Chianti Riserva 2007

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Der Wein hat eine kirschrote Farbe. Die Farbtiefe ist ordentlich ausgeprägt. Der nicht ganz so schmale Rand ist nicht viel heller und geht ins Purpurrot. Die erste Nase duftet mäßig intensiv nach Kirsche, Himbeer und Gewürzen. Die zweite Nase riecht etwas intensiver und ausgeglichener nach Kirsche und Veilchen. Die Viskosität ist gut ausgeprägt.

Am Gaumen gewinnt der Wein weitere positive Seiten. Er ist durchaus gefällig zu trinken, weil eine mittlerer Säure ihm eine gewisse Leichtigkeit verleiht, die sich gut mit dem mittleren Körper und der leichten Frucht vereinbaren läßt. Leichte, runde Tannine sorgen für ein angenehmes Wärmegefühl.

Mußte ich den Vino Nobile gestern verreißen, komme ich bei diesem Chianti, der mit ähnlich obskuren Erzeugerangaben aufwartet, nicht umhin zu gestehen, daß es sich um einen sehr ordentlichen Rotwein handelt, der seine 4,99€ definitiv wert ist. In der Chianti Classico Verkostung letzte Woche wäre dieser Wein nicht negativ aufgefallen (auch wenn er im Bericht keine Erwähnung gefunden hätte). Ich kann ihm sogar eine gewisse Typizität zuschreiben. Das ist nichts Weltbewegendes, aber doch ein gut gemachter Wein. Zur Pasta a la Pomodoro.

Herkunft: Italien – Toskana – Chianti
Jahrgang: 2007
Rebsorte: Sangiovese und möglicherweise noch andere
Erzeuger: PI.GI.VI. IVV393
Ausbau: DOCG
Alkohol: 13%

Chianti Classico – German Tour 2010

Am Dienstag den 15.6. stellte das Konsortium des Chianti Classico seine Weine in Hamburg vor. Das Grand Elysee bot hierfür einen sehr eleganten Rahmen, in dem Weine und Besucher ein gutes Ambiente fanden.

Das Chianti Classico bezeichnet sich selbst als das Herzstück des Chiantis und stellt zunächst mal eine regionale Teileinheit des Chianti zwischen Florenz und Siena dar. Die eingetragene Rebfläche des Chianti Classico von 7.200 ha steht etwa auf einer Stufe mit der Fläche des gesamten Anbaugebiets Mosel. Mit einer jährlichen Produktion von fast 300.000 hl wissen die Erzeuger einige durstige Kehlen zu stillen.

Die Hauptrebsorte des Chiantis Classico ist der Sangiovese. Anders als beim Brunello di Montalcino muss der Wein allerdings kein rebsortenreiner Sanigovese sein, auch wenn Sangiovese mindestens 80% des Weins ausmachen. Cuvées sind im Gebiet des Chianti Classico eher die Regel. Neben heimischen Rebsorten wie Cannaiolo und Colorino kommen auch internationale Rebsorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot und Syrah zum Einsatz.

In Hamburg wurden Chianti Classico aus den Weinen 2008, 2007 und 2006 sowie Riservas aus den Jahren 2007, 2006 vorgestellt. Dazu gab es noch zwei Riserva aus 2005 und eine aus 2003zu verkosten. Mengenmäßig am stärksten vertreten unter den 61 Weinen waren die Chianti Classico aus 2007 und die Riserva aus 2006.

Im folgenden gehe ich nur auf die Weine ein, die mir jeweils besonders gefallen haben – probeweise diesmal ohne Punkte. Ich bin gespannt, ob sich ein Leser beschwert.

