Unpräzise Hacker

Wieso ist der vom CCC analysierte „Bundes-Trojaner“ eigentlich ein Trojaner? Sicher hat sich dieser Begriff in der Computer-Terminologie entsprechend eingenistet, so dass die Verantwortung für den Namen nicht beim CCC liegt oder beim bayerischen Innenministerium – der hinterhältige Einsatz dagegen schon.

Politiker, denen political correctness zweimal wichtiger als die Verfassung ist, werden sich wahrscheinlich am Begriff hinterhältig stören. Doch wenn wir die Herkunft des Namens analysieren, wird deutlich, dass Hinterhältigkeit in der Natur des Trojaners liegt. Schließlich zieht der Name eine Analogie zum Trojanischen Pferd, in dem sich nach Odysseus Idee die Griechen nach Troja einschlichen, was wohl ohne Frage als hinterhältig bezeichnet werden kann. Falls irgendein Politiker dies bestreitet möge er mir bitte erklären, was Odysseus damit anderes gemacht hat, als einen Hinterhalt für die Trojaner zu legen.

Im Sinne der historical correctness oder der literarischen correctness – je nachdem ob man die Ilias als historischen Bericht oder als Poesie einstuft – ist die Bezeichnung Trojaner also eindeutig falsch. Schließlich war das trojanische Pferd kein Trojaner, sondern ein Werk der sie belagernden Achaier. Unter diesem Begriff wird die Gesamtheit der Griechen in Homers Werk genannt. Das Volk ihres Anführers Agamemnon sind die Mykener. Zum Wohle aller Klugscheißer dieser Welt sollte man daher von einem Bundes-Achaier oder einem Bundes-Mykener sprechen. Wenn man dagegen den Namen auf den listigen Odysseus zurückführt, was ja wiederum zu einem Viren konzipierenden Hacker passen würde, und das Spionageprogramm nach seinem Volk benennen, wäre es natürlich der Bundes-Ithaker.

Schatz, bin ich zu dick?

Wer sich schon immer gefragt hat, ob es eine korrekte Antwort auf diese Frage gibt, dem sei gesagt: Ja, es gibt sie. Sie lautet: „Wofür?“

 

Um Heidi Klum einen Job auf dem Catwalk wegzuschnappen wahrscheinlich schon. Um in die Kleider zu passen, die du vor zehn Jahren getragen hast definitiv. Um Dich in den Sportwagen meiner Träume rein zu zwängen leider schon, was aber nicht schlimm
ist, da ich auch nicht mehr rein passe. Dafür immer noch Kleidung in Deiner Größe zu finden, langt es wohl noch. Dafür im Flugzeug nur einen Platz zu benötigen bist Du sicher nicht zu dick. Und für mich natürlich auch nicht.

 

Dass dies die korrekte Antwort ist, ist einfach zu erkennen. Bleibt nur die Frage, ob es auch die richtige Antwort ist. Und auch auf diese hypothetische Frage lautet die korrekte Antwort: „Wofür?“

Was wenn Kate Nein sagt?

„Willst Du Kate Middleton den hier anwesenden Willy (aus Rücksicht auf die Leser von KeinAlkoholistauchkeineLoesung verzichte ich darauf 5 Minuten lang seinen vollständigen Titel zu nennen) heiraten, ihm und seiner verschrobenen Verwandtschaft damit noch endgültiger untertänigst dienen, als Du es als Bürgerin ohnehin schon zu tun verpflichtet warst, auf jegliche persönliche Interessen fortan verzichten, die nicht einzig und allein das Wohl des Königreichs und des Commonwealth fördern, Dich bedingungslos von allen Leidenschaften zugunsten eines gefühlskalten Lächelns und unterkühltem Handwinken verabschieden, mit bereitwilliger Freude den Paparazzi unserer Yellow Press jederzeit für gute und schlechte Schnappschüsse zur Verfügung stehen, Ihnen mit verlogenen Geschichten genug Futter für salbungsvolle oder schmierige Geschichten liefern und  jegliche Hoffnung auf eine bessere Zukunft Deiner unter großen Schmerzen geborenen Kinder aufgeben?“

Was wenn Kate Nein sagt?

Werden alle Blumen des Vereinigten Königreichs auf einmal anfangen zu welken? Werden die Straßen Londons von einem Tränenstrom überflutet, so daß das Abwassersystem einen Kollaps erleidet? Wird die alte Queen wieder lachen können? Wird Willy ein neues Opfer finden? Wird Charles doch noch König? Wird der Geist von Lady Di aus dem Grab aufsteigen und Kate dorthin mitnehmen? Wird ein nicht mehr endendes Unwetter über England herziehen und es mit 666 Tagen Regen strafen? Wie wird die britische Presse mit Kate umgehen? Wird Ihr irgendjemand verzeihen? Ihre eigenen Eltern vielleicht? Und ist Sie vielleicht trotzdem besser dran, wenn Sie Nein sagt?

Fragen über Fragen. Ich weiß nur eins. Ich werde mir nächste Woche mit Sicherheit nicht die Hochzeit zweier mir vollkommen unbekannter Menschen anschauen.

Lord Chandos die 2.

Lieber Lord Chandos,

seien Sie traurig gegrüßt. Wieder einmal muß ich Ihnen schreiben, und es ist in der Tat ein Muß, daß ich Ihnen schreibe. Es gibt viele Gründe, nicht zu schreiben.

In diesen Tagen lernen wir, daß manche gerne so tun, als ob sie schreiben, obwohl sie in Wirklichkeit nur abschreiben.

Doch dies ist nicht der Geist des Schreibens, den ich und sie anstreben. Die Liebe zum Wort, zur Idee und zum Sprachbild sind es, die ich mit dem Schreiben zelebrieren will. Jetzt frage ich mich, warum mir dies in den letzten Wochen so schlecht gelingt. In der Vergangenheit war es meist die Inspiration, die mir fehlte. Mangelnde Kreativität erscheint mir heute als dankbarer Grund, nicht zu schreiben, denn immerhin weiß man nicht, was man nicht schreibt.

