Bundestagswahl 2009 – die 3.

Die meisten kennen sicher die geniale Erfindung des Wahl-O-Mat. Der Nutzer gibt zu einigen Fragen seine Antwort, gewichtet am Ende die Fragen, die ihm besonders wichtig sind, doppelt. Das Programm gleicht seine Antworten mit den Aussagen der Parteiprogramme ab und erstellt als Ergebnis eine Rangfolge der Parteien, dementsprechend wie ihre Parteiprogramme zum Nutzer passen. Von Arbeitsmarkt, über Atomkraftwerk und Onlinedurchsuchungen bis zur Steuerpolitik und EU-Beitritt der Türkei werden doch einige wichtige Themengebiete abgehandelt.
Ich fand dies in den vergangenen Jahren bereits spannend, werde meine Entscheidung aber auch in diesem Jahr unabhängig von dem Programm treffen. Schließlich trifft dieses Programm doch einige sehr vereinfachende Annahmen. Wenn ich z.B. mit rechten Parteien in der Aussage „Bildungspolitik sollte nicht mehr Ländersache sein“ übereinstimme, dann liegt das bei mir doch eher daran, daß ich mir die gleichen Chancen für alle wünsche und nicht daran, daß alle gleich lernen den rechten Arm in die Höhe zu reißen. Dennoch kann der Wahl-O-Mat dem Wähler eine Tendenz anzeigen, mit welchen Parteien er sich vielleicht näher beschäftigen sollte.
Mir hat er vor allem eines klar gemacht. Ich gehöre nicht zum Volk. Ich habe wirklich alle 24 zur Verfügung stehenden Parteien ausprobiert, aber noch schlechtere Übereinstimmungen mit meinen Antworten als die CDU erzielten nur die DVU und die Zentrumspartei. Erschreckenderweise waren mir Reps und NPD näher als die einzige verbliebene deutsche Volkspartei. Sicher hat die CDU ohnehin nicht zum näheren Kreis der für mich in Frage kommenden Parteien gehört, aber die abscheulichen Rechten sind für mich einfach nur widerlich und abstoßend.
Daß die Rentnerparteien mir näher stehen als die CDU, obwohl mich doch noch einige Monate von der Rente trennen, war dann doch eher belustigend, ebenso wie das gute Abschneiden der Partei bibeltreuer Christen in meinem Ranking. Aber O.K., ich habe mich ja auch neutral zu der These „Christliche Werte sollten unsere Politik bestimmen“ geäußert. Bei dieser Frage zeigt sich wohl auch wieder, daß das Programm nicht alles hergibt. Schließlich finde ich christliche Werte wie Menschlichkeit, Toleranz und Solidarität, an die ich bei dieser Frage denke, bei der CDU nicht unbedingt wieder, eher schon den von Heinrich Böll zurecht gedissten rheinischen an Selbstverlogenheit kaum zu überbietenden Katholizismus. Korrekt interpretiert müßte die CDU bei mir also weiter an Boden verlieren. Wobei eigentlich war ich ja gerade bei der PBC. Aber in meinem letzten Beitrag habe ich ja schon die LINKE als wirre Köpfe bezeichnet. Bei der PBC denke ich eher daran, daß heute im Fernsehen „Louis und die außerirdischen Kohlköpfe“ kommt.
Verlassen wir einmal das abschreckende Ende der Skala und kommen zu meinen Favoriten laut Wahl-o-Mat. Hier finden sich mit minimalem Rückstand auf die Familienpartei, die für mich als Single extrem interessant ist, die zwei Parteien, die meine Wechselwählerstimme üblicherweise anziehen auf den Plätzen drei und vier. Mein Gefühl bezüglich meiner politischen Heimat scheint mich also weiterhin nicht zu trügen, auch wenn leider keine Volkspartei dabei ist.
Offen bleibt jedoch die Frage wieso die Piratenpartei bei mir mit deutlichem Abstand auf Platz 1 gelandet ist. Bin ich etwa schon so heimisch im Norden geworden, daß ich Störtebecker ein Ahoi zurufen kann? 18 Tage Zeit bleiben mir noch das herauszufinden.

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