Mail-Bot

Warum produziert der Bot
nur soviel verdammten Schrott
Klar ist der Mensch Schuld
er hat falsch geeinst oder genullt

Immer weiter folgt er seinem Trott
als kämen die Befehle von einem Kult
Ja sicher ist er richtig flott
dennoch verliert man bald die Geduld

Der Output ist nicht zu gebrauchen
Stur die Regeln abarbeiten
tut ihn vom Zweck ableiten

Man würde gern Verstand einhauchen
doch wenn die Bots so voranschreiten
kommt’s bald dass sie einen wegen Dummheit anfauchen

(Idee kam beim in den Spam-Ordner verschieben von Kommentaren)

Die nächste Front

Die nächste Front
ist der Horizont
Um ihn zu überwinden
muss man sich kräftig schinden
Das gelingt nicht vielen
weshalb sie nach dem schielen
was nicht in ihr Bild passt
gerade weil es ihr Verstand nicht fasst

Die nächste Front
ist der Horizont
Hier kollidieren Welten
Sie begegnen sich in Kälten
Doch schnell heizt man sich auf
und das Unheil nimmt seinen Lauf
Am Horizont baut man eine Mauer
Sie versteift den Geist auf Dauer

Die nächste Front
ist der Horizont

U-Bahn fahren in Berlin

Mich irritieren die rosa lackierten Finger
in Kombination mit seinem Hipsterbart
Ist er vom Typ Baumfäller-hart
oder war er im Varietee Ginger

Ein Abteil weiter sagen Frisur und Körper sehr klar er
Mimik und Gestik sind von einer sie
Die Daunenjacke verdeckt sehr
Für die Lösung braucht es wohl ein Genie

Was für ein verrückter Wagon
in normaler Berliner Tradition
und zugleich ein Beleg seiner Zeit

In der Stadt feiert jeder seine Eigenheit
Etwas irritierend bleibt der Zug trotzdem schon
doch am meisten überrascht seine Pünktlichkeit

Neue Ordnung in den Ordnern

Wir ordnen unser Leben
und ich werd depressiv
nicht wegen dem wie es verlief
ich hasse Ordnungsstreben

Die wohl geordneten Ablagen
kosten mich viel mehr Lebenszeit
als die Suche nach der Begebenheit
Ich wünscht ich könnt einfach absagen

Mein Gegenüber kennt kein Erbarmen
Mein Leben wird mir entrissen
Ich geb zu, ich tu es nicht vermissen
Doch ich ahne schon neue Dramen

Wenn ich bald etwas nicht ablege
oder gar an der falschen Stelle
kommt der Ärger wohl schnelle
wenn es der Ordnung liegt im Wege

Chaos bedeutet für mich Freiheit
Keine Zwänge die dich reguliern
und nach Deiner Zeit im voraus giern
für eine unwahrscheinliche Gelegenheit

Ich geh zum Fußball und nicht zum Ballett

Ich bin der Meinung, daß die TSG Hoffenheim keine Fankultur hat. Dieser Eindruck ist bei mir durch die Aktionen gegen die Dortmunder Fans entstanden und wurde durch das Abwickeln der Affäre erhärtet.

Dabei finde ich es wichtig zu betonen, daß die Ton-Attacken der Hoffenheimer nicht exklusiv gegen die Dortmunder sondern gegen alle Bundesliga-Clubs gingen, wie die Tatsache, daß die Anlage auch in anderen Spielen aufgebaut wurde, belegt.

Beim Fußballspiel geht es darum, den Gegner zu besiegen. Dies wollen die Fans genauso wie die Spieler. Die Aufgabe der Fans ist es dabei, die Mannschaft zu unterstützen. Dies geschieht zum Einen durch positives Anfeuern, zum Andern und das nicht erst seit Dietmar Hopp durch das Runtermachen des Gegners. Die Beleidigung des Gegners und seiner prominenten Protagonisten gehört gewissermaßen zum guten Ton der Fankultur. Ich weiß, es gibt Salon-Fußballfans, die mir widersprechen werden, daß das nichts mit dem eigentlichen Fußball zu tun habe, doch diese Fußball-Ästheten sind nur Fußball-Fans und keine echten Fans ihres Teams.

