Ich geh zum Fußball und nicht zum Ballett

Ich bin der Meinung, daß die TSG Hoffenheim keine Fankultur hat. Dieser Eindruck ist bei mir durch die Aktionen gegen die Dortmunder Fans entstanden und wurde durch das Abwickeln der Affäre erhärtet.

Dabei finde ich es wichtig zu betonen, daß die Ton-Attacken der Hoffenheimer nicht exklusiv gegen die Dortmunder sondern gegen alle Bundesliga-Clubs gingen, wie die Tatsache, daß die Anlage auch in anderen Spielen aufgebaut wurde, belegt.

Beim Fußballspiel geht es darum, den Gegner zu besiegen. Dies wollen die Fans genauso wie die Spieler. Die Aufgabe der Fans ist es dabei, die Mannschaft zu unterstützen. Dies geschieht zum Einen durch positives Anfeuern, zum Andern und das nicht erst seit Dietmar Hopp durch das Runtermachen des Gegners. Die Beleidigung des Gegners und seiner prominenten Protagonisten gehört gewissermaßen zum guten Ton der Fankultur. Ich weiß, es gibt Salon-Fußballfans, die mir widersprechen werden, daß das nichts mit dem eigentlichen Fußball zu tun habe, doch diese Fußball-Ästheten sind nur Fußball-Fans und keine echten Fans ihres Teams.

Dietmar Hopp ist herausragender Protagonist der Hoffenheimer. Sein Geld hat den Hoffenheimer Aufstieg ermöglicht. Er entscheidet über den Abgang oder Verbleib eines Luis Gustavo. Damit steht er als öffentliche Person so prominent wie kein Zweiter für das öffentliche Gesicht Hoffenheims. Dadurch – und dadurch, daß vielen Fans Hoffenheims vom Mäzen gekaufte Erfolge stinken – ist er derjenige, auf den sich die gegnerischen Fans fokussieren. Man mag zu ihrem Spott und Beleidigungen stehen, wie man will – THIS IS FOOTBALL. Genauso müssen sich die Dortmunder in 16 Stadien der Liga Beleidigungen gefallen lassen. Nur in Hoffenheim werden sie stattdessen beschallt.

Sicherlich gibt es Grenzen, die nicht nur am guten Geschmack vorbei, sondern einfach zu weit gehn. Rassistische und antisemitische Beleidigungen gehören definitiv dazu. Über die Fahne der Dortmunder mit dem Fadenkreuz über Hopp kann man vielleicht lachen, doch geht sie auch zu weit. Es gibt genug Idioten, die dies nicht als Witz begreifen. Deshalb geht sie zu weit und wurde zurecht kritisiert, um danach zu verschwinden. Doch die Beleidigungen, die Hopp jetzt erdulden musste, sind keine anderen, als jene die Lothar Matthäus oder Uli Hoeneß hören müssen. Daß Hopp erklärt, wie weh ihm diese tun, mag ihn in der Öffentlichkeit als netten, empfindsamen Menschen erscheinen lassen; der Fußballfan erfreut sich vor allem daran, daß das Runtermachen des Gegners Wirkung zeigt.

Aufgabe der eigenen Fans ist es, auf die Attacken der Gegner zu reagieren und sie mit eigenen Schlachtgesängen zu kontern. Die Dortmunder übertönen mußten also die Hoffenheimer Fans, doch angesichts fehlender Fankultur mußte Hopp im eigenen Stadion die Beleidigungen der gegnerischen Fans hören, was ansichts schon ein Armutszeugnis der Hoffenheimer Fankultur ist. Daß gleichzeitig der Verein mit einer Apparatur gegen die gegnerischen widerspricht dem Minimum an Fairplay, daß es eben auch zwischen Fans gibt. Die Hoffenheimer begeben sich damit auf das Niveau von Hooligans, denen es weder um das Spiel noch um ihre Mannschaft geht und die den Gegner mit Gewalt statt mit Gesängen attackieren.

Daß die Hoffenheimer, nachdem sie aufgeflogen sind wie ein kleines Kind schmollen „Aber wir werden doch beleidigt.“ zeigt, daß sie Fankultur nicht verstanden haben. Der Hinweis darauf, daß sie sich doch wehren müßten zeigt, daß sie auch keine haben.

Was besonders gegen die Hoffenheimer spricht, ist daß andere Retortenvereine wie Bayer Leverkusen oder der Wolfsburg niemals diese Probleme gemacht haben, obwohl sie genauso attackiert wurden, wie Hoffenheim.

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