Andere würden sagen, Mangel an Kreativität sei sogar gut um zu schreiben, doch sie mißverstehen, daß ein Buch von rund 400 Seiten mit 1.200 Fußnoten und 80 teils ellenlangen nicht gekennzeichneten Passagen fremder Autoren kein Schrifterzeugnis sonder ein zusammengesetztes Puzzle oder vielleicht freundlicher ausgedrückt eine Kollektion, ein Best-Of-Album ist.

Doch ich schweife schon wieder ab, lieber Lord Chandos. Derzeit fehlt es mir gar nicht an Kreativität. Eine Vielzahl von Ideen – na gut, ich will nicht angeben: anderthalb Handvoll – wartet derzeit auf ihre Vollendung, entweder im Form einer einfachen Notiz mit Anbau in meinem Kopf oder schon zur Hälfte fertiggestellt. Dieser letzte Punkt ist es, der mich als Lüger entlarvt, wenn ich behaupte, daß mir die Zeit zum Schreiben fehlt. Es scheint wohl eher die Disziplin zu sein, die ich vermissen lasse. Was kann es geben, das mich vom Schreiben abhält? Da ich ernsthaft nur Faulheit und Mangel an Ernsthaftigkeit anführen kann, bitte ich Sie um Hilfe.

Was kann ich tun, um wieder mehr Zeit dem Schreiben zu widmen und mich weniger mit der Abschiebung von Schuld und Verantwortung bei den zahlreichen Skandalen in meinem Ministerium zu widmen. Nachdem ich kürzlich eine deutliche Reduzierung der mir Unterstellten durch den Verzicht auf freiwillig Gezwungene, äh… Eingezogene, durchgesetzt habe, gehen mir langsam die mich rettenden Sündenböcke aus. In einem Albtraum verteidigten meine Untergebenen alle abgeschriebenen Worte einer staatstragenden Dissertation, und am Ende fehlte ein Mann, um das Schlußwort des Fazits zu beschützen, so daß mich die Taliban doch noch erwischten.

Oh, ich schweife schon wieder ab und fühle mich schon wie ein guter Berg. Vielleicht ist auch dies Zeichen des Mangels an Konzentration und Disziplin. Lieber Lord Chandos, es ist allerhöchste Zeit. Bitte helfen Sie mir!

Laufen im Winter

Laufen im Winter ist ein Thema, das einem Läufer so sehr auf die Nerven geht, daß niemand noch etwas darüber schreiben oder schlimmer gar lesen will. Gesprochen wird dagegen viel über Laufen in der kalten Jahreszeit. Wobei gesprochen zu viel gesagt ist. Gejammert trifft es besser.

Nach dieser thematischen Einleitung liest wahrscheinlich kein Läufer mehr mit. Falls doch, darf es die nächsten sechs Absätze überspringen, damit er den Text zu Ende lesen kann. Bis dahin will ich die sadistischen Gelüste der Nichtläufer unter den Lesern befriedigen, die sicher schon begierig darauf warten, sich am Elend der anderen ergötzen zu können. Ich will sie nicht länger auf die Folter spannen.

Ich hasse Winter! Ich hasse nicht einfach nur Schnee und Eis. Nein! Ich hasse jedes noch so kleine Detail des Winters mit jeder Faser meines Körpers, und ich hasse Winter in seiner Gesamtheit als grausame Komposition eines hörgeschädigten Komponisten für Parkinson-kranke Musiker mit verstimmten Instrumenten.

Die einzelnen Waffen des Winters wirken auf mich, als stammten sie aus dem bestialischen Werkzeugkasten des Teufels. Zentrales Element ist die Kälte. Als Universalwerkzeug wirkt sie wie ein Hammer. Sie kann alles kurz und klein schlagen. Dabei ist sie leider auch unausweichlich. Kälte gibt es in jedem Jahr. Der Versuch ihr mit drei oder noch mehr Lagen Kleidung als Panzer entgegenzutreten, wirkt kontraproduktiv, denn die Kleidung lässt dich nicht nur dick wirken, sie zerstört auch jedes positive Körpergefühl. Wem der Zeitverlust bei An- und Auskleiden nicht bereits reicht, der möge an die ökologischen Kosten denken, die das Waschen der zusätzlichen Kleidung verursacht, um dann hoffentlich zu begreifen, dass bereits die Kälte ausreicht, um den Winter zu hassen. Wer es immer noch nicht geschnallt hat, der sei versichert, daß eine noch so sorgfältige Kleiderwahl und ein minutiöses Ankleiden, gegen dessen Sorgfalt das Anlegen eines Weltraumanzug chaotisch wirkt, nicht verhindern können, daß man irgendwann irgendwo friert.

Neben der Kälte ist selbstverständlich der Schnee zu nennen, der wie der Schraubendreher wirkt, der den kalten Würgegriff des Winters noch etwas enger zieht. Fanatische Leser von „Fräulein Smillas Gespür für den Schnee“ werden sicher auswendig wissen, wie viele Arten von Schnee sich unterscheiden lassen. Ich weiß nur eins. Ich hasse sie alle! Ich hasse es, wie er sich verräterisch in ein unschuldiges Weiß kleidet. Ich hasse Schnee in all seinen Formen, sei es liegend, als Flocke gegen das Gesicht peitschend, als geworfener Schneeball, als Schneemann in ein absurd lächerliches, verharmlosendes Kostüm gesteckt, als meterhohe den Weg blockierende Verwehung, als Matsch, durch den man mehr watet als läuft, als zum Einsturz vorherbestimmtes verlogene Gastlichkeit vortäuschendes Iglu und in jeder Form, die ihr euch sonst noch ausdenken könnt. Ich hasse ihn! Während des Schneefalls laufe ich mit schmerzverzerrtem Gesicht, wobei das Schmelzen des Schnees auf bereits nicht mehr körperwarmen Visage dafür sorgt , daß das Eiswasser unter meine Dreilagenrüstung kriecht. Und wer glaubt, Laufen im Sommer sei anstrengend, der ist noch nie durch Schnee gelaufen. Das schwere Herausziehen des Fußes aus dem Schnee läßt dich wie Scott nach dem Erreichen des Südpols fühlen. Geschlagen und besiegt kämpft man nur noch ums Überleben und hat nicht mal mehr Hunde zum Essen an der Seite. Schnee ist auch wegen seiner Hinterhältigkeit so verhasst. Nur wenn er planiert oder geräumt wurde, kann man eben und rund laufen, sofern das im winter überhaupt geht. èberall sonst ist nie nur eine Art Schnee am Platz, so daß kein gleichmäßiges Laufen möglich ist, weil der Fuß sständig anders greift. Wem das noch nicht hinterhältig genug ist, dem sei erläutert, was der Schnee alles unter sich verstecken kann. Schlaglöcher, Äste und auch Eisplatten verbergen sich nur allzu gern unter der Schneedecke.

