Randale bei Frankfurt – Lautern

Die Randale vor und beim Spiel gegen Frankfurt überschatten den Sieg gegen die Eintracht schwer. Traurigerweise bin ich deshalb nicht nach Frankfurt gefahren, weil ich ähnliche Ausschreitungen wie im März befürchtet hatte.

Die Fans, die, wie es zu lesen ist, mit Steinen und Böllern geschmissen haben, haben den Verein und auch sich selbst einen Bärendienst geleistet. Angriffe gegen das Ordnungspersonal, wie in Frankfurt geschehen, sind mit Fankultur nicht zu entschuldigen.

Ich spreche bewusst von Fans, denn ich glaube, dass es sich um solche handelt. Diejenigen, die sie mit irgendwelchen Verunglimpfungen versuchen aus der Fanszene heraus zu definieren, begehen meines Erachtens einen großen Fehler. Denn häufig sind es gerade die Ultras, die für die Stimmung im Stadion sorgen, anders als die sich selbst als die „echten“ Fußballfans bezeichnenden Zuschauer, die es sich bequem auf ihrem Sitz zurecht machen und denen das Stadion nicht klinisch sauber genug sein kann. Doch Fußball und Fußball-Fankultur war immer dreckig. Gerade dieser ehrliche, proletarische Schmutz hat für Stimmung im Stadion gesorgt, ebenso wie die verrauchten bengalischen Feuer noch in den 80ern die Stadionatmosphäre entzündeten. Was wir in den 90ern und im neuen Jahrtausend erlebt haben, ist dass sich der Fußball und seine Fans verändert haben. Der Fußball wurde taktischer, gepflegter – intellektueller, und mit dieser Veränderung kamen neue Fans: deutlich mehr Frauen und die Salon-Fans, die sich heute als die „echten“ Fans bezeichnen – und die eigene Mannschaft nach einer berechtigten Roten Karte gegen sie nicht unterstützen, indem sie den Schiedsrichter auspfeifen. Bis zu gewissem Grad sind sie den Hooligans näher als die Ultras. Denn es geht ihnen nicht um den Verein, sondern um das Spiel, sowie es den Hooligans nicht um den Verein sondern um die Gewalt geht.

Wahrscheinlich gehen sie jetzt davon aus, dass bengalische Feuer mir den Blick vernebelt haben. Deswegen möchte ich diesen schwierigen Exkurs auch beenden und zurück zu den Gewalttaten in Frankfurt kommen. Die randalisierenden Fans in Frankfurt haben dem FCK geschadet – zunächst finanziell, denn um eine saftige Geldstrafe werden wir wohl nicht rum kommen – doch noch schlimmer ist die Rufschädigung für den Verein. Wir Fans stehen für das Image des Vereins und werden jetzt als gewaltverliebte Chaoten und Brandstifter angesehen und der Verein als ihre Heimat. Dieses schlechte Image dürfte weit schwerer zu verkraften sein als die Geldstrafe. Die Fans haben auch sich selbst geschadet, denn ihre Anliegen, wie das Legalisieren der Pyrotechnik, sind dadurch weit zurück geworfen worden. Ein „gewaltbereiter Mob“, den man der Einfachheit halber zu Hooligans herabstuft, wird als Gesprächspartner nicht ernst genommen. Auch ihren Ruf innerhalb der Fanszene des FCK haben sie massiv geschädigt.

Gewalt ist nicht zu entschuldigen. Fußball ist kein Schauplatz für Schlägereien und körperliche Attacken. Weder gegen andere gewaltbereite Personen, noch gegen Unbeteiligte oder Ordnungs- und Polizeipersonal. Dass diese Selbstverständlichkeit von so vielen nicht begriffen wurde, stimmt mich sehr traurig. Dass es innerhalb der Fangruppierung in einem Selbstreinigungsprozess nicht gelungen ist, sie zu stoppen, ist ein schlechtes Zeichen. Doch dies ist ein Punkt an dem wir Fans ansetzen müssen. Es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sich die Krawalle von Frankfurt nicht wiederholen. Eine gewaltfreie Fanszene ist weit wichtiger als eine mit bengalischen Feuern beleuchtete. Diese wieder herzustellen, sollte für uns Fans jetzt die wichtigste Aufgabe sein. Was auch immer für Versprechungen an die Ultras nicht eingeholten wurden, sie bieten keine Entschuldigungen für die Randale.

Außenstehende und Funktionäre sollten es sich nicht einfach machen und die gewalttätigen Fans in Frankfurt als Hooligans abtun. Irgendwelche Verbote auszusprechen, wird das Problem nicht lösen. Eine einfache Lösung wird es nicht geben, doch eine Ausgrenzung der Ultras wird das Problem nicht beheben sondern verschärfen. Das heißt nicht, Gewalttaten zu ignorieren. Die Verfehlungen Einzelner müssen geahndet und bestraft werden. Aber, wer der Verlockung nachgibt, die gesamte Szene zu diskriminieren, erweist dem Fußball genauso einen Bärendienst wie die Steineschmeißer in Frankfurt

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