Dietmar Hopp ist herausragender Protagonist der Hoffenheimer. Sein Geld hat den Hoffenheimer Aufstieg ermöglicht. Er entscheidet über den Abgang oder Verbleib eines Luis Gustavo. Damit steht er als öffentliche Person so prominent wie kein Zweiter für das öffentliche Gesicht Hoffenheims. Dadurch – und dadurch, daß vielen Fans Hoffenheims vom Mäzen gekaufte Erfolge stinken – ist er derjenige, auf den sich die gegnerischen Fans fokussieren. Man mag zu ihrem Spott und Beleidigungen stehen, wie man will – THIS IS FOOTBALL. Genauso müssen sich die Dortmunder in 16 Stadien der Liga Beleidigungen gefallen lassen. Nur in Hoffenheim werden sie stattdessen beschallt.

Sicherlich gibt es Grenzen, die nicht nur am guten Geschmack vorbei, sondern einfach zu weit gehn. Rassistische und antisemitische Beleidigungen gehören definitiv dazu. Über die Fahne der Dortmunder mit dem Fadenkreuz über Hopp kann man vielleicht lachen, doch geht sie auch zu weit. Es gibt genug Idioten, die dies nicht als Witz begreifen. Deshalb geht sie zu weit und wurde zurecht kritisiert, um danach zu verschwinden. Doch die Beleidigungen, die Hopp jetzt erdulden musste, sind keine anderen, als jene die Lothar Matthäus oder Uli Hoeneß hören müssen. Daß Hopp erklärt, wie weh ihm diese tun, mag ihn in der Öffentlichkeit als netten, empfindsamen Menschen erscheinen lassen; der Fußballfan erfreut sich vor allem daran, daß das Runtermachen des Gegners Wirkung zeigt.

Aufgabe der eigenen Fans ist es, auf die Attacken der Gegner zu reagieren und sie mit eigenen Schlachtgesängen zu kontern. Die Dortmunder übertönen mußten also die Hoffenheimer Fans, doch angesichts fehlender Fankultur mußte Hopp im eigenen Stadion die Beleidigungen der gegnerischen Fans hören, was ansichts schon ein Armutszeugnis der Hoffenheimer Fankultur ist. Daß gleichzeitig der Verein mit einer Apparatur gegen die gegnerischen widerspricht dem Minimum an Fairplay, daß es eben auch zwischen Fans gibt. Die Hoffenheimer begeben sich damit auf das Niveau von Hooligans, denen es weder um das Spiel noch um ihre Mannschaft geht und die den Gegner mit Gewalt statt mit Gesängen attackieren.

Daß die Hoffenheimer, nachdem sie aufgeflogen sind wie ein kleines Kind schmollen „Aber wir werden doch beleidigt.“ zeigt, daß sie Fankultur nicht verstanden haben. Der Hinweis darauf, daß sie sich doch wehren müßten zeigt, daß sie auch keine haben.

Was besonders gegen die Hoffenheimer spricht, ist daß andere Retortenvereine wie Bayer Leverkusen oder der Wolfsburg niemals diese Probleme gemacht haben, obwohl sie genauso attackiert wurden, wie Hoffenheim.

Tokio Life

Was für ein Gefühl ist es, in Tokio unter die Dusche zu gehen? Der von vermeintlichen „Angsthasen“ ausgehende Gestank erscheint doch als die geringste Sorge. Wie ist es, bei Regen sich nicht um die Frisur sondern um die eigene Gesundheit zu sorgen? Kann oder will sich jemand ausmalen, wie eine Metropole wie Tokio plötzlich menschenleer vor sich hin vegetiert, weil wir doch kein Glück haben und sie nicht verschont wird? 250 km Entfernung sind ein kosmischer Witz im Kampf gegen die Natur.

Das Erdbeben und der Tsunami haben die Macht und die Gewalt der Natur aufs Deutlichste gezeigt, doch jetzt sind es solche Banalitäten wie Wind und Regen, die Strömung des Flusses, die Millionen Menschen bedrohen. Ich finde es beklemmend zu sehen, wie die kurz-, mittel- oder langfristig tödliche Bedrohung der Radioaktivität in den Alltag von Millionen Menschen einzieht. Wie kann man die Gefühle der Menschen beschreiben, die damit leben müssen? Werden sie von der Angst gelähmt? Was treibt sie an, weiter zu machen und nicht aufzugeben, wo Flucht doch ein natürlicher Reflex zu sein scheint?