Kommen wir zu Eis. Eis ist der perfide Bruder des Schnees, der bereits böse geboren wurde. Ich spreche von der Ratsche, die durch ihre Hebelwirkung mit übermenschlicher Kraft und dank ihres mechanischen Rücklaufs mit tierischer Geschwindigkeit die Streckbank, auf der sich der Läufer in der Folterkammer des Winters befindet, noch weiter zieht. Viel mehr ist über Eis nicht zu sagen. Oder vielleicht doch: Eis ist so gemeingefährlich, weil es unberechenbar ist. Seine Glätte kann man erst dann beurteilen, wenn man es betritt und auf die Schnauze fällt. Eis besitzt die flexible Geschwindigkeit eines Raubtiers, weil es blitzartig entstehen kann. Eis ist grausam, weil es die Freude über geschmolzenen Schnee durch das Ändern des Aggregatszustands des Schmelzwassers zunichte machen kann und den so übertölpelten Läufer fies auslacht. Eis ist heimtückisch, weil es sich verstecken kann und erst dann gesehen wird, wenn die Augen bereits Bodenkontakt aufgenommen haben. Wie ein Tarnkappenbomber nutzt Eis dabei gerne seinen Verbündeten Dunkelheit als Verstärkung.

Sprechen wir also über Dunkelheit oder die Zange des Winters. Dunkelheit ist die Zange, mit der der Winter versucht, den Nagel zu ziehen, der die Holzfestung des Widerstands zusammenhält, die der Läufer noch besetzt. Es ist mir manchmal ein Rätsel, woher die Motivation kommt, bei Dunkelheit zu laufen. Letztendlich muß es die Liebe zum Laufen sein. Wenn ich sehe, wie häufig es mir im Winter nicht gelingt, mich nach Einbruch der Dunkelheit zum geliebten Laufen zu bewegen, muß es mehr sein. Man benötigt ein echtes Ziel. Doch der Winter schickt die Dunkelheit mit seinem Verbündeten Kälte ins Spiel. Als Läufer fühlt man sich wie ein einsamer Lanzenreiter, der nicht weiß, auf welche der beiden ihm entgegen kommenden Reiter er seine Gegenwehr richten soll. Das mag etwas übertrieben klingen – Laufen bei Dunkelheit und Kälte ist immer noch eine Frage der Disziplin, doch genau das ist der Punkt. Man muß sich zu den Läufen im Dunkeln zwingen. Sie machen keinen Spaß und wirken widernatürlich, ist die Dunkelheit doch der Sonnenindikator dafür, daß es Zeit ist, das Feld in Richtung zu verlassen und sich von den Strapazen des Tags zu erholen. Holt der Winter zur Duckelheit auch noch Eis aufs Schlachtfeld wird der Lauf nur eins – gefährlich.Ein Läufer, der bei diesen Bedingungen unterwegs ist, kann keinen Respekt vor der eigenen Gesundheit haben.

Hallo zurück liebe Läufer!

Die vorherigen Absätze dürften deutlich gemacht haben, daß es keinen guten Grund gibt, im Winter zu laufen. Warum also trotzdem? Drei (gute) Gründe gibt es doch. Der erste und schwerwiegenste ist die Sucht. Für viele Läufer ist Laufen schlicht zu einer Sucht geworden, der sie alles unterordnen und für die sie alle Widerstände in Kauf nehmen, genauso wie es einen Crack-Junkie nicht stört, daß er das Geld für seinen Stoff von seiner Mutter klaut oder verdient, indem er seinen Arsch hinhält. Der zweite Grund ist ein höheres Ziel, für das trainiert und das er mit einem methodischen Plan verfolgt, dem er alles unterordnet… Der dritte Grund ist, daß er seinem Körper mag, diesem etwas Gutes tun will, indem er läuft und ihn nicht eine Jahreszeit lang vor die Hunde gehen lassen will.

Widmen wir uns nur den Gründen zwei und drei, denn der erste ist einfach nur krank. (Bei dem zweiten bin ich mir nicht sicher.) Für Grund drei ließen sich natürlich Alternativsportarten empfehlen, doch gehen wir einfach davon aus, daß der Läufer weder ein Brett vor dem Kopf noch gerne unter den Füßen hat. Gehen wir weiter davon aus, daß er das Laufen wirklich liebt und nicht nur davon abhängig ist – das macht ihn nämlich verwandter mit Läufertyp zwei. Für das Erhalten eines guten körperlichen Zustands ist eine gewisse Methodik hilfreich. Gleichzeitig zielt die Methodik des Läufertyps zwei vor allem auf den Erhalt gewisser Grundfähigkeiten im Winter.

