Rhodter Schloßberg Riesling 2009

Nach der Weinprobe vom vorvergangenen Freitag könnte ich die heutige Verkostung quasi als Abschluß meiner Jahrgangsbeobachtung eines meiner Lieblingswinzer aus der Pfalz betrachten, wenn da nicht noch einige Reste von der Weinprobe im Kühlschrank liegen würden, die ich wieder einem Elchtest unterziehe. Erste Ergebnisse sind ermutigend. Jetzt aber zu dem heutigen Wein.

Der Wein hat eine glanzhelle Farbe mit leicht grünlichem Einschlag. Die erste Nase verbreitet einen mäßig intensiven Geruch, in den ich viel Frische hinein interpretiere, weil die Steinobstaromen irgendwie sehr grün wirken. Die zweite Nase gewinnt an Intensität. Viel Frucht aus Apfel, Aprikose und Stachelbeeren wird von etwas Minze begleitet.

Das Frucht-Säure-Spiel geht etwas zu sehr in Richtung der kräftigen Säure. Gleichwohl ist auch viel Frucht nach Apfel und Aprikose vorhanden. Eine leicht würzige Muskatnote leitet in den Nachhall über, der eine mäßige Länge besitzt.

Zum Essen und als Sommerwein erscheint mir der Wein mit seiner Säure durchaus gut geeignet. Er ist allerdings wenig anspruchsvoll, und auch die Balance fehlt ihm etwas, so daß es durchaus mehr Weine dieser Qualität in dieser Preisklasse gibt – wenn auch selten im Fachhandel. Zu gegrillten Kartoffeln mit Quark.

Herkunft: Deutschland – Pfalz – Rhodter Schloßberg
Jahrgang: 2009
Rebsorte: Riesling
Erzeuger: Christian Heußler
Ausbau: Kabinett trocken
Alkohol: 12,5%

Weinprobe Christian Heußler

Nachdem ich im letzten Jahr über Wochen Christian Heußlers Kollektion aus 2008 verkostet hatte, habe ich mich diesmal zu einem anderen Vorgehen entschieden und eine kleine Weinprobe mit seinen Weinen veranstaltet, zu der ich gerne meine Notizen veröffentliche.

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2009 Rhodter Schloßberg Riesling QbA trocken aus der Literflasche, Alk: 12%
Nase: blumig, recht dezent, leicht kräutrig
Mund: Stachelbeer, viel Säure, Muskatnote, eher langweilig
Für einen Literwein war das absolut in Ordnung. Meine Beschreibung klingt vielleicht deswegen etwas enttäuscht, weil ich in der Vergangenheit Klasse Literweine von Heußler hatte.

2009 Rhodter Schloßberg Riesling Spätlese trocken – Roter Sandstein  Alk: 13,5%
N: Zitrus, blumig, Apfel
M: fruchtig, recht dicht, mittlere Säure, zunächst etwas alkoholbetont was die Harmonie stört, dann im zweiten Schluck salzig mineralisch
Das war schon ein sehr schöner Wein, für einige mit seiner Mineralik auch der Wein des Abends. Für mich war es kein überwältigender Riesling, auch wenn man allen Grund hat sich darüber zu freuen, einen solchen Wein für 6,50€zu bekommen.

2009 Rhodter Schloßberg Sauvignon Blanc trocken Alk: 12,0%
N: grasig, Stachelbeere, Muskat, sehr intensiv
M: rund, Stachelbeere
Leider setzt sich das sehr schöne Bukett im Mund nicht fort, wo der Wein etwas eindimensional wirkte.

2009 Rhodter Rosengarten Muskateller trocken  Alk: 12,0%
N: Rosen, tropische Frucht, Pfirsich
M: Muskat, viel Frucht, recht leicht
Das wunderschöne Bukett wurde durch den leichten unkomplizierten Geschmack schön weitergeführt. Ein Wein, der jedem gefiel, was bei Muskateller ja durchaus ungewöhnlich ist.

2009 Rosswingert Grauburgunder Spätlese trocken  Alk: 14,0%
N: würzig, kräutrig, buttrig, kräftig, blumig, sehr eigene Noten
M: Kräftig, würzig, mineralisch, leichte Säure, rauchig
Der Wein hat seinen Namen, weil die Bodenarbeiten im Wingert komplett mit Pferden durchgeführt werden. Ob das entscheidenden Einfluß auf diesen Wein hatte, kann ich nicht beurteilen. Nach Pferdeäpfeln schmeckte er jedenfalls nicht. Für mich war der Wein in seiner Opulenz und mit seinen individuellen Noten der beste Wein des Abends. Viele sahen das ganz anders.

