Weintage der Südlichen Weinstraße – Tag 3

Auch am Sonntag machte ich mich auf den Weg zu den Weintagen der südlichen Weinstraße. Da die Messe sonntags schon am Vormittag beginnt, empfand ich das Wetter an diesem Tag als durchaus angenehm zum Verkosten.

Das gestrige Versäumnis, einige Rote zu probieren, holte ich dann heute nach und begann bei noch milden Temperaturen doch mit den Roten, bevor ich mich an ein paar Weiße machte und zum Abschluß noch auf die Bukettsorten losging.

Mit den Roten anzufangen erwies sich jedoch nur bedingt als vorteilhaft, da einige noch ziemlich frisch aus der Kühlung kamen, in die sie notwendigerweise über Nacht von den Winzern gesteckt wurden. So kamen mir doch ein paar Rotweine mit zwei oder drei Grad zu wenig ins Glas. Beim normalen Trinken ist so etwas sehr wünschenswert, da der Wein schnell genug warm wird, aber bei einer Weinmesse steht dem Wein diese Zeit nicht zur Verfügung.

Bei den Bukettsorten scheint mir der Muskateller im Trend zu liegen. Mußte man diesen in der Vergangenheit lange suchen, um ihn dann bei einer Handvoll Erzeuger zu finden, gab es mittlerweile sehr viele Exemplare davon. Es waren nicht alles sensationelle Exemplare, aber die Renaissance der Rebsorte erfreut mich dann doch, auch wenn ich vermute, daß sie ein wenig zu Lasten anderer Bukettsorten wie Gewürztraminer und Scheurebe geht, die ich gefühlt seltener angetroffen habe.

Bei den Rotweinen verkostete ich folgende empfehlenswerte Weine:
Weingut Gies-Düppel Spätburgunder Quarz 2008
N: würzig, feine Frucht
M: leicht, etwas erdig, kräutrig 87 CP

Weingut Münzberg Spätburgunder Spätlese trocken 2006
N: Waldbeere, Heidelbeere, leichte Würze
M: leichter Typ, mittlere Säure, ordentliche Säure, gute Ausgewogenheit 87 CP

Weingut Herbert Meßmer Cuvee aus Cabernet Sauvignon und Merlot 2007
N: Cassis, Kirsche
M: sehr rund, fruchtig, elegant, leicht erdig 87 CP

Weingut Dengler-Seyler Cuvee Autumnus 2007
N: eigene Würze, Schokolade
M: eher leicht und elegant, rund 87 CP

Weingut Pfirmann Spätburgunder Kalkgestein 2008
N: würzig, Kaffee
M: kräftige Tannine, rund, würzig, fruchtig 87 CP

Weingut Immengartenhof Spätburgunder R 2007
N: sehr eigene Würze
M: rund, fruchtig, leichte Würze 87 CP

Weingut Theo Minges
(1) Cuvee MR 2005 (CabS, Cabernet Franc, Merlot)
N: Karamell, Wachs
M: sehr elegant, rund, viel Frucht, dicht 88 CP

(2) Spätburgunder ZE 2007
N: würzig, Minze
M: kräftig, würzig, sehr rund, fruchtig, ausgewogen 88 CP

Weingut Fritz Wadle 2008 Gleiswöller Hölle Merlot
N: Minze, Beerenfrucht
M: fruchtig, rund, leicht erdig 87 CP

Vom Weingut Scholler kann ich die 2009er Riesling Spätlese trocken aus dem Rotliegenden des Birkweiler Kastanienbusch empfehlen.
N: Limone, Pfirsich
M: frisch, leicht, Säure gut eingebunden 87 CP

Das Weinhaus Aloisiushof erfreute mich sowohl mit einem Bukettwein als auch mit einem Spitzen Pinot Noir, der aus einer Kooperation mit dem Weingut Stern stammt, bei dem die beiden Winzer den Wein aus zwei unterschiedlichen Lagen gemeinsam ausbauen.
(1) Pinot noir PinoTimes 2007
N: sehr feine Würze
M: leicht, elegant, feine Würze, mineralisch 89 CP