Schrecklich muss die Ungewißheit sein, die von der unüberschaubaren Lage im AKW Fukushima ausgeht. Nicht zu wissen, wie schlimm die Lage wirklich ist und welche Gefahren bei einer falschen oder sogar bei der richtigen Windrichtung auf einen lauern, scheint ein normales, unbeschwertes Leben nahezu unmöglich zu machen. Die Gefahr, die über allen schwebt,  erscheint nur schwer erträglich. Die Katastrophe, die Japan immer noch heimsucht, versetzt das Land in einen emotionalen Ausnahmezustand.

Die Bedrohung, die über den Japanern schwebt, kann ich immer noch nicht begreifen. Sie läßt mich sprach- und fassungslos bleiben. Es ist schwer zu verstehen, wie wir unser normales Leben weiter führen, während die radioaktive Gefahr immer noch Millionen Menschen bedroht.

Weinrallye #36 Wein und Musik

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Wein und Musik sind das Thema der diesmaligen Weinrallye, die vom WeinReich-Blog Rheinland-Pfalz ausgerufen wurde. Als erstes denke ich dabei daran, welcher Wein zu welcher Musik getrunken wird.

Wenn ich ich an meine Lieblingsmusik denke, frage ich, welcher Wein paßt zu David Bowie? Zu diesem Chamäleon der Musikgeschichte brauche ich wohl einen wechselhaften Wein. Klingt nach Riesling. Doch wie verhindert man, daß man die falschen Seiten verbindet? Etwa ein schweres Großes Gewächs, das man beobachten und aufsaugen will, zu eingängigen Popsongs a la China Girl oder Let’s dance, die einfach nur zum Tanzen anregen und daher eher nach einem Sekt verlangen. Wie im Restaurant den Sommelier, der Wein und Essen und idealerweise auch die Kombination kennt, bedarf es auch hier einen Experten auf beiden Seiten. Den DJ?

Ich wechsle die Musik. Franz Ferdinand „The dark of the matinee“ Schottischer Wein? Besser nicht! Also ein Österreicher? Aber einer der nach Verzweiflung, Untergang und Tod schmeckt. Also einer aus dem Jahr des Glykolweinskandals. Dürfte nur noch schwer zu bekommen sein. Außerdem wird das weder dem unschuldigen Thronfolger noch der Musik gerecht. Vielleicht doch eher ein Wein, der nach Sehnsucht schmeckt. Ein restsüßer Mosel Kabinettwein?

Ich wechsle die Musik. Duffy „Mercy“. Ein gnädiger Wein? Ein Wein mit Soul? Soul ist ehrliche Musik, die pur und rein ist. Das klingt wie Muskateller, der reinste Wein. Aber Soul ist auch kratzig, rau und dunkel. Jetzt bin ich bei einem Süditaliener. Einem Negroamaro, einen Primitivo oder einen Nero d’Avola? Nero d’Avola schmeckt zu sehr nach Mafia. Ich nehme dem einfachen Primitivo.

Ich wechsle die Musik. Vielleicht sollte ich doch eher die Musik an den Wein anpassen und nicht umgekehrt.

Ich mache die nächste Flasche auf. Dazu kommt Udo Jürgens „Griechischer Wein“. Der Retsina schmeckt nach Harz und weckt die wehmütigen Erinnerungen an eine properierende Wirtschaft mit einer stabilen Währung, bevor man zur wirtschaftlichen Absicherung der Daheimgebliebenen als Gastarbeiter die Reisefreiheit der EU nutzte und bei einem einsamen Syrtaki mit der jungen Bedienung an einen ordentlichen, anständigen Rotwein von Santorin denkt.