2009 Rhodter Rosengarten Chardonnay Spätlese trocken  Alk: 13,0%
N: recht dezent, buttrig, leicht kräutrig, nasser Stein
M: cremig, mineralisch, würzig
Über diesen Wein wurde viel diskutiert. Mir hat er sehr gut gefallen. Andere bezeichneten ihn als zickig,metrosexuell und als Mittelklasseversager, der noch zu Hause wohnt (ich nehme mal an bei Mutti). Ich glaube diese Bezeichnungen gehen ein wenig dahin, daß es sich um einen Wein zwischen internationalem Stil und lokaler Note lag, was mir aber durchaus gefiel.

2008 Rhodter Klosterpfad Spätburgunder trocken  Alk: 12,5%
N: Waldbeere, Kräuter, Lakritz, typisch deutsche Pinotnase
M: relativ leicht, eher belanglos, Lakritz, Beerenfrucht, kräutri, ohne Harmonie
Leider konnte dieser Wein das schöne Burgunderbukett nicht mit einem feinen Geschmack krönen. Am Gaumen war er nicht schlecht, aber eben insgesamt doch eine Spur zu brav.

2005 Rhodter Rosengarten St. Laurent trocken – Barrique
N: Pfeffer, Kümmel, Schokolade, leicht fruchtig
M: mittelleicht, aber mit deutlichem Holzeinsatz, nicht wirklich harmonisch, leichte Tannine, etwas würzig
Bei mir lag der St. Laurent minimal vor dem Spätburgunder, aber begeistern konnte auch er mich nicht. Für die Rotweintrinker war dieser Wein aber ein schöner Abschluß.

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Rhodter Rosengarten Silvaner 2009

Der Wein ist glanzhell mit leicht strohgelbem Einschlag. Anfangs duftet er dezent nach pflanzlichen, grünen Noten. Nach dem Schwenken nimmt die Intensität zu. Neben pflanzlichen Noten Zitusaromen und steinige Noten zum Bukett hinzu.

Am Gaumen ist der Wein sehr ausgewogen. Sein mittlerer Körper ist gut dazu geeignet dies einzufangen. Der Wein ist eher mild. Eine leichte Frucht steht gut neben kräutrigen Elementen. Der Nachhall besitzt eine mäßige Länge.

Das ist ein ganz solider Wein mit einem sehr schönen Bukett. Durch den kräutrigen, fast mineralisch anmutenden Geschmack hat der Wein auch etwas sehr Eigenständiges. Zu einem Pecorinokäse. Für mich ist der Wein quasi als Einstimmung für eine Weinprobe am morgigen Tag gedacht gewesen. Da wäre er sicher auch nicht fehl am Platz gewesen…

Herkunft: Deutschland – Pfalz – Rhodter Rosengarten
Jahrgang: 2009
Rebsorte: Silvaner
Erzeuger: Christian Heußler
Ausbau: Kabinett trocken
Alkohol: 11%

Hambacher Römerbrunnen Riesling 2001

Der Wein hat eine strohgelbe Farbe. Die erste Nase ist recht dezent, was aber auch daran liegen kann, daß der Wein noch zu kalt ist. Graipefruitnoten lassen sich aber bereits identifizieren. Die zweite Nase wird etwas intensiver und vielschichtiger. Nasser Stein, Karamell und Tabaknoten gesellen sich zur Graipefruit.

Wahnsinn! Der Wein lebt nicht nur – er ist quicklebendig und verrät sein Alter keine Sekunde lang. Mit mächtiger Mineralik manövriert er durch meinen Mund. Er kommt dabei keineswegs ins Schlingern sondern fährt schöne Würzen und Halsen, die Kräuterwürze aufnehmen und eine frische Säure aufspritzen lassen, während Zitrusnoten seine Segel füllen. Der Nachhall geht schnell in ein ruhiges Fahrwasser über, besitzt aber eine gute Länge, in der man der Abendsonne entgegengleitet.

