Weinrallye #36 Wein und Musik

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Wein und Musik sind das Thema der diesmaligen Weinrallye, die vom WeinReich-Blog Rheinland-Pfalz ausgerufen wurde. Als erstes denke ich dabei daran, welcher Wein zu welcher Musik getrunken wird.

Wenn ich ich an meine Lieblingsmusik denke, frage ich, welcher Wein paßt zu David Bowie? Zu diesem Chamäleon der Musikgeschichte brauche ich wohl einen wechselhaften Wein. Klingt nach Riesling. Doch wie verhindert man, daß man die falschen Seiten verbindet? Etwa ein schweres Großes Gewächs, das man beobachten und aufsaugen will, zu eingängigen Popsongs a la China Girl oder Let’s dance, die einfach nur zum Tanzen anregen und daher eher nach einem Sekt verlangen. Wie im Restaurant den Sommelier, der Wein und Essen und idealerweise auch die Kombination kennt, bedarf es auch hier einen Experten auf beiden Seiten. Den DJ?

Ich wechsle die Musik. Franz Ferdinand „The dark of the matinee“ Schottischer Wein? Besser nicht! Also ein Österreicher? Aber einer der nach Verzweiflung, Untergang und Tod schmeckt. Also einer aus dem Jahr des Glykolweinskandals. Dürfte nur noch schwer zu bekommen sein. Außerdem wird das weder dem unschuldigen Thronfolger noch der Musik gerecht. Vielleicht doch eher ein Wein, der nach Sehnsucht schmeckt. Ein restsüßer Mosel Kabinettwein?

Ich wechsle die Musik. Duffy „Mercy“. Ein gnädiger Wein? Ein Wein mit Soul? Soul ist ehrliche Musik, die pur und rein ist. Das klingt wie Muskateller, der reinste Wein. Aber Soul ist auch kratzig, rau und dunkel. Jetzt bin ich bei einem Süditaliener. Einem Negroamaro, einen Primitivo oder einen Nero d’Avola? Nero d’Avola schmeckt zu sehr nach Mafia. Ich nehme dem einfachen Primitivo.

Ich wechsle die Musik. Vielleicht sollte ich doch eher die Musik an den Wein anpassen und nicht umgekehrt.

Ich mache die nächste Flasche auf. Dazu kommt Udo Jürgens „Griechischer Wein“. Der Retsina schmeckt nach Harz und weckt die wehmütigen Erinnerungen an eine properierende Wirtschaft mit einer stabilen Währung, bevor man zur wirtschaftlichen Absicherung der Daheimgebliebenen als Gastarbeiter die Reisefreiheit der EU nutzte und bei einem einsamen Syrtaki mit der jungen Bedienung an einen ordentlichen, anständigen Rotwein von Santorin denkt.

Ich mache die nächste Flasche auf. Dazu erklingt Nancy Sinatra „Summer wine“. Verwundert blicke ich aufs Etikett und entdecke schon wieder einen Riesling mit knackiger Säure und etwas Zitrusfrucht. Vielleicht hätte ich doch eher einen Vinho verde aufmachen sollen. Andererseits sind wir wieder in der Gegend eines dahin gehauchten Souls. Ein Trollinger? Vielleicht doch ein Vernatsch? Wer bei den derzeitigen Temperaturen grillen will, sucht eher einen kräftigen aber einfachen Wein. Ein Minervois oder ein Grenache? Da komme ich zum Cotes du Rhone.

Ich mache die nächste Flasche auf. Mein Kopf nickt zu Ub40 „Red red wine“ Wer den Text genauer lauscht, wird nach Sangria und Strohhalmen verlangen, doch den Text hört man nur an Regentagen, und selbstverständlicherweise haben wir heute schon um 11 Uhr morgens 31°C. Also ein Rosé. Gekühlt oder nicht, ist fast schon egal. Ich tue sogar noch Eiswürfel ins Glas und genieße das Vibrieren des auf der Box stehenden Glases.

Ich drücke auf Repeat.

2 Gedanken zu „Weinrallye #36 Wein und Musik“

  1. Hallo Robert,

    vielen Dank für das Lob. Mir ging es ähnlich wie Dir, daß ich Weinrallye #35 nur halbfreiwillig ausgelassen habe. Diesmal hat es zeitlich besser geklappt, zumal sich das Thema besser langfristig vordenken ließ.

    Schöne Grüße,
    Clemens

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