Ich mache die nächste Flasche auf. Dazu erklingt Nancy Sinatra „Summer wine“. Verwundert blicke ich aufs Etikett und entdecke schon wieder einen Riesling mit knackiger Säure und etwas Zitrusfrucht. Vielleicht hätte ich doch eher einen Vinho verde aufmachen sollen. Andererseits sind wir wieder in der Gegend eines dahin gehauchten Souls. Ein Trollinger? Vielleicht doch ein Vernatsch? Wer bei den derzeitigen Temperaturen grillen will, sucht eher einen kräftigen aber einfachen Wein. Ein Minervois oder ein Grenache? Da komme ich zum Cotes du Rhone.

Ich mache die nächste Flasche auf. Mein Kopf nickt zu Ub40 „Red red wine“ Wer den Text genauer lauscht, wird nach Sangria und Strohhalmen verlangen, doch den Text hört man nur an Regentagen, und selbstverständlicherweise haben wir heute schon um 11 Uhr morgens 31°C. Also ein Rosé. Gekühlt oder nicht, ist fast schon egal. Ich tue sogar noch Eiswürfel ins Glas und genieße das Vibrieren des auf der Box stehenden Glases.

Ich drücke auf Repeat.

Weinrallye #34 Wein und Knabberei – food pairing

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Das von Thomas ausgegebene Motto der diesmaligen Weinrallye, die vom Winzerblog.de selbst betreut wird, hat in mir die Überlegung aufgebracht, nicht an dieser Weinrallye teilzunehmen.
Leser meiner Verkostungsnotizen mag es überraschen, aber ich bin kein Spezialist darin, Wein und Essen zu kombinieren. Meine Empfehlungen eines Essens zu einem Wein haben daher meist einen intuitiven Ratecharakter. Insofern hat meine Teilnahme an dieser Weinrallye vielleicht zumindest therapeutischen Charakter, werde ich doch zu diesem Geständnis gebracht.

Ich befolge natürlich die deutsche Unsitte, ein solches Geständnis sogleich wieder zu relativieren und mich zu rechtfertigen. Meine Rechtfertigung beginnt mit dem Präzedenzfall Siebeck. Der Papst der deutschen Restaurantkritik hatte nach seiner Lieblings Wein-Essenkombination gefragt, man solle den Wein den man am liebsten trinkt zu dem Essen, das man am liebsten ißt, nehmen. (Kleiner Tipp für diejenigen, die der Recherche mehr Zeit widmen als ich: Ich meine, es war im Weingourmet vor mindestens 5 Jahren gestanden) Nachdem meine Mißachtung der besonderen Bedeutung der Kombination von Essen und Wein somit von der höchsten Instanz bestätigt wurde, kann ich mich vor diesem Gericht, bei dem es ja um die Lappalie Knabberei gegen Wein geht, beruhigt zurücklehnen.

Wer mich kennt, weiß natürlich, daß ich mich auf diesem sanften Ruhekissen nicht einfach ausruhen und meine Klappe halten kann. Ich finde, es ist stets schwer, eine gute Verbindung von Wein und Speise anzupreisen, wenn man nur eine der Komponenten kennt. Meine knappen Vorschläge am Ende einer Verkostung lassen dabei die zweite Komponente meist doch sehr im Nebulösen, so daß ich mich immer noch auf die Verteidigungslinie zurückziehen kann, bei Kritik die Zubereitung der zweiten, der flexiblen Komponente, näher zu beschreiben, so daß sie möglicherweise doch irgendwie eine reizvolle Verbindung zu dem Wein eingeht.

In der Praxis habe ich die Erfahrung gemacht, daß es, wenn die Komponente des Essens fix ist, meist noch schwerer ist, den passenden Wein zu finden, denn erstens sind die landläufigen Kombinationen genau wie in meinen Empfehlungen doch arg pauschalisierend und nicht auf die konkrete Zubereitung des Essens abgestimmt und zweitens ist die zweite Komponente des Weins ein solch unvorhersehbares Mysterium, daß eine gute die Geschmacksnerven belebende Kombination ein echtes Glücksspiel ist, weswegen es durchaus ratsam ist, dem Sommelier zu vertrauen, der hoffentlich beide Komponentenkennt. Oder man hält es mit Siebeck.

Nachdem also meine Verteidigung abgeschlossen ist und ich im Zuge einer Generalamnestie davon gekommen bin, kann ich mich doch noch dem konkreten Fall und meinen Problemen damit widmen.