Wahnsinn! Natürlich hatte ich gehofft, daß der Wein noch trinkbar ist. Damit gerechnet habe ich aber nicht. Schon gar nicht, daß er sich in solcher Form präsentieren würde. Keine Spur des Alters – dafür Riesling pur. Der Wein war immer schon viel besser, als man es von einem Kabinett erwarten darf, doch heute zieht er alle Register. 2001 war der letzte Jahrgang den Hans Günter Schwarz als Kellermeister von Müller-Catoir betreut hat, bevor er sich in den Ruhestand verabschiedete. Zuvor hatte er fast die gesamte heutige Elite der Pfälzer Winzer bei ihm das Handwerk gelernt. Mit den Weinen aus 2001 ist ihm ein genialer Schwanengesang gelungen. Diesen Wein, von dem ich leider meine letzte Flasche trinke, hatte ich halb vergessen. Ich wollte ihn zwar bewußt etwas länger liegen lassen, doch weil ich den Wein zwischenzeitlich nicht mehr in den Untiefen meines Weinschranks gefunden habt, strich ich ihn schließlich nach einer erfolglosen Inventur aus dem Kellerbuch. Daß er bei einer nachfolgenden Inventur dieses Jahr wieder auftauchte, machte mich dann wie bei einem Wiedersehen nach langer Zeit glücklich, auch wenn ich noch nicht wissen konnte, wie glücklich ich mich wirklich schätzen durfte, da er meine kühnsten Hoffnungen weit übertroffen hat. Wahnsinn!

Herkunft: Deutschland – Pfalz – Hambacher Römerbrunnen
Jahrgang: 2001
Rebsorte: Riesling
Erzeuger: Müller-Catoir
Ausbau: Kabinett trocken
Alkohol: 11,5%

Weintage der Südlichen Weinstraße – Tag 3

Auch am Sonntag machte ich mich auf den Weg zu den Weintagen der südlichen Weinstraße. Da die Messe sonntags schon am Vormittag beginnt, empfand ich das Wetter an diesem Tag als durchaus angenehm zum Verkosten.

Das gestrige Versäumnis, einige Rote zu probieren, holte ich dann heute nach und begann bei noch milden Temperaturen doch mit den Roten, bevor ich mich an ein paar Weiße machte und zum Abschluß noch auf die Bukettsorten losging.

Mit den Roten anzufangen erwies sich jedoch nur bedingt als vorteilhaft, da einige noch ziemlich frisch aus der Kühlung kamen, in die sie notwendigerweise über Nacht von den Winzern gesteckt wurden. So kamen mir doch ein paar Rotweine mit zwei oder drei Grad zu wenig ins Glas. Beim normalen Trinken ist so etwas sehr wünschenswert, da der Wein schnell genug warm wird, aber bei einer Weinmesse steht dem Wein diese Zeit nicht zur Verfügung.

Bei den Bukettsorten scheint mir der Muskateller im Trend zu liegen. Mußte man diesen in der Vergangenheit lange suchen, um ihn dann bei einer Handvoll Erzeuger zu finden, gab es mittlerweile sehr viele Exemplare davon. Es waren nicht alles sensationelle Exemplare, aber die Renaissance der Rebsorte erfreut mich dann doch, auch wenn ich vermute, daß sie ein wenig zu Lasten anderer Bukettsorten wie Gewürztraminer und Scheurebe geht, die ich gefühlt seltener angetroffen habe.

Bei den Rotweinen verkostete ich folgende empfehlenswerte Weine:
Weingut Gies-Düppel Spätburgunder Quarz 2008
N: würzig, feine Frucht
M: leicht, etwas erdig, kräutrig 87 CP

Weingut Münzberg Spätburgunder Spätlese trocken 2006
N: Waldbeere, Heidelbeere, leichte Würze
M: leichter Typ, mittlere Säure, ordentliche Säure, gute Ausgewogenheit 87 CP

Weingut Herbert Meßmer Cuvee aus Cabernet Sauvignon und Merlot 2007
N: Cassis, Kirsche
M: sehr rund, fruchtig, elegant, leicht erdig 87 CP

Weingut Dengler-Seyler Cuvee Autumnus 2007
N: eigene Würze, Schokolade
M: eher leicht und elegant, rund 87 CP

