Frei von Begierde

Die Begierden zu verlieren
tut nicht einfach so passieren
Als Resultat der Antriebslosigkeit
ein Zeichen von persönlichem Leid
Kommt der Verlust aus Erkenntnis
ist es weit mehr als ein Geständnis
Es ist auch keine Verpflichtung
sondern eher eine Umschichtung
der eignen philosophischen Ansichten
Nicht mehr über andre zu richten
ist dabei nur ein Aspekt
der viele abschreckt
Doch nichts zu begehren
heißt die Wunschliste zu leeren
ohne alle Wünsche davon zu erfüllen
Es heißt sich nicht mehr zuzumüllen

Ich geh zum Fußball und nicht zum Ballett

Ich bin der Meinung, daß die TSG Hoffenheim keine Fankultur hat. Dieser Eindruck ist bei mir durch die Aktionen gegen die Dortmunder Fans entstanden und wurde durch das Abwickeln der Affäre erhärtet.

Dabei finde ich es wichtig zu betonen, daß die Ton-Attacken der Hoffenheimer nicht exklusiv gegen die Dortmunder sondern gegen alle Bundesliga-Clubs gingen, wie die Tatsache, daß die Anlage auch in anderen Spielen aufgebaut wurde, belegt.

Beim Fußballspiel geht es darum, den Gegner zu besiegen. Dies wollen die Fans genauso wie die Spieler. Die Aufgabe der Fans ist es dabei, die Mannschaft zu unterstützen. Dies geschieht zum Einen durch positives Anfeuern, zum Andern und das nicht erst seit Dietmar Hopp durch das Runtermachen des Gegners. Die Beleidigung des Gegners und seiner prominenten Protagonisten gehört gewissermaßen zum guten Ton der Fankultur. Ich weiß, es gibt Salon-Fußballfans, die mir widersprechen werden, daß das nichts mit dem eigentlichen Fußball zu tun habe, doch diese Fußball-Ästheten sind nur Fußball-Fans und keine echten Fans ihres Teams.

Dietmar Hopp ist herausragender Protagonist der Hoffenheimer. Sein Geld hat den Hoffenheimer Aufstieg ermöglicht. Er entscheidet über den Abgang oder Verbleib eines Luis Gustavo. Damit steht er als öffentliche Person so prominent wie kein Zweiter für das öffentliche Gesicht Hoffenheims. Dadurch – und dadurch, daß vielen Fans Hoffenheims vom Mäzen gekaufte Erfolge stinken – ist er derjenige, auf den sich die gegnerischen Fans fokussieren. Man mag zu ihrem Spott und Beleidigungen stehen, wie man will – THIS IS FOOTBALL. Genauso müssen sich die Dortmunder in 16 Stadien der Liga Beleidigungen gefallen lassen. Nur in Hoffenheim werden sie stattdessen beschallt.

Sicherlich gibt es Grenzen, die nicht nur am guten Geschmack vorbei, sondern einfach zu weit gehn. Rassistische und antisemitische Beleidigungen gehören definitiv dazu. Über die Fahne der Dortmunder mit dem Fadenkreuz über Hopp kann man vielleicht lachen, doch geht sie auch zu weit. Es gibt genug Idioten, die dies nicht als Witz begreifen. Deshalb geht sie zu weit und wurde zurecht kritisiert, um danach zu verschwinden. Doch die Beleidigungen, die Hopp jetzt erdulden musste, sind keine anderen, als jene die Lothar Matthäus oder Uli Hoeneß hören müssen. Daß Hopp erklärt, wie weh ihm diese tun, mag ihn in der Öffentlichkeit als netten, empfindsamen Menschen erscheinen lassen; der Fußballfan erfreut sich vor allem daran, daß das Runtermachen des Gegners Wirkung zeigt.