Thomas hat den Begriff Knabberei gebraucht, so daß ich unweigerlich an Chips, Cashews, Salzstangen und Erdnüsse denke. Den englischen Begriff „casual food“ finde ich hier sehr gelungen, handelt es sich doch um Essen, das man eher beiläufig zu sich nimmt, auch wenn es einen lange in Form von Hüftgold begleitet. Die Beiläufigkeit macht aber vor allem deutlich, daß es sich um Essen handelt, welches von den meisten nicht genossen, sondern in sich hinein gestopft wird. Der Begriff Knabberei deutet ja auch auf eine eher schnodderige bis abfällige Wertschätzung hin.

Für ein solches beiläufiges, schnodderiges Essen soll ich jetzt einen Wein finden. Der Gedanke liegt nahe dem Casual Food einen Casual Wine entgegen zu stellen. Glücklicherweise habe ich nicht nur anspruchsvolle Weine sondern auch einfache Trinkweine, doch was für einer könnte passen?

Nehmen wir Wasabi, das ich sehr gerne esse. Diese kleinen Erbsen sind von einer solchen Schärfe, daß sie fast jeden Wein erschlagen. Für Paprikachips geht ähnliches, oder sollte man hier einen Cabernet Sauvignon wegen des Paprikaduft nehmen? Diese Wahl wirkt dennoch auf natürliche Art und Weise fehl am Platz. Da paßt ein mit Cola verdünnter Amselfelder wohl doch noch besser.

Gehen wir dann doch lieber zu Cashews und Salzstangen. Beide betonen den salzigen Geschmack. Wäre das nicht die Gelegenheit für einen mineralischen Riesling? Aber ein mineralischer Riesling kann wohl nicht mehr als Casual Wine bezeichnet werden. Und wenn sich außerdem die salzigen Noten gegenseitig hochschaukeln, braucht man wahrscheinlich direkt im Anschluß eine Flasche Wasser, um den Durst zu löschen.

Gnädigerweise hatte Thomas das Thema ja weit gefaßt und auch Antipasti zugelassen. Wäre das nicht die Gelegenheit für einen mittelschweren Rotwein aus Italien? Aber nachdem ich heute auf einer Chianti Classico Verkostung bin, werde ich abends wahrscheinlich Lust auf etwas ganz anderes haben.

Es ist wie verhext. Ich komme zu keinem brauchbaren Ergebnis. Gespannt auf das, was die anderen aus dem Thema machen, werde ich heute einstweilen zum Bier greifen. Oder ich halte es mit Siebeck.

Spargelwein

Am heutigen Freitag bot das EuroWeinkantor eine Weinprobe zum Thema Spargelwein an. Die 29 angebotenen Weine habe ich zwar nicht alle verkostet, aber doch eine ganz ordentliche Auswahl. Zugegebenermaßen habe ich mir nicht überlegt, ob der Wein zu Spargel paßt. Eine Diskussion hierzu gab, daß es eine nicht unbedingt bekannte aber doch sehr reizvolle Kombination sein kann, Süßweine mit Spargel zu verbinden. Der Süßwein einen schönen Kontrastpunkt zum manchmal bitteren Spargel und einer fetteren Bearnaisesauce sein.

Besonders aufgefallen sind mir folgende Weine:
(1) Herkunft: Franken, Jahrgang: 2007, Rebsorte: Müller Thurgau, Erzeuger: Rudolf Fürst, Ausbau: QbA trocken
Nase: sehr intensiv, blumig, Muskat, Birne
Mund: ordentlicher Körper, leichte Säure, Schmelz
wahrscheinlich der beste Müller-Thurgau, den ich je getrunken habe. Erstaunlich, daß der Wein schon 3 Jahre auf dem Buckel hat. Blind hätte ich erwartet, daß er frisch aus dem Stahltank kommt 86 CP

(2) H: Mosel, J: 2008, R: Riesling, E: Fritz Haag, Ausbau: QbA trocken
N: Feuerstein, würzig
M: ordentlicher Körper, würzig, leichte Mineralik im langen Nachhall
Ein Wein, der Geduld verdient, und langsam kommt 85 CP