Weingut Pfirmann Spätburgunder Kalkgestein 2008
N: würzig, Kaffee
M: kräftige Tannine, rund, würzig, fruchtig 87 CP

Weingut Immengartenhof Spätburgunder R 2007
N: sehr eigene Würze
M: rund, fruchtig, leichte Würze 87 CP

Weingut Theo Minges
(1) Cuvee MR 2005 (CabS, Cabernet Franc, Merlot)
N: Karamell, Wachs
M: sehr elegant, rund, viel Frucht, dicht 88 CP

(2) Spätburgunder ZE 2007
N: würzig, Minze
M: kräftig, würzig, sehr rund, fruchtig, ausgewogen 88 CP

Weingut Fritz Wadle 2008 Gleiswöller Hölle Merlot
N: Minze, Beerenfrucht
M: fruchtig, rund, leicht erdig 87 CP

Vom Weingut Scholler kann ich die 2009er Riesling Spätlese trocken aus dem Rotliegenden des Birkweiler Kastanienbusch empfehlen.
N: Limone, Pfirsich
M: frisch, leicht, Säure gut eingebunden 87 CP

Das Weinhaus Aloisiushof erfreute mich sowohl mit einem Bukettwein als auch mit einem Spitzen Pinot Noir, der aus einer Kooperation mit dem Weingut Stern stammt, bei dem die beiden Winzer den Wein aus zwei unterschiedlichen Lagen gemeinsam ausbauen.
(1) Pinot noir PinoTimes 2007
N: sehr feine Würze
M: leicht, elegant, feine Würze, mineralisch 89 CP

(2) St. Martiner Baron Gewürztraminer Auslese edelsüß 2009
N: Lychee, Rosen
M: viel Frucht, Süße, schöne Dichte, frisch 88 CP

Auch das Weingut Koch, wußte mich auf beiden Gebieten zu überzeugen.
(1) Rotwein Alexander 2005 (Cuvee aus Cabernet Sauvignon + Merlot)
N: streng, Tabak, würzig
M: kräftig, gute Balance zwischen fruchtigen Noten und kräftigem Körper, ordentliche Tannine 87 CP

(2) Scheurebe Spätlese edelsüß 2009
N: blumig, Apfel
M: sehr dicht, süß, viel Frucht 87 CP

Das Highlight des Tags war der 2007er Spätburgunder Buntsandstein aus dem Birkweiler Kastanienbusch vom Weingut Siener
N: sehr feine Nase, würzig, Waldbeeren
M: sehr elegant, rund, mineralisch, harmonisch 91 CP
Das ist echter Pinot!

Kann ich noch ein Fazit ziehen, oder muß ich das sogar, damit meine Leser nicht glauben, ich würde nur aus Spaß schreiben?

Bei den von mir verkosteten Rotweinen waren sehr viele Weine dabei, die primär auf Kraft ausgelegt waren und bei derem Ausbau es für meinen Geschmack mit dem Holz übertrieben wurde.

Bei den Bukettweinen schafften es leider nur sehr wenige mich wirklich zu begeistern, aber gerade Muskateller liebe ich ja auch als einfachen Wein und nicht als Monument.
Die Kollektion von Wehrheim übertraf alles andere.

Das Weingut Siener hatte bei den Weißen mit dem Riesling Taschberg als auch bei den Roten mit dem Spätburgunder Buntsandstein exzellente Vertreter am Stand, die an Wehrheims Spitze herankam.

Bewertungen sind blöde! Sie mögen der Orientierung dienen, schaffen das aber nicht, weil meine Geschmacksnerven nur ungenügend darauf eingestellt sind ein Klassifikationsraster über jeden Wein zu legen. Abgesehen davon kann eine solche Messe keineswegs überall vergleichbare Bedingungen bieten. Z.B. waren im großen Saal des alten Kaufhaus die Temperaturen deutlich höher und einmal hatte ich vor dem Chardonnay einen Riesling im Glas und das andere Mal einen Grauburgunder undundund.

Beim Besuch von Weinmessen geht es mir aber nicht ums Punkten. Viel wichtiger ist mir Eindrücke zu sammeln. Ich will Entdeckungen machen, den Jahrgang kennen lernen, Trends identifizieren und schöne Kollektionen aufspüren. Auch wenn ich dann bereits nach dem ersten Tag jammere, wie anstrengend es ist, 70 Weine an einem Tag zu verkosten und das Pensum am zweiten und dritten Tag tatsächlich beinahe halte, machen mir solche Veranstaltungen schlichtweg Spaß.