Aufgabe der eigenen Fans ist es, auf die Attacken der Gegner zu reagieren und sie mit eigenen Schlachtgesängen zu kontern. Die Dortmunder übertönen mußten also die Hoffenheimer Fans, doch angesichts fehlender Fankultur mußte Hopp im eigenen Stadion die Beleidigungen der gegnerischen Fans hören, was ansichts schon ein Armutszeugnis der Hoffenheimer Fankultur ist. Daß gleichzeitig der Verein mit einer Apparatur gegen die gegnerischen widerspricht dem Minimum an Fairplay, daß es eben auch zwischen Fans gibt. Die Hoffenheimer begeben sich damit auf das Niveau von Hooligans, denen es weder um das Spiel noch um ihre Mannschaft geht und die den Gegner mit Gewalt statt mit Gesängen attackieren.

Daß die Hoffenheimer, nachdem sie aufgeflogen sind wie ein kleines Kind schmollen „Aber wir werden doch beleidigt.“ zeigt, daß sie Fankultur nicht verstanden haben. Der Hinweis darauf, daß sie sich doch wehren müßten zeigt, daß sie auch keine haben.

Was besonders gegen die Hoffenheimer spricht, ist daß andere Retortenvereine wie Bayer Leverkusen oder der Wolfsburg niemals diese Probleme gemacht haben, obwohl sie genauso attackiert wurden, wie Hoffenheim.

Lautern-Augsburg

Das ist ja gerade mal noch so gut gegangen, mag man sich denken, angesichts Shechters Ausgleich in der 80. Minute, doch natürlich hatten wir Fans vor der Partie gegen den Aufsteiger einen Heimsieg erhofft oder fast schon erwartet.

Natürlich darf man einen Gegner nicht unterschätzen, und in der Bundesliga gibt es genauso wenig einfache Gegner wie in Länderspielen, doch die Partie hatte einige besorgniserregende Momente zu bieten, die fürchten lassen, daß Lautern zu einem einfachen Gegner in der Bundesliga werden könnte.

Aus meiner Sicht war das Unentschieden unterm Strich ein gerechtes Ergebnis, denn auf beiden Seiten wurde eine Vielzahl an Chancen vergeben. Höchst erfreulich war, daß sich Lautern – sonst eher eine spielschwache Mannschaft – seine Chancen selbst erarbeitete. Doch auf der anderen Seite bekam Augsburg viele Chancen auf dem Silbertablett serviert, weil sich die Lauterer Abwehr einen bösen Lapsus nach dem anderen leistete. Dass Rodnei in der Vorwärtsbewegung ausrutschte und aus diesem Ballverlust das 0:1 entstand, kann man vielleicht noch tatsächlich als Ausrutscher interpretieren. Doch leider lagen Lauterns  Probleme tiefer als in der falschen Stollenwahl von Rodnei.

Da war zum Einen das schwache Aufbauspiel der Abwehr in der 1. Halbzeit. Vor dem  Rückstand spielte Lautern sehr souverän und ließ den Ball über mehr als 20 Positionen laufen. Das war zwar noch nicht überaus effektiv, aber ein solches Spiel erfordert Geduld – das ist bei Barcelona nicht anders. Lauterns Paßspiel war natürlich nicht so elegant und zielsicher wie bei Barcelona. So gab es deutlich mehr Rückpässe ins zentrale Mittelfeld, aber insgesamt gelang es Augsburg einzuschnüren und den Ball zu kontrollieren. Doch nach dem 0:1 hatte man das Gefühl, dass der Ball die eigene Abwehr gar nicht mehr nach vorne verließ. Als über längere Zeit nicht erkennbar war, daß die Abwehr die Intention hatte, den Ball ins Mittelfeld zu spielen, kippte dann auch die Stimmung, und die Mannschaft musste sich berechtigte Pfiffe gefallen lassen. So sehr ich auch ein Freund davon bin, das Team über die gesamte Spielzeit zu unterstützen, so sehr hatte ich in diesen Momenten das Gefühl, daß die Mannschaft einen Weckruf brauchte. Und besser der kommt von den Fans als von dem Gegner.