(3) H: Rheinhessen, J: 2008, R: Riesling, E: Dr. Köhler, A: QbA trocken
N: verschlossen, würzig
M: relativ dicht, würzig, cremig, mineralisch
Ein Wein mit Potential, dem ich mit etwas längerer Offenzeit noch mehr zutraue 84 CP

(4) H: Rhone, J: 2009, R: Roussane/Grenache Blanc/Viognier, E: L’Ermitage, A: trocken Bezeichnung: Chateau L’Ermitage Tradition
N: sehr intensiv, blumig, fruchtig
M: feine Würze, leichter Körper, etwas Säure
durchaus vielschichtig und hoch interessant 85 CP

(5) H: Loire – Vouvray, J: 2008, R: Chenin Blanc, E: Domaine Bourillon Dorleans, A: AOC, B: Vielles Vignes
N: verspielt, Wachs, leichte Frucht
M: sehr dicht, viel Extrakt, sehr ausgewogen, feine Frucht
Das ist schon ein sehr schöner Wein mit guter Klasse 89 CP

(6) H: Mosel – Brauneberg, J: 2008, R: Riesling, E: Fritz Haag, A: Kabinett trocken
N: Graipefruit, nasse Steine, Botrytis
M: schönes Frucht-Säure-Spiel, eher leichter Körper
grundsolider Riesling 86 CP

(7) H: Mosel – Brauneberger Juffer, J: 2008, R: Riesling, E: Fritz Haag, A: QbA trocken
N: würzig, steinig
M: kräftig, mittelschwerer Körper, mineralisch würzig
sher schöner gut komponierter Riesling 89 CP

(8) H: Mosel – Trittenheimer Apotheke, J: 2008, R: Riesling, E: Ansgar Clüsserath, A: Kabinett
N: Aprikose
M: dicht, mittelschwerer Körper, Botrytis, fruchtig 85 CP

Nahe-Reise (4 und Schluß): Rheingrafenstein

Nach der anstrengenden Radtour tags zuvor wollte ich am nächsten Tag die Muskelkraft meiner Beine anders investieren. So zog ich mir tatsächlich die Laufschuhe, um hoch zur Burgruine Rheingrafenstein zu laufen.
Es gibt von Bad Münster zwei Möglichkeiten hoch zum Rheingrafenstein zu kommen. Entweder man nimmt die Fähre und läuft dann ziemlich direkt unter dem Felsen hoch oder man läuft aus Ebernburg kommend eine weite Schleife. Selbstverständlich entschied ich mich für den zweiten Weg, denn warum einfach, wenn es auch anders geht.
Kurz nachdem ich den kleinen Nahezufluß Alsenz überquerte ging es direkt in den Berg und ich begann ordentlich zu schnaufen, während mein Pulsschlag fast augenblicklich bei 90% des Maximalpuls ankam. In gemächlichem Tempo aber doch zugleich unter voller Belastung lief ich weiter die ordentliche Steigung hoch und erfuhr zum 2. Mal binnen kurzer Zeit in welch trauriger Verfassung sich mein Körper befand. Wenigstens mußte ich diesmal nichts hochschieben, sondern konnte tatsächlich durchlaufen. Auf der Kuppe der ersten Steigung angekommen, konnte ich die Senke zwischen Rheingrafenstein und dem Hügel, auf dem ich mich befand gut erkennen.

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Und genau in diese Senke ging es nun hinein. Bin ich gut in Form, bin ich kein Freund von Bergabläufen, da ich jedes Mal die Auswirkungen auf mein Knie fürchte. Diesmal war es ein Hochgenuß mich hinunter treiben zu lassen. Unten angekommen, konnte ich kurz vor dem Einstieg in den Aufstieg noch einmal erkennen wie, steil der Rheingrafenstein hier im Wald steht und was für ein Anstieg noch folgen sollte.

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Je nach Betrachtungsweise hatte ich Glück oder Unglück. Der Weg hinauf zum Rheingrafenstein ging nach kurzer Zeit in einen Treppenweg über, und um Treppen hochzuspringen, war ich weder angetreten noch in der Form. Ich überredete meinen Körper zu einem zügigen Gehen und einer anschließenden langen Pause auf dem Rheingrafenstein, um das Panorama zu genießen.