Und das ist das wichtigste, was man bei solchen Weinmessen bedenken sollte. Man sollte Spaß haben. Darum geht es beim Wein. Der Wein ist ein berauschendes Getränk, dessen Genuß Spaß machen soll. Wenn man sich zum 43. Riesling zwingen muß und die Zähne aufgrund der Säure bereits schmerzen, ist das ein guter Grund, dem 42. keinen 43. folgen zu lassen.

Damit man mich jetzt nich falsch versteht und mir den Titel des Blogs vorhält. Spaß heißt nicht eine halbe Stund nach Öffnung der Messe besoffen durch den Saal zu schreien. Aber bei jeder halbsterilen Verkostung, sollte man sich vors Auge führen, was für ein Spaß es wäre, diesen Wein jetzt nicht nur zu analysieren sondern ihn auch zu trinken. Das langt.

Weintage der Südlichen Weinstraße – Tag 2

Der zweite Tag der Weintage der südlichen Weinstraße zeichnete sich zunächst einmal durch einen weiteren Anstieg der Termperaturen aus, was für eine etwas stickige Luft sorgte, obwohl wirklich jedes Fenster geöffnet wurde. Die Vielzahl der Besucher sorgte für ein Gedränge, das vom Erfolg der Veranstaltung zeugt.

Heute schien mir das Publikum etwas fachkundiger – zumindest wurden die Spucknäpfe heute häufiger benutzt. Interessant finde ich das Auftreten der Winzer, die Weinmesse in erster Linie als Präsentation nutzen und erst in zweiter Linie als Verkaufsveranstaltung. Zumindest gab es wenig aufdringliche Lockangebote. Das ist bei anderen Messen ganz anders.

Ich mußte heute wieder einmal feststellen, daß Verkosten doch ein anstrengendes Vergnügen ist. Das Pensum vom Vortag habe ich nicht ganz gehalten. Insbesondere habe ich am Ende des Tags den Schwenk auf Rotweine nicht mehr geschafft. 60 probierte Weine boten aber doch die Gelegenheit, jetzt die ein oder andere Empfehlung auszusprechen.

Besonders überzeugend waren die Kollektionen von Heußler, Pfirmann, Siegrist, Kleinmann und dem Aloisiushof

Heußler
Rhodter Rosengarten Chardonnay Spätlese trocken
N: dezent blumig
M: cremig, kräutrig, dicht, mineralisch 88 CP

Roßwingert Grauburgunder Spätlese trocken
N: eher dezent, Birne, Nuß
M: dicht, cremig, würzig, herb 87 CP

Rhodter Schloßberg Riesling Spätlese trocken Granit
N: dezent, blumig
M: kräutrig, mineralisch, leichte Säure 88 CP

Pfirmann
Riesling Kalkmergel trocken
N: Melone, Honig
M: fruchtig, cremig, leichte Säure 87 CP

Wollmesheimer Mütterle Riesling trocken
N: eher dezent, kräutrig
M: feinfruchtig, cremig 88 CP

Wollmesheimer Mütterle Riesling trocken R
N: noch ziemlich verschlossen
M: cremig, fruchtig, dicht, extraktreich 89 CP

Siegrist
Riesling Heidenbäumel** Spätlese trocken
N:würzig
M: feinfruchtig, Schmelz, mineralisch 87 CP

Chardonnay Spätlese trocken 2007
N: Butter, Brotrinde
M: würzig, rauchig, cremig, mineralisch 90 CP

Ökonomierat Kleinmann
Birkweiler Kastanienbusch Riesling PURIST Spätlese trocken
N: Hefe, Zitrus
M: Zitrus, deutliche Säure, leichte mineralische Töne 87+ CP
erst vor 3 Wochen abgefüllt, was man auch spüren konnte

Birkweiler Mandelberg Weißburgunder SIGNATUR Spätlese trocken
N: erst dezent, dann auftauend, sehr blumig
M: dicht, rund, kräftig, mineralisch 88 CP

Aloisiushof
Weißer Burgunder trocken
N: blumig, Apfel
M: mittelleicht, würzig, mineralisch 88 CP