Hiermit sind wir bei dem Ziel meines Textes angekommen. Mir geht es darum, einen allgemeingültigen Trainingsplan für  den Winter aufzustellen – Schlagwort: „So viel wie möglich!“ Die Betonung liegt in diesem einen Halbsatz, mit dem mein Trainingsplan auskommt auf dem möglich. Das heiß, es entfalle Tempoeinheiten auf Eis. Wer darauf nicht verzichten will, soll sich Schlittschuhe kaufen. Es entfallen Ausdauerläufe über 20km oder 100 Minuten bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. Wer diese dennoch einstreuen will, soll mit seiner Apothekerin schon einmal in Verhandlungen bezüglich eines Mengenrabatts auf Grippostad eintreten. Läufertyp drei mag das Programm relativ verlockend finden und sich nur daran stoßen, daß ich dem Motto nicht noch den Zusatz „und gewollt“ hinzufüge. Doch auch er muß seinen inneren Schweinehund überwinden und bei Kälte und Dunkelheit laufen. Läufertyp zwei mag Angst haben, daß das Programm nicht fordernd genug ist. Ihm möchte ich noch einmal den Sinn des Wintertrainings in einem ganzjährigen Trainingsplan vor Augen führen. Das Wintertraining dient dazu, dich in eine Form zu bringen, mit der du dich in einen methodischen Aufbau auf deine Jahresziele begeben kannst, nachdem (!) das Wintertraining vorbei ist. Und drei Wochen Trainingspause wegen schwerer Erkältung oder drei Monate wegen Hüftbruchs werfen dich viel weiter zurück als eine verkürzte Trainingseinheit. „So viel wie möglich“ heißt für mich, auch dem inneren Schweinehund ein wenig nachzugeben, um ihm den vollständigen Sieg zu erschweren. Verschanzt man sich hinter drei, vier oder fünf Trainingseinheiten in der Woche, fällt einem die Abwehr deutlich leichter, als wenn man verzweifelt versucht, die Linie voller Breite von sieben Einheiten zu halten (zwei am Wochenende alleine sind zu wenig!). „So viel wie möglich“ heißt für mich auch den Umgebungsparametern des Winters nachzugeben. Dies darf jedoch keine bedingungslose Aufgabe sein. Man muß die Stärke des Gegners zumindest abtasten. Es wird also auch bei Schnee und Eis gelaufen. Es sei denn, es ist zu arg. Dann kann man auch bald wieder umdrehen und die Einheit guten Gewissens auch mal auf 30 Minuten verkürzen, doch die Laufklamotten werden angezogen, egal wie behaglich es in der gutgeheizten Bude sein mag.

Wem „So viel wie möglich“ ein zu kurzes Motto ist oder seine Vielschichtigkeit nicht begreift und noch ein paar markige Sätze als Quintessenz meiner Wintertrainingsphilosophie braucht – bitte:

„Krieg den Arsch hoch!“
„Akzeptiere das Wetter!“
„Pass dein Training dem Wetter an!“
„Sorge dafür, daß Du heil durch den Winter kommst!“
„Bleib auch mal sitzen!“
„Ganz schlechtes Wetter ist keine ganze Ausrede!“

Wer glaubt, mein Trainingsplan würde meine Einstellung zum Winter ändern, der sich versichert, daß dem nicht so ist. Ich hasse den Winter immer noch. Laufen im Winter macht auch so keinen Spaß,  es wird nur erträglicher und sorgt dafür, daß das Laufen außerhalb des Winters mehr Spaß macht, denn erstens fällt es leichter und zweitens weiß man dann, was man bereits alles durchgemacht hat.

Balla Balla bei Bio-Ball

„Du Gerda, sach ma. Du kahfscht doch immer bei dämm Bio-Ball ein.“

„Nie mehr! In dämm Dräckslade kahf isch nie widder eh. Des kannscht mär glahwe!“

„Oh, jesses, was issen mit Der los? Aber wähscht, isch hab da neilisch zwä krange Vache gsähn. Bei ehnäm dengscht der ja nix, aber bei zwäe willscht natürlisch wisse, was da los is. Jetzt war isch awwer mim Erwin unnerwechs, und der hat so gdrängelt. Da kinnt isch dann net nahschaun.“

„Brahchscht gar net weiderredde. Desch kann isch Der alls verzähle. Ach Karen, wenn Du dabei gwäst währscht . So a liebi, guhdi Seel wie Du hat da gfehlt. Des werr so gut gewest.“

„Ja, was issen passiert?“

„Also, desch war so: isch mach ja immer am Mittwoch des Striggkränzle. Wähscht ja. Bischt ja ach alls dor.“

„Ja klar, wähsch isch Gerda.“

„un da han isch fer äkahfe gwollt. Aller bin isch erschte e mo zum Aldi un hab misch um desch Wischtischt kümmert. Die han so ä guhdi Sekt da, da brahchscht gar ned zum Bioladen genn. Der isch genauso guhd, awwe viel billischer.“

„Isch wähsch, denn kahf isch ach immer.“

„Ja un da war dann de Franka anne Kass, un wer ham uns ähn bisserl verschwätzt.“

„Ja,, hän die hinner Eisch sisch denn ned bschwert?“

„Ah, Du kennscht doch de Franka. Die lascht sisch nix gfalle. Der brahchscht gar ned erscht zu kumme. Wenn der enner blehd kummt, kann er sisch glei widder hinne ah stelle.“

„Ja, desch stimmd, de Franka mescht isch ah ned blehd kumme. Allähn wenn isch dra dengk, werd mer ganz kribbelisch.“

„Na ja, als isch dann mem Sekt dahäm war, war isch scho arch spähd dra, un isch muschd ja noch was zu Esse ähkahfe. Isch han zwahr mei Orange-Rhabarber-Tort auf Dinkelteisch am Vortach gmacht, awwer desch langkt ja net.“

„Wobei der sehr guhd isch.“

An dieser Stelle sei angemerkt, daß Karen die Höflichkeit so sehr in Fleisch und Blut übergegangen ist, daß ihre letzte Aussage ein Automatismus und keine Lüge ist, obwohl der Kuchen nach ihrem subjektiven Geschmack ebenso wie nach objektiven Kriterien furchtbar schmeckt.

„Ja, gell. Awwer isch binn dann zum Bio-Ball gfahrn, un isch han ja ach gar net viel gwollt, Antipasti, e bisserl Brot aus wildem Weize, die Haferkähks mit dän Biolandkürbiskerne, die mit dem Biooliveöl geröschtete Tschips mit de Grumbehre aus kontrolliertem Anbau un noch e paar Sache. Was ma hald so brahch. Un isch kumm da rein, un’D wähschd ja, isch war spähd droa…“