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Bad Münster durch den Rheingrafenstein

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Blick nach Norden durch ein Burgfenster

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Blick vom Rheingrafenstein auf Nachbarfelsen, Nahe und Bad Münsters Kurpark

Was soll ich zum Rheingrafenstein selber sagen? Romantiker mögen es mir verzeihen, aber unterm Strich ist es eine Burgruine wie viele andere auch, eher eine weniger gut erhaltene. Das was beeindruckt ist der Platz der Burgruine, denn den beschwerlichen Aufstieg, den ich hatte, musste auch sämtliches Baumaterial hoch geschleppt werden. Schön am Rheingrafenstein ist eben der Stolz auf die eigene Leistung, der bei weniger Treppenstufen sicherlich größer gewesen wäre und der herrliche Blick auf die Umgebung.
Auf dem Weg zurück stellte ich fest, daß die Steigung auf dem Rückweg deutlich weniger steil als auf dem Hinweg war, was ich als sehr angenehm registrierte. Zurück im Tal lief ich noch ein wenig nach Bad Kreuznach aus, bevor ich mich frisch machte und etwas stärkte.
Da Urlaub ja nicht zum Faulenzen da ist, machte ich mich jedoch schon bald wieder zu Fuß auf den Weg nach Niederhausen, um beim Weingut Mathern Wein zu probieren:

Weißburgunder QbA trocken 2008
N: blumig, Honig
M: leichte Säure, rund, etwas cremig 82 CP

Riesling QbA trocken 2008
N: Aprikose, Graipefruit
M: schönes Frucht-Säure-Spiel, rustikal, würzig, 83 CP

Riesling v. Rotliegendem trocken 2008
N: sehr dezent
M: leicht cremig, leichte Mineralik, würzig, 84 CP

Niederhäuser Rosenberg Alte Reben Riesling trocken 2008
N: Aprikose, Maracuja
M: cremig, kräftig, leichte Würze, 86 CP

Norheimer Dellchen Riesling Spätlese trocken 2008
N: würzig, Holunder
M: kräftiges Säurespiel, Kohlensäure, 82 CP

Riesling Classic trocken 2008
N: Pfirsich, Ananas, Äpfel
M: cremig, würzig, Säure gut integriert, 84 CP

Niederhäuser Rosenheck v. Blauschiefer Riesling halbtrocken 2009
N: Eisbonbon, kräftige Frucht
M: tolle Primärfrucht, sonst nichts zu vernehmen 81 CP
frisch gefüllt, noch zu früh den Wein zu beurteilen.

Niederhäuser Rosenheck Riesling Hochgewächs halbtrocken 2007
N: reife Frucht
M: sehr würzig, dicht, Kohlensäure 85 CP

Niederhäuser Rosenberg Riesling Spätlese 2007
N: reifes Steinobst, Botrytis
M: sehr fein, schlank, viel Frucht 90 CP

Norheimer Kirschheck Riesling Spätlese 2008
N: recht dezent, Steinobst
M: füllig, dicht, doch noch feiner als die Niederhäuser Rosenberg Spätlese 89 CP

Niederhäuser Rosenberg Riesling Auslese 2007
N: recht dezent, Aprikose, Apfel, Blumen
M: opulente Frucht, dicht, filigran, volle Frucht 90 CP

Niederhäuser Rosenberg Riesling Auslese HM 2005
N: feine Frucht, Birne, Botrytis
M: opulente Frucht, dicht, leicht klebrig 88 CP

Nach dieser vergnüglichen Verkostung in sehr netter Atmosphäre machte ich mich wieder auf den Weg.
Wenn aus meiner Beschreibung des ersten Tags nicht gut genug hervor gegangen ist, wie sehr mir das Bäderhaus in Bad Kreuznach gefallen hat, dem verrate ich nun, daß ich diesen Nachmittag wieder dort damit verbrachte, meinen Körper durch Schweiß zu reinigen. Eine wirklich sehr schöne Anlage, deren großes Glasdach über dem Schwimmbad beim abendlichen Gewitter besonders gut zur Geltung kam.