „zur Schwane“.Während ich beim Ersten Gewächs von Schloß Schönborn noch viel Potential sehe, glaube ich jedoch, daß dieser Silvaner bereits jetzt auf dem Optimum ist und deshalb so gut abschnitt.
2008 Volkach Ratsherr Silvaner No. 1
N: würzig, Frucht; M: kräftig, cremig, Schmelz, würzig 90CP

Sehr gut gefallen haben mir auch im Gegensatz zu den weißen Weinen die Spätburgunder vom Weingut Schwarzer Adler
2007 Spätburgunder Selection
N: vielschichtige Würznoten; M: sehr schön, erdig 90 CP
2007 Spätburgunder Selection S
N: würzig, Waldbeere; M: Schokolade, Kaffee, würzig, dicht 90CP

Besonders hervorzuheben sind auch die Weine der Königsmühle. Diese erweisen sich als absolut eigenständige und auch eigenwillige Weine, deren Entwicklung sicher interessant zu beobachten sein wird.

Die große Leithaberg-Horizontale habe ich nur zum Teil mitgemacht. Das hohe Niveau der von mir verkosteten 3 Weine läßt die Vermutung bestehen, hier unter Umständen an der falschen Stelle auf einen Schluck verzichtet zu haben.
Der 2007 Blaufränkisch von Hans & Anita Nittnaus verdient auf jeden Fall allerhöchstes Lob.
N: leichte Würze, schöne Frucht; M: sehr konzentrierte Frucht, dicht, elegant 91CP

Pian dell’Orino wurde vom Veranstalter mit dem Rotweinpreis der Veranstaltung ausgezeichnet. Mir gefiel ein anderer Wein des toskanischen Weinguts deutlich besser.
2004 Brunello di Montalcino Riserva
N: Strauß von Küchenkräutern; M: sehr elegant, rund, kräftig, Kräuter, Kirsche 91CP

Von Vasco Sassetti schafft es ein zweiter Brunello auf die Liste der von mir besonders zu empfehlenden Weine
2004 Brunello di Montalcino Riserva
N: kräutrig, sehr vielschichtig; M: noch verschlossen, dicht, kräftig, würzig, feine Frucht, kräftige Tannine 90+CP

Die letzte Empfehlung von Weinen, die bei mir 90 Punkte und mehr bekommen haben, geht an das Weingut La Capannelle
2004 Solare IGT
N: steinig, würzig M: viel Frucht, rund, harmonisch, kräftige Tannine 91 CP

Wie eingangs angedeutet, kann ich zu 10 der 104 Weine keine vernünftigen Notizen vorweisen, dies liegt aber keineswegs an einer im Laufe der zwei Tage unleserlich gewordenen Handschrift, sondern schlicht und einfach daran, daß hie und da meine Konzentration durch das Anpreisen der Weine durch das Standpersonal gestört wurde, so daß die Notizen unvollständig oder nicht vorhanden sind. Erinnert sich etwa noch jemand daran, was für einen Fisch er bei Aal-Kai erworben hat?

Eine Zusammenstellung der Berichte befindet sich beim Drinktank.

3 Gedanken zu „Bericht vom Hamburger Weinsalon“

  1. Hallo Clemens, auf der Suche nach Pian dell Orino bin ich erstmals auf deinem Blog gelandet und hab ihn gleich auf meine Blogroll verlinkt, du hast uns ja auch als Bezugsquelle direkt neben Pinard gelistet, welch Ehre! Vielleicht sieht man sich ja mal in Hamburg! Grüße Bernd Klingenbrunn K&M Gutsweine

  2. Hallo Bernd,
    im Verzeichnis war ja in der Tat der erwähnte Wein als Rotwein des Jahres ausgezeichnet. Am Stand wies mich aber die Dame explizit darauf hin, daß der normale 04er Brunello eingeschickt wurde und nicht der Riserva, es sich also um einen Fehler handele. Wobei es ein Fehler war, den ich gut nachvollziehen konnte, denn die Riserva empfand ich Minimum zwei Klassen besser und glaube auch, daß dieser Wein das Vorurteil, daß italienische Weine nicht altern können, widerlegen kann.
    Vielen Dank für den Link. Ich kann Euch für Euer Angabot auch nur ein Lob aussprechen. Ich kaufe gerne bei Euch ein. Von der letzten Bestellung war der L’arpent des Vaudons wieder ein richtig Klassewein, der einfach Spaß macht. Ich hoffe bloß, daß Ihr nicht so abgehoben werdet wie Pinard de Picard (auch wenn sie natürlich ein exzellentes Sortiment haben).

  3. Pingback: backmaschine

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