St. Martiner Kirchberg Riesling Spätlese trocken Ambrosia
N: Zitrusnoten, fruchtig
M: kräftig, würzig, mineralisch 89 CP

Sehr gute Weine gab es auch bei Rolf- und Tina Pfaffmann, Dengler-Seyler, Herbert Meßmer, Borell-Diehl, Münzberg

Rolf + Tina Pfaffmann
Frankweiler Kalkgrube Riesling ü40 trocken
N: sehr intensiv, blumig
M: dicht, cremig, würzig 88 CP

Frankweiler Kalkgrube Riesling No 9
N: blumig, Aprikose
M: fruchtig, rund, mild 87 CP

Dengler-Seyler

DerDenglerSeyler Riesling trocken
N: Kräuterwürze
M: gut eingebundene Säure, würzig 87 CP

Herbert Meßmer

Riesling Schiefer Kabinett trocken
N: Zitrus, Papaya
M: ordentliche Säure, feine Frucht, rustikal, Schmelz 87 CP

Borell-Diehl
Hainfelder Kapelle Riesling Kabinett trocken Alte Reben
N: blumig, ungewohnte Würze
M: fruchtig, Graipefruit, Maracuja 88 CP

Münzberg

Riesling Spätlese trocken
N: sehr eigene Würze, Stinker
M: schlank, ordentliche Säure 88 CP

Chardonnay Spätlese trocken 2008
N: blumig, Wachs
M: würzig, alkoholisch, salzig 87 CP

Welchen Wert solche kurzen Verkostungsnotizen, bei denen der Schreiber nicht einmal in der Lage ist, ganze Sätze zu formulieren, mag jeder für sich entscheiden. Als Archiv und zur Orientierung sind solche Momenteindrücke manchmal durchaus interessant, auch wenn sie kein natürlich kein echtes Bild von einem Wein machen können.

Weintage der Südlichen Weinstraße – Tag 1

Um den von großen Teilen der Fachpresse hochgejubelten Jahrgang 2009 in Deutschland habe ich bisher einen großen Bogen gemacht, da mir die Weine bei bisherigen Verkostungen noch allesamt viel zu jung erschienen, um sie halbwegs gerecht beurteilen zu können. Vielleicht ist meine sensorische Wahrnehmung nicht ausgereift genug, um an all den fruchtigen Primäraromen vorbei zu kommen und etwas anderes als Gummibärchensirup mit Eisbonbonmischung zu erkennen.

Dennoch nehme ich an, daß die Fachpresse nicht ohne Grund so urteilt. Daher zog es mich in diesem Jahr zu meiner Lieblingsweinmesse nach Landau, genauer zu den Weintagen der Südlichen Weinstraße.
93 Winzer der Südlichen Weinstraße stellen hier ihre Weine vor. Darunter ist auch die komplette creme de la creme der Südpfalz, auch wenn die VDP-Winzer ihre Großen Gewächse aus 2009 natürlich noch nicht vorstellen konnten.
Am 1. Tag konnte ich schon umfangreiche Verkostungen vornehmen. Echte Ausfälle gab es wenige, doch von einem rundum großen Jahrgang mit reihenweise Spitzengewächsen kann ich auch nicht sprechen.
Umgehauen hat mich die Kollektion des Weinguts Wehrheim. Bisher hielt ich dieses immer für ein klein wenig überschätzt und eher auf Augenhöhe mit den sonstigen hervorragenden Birkweiler Winzern als im direkten Umkreis von dem primus inter pares Rebholz. In diesem Jahr stellt Wehrheim für mich die absolute Spitze dar, bei dem jeder Wein ein Treffer war.

(1) Riesling Rotstück trocken
N: kräutrig, Stein
M: kräftig, würzig, dicht, mineralisch 90 CP

(2)Riesling Buntsandstein trocken
N: fruchtig, Aprikose
M: mittlerer Körper, rund, fruchtig 87 CP

(3)Weißer Burgunder trocken Muschelkalk S
N: kräutrig
M: würzig, salzig, mineralisch 89 CP

(4)Weißer Burgunder trocken Birkweiler Mandelberg Großes Gewächs 2008
N: brutale Intensität, buttrig, exotische Frucht
M: dicht, salzig mineralisch, würzig 93 CP

(5)Rotwein Cuvée Carolus trocken 2005
N: Pfeffer, würzig, rauchig
M: dicht kräftig, würzig, viel Extrakt 91 CP