„Weil de met de Franka gschwätzt haschd.“

„Ja, awwer desch isch ja egal. Aller isch dengk noch, was en Gligg. Da stähd nur ehni vor mer an der Thek. Awwer, dann säh isch, desch is de Recher Helga, de aldi Drantuht. Isch sach Der, die han isch noch nie leide gekinnt. Awwer isch binn ja gar ned so. Isch han misch ahgstellt un kurz chegrießt. Allähn desch scho. Wie de misch von owwe herab ahschahn tut un nur kurz niggt. Isch sach Ders. De is sowas von etepetete, Awwer isch binn ja gar ned so. Da fracht die, op de Schwarzwäller Schingge ach von Kiehe aussem Schwarzwald kummt. Un isch sach da so im Scherz. ‚Näh die san vom Mond‘. Und da bafft die misch an, isch breicht er net blähd zu kumme. Se hätt glesd, dass de Dier nur dort geschlachtet wern missde, damits sichs Schwarzwäller Schingge nenne kinnt. Da sacht de Bedienung, de Schingge wär vum Schwei un net vum Rind. Darauf de Helga: ‚Ah, dann will isch dä net. Kann isch ma de Serranoschingge probiere. Kummt der denn ach vun Serrano?‘ Da han isch halld ä bisserl gseufzd, denn da war ja klar, desch des noch lang dauert. Sacht de Helga, isch sollt misch net so ahstelle. Hes werr er guhdis Recht, sich zu erkunnischen, ob des Fleisch ach vun gligglische Diern kummt. Da sach isch im Scherz, im Scherz, sach isch Dir!: ‚Na, Hauptsach , se san jetztert tot.‘ ‚Was des soll‘, fracht die misch. Warum isch so unverschämt werri. Dabei han isch doch nur e Scherz gmacht. Da wurd mers dann ach ze viel. Se solld mer ned so blähdkumme, sondre ma hiene mache. Isch hed ned de ganze Dahch Zeit. Da werd die pampisch, sach isch Der. Se kinnt sisch so viel Zeit nämme, wie se will. Isch sollt jetzert Ruhe gäwwe. Da muscht isch met scho arch zsamme nemme. Awwer isch binn ja gar ned so. Aller sach isch mit aller gebodiner Heflischkähd. Sie soll misch doch vorlasse. Isch breicht ja ah ned viel, un isch mischt ja ned druff warde, des sie de Unnerschied vun en Schwein un en Kuh lerne täd. Se wisst ja niemer, ob de Dier vun en ordenlisch zertifziert Hof kumme. Da fahrt die med de Faust vor män Gsicht, esch kinnd ach de Zeichefinger gwäst sei, un droht mer! Un droht mer, isch solld bloß ufpasse. Se hed misch scho lang uff em Kieker. Da droht de mer! Kannscht Der des vorstelle, Karen? Da droht de mer! Midder Faust vor meim Gsicht. Desch, desch kann isch gar ned ab, sach isch Der. Awwer isch binn ja gar ned so. Isch war halld ach e bisserl perplex, hascht mi? Na ja, da dreht de sich wesch un sacht ‚Öko-Schlampe‘. Öko-Schlampe!!! Is des zu glahwe? Da hats mer denn ach glangt. Awwer isch binn ja gar ned so. Isch wollt nur vor! Un da han isch er en klänni Stubber gegemm, en klänne Stubber bloß, und die tolpatschigge Kuh lannet glatt innem Regal met de vun Hand gmachte italienisch Paschda vun ungspritzte Hochlandweize un sterzt mimm Regal zsamme ei. Da sach isch ganz leis, gaahns leis sach isch Der, sach isch da zurer Bedienung ‚Hoppla, wie ungschiggt vonner. De is awwer ach zu dabbisch de dusslige Kuh‘, un da flippt de Helga völlig aus. De werft das Glas med de guhdi Tomatepeschdo uf misch un trifft misch am Kopf! Isch han gar ned gwissd, was is Tomatesupp un was is Blut, des da uf men Libblingbadikkleid runner lahfd. Wäschd desch Kleid, desch isch damals mimm Kasimir gmachd hab, als der sechs Jahr war. Ah, un da binn isch dann ach ausgetiggt. Da binn isch uf de Helga Recher los un hab ders gegewwe, desch de nimmer gwisst häd, wo hinne und vorni ischt. Da kummt de klä Bedienung hinner de Thek vor un sacht mer isch sallt uffhern. Na ja, De wähscht ja, desch Friede mei zwedder Vornahm is. Awwer da packt des Mädel mi un sacht, se werd jetzt de Polizei rufe, isch sei ja en gfährlisch Griminelli. Ah so en Freschheit sach isch Der. Da han isch Rohd gsien. Isch han mer en Kokosnuß aus em Fehrträhd-Hannel gschnabbt un uf derr ihrn Kopf egdrosche bisch da de Milsch rauskumme is. Na ja, irschenwann san dann de Sanis mit laudem Tatütata kumme, un De glahbscht et net Karen. Da glotz misch de en Zive blähd ah un sacht zum annern: ‚Wenn aldernativi Frahn alt wern, sieht des echt ned schä aus‘. Demm han ischs mem Selleriekopp gegewwe, desch kannscht mer glahwe.

Hafenklang und harte Küsse

Das Schiff tutete erneut. Paul wußte, was das Zeichen zu bedeuten hatte. Es war Zeit. Er löste sich leicht aus der Umarmung, um Krista in die Augen zu schaun. Während sie die Hände an seiner Taille ließ, hielt er ihre kräftigen Oberarme.

Paul war leicht überrascht, so etwas wie Wehmut aus ihren Augen zu lesen. Er hatte gedacht, daß es für sie leichter wäre. Schließlich war er es gewesen, der sich vollkommen auf sie eingelassen hatte, sich ihr bedingungslos untergeordnet und all ihre Launen ertragen hatte. Empfand sie am Ende mehr für ihn? Merkwürdigerweise war er davon ausgegangen, für sie nur Manövriermasse gewesen zu sein, die man bei Bedarf einfach austauscht. Gerade diese Labilität ihrer Beziehung hatte ihn auch die extremen Spiele mitmachen lassen, um sie wie einen perfekten Sommertag bis zum Sonnenuntergang auszukosten.

„Nicht weinen, Gefreiter Habermann.“

Paul wußte nicht, warum ihm beim Klang von Kristas barscher Stimme gerade jetzt die Frage durch den Kopf schoß, ob es seine Vorliebe für dominante Charaktere war, die ihn zum Bund getrieben hatte. Er erinnerte sich an Kommentare seiner Mitschüler, die verweigerten, weil sie sich nicht den ganzen Tag Befehle entgegen brüllen lassen wollten. Ihn hatte das nicht gestört.

Weder er noch Krista hatten es an die große Glocke gehängt, daß sie zusammen waren, aber vollkommen verheimlichen ließ sich das natürlich nicht. Paul mußte sich viel Häme und anzügliche Sprüche gefallen lassen, doch er tat, als würde er das ignorieren.