Chianti Classico 2008

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Castello de Selvole
100% Sangiovese
Nase: Cassis, Kirsche
Mund: würzig, Nuß, rund, harmonisch

Castello Vicchiomaggio – San Jacopa da Vicchiomaggi
90% Sangiovese, 5% Canaiolo, 5% Colorino
N: kräutrig, Melisse, Heidelbeere
M: feine Frucht, angenehme Tannine, gute Länge, Holz ist spürbar

Chianti Classico 2007

Borgo Salcetino
95% Sangiovese, 5% Canaiolo
N: warm, Brotrinde, Mandel
M:  saftig, sehr viel Frucht, fast süß, kräftige Tannine, erdig, sehr gute Länge

Fontodi
100% Sangiovese
N: Cassis, Nelken, Nuß, sehr eigene Würze
M: viel Kraft, Power, kräftige Tannine
wirkte eher wie eine Riserva, was unter den „normalen“ Chianti doppelt auffiel

Le Miccine
85% Sangiovese, 10% Malvasia Nera, 5% Merlot
N: Vanille, sehr eigene Würze, Himbeer, Kirsche
M: fein, rund, elegant
Für mich so etwas wie der Sieger der Herzen als sehr individueller Wein. Leider scheint es in Deutschland noch keine Bezugsquelle zu geben.

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Tenuta di Lilliano
80% Sangiovese, 20% Canaiolo und Colorino
N: Brot, Eukalyptus, Kirsche
M: rund, mittlerer Körper, ordentliche Frucht, sehr gut gemacht.

San Felice
100% Sangiovese
N: Kirsche, würzig
M: viel Frucht, Kirsche, kräftige Tannine, mittelschwer

Villa Cafaggio
100% Sangiovese
N: Nuß, Trüffel
M: ordentliche Frucht, mäßige Säure, mittelleicht, ordentliche Tannine

Chianti Classico 2006

Castello di Cacchiano
95% Sangiovese, 5% Canaiolo
N: erdig, Vanille, Veilchen
M: intensive Würze, Nuß, leichte Säure, ordentliche Tannine
definitiv eines der Highlights

Tenuta di Nozzole – Poggio Reale
100% Sangiovese
N: Frucht, Mandel
M: viel Frucht, saftig

Chianti Classico Riserva 2007

Felsina – Riserva Rancia
100% Sangiovese
N: sehr eigene Würze
M: viel Frucht, gute Dichte, Schokolade, kräftig

La Casaccia
100% Sangiovese
N: Eukalyptus, Melisse
M: viel Frucht, enorme Dichte, kräftige Tannine

Chianti Classico Riserva 2006

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Borgo Salcetino
95% Sangiovese, 5% Canaiolo
N: erdig, Brombeere, Toast
M: feine Würze, kräftig, ordentliche Frucht

Fattoria Nittardi
N: Nuß, Vanille, Veilchen
M: kräftig, dicht, würzig

Agricoltori del Chianti Geografico – Montegiachi
95% Sangiovese, 5% Colorino
N: Kirsche, Eukalyptus, Brotrinde
M: viel Frucht, leichte Säure, Tannine etwas unrund

Agriano in Chianti
90% Sangiovese, 5% Canaiolo, 5% Merlot
N: sehr eigene Würze, Malz
M: würzig, Nuß, mittlerer Körper, mäßige Länge

Tenut Bonomonte
100% Sangiovese
N: Melisse, Kirsche
M: relativ fruchtig, mittelschwerer Körper

Zusammenfassend muß ich bekennen, daß sich die vermeintlich höhere Klasse der Riservas vor mir hinter einer dicken Holzschicht verborgen hat. Am besten gefallen haben mir die Chianti Classico aus 2007. Highlights waren hier Fontodi, Le Melicce und Borgo Salcetino. Der 2006er Castello di Cacchiano und 2007er Riserva La Casaccia hatten auch ein sehr hohes Niveau, sind aber natürlich auch schon eine Spur teurer.

Insgesamt eine sehr schöne Veranstaltung, die professionell organisiert war. Die Veranstaltung war insgesamt auch deutlich besser besucht, als es sich aus meinen Fotos ergibt, die ich erst am Ende der Veranstaltung geknipst habe, als ich mich nicht mehr auf die Weine konzentrieren mußte.