Auch Rebholz zeigte natürlich eine tolle Kollektion, aber nicht ganz auf diesem Niveau.
(1) Muskateller Kabinett trocken
N: Lychee, Muskatnote, Rose
M: dichte Frucht, Kräuter, cremig 88 CP

(2) Riesling Spätlese trocken vom Muschelkalk
N: fruchtig, steinig
M: mittelschwer, knackige Säure 90 CP

(3) Weißer Burgunder Spätlese trocken vom Muschelkalk
N: streng, würzig, blumig
M: cremig, ausgewogen, rund, kräutrig 87 CP

Bei Friedrich Becker habe ich heute nur die Rotweine verkostet, die aber sehr gut waren.

(1) Spätburgunder – B – 2008
N: Holunder, Kirsche, würzig
M: Bitterschokolade, fruchtig, leichte Säure 88 CP

(2) Spätburgunder Kalkgestein 2008
N: unleserlich
M: tiefgründig, dicht, extraktreich 89 CP

Der Spätburgunder S 2007 vom Weingut Bernhardt erreichte ein ähnliches Niveau.
N: sehr eigen, Waldbeere, vielschichtig, spontanvergoren(?)
M: fruchtig, rund, ausgewogen, mittelleichter Körper, noch nicht die ganz große Eleganz eines Pinots 89 CP

Der Spätburgunder 2007 von Bruno Leiner konnte mich auch überzeugen
N: würzig, erdig
M: fruchtig, dicht, würzig, erdig 88 CP

Beim Weingut Kranz hatte ich heute nur die Weißen probiert
(1) Riesling Kalmit Spätlese trocken 2008
N: Fruchtkorb mit u.a. Pfirsich
M: gut integrierte Säure, fein fruchtig, leichter Schmelz 87 CP

(2) Silvaner trocken
N: Milch, Aprikose, sehr eigen
M: fruchtig, leicht, frisch, leicht mineralisch 87 CP

Bei Theo Minges gefiel mir neben der charmanten Betreuung insbesondere die trockene Riesling Buntsandstein Spätlese
N: Apfel, Pfirsich
M: Mittelleicht, kräutrig, würzig, Schmelz 87 CP

Beim Weingut Immengarten Hof hatten es mir zwei Riesling Spätlesen angetan
(1) Buntsandstein trocken
N: Zitrusnoten
M: Schmelz, gut integrierte Säure 87 CP

(2) Kiessand trocken
N: sehr eigen, würzig
M: dicht, würzig, mineralisch 90 CP

Beim Standnachbarn Christian Heußler hatte ich heute nur den Muskateller probiert.
N: Lychee, Rosen
M: fruchtig, fleischig, cremig 88 CP

Vom Weingut Gies-Düppel gefielen mir besonders

(1) Riesling Rotliegendes trocken
N: Zitrus, Kräuter
M: würzig, leichte Säure, kräftig 87 CP

(2) Birkweiler Kastanienbusch Weißer Burgunder trocken
N: blumig, würzig
M: kräftig, würzig, mineralisch 89 CP

Das Weingut Siener zeigte auch zwei Klasse Weine
(1) Riesling trocken vom Buntsandstein
N: Zitrus, Stein
M: deutliche Säure, würzig, leicht 87 CP

(2) Birkweiler Kastanienbusch Riesling trocken Taschberg 2008
N: intensiv, Botrytis, steinig
M: intensive Kräuterwürze, mineralisch, vielleicht noch kein großes Kino aber mindestens ein Arthouse-Film 91 CP

Sicher ist es noch zu früh für ein Fazit, doch es fiel mir auf, daß einige Winzer zu sehr fruchtbetonten Weinen zurückgekehrt sind, was zwar ganz nette Weine ergibt, aber jetzt keine echten individuellen Highlight produziert. Die von mir vorgestellten Weine stellen entweder extrem gute Weine der fruchtigen Art oder die richtig gelungenen Ausnahmen dar.

Natürlich kann ich bei einer so großen Messe nie gerecht bewerten. Immer entgehen mir Feinheiten, die mir beim zweiten oder dritten Schluck auffallen würden, doch dies hieße die Menge der verkosteten radikal zu reduzieren und statt am Ende noch ohne Kurven zum Bahnhof zu laufen kopfvor die Treppe herunter zu fallen. Auch glaube ich, daß ich in der Menge mehr entdecken kann, als daß ich übersehe.