Wahrscheinlich war das die einzige Art und Weise, mit so etwas umzugehen. Er hatte in der Zeitung von einem Schulausflug gelesen, bei dem sich ältere Schüler an den Jüngeren vergangen hatten, und er war sich bewußt, daß auf seiner Stirn in ganz großen Lettern „Opfer“ geschrieben stand. Diese Gefahr war jetzt immerhin überstanden. Seine vermeintlichen Kumpane hatten einfach zu viel Angst vor Krista gehabt.

Paul meinte auch jetzt ihre gaffenden Blicke auf sie gerichtet zu spüren, doch es war ihm egal. So schnell würde er keinen von denen wiedersehen. Jetzt konnte ihm nichts mehr passieren. Er nahm Krista die Mütze vom Kopf und strich ihr sanft über ihre blonden Haare. Sie lächelte schwach.

„Es ist Zeit.“

Paul zögerte. Zum ersten Mal meinte er etwas Unsicherheit in ihrer Stimme zu hören. Er konnte kaum glauben, wie schwer ihr der Abschied fiel. Wie hatte er es nur geschafft, eine so tiefe Beziehung zu ihr aufzubaun? Was machte ihn für sie so attraktiv? Lag es an seinem ungekünsteteln Respekt und seinem bedingungslosen Gehorsam? Das wäre wohl zu wenig gewesen. Schließlich hatte Krista durchaus Spaß daran, Leute zu etwas zu zwingen und grausam zu sein. Vielleicht lag es daran, daß er in ihr nicht nur die brutale Bestie sondern auch die bildhübsche Frau sah und daher keine Angst vor ihr hatte.

Was sollte er jetzt nur ohne sie machen? Sie würden für eine längere Zeit getrennt sein. Das Schiff würde erst in zwei Monaten wieder anlegen und das auch noch in Santiago de Chile. In der Zwischenzeit konnte so viel passieren, daß es besser war, sich dort nicht zu verabreden. Ob sie sich dann überhaupt noch an ihn erinnern würde?

Krista schien sich wieder gefaßt zu haben. Sie löste sich vollständig aus der Umarmung und setzte sich die Mütze wieder auf. Nur kurz mußte sie die Lippen noch einmal zusammenpressen, bevor sie wieder endgültig die alte Krista war.

„Es ist Zeit. Verabschiede dich.“

Paul schwang sich mit der Linken den Seesack über die Schulter, nahm Haltung an und salutierte.

Etwas enttäuscht, daß von ihr keine Reaktion kam, drehte er sich um und ging auf die Gangway zu. Er war keine drei Schritte gegangen, als er Krista hörte.

„So verabschiedet man sich doch nicht.“

Als er dich umdrehte, war sie ihm auch schon entgegen gekommen und küßte ihn lange mit entschiedener Härte. Als sie die Hände von seiner Schulter und seinem Po nahm, lächelte sie ihn noch einmal an und gewährte ihm einen Blick auf ihre in dieser Sekunde vollkommene Schönheit.

Von Glück beseelt setzte Paul seinen Weg fort. Er schaute nicht mehr zurück. Es war klar, daß dies ein finaler Abschied war. Zurück an Land ließ er  am Pier seinen Sack fallen und umarmte seine dort wartenden Eltern, die ihn etwas verdutzt anblickten.

Falsches Lachen

Dein falsches Lachen macht dich nicht schön, doch es zeigt dein Bemühen zu gefallen. Der glucksende nachhallslose Klang verrät nicht, ob du gerade glücklich bist. Ist es ein zwanghafter Trieb, der dich versuchen läßt für gute Stimmung zu sorgen? Der mechanische Automatismus, der dich diese Laute ausstoßen läßt, bewirkt eine seltsam leblose Heiterkeit.

Wie viel trostloser wäre es, wenn du und all die andern ihre wohlwollenden Bemühungen einstellten und darauf verzichteten, armen unkomischen Seelen ein Quäntchen Zuspruch zu schenken?

Woran denkst Du gerade?

Wer weiß, wie viele Männer schon von dieser scheinbar harmlosen Frage aus der Fassung gebracht und zu einem lakonischen „Nichts.“ gezwungen wurden? Die lieben Frauen, die diese Frage wahrscheinlich wirklich ohne böse Absicht gestellt haben, schwanken aufgrund dieser Antwort ja zwischen zwei zweifelslos deprimierenden Interpretationen. Entweder sie beschäftigen sich gerade mit einem grenzdebilen Volltrottel, der nicht denkt, oder sie werden gerade angelogen, und welchen Grund außer Untreue könnte der Mann haben sie anzulügen.

Die erste Interpretation ist selbstverständlich in den allermeisten Fällen falsch, und schlimmer noch sie ist auch falsch gedacht. Würde der Mann es tatsächlich schaffen, an Nichts zu denken, sollte die Frau ihn eher aufgrund seiner Weisheit und seiner Fähigkeit zur Spontanmeditation bewundern, was auch wirklich bewundernswert wäre, gelingt ihm dies doch neben einer aus vielerlei Gründen ablenkenden Frau. Aber natürlich trifft auch dies in den allermeisten Fällen nicht zu. Vielmehr ist die zweite Interpretation in den allermeisten Fällen richtig, aber…

Aber, und dies erfordert einfach einen neuen Satz, damit das aber großgeschrieben werden kann, der daraus gezogene Schluß ist in den meisten Fällen falsch. Untreue Gedanken durchlaufen das Männerhirn meist nicht in Anwesenheit der eigenen Frau. Wozu auch? Um kurz in die Anthropologie abzuschweifen, die Garantie zur Fortpflanzung hat der Mann ja gerade an seiner Seite, es besteht also in diesem Moment kein akuter Bedarf  einer anderen Frau nachzujagen.

Der Grund, wieso der Mann ein ausweichendes „Nichts.“ hervorlügt, ist vielmehr der, daß die Gedanken, die in diesem Moment durch seinen Schädel huschen zu peinlich sind, um sie auszusprechen und schon gar nicht vor einer Frau. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht eine selbstverständlich unvollständige und beliebig erweiterbare Liste zu beginnen, damit bei Euch, liebe Frauen, bei dem nächsten „Nichts.“ nicht die Alarmglocken schrillen.