(2) St. Martiner Baron Gewürztraminer Auslese edelsüß 2009
N: Lychee, Rosen
M: viel Frucht, Süße, schöne Dichte, frisch 88 CP

Auch das Weingut Koch, wußte mich auf beiden Gebieten zu überzeugen.
(1) Rotwein Alexander 2005 (Cuvee aus Cabernet Sauvignon + Merlot)
N: streng, Tabak, würzig
M: kräftig, gute Balance zwischen fruchtigen Noten und kräftigem Körper, ordentliche Tannine 87 CP

(2) Scheurebe Spätlese edelsüß 2009
N: blumig, Apfel
M: sehr dicht, süß, viel Frucht 87 CP

Das Highlight des Tags war der 2007er Spätburgunder Buntsandstein aus dem Birkweiler Kastanienbusch vom Weingut Siener
N: sehr feine Nase, würzig, Waldbeeren
M: sehr elegant, rund, mineralisch, harmonisch 91 CP
Das ist echter Pinot!

Kann ich noch ein Fazit ziehen, oder muß ich das sogar, damit meine Leser nicht glauben, ich würde nur aus Spaß schreiben?

Bei den von mir verkosteten Rotweinen waren sehr viele Weine dabei, die primär auf Kraft ausgelegt waren und bei derem Ausbau es für meinen Geschmack mit dem Holz übertrieben wurde.

Bei den Bukettweinen schafften es leider nur sehr wenige mich wirklich zu begeistern, aber gerade Muskateller liebe ich ja auch als einfachen Wein und nicht als Monument.
Die Kollektion von Wehrheim übertraf alles andere.

Das Weingut Siener hatte bei den Weißen mit dem Riesling Taschberg als auch bei den Roten mit dem Spätburgunder Buntsandstein exzellente Vertreter am Stand, die an Wehrheims Spitze herankam.

Bewertungen sind blöde! Sie mögen der Orientierung dienen, schaffen das aber nicht, weil meine Geschmacksnerven nur ungenügend darauf eingestellt sind ein Klassifikationsraster über jeden Wein zu legen. Abgesehen davon kann eine solche Messe keineswegs überall vergleichbare Bedingungen bieten. Z.B. waren im großen Saal des alten Kaufhaus die Temperaturen deutlich höher und einmal hatte ich vor dem Chardonnay einen Riesling im Glas und das andere Mal einen Grauburgunder undundund.

Beim Besuch von Weinmessen geht es mir aber nicht ums Punkten. Viel wichtiger ist mir Eindrücke zu sammeln. Ich will Entdeckungen machen, den Jahrgang kennen lernen, Trends identifizieren und schöne Kollektionen aufspüren. Auch wenn ich dann bereits nach dem ersten Tag jammere, wie anstrengend es ist, 70 Weine an einem Tag zu verkosten und das Pensum am zweiten und dritten Tag tatsächlich beinahe halte, machen mir solche Veranstaltungen schlichtweg Spaß.

Und das ist das wichtigste, was man bei solchen Weinmessen bedenken sollte. Man sollte Spaß haben. Darum geht es beim Wein. Der Wein ist ein berauschendes Getränk, dessen Genuß Spaß machen soll. Wenn man sich zum 43. Riesling zwingen muß und die Zähne aufgrund der Säure bereits schmerzen, ist das ein guter Grund, dem 42. keinen 43. folgen zu lassen.

Damit man mich jetzt nich falsch versteht und mir den Titel des Blogs vorhält. Spaß heißt nicht eine halbe Stund nach Öffnung der Messe besoffen durch den Saal zu schreien. Aber bei jeder halbsterilen Verkostung, sollte man sich vors Auge führen, was für ein Spaß es wäre, diesen Wein jetzt nicht nur zu analysieren sondern ihn auch zu trinken. Das langt.

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