Ich freue mich auf jeden Fall auf Tag 2.

vom Rotliegenden Riesling 2007

Der Wein hat eine strohgelbe Farbe. Er duftet bereits von Beginn an sehr intensiv, wobei ein Fruchtkorb aus Pfirsich und Papaya der Nase entgegen strömt. Nach dem Schwenken bleibt das Bukett sehr intensiv. Die Frucht läßt jetzt aber auch mineralischen Noten und etwas Wachs Platz.

Am Gaumen tritt der Wein mit einem mittleren Körper auf. Seine Saftigkeit, gepaart mit etwas Säure und würzigen Noten erweckt den Eindruck von Kräuterlimonade. Eine leichte Mineralik kommt im Nachhall, der eine gute Länge besitzt. Dazu kommt eine leicht cremige Struktur.

Ein Wein, der von allem Etwas besitzt. Er scheint mir jetzt auf dem Höhepunkt zu sein. Zumindest habe ich ihn noch nie so gut angetroffen. Ein relativ lockerer Wein zum Kartoffelauflauf. Die Begeisterung der letzten Verkostung setzt sich also fort.

Herkunft: Deutschland – Pfalz – (Birkweiler Kastanienbusch)
Jahrgang: 2007
Rebsorte: Riesling
Erzeuger: (Peter) Siener
Ausbau: QbA trocken
Alkohol: 12%

Rhodter Klosterpfad Spätburgunder 2007

Der Wein hat eine ziegelrote Farbe. Bereits der erste Geruchseindruck verbreitet einen intensiven Duft nach Waldbeeren, Lakrit und Kräutern. Nach dem Schwenken bleiben die Noten die gleichen, die Intensität nimmt aber etwas zu. Die Viskosität ist gut ausgeprägt.

Am Gaumen gelingt es dem Wein nicht mich vollends zu überzeugen. Zwar hat er Frucht und auch etwas Würze, aber auch eine leichte Säure, die ihn etwas spitz erscheinen läßt und nicht mit seinem bitteren Abgang harmoniert. Der Nachhall des mittelleichten Weins besitzt eine gute Länge.

Insgesamt ein schöner, einfacher Wein. Der lockere Charme, der mich zum Kauf bewogen hatte, ist ihm aber im Vergleich zur letzten Verkostung abhanden gekommen. Zu einer Pasta Bolognese.

Herkunft: Deutschland – Pfalz – Rhodter Klosterpfad
Jahrgang: 2007
Rebsorte: Pinot Noir
Erzeuger: Christian Heußler
Ausbau: QbA trocken – Holzfaß
Alkohol: 13%

Birkweiler Kastanienbusch Taschberg Riesling 2006

Der Wein ist glanzhell bis strohgelb. Ganz leichte Perlen sind zu sehen. Anfangs duftet der Wein mäßig intensiv mit Zitrusanklängen. Nach dem Schwenken nimmt die Intensität etwas zu. Neben Limettenaromen kommen würzige Noten und Tabak im Bukett vor.

Am Gaumen zeigt der Wein viel Kraft in seinem mittelschweren Körper. Dazu kommt eine leichte Saftigkeit. In diese Saftigkeit fügen sich eine zupackende Mineralik und eine brachiale Würze. der Nachhall besitzt eine gute Länge.

Das ist ein Kraftprotz von Riesling, der aber nicht durch Alkohol erschlägt, sondern mit seiner Mineralik zupackt. So grandios solch ein monderner Riesling wirkt, so schwer ist es für ihn ein passendes Essen zu finden, weil die gängigen Paarungen die auf die Säure und die Frucht des Rieslings abegestimmt sind nicht passen. Als Pfälzer Note in einer Aufstiegsfeier macht er sich auf alle Fälle gut. Vielleicht auch zu einem Thunfischsteak in Safransauce.

Herkunft: Deutschland – Pfalz – Birkweiler Kastanienbusch
Jahrgang: 2006 (eigentlich ein Horrorjahrgang in der Pfalz)
Rebsorte: Riesling
Erzeuger: Siener (der in 2006 durchwegs gute Weine erzeugt hat)
Ausbau: QbA trocken
Alkohol: 13%