– Ob Schumi morgen in Japan gewinnt?
– Wie krieg ich den Chef davon überzeugt, die Abmahnung zurückzunehmen?
– Ob sie es merkt, wenn ich heute um drei aufstehe, um mir das Rennen anzusehen?
– Wovon soll ich eigentlich die nächste Miete zahlen?
– Sollte ich sie doch fragen, ob sie auf Analsex steht?
– Wie schaffe ich es, daß ich um drei aufwache, ohne den Wecker zu stellen?
– Was kann ich dagegen tun, daß ich am Montag wieder im Büro einschlafe?
– Vielleicht könnte ich ihr nachher ein Schlafmittel in den Drink mischen…
– Eigentlich darf ich mich nur nicht wieder vom Chef beim Schlafen erwischen lassen…
– Sie guckt schon wieder so komisch…
– War es wirklich klug von Schumi zurückzukehren?
– Und wie krieg ich sie jetzt ins Bett?
– Dieser elende Manfred hat tatsächlich ein Bier mehr als ich getrunken.
– Das Auto gefällt mir.
– Hoffentlich fliegen die Bayern nachher raus. Dann können wir anstoßen.
– Ob ich mir die Beförderung vermasselt habe?
– …

Wie Ihr seht, liebe Frauen, alles kein Grund, sich irgendwelche Sorgen zu machen. Euer Mann ist zwar peinlich, aber zum Glück weiß er das sogar manchmal und hält lieber sein Maul.

Liebe Männer, nicht alle Frauen werden diesen Beitrag lesen! Und es besteht die Gefahr, daß gerade Eure Frau eine ist, die diesen Beitrag nicht gelesen hat und nach Eurem „Nichts.“ sich lauter unnötige oder berechtigte Sorgen macht und am nächsten Tag einen Privatdetektiv auf Euch ansetzt. Wenn Ihr das nicht wollt, solltet Ihr Euch ein paar Alternativantworten überlegen. Selbstverständlich kommen die aus der obigen Liste nicht in Frage, aber vielleicht:

– An dich Schatz. Ich denke immer an dich. /*Achtung diese Antwort ist gefährlich, sie fordert ein „Woran genau?“ geradezu heraus. Also gut eine Ergänzung überlegen, z.B. */
– Das Kleid/die Bluse/ die Jacke/ die Frisur steht dir besonders gut.
– An die Arbeit. /*Achtung auch diese Antwort erfordert eine Ergänzung, z.B. */
– Kollege Schmitt/Meier/Müller ist wirklich ein Arsch.
– Der Wein vorhin war wirklich gut. Was war das doch gleich für einer?
– Das Essen hat herrlich geschmeckt. Besonders die zerkochten Nudeln hast du gut hingekriegt.
– Ist deine Schwester eigentlich wieder schwanger? Ich finde sie hat (ganz schön) zugelegt.
– Ich mache mir Sorgen um Marc-Kevin. Meinst du, er ist schwul?
– Ich denke einfach nur was für ein herrlicher Abend das ist.
– Ich denke, wie schön es ist, daß wir mal wieder zu zweit sind.
Für besonders Wagemutige:
– Ich glaube, deine Mutter mag mich nicht /*Achtung, diese Antwort ist mit sehr hoher Streitwahrscheinlichkeit verbunden*/
– Die Kleine da vorne hat einen süßen Arsch /*Manche Frauen belohnen einem ja solche Ehrlichkeit, auch wenn sie gelogen ist*/
– Ich überlege mir heut Nacht das Formel 1 Rennen anzuschaun.

Falls jetzt jemand unter Euch ist, der berechtigte Gewissensbisse hat, seine Frau oder Freundin anzulügen, möchte ich diesen daran erinnern, daß auch das „Nichts.“ eine Lüge war, um den tatsächlichen Gedanken aus Liste 1 auszuweichen. Nichts anderes ist das Ausweichmanöver mit den Antworten aus Liste 2, nur daß die Frau weniger beunruhigt oder verärgert über diese Lüge ist als über das „Nichts.“.

Liebe Frauen. Wahrscheinlich habt Ihr schon längst vor diesem Beitrag gemerkt, daß das „Nichts.“ nichts Schlimmes bedeutet, und Ihr Euch dann beruhigt zurücklehnen könnt. Vielleicht ist es aber eine noch bessere Alternative auf das „Woran denkst Du gerade?“zu verzichten. Ich verstehe natürlich, daß ihr die Aussicht auf ewige Stille nicht berauschend empfindet, und stelle Euch gerne einige alternative Fragen, mit denen Ihr Euren Mann weniger zu einem gesprächsabwürgenden „Nichts“ zwingt:

– Wie läufts eigentlich bei der Arbeit?
– Bist du nicht auch stolz darauf, wie schön Marc-Kevin malt?
– Gefällt dir das Kleid/die Bluse/die Jacke?
– Tut mir leid, daß das Formel 1 Rennen heute Nacht so spät läuft.
– Hat der Wein nicht toll geschmeckt? Was war das doch gleich noch für einer?
– Ist der Abend nicht herrlich?
– Hoffentlich fliegen die Bayern nachher raus. Dann können wir anstoßen.
– Ist es nicht schön, daß wir endlich mal wieder zu zweit sind?
– Was war denn das für ein Brief von deiner Firma?
– War es wirklich klug von Schumi zurückzukehren?

Eiszeit

Ich hasse Winter.

Wenn ich den eigenen Atem nach außen schweben sehe, verwandele ich mich in einen schnaufenden Drachen, dem die Lebensfreude abhanden kommt und dessen letzte Freude es ist, andere an der eigenen schlechten Stimmung teilhaben zu lassen und sie hinab in die kalte Hölle zu ziehen. Leider zieht der Winter niemand tiefer hinein als mich.

Wenn die Temperaturen mich dazu bringen, Handschuhe anzuziehen, von denen einer in jedem Winter garantiert auf der Strecke bleibt, was ein schönes Bild wild kombinierter Handschuhpaare ermöglichen würde, wäre es nicht immer der Rechte, der verloren geht, dann lege ich mir in der Kombination aus Handschuhen, Schal, Pullover, dick gefütteter Jacke Mütze und langen Unterhosen eine Rüstung gegen den Winter an, an der ich viel zu schwer trage. Je länger der Feind seine Truppen mit frostigem Nachschub zu versorgen weiß, desto schwerer wiegt die Rüstung und desto schwerer wird es für mich, ihm mit grimmigem Gesicht entgegen zu treten.

Nach und nach macht sich Verzweiflung bei mir breit, doch leider kommt ein Aufgeben nicht in Frage, da der Feind keine Gefangenen macht. Stattdessen verschanze ich mich in der heimatlichen Festung und lasse den Wind, der durch seine Geschwindigkeit die Kälte noch verheerender erscheinen läßt, nicht eindringen.

Leider muß ich die sichere Stellung hin und wieder doch verlassen und mich nach draußen begeben, wo ich die grausamen Belagerungswaffen erlebe, mit denen mein schrecklicher Gegner seit mittlerweile mehr als zwei Monaten bekämpft und immer schwerer verwundet.

Denke ich an die dicken Schneeflocken, die der Feind vom Himmel regnen läßt, die mit der Unterstützung seines Verbündeten Wind garantiert den Weg zu den ungeschützten Stellen meines Gesichts finden, dort mit voller Kälte aufschlagen und nur unter Einsatz all meiner Körperwärme zum Schmelzen gebracht werden, wonach sich ein kalter Feuchtigkeitsfilm als Erinnerung an die Attacke bildet, der durch die kalte Luft besonders unangenehm kalt wirkt, wünschte ich mir der Feind hätte stattdessen heißes Pech über mich ausgeschüttet.

Mit das Frustrierenste am Winter ist, daß er immer wieder angreift. Dieser elende Bastard hat keinen Funken Ehre in seinem Schneemannleib und hält sich an keine Waffenstillstandsabkommen. Ist er schließlich besiegt, zieht er sich nur in den Norden zurück, um dort seine Kräfte zu sammeln, bevor er einige Zeit später den nächsten Angriff startet, anstatt seine Niederlage wie ein Mann zu akzeptieren und den Frieden in Ehren zu halten. Diesmal ist es ihm gelungen besonders viele Truppen zu sammeln und mir viele neue Angreifer entgegen zu stellen, die mit Verbissenheit und hohem Durchhaltevermögen gegen mich kämpfen. Reichten sonst bereits Kälte und leichter Schneefall, um bei mir Angst und Schrecken zu verbreiten, erwies sich sein Arsenal diesmal als weitaus vielseitiger.

Ich lernte Schnee kennen, der auf dem Boden liegen blieb und sich 30cm hoch stapelte, der nachdem ich ihn wegschaufelte einfach wiederkam und sich nachdem er festgetreten wurde nicht mehr wegschaufeln ließ. Der eingefallene Schnee bildete die Basis für die nächste Welle des Angriffs, die Bildung von Eis, gegen das ich Salz in rauen Mengen streute, bis der Vorrat verbraucht war. Aber auch mit dieser Maßnahme ließ sich das Eis nicht bekämpfen, weil es von der alten Bekannten Kälte, die diesmal mit noch schlimmerer Vehemenz zuschlug und weder tagsüber noch nachts eine Pause einlegte, Unterstützung erhielt, die das Salz wirkungslos werden ließ. Der Winter provozierte mich weiterhin, indem er mich und mein Salz dadurch verspottete, daß er es erneut schneien ließ, wonach das Salz auf der Eisschicht von einer Schneeschicht vergraben wurde, bis sich der Schnee erneut in Eis verwandelte und das Salz endgültig im Eis eingeschlossen war.

In den folgenden Wochen lernte ich das Eis kennen und hassen. Ich entdeckte den Unterschied zwischen körnigem Eis und glattem Eis, zwischen brechendem Eis und stabilen Eis, zwischen Gesamteisstärke und Kerneis. Ich entdeckte Spurrillen, zwischen denen eine so hohe Eisschicht lag, daß der Einsatz unserer schnellen Eingriffsfahrzeuge verhindert wurde, weil sie aufgesetzt hätten. Das Verlassen der Spurrilen wurde für die Fahrzeuge, die noch einsatzfähig waren, immer schwieriger, was dazu führte, daß Frauen das Einparken endgültig aufgaben. Genauso wurde das Ausparken aufgrund durchdrehender Reifen unmöglich.

Nach dem Desaster mit dem Salz gelang es dem Winter einen weiteren meiner Verbündeten nich nur zu neutralisieren, sondern ihn sogar gegen mich einzusetzen. Als die Sonne anfing, das Eis zu tauen, bildete sich auf dem festen, glatten Eis ein kurz daruf wieder zufrierender Wasserfilm, der das Eis noch rutschiger und gefährlicher machte, als es ohnehin schon war.

Als ob das nicht genug war, verteidigte das Eis mit grimmiger Entschlossenheit seine Position oberhalb der Abflüsse, so daß das abtauende Wasser nicht abfließen konnte und bei erneut abstürzenden Temperaturen wieder gefror, diesmal nur noch eine Spur glatter.

Mal war es so, daß Salz und Sand erst dann eine Wirkung zeigen konnten, als das Eis leicht angetaut war und die darunter liegenden Sandkörner vom Schuhwerk erreicht werden konnten. Und mal wurde es durch das Abtauen gemeingefährlich. Besonders hinterhältig war es, wenn das vermeintlich sicherheitsspendende Salz zu sehen war, dies jedoch unter einem nicht zu erkennenden Eispanzer eingeschlossen war, so daß es statt Sicherheit nur Stürze und gebrochene Beine gab.

Bei diesem Feldzug erweist sich der Winter als überaus erfolgreich. Die überfüllten Krankenhäuser und KFZ-Werkstätten sind der beste Beweis für seine Erfolge.

Wenn ich daran denke, wie ich, da der rechte Handschuh abhanden gegangen war, und ich mir nur mit einem Handschuh angezogen doch etwas lächerlich vorgekommen wäre, mit bloßen Händen morgens zum Bäcker ging, und auf dem Rückweg vom Brötchenholen alle 50m die Brötchentüte von einer Hand in die andere übergab, während die andere dafür sich kurz in meiner Jackentasche ausruhen und erwärmen durfte, kann ich nur zu einem Fazit kommen.

Ich hasse Winter.