Und dieser hatte neben dem 0:1 leider noch viele weitere Chancen für einen zweiten Weckruf. Dabei resultierten die Konterchancen Augsburgs einzig und allein aus Unzulänglichkeiten Lauterns. Einfachste Fehlpässe der Lautrer Abwehr im initialen Spielaufbau luden die Augsburger ebenso zu weiteren Toren ein wie große Probleme in der Ballannahme und gefährliche Dribblings als letzter Mann. Besonders negativ dabei fiel Matze Abel auf, dessen Grobmotorik erschwerend hinzu kam, sobald ein Augsburger den direkten Zweikampf gegen ihn suchte. Rodnei war kaum besser. Doch während er sonst durch eine extreme defensive Zweikampfstärke auffällt, war diese gegen Augsburg allenfalls solide, zumal er echte Probleme mit seinem Schuhwerk zu haben schien. Lange habe ich mich gefragt, wieso Marco Kurz an Leon Jessen festhält, der selten gute Flanken hervorbringt und auch nicht sonderlich zweikampfstark ist. Am Sonntag wurde mir klar, dass er der einzige Lautrer Abwehrspieler ist, bei dem man nicht die Luft anhalten muss, wenn er den Ball annimmt. Viel gebracht hat er für das Spiel aber nicht. Insbesonderein der Offensive konnte er keine positiven Akzente setzen. Eher setzte er Ilicevic und Shechter mit ungenauen oder unangebrachten Anspielen unter Druck. Florian Dick blieb im Großen und Ganzen unauffällig, aber ich fürchte dies liegt auch an einem schlechten Stellungsspiel seinerseits, denn die meisten Augsburger Konter kamen über seine Seite. Nicht umsonst hatte mit dem Ex-Lautrer Axel Bellinghausen Dicks Gegenspieler die meisten Ballkontakte bei Augsburg. Doch Dick sehe ich noch eher als solide an. In der gegnerischen Hälfte war er zumindest in Halbzeit 2 präsenter als Jessen und eher in der Lage Mittelfeld und Sturm mit Bällen zu versorgen. Flanken waren aber auch von ihm nicht zu sehen und daß er defensiv einige Male nicht am Platz war, lag wohl auch daran, daß seine Mitspieler die Bälle zu leicht verloren. Marco Kurz sollte die Abwehr in der kommenden Woche Ballstoppen und Passen üben lassen. Nach den Leistungen von Abel würde ich auch nicht verstehen, wenn Amedick weiter auf der Reservebank sitzen muss. Er hat eine Chance verdient. Als er sich zu viele Fehler leistete, kam Abel, jetzt ist es umgekehrt.

Das Mittelfeld stand auf dem Platz. Doch was ist darüber zu sagen? Ivo Ilicevic fiel zunächst wegen seiner orangenen Schuhe auf, doch er war auch sonst einer der quirligsten Spieler, der mit Ballsicherheit und Passgenauigkeit auffiel, jedoch kaum direkte Vorlagen lieferte. Sehr schade, dass er in der zweiten Halbzeit aus bester Schußposition einen miserablen Pass in den leeren Raum ablieferte, den nur Augsburgs Torwart Jentsch erreichen konnte. Tiffert und Petsos boten defensiv ordentliche Leistungen, denn Augsburg war in seinen Kontern meist so schnell, dass sie gar nicht eingreifen konnten. Ansonsten ließen sie nichts zu. Von Petsos war im Großen und Ganzen nichts zu sehen, während Tiffert sich bemühte, sich ins Angriffsspiel einzuschalten, dabei aber letztlich glücklos blieb. Olcay Sahan bot dagegen eine schwache Leistung. Seine Pässe fanden selten einen Abnehmer, und die Bälle verlor er leider auch viel zu schnell. Nach zwei vertanen Chancen in Folge sollte Kurz ihm Bedenkzeit auf der Bank schenken.

Im Sturm ist dagegen positiv festzuhalten, dass Kurz auf zwei Stürmer setzte. Shechter und Sukuta-Pasu hielten dabei ein Plädoyer für das 4-4-2-System. Sonst bin ich in der Frage 4-5-1 oder 4-4-2 eher leidenschaftslos, hier überzeugten mich die beiden Angreifer. Mit viel Bewegung machten sie das Lautrer Offensivspiel sehr flexibel. Die Ballsicherheit des quirligen Shechter, der zugleich sehr uneigennützig den Blick für seine Kameraden hatte, war dabei das Beste am ganzen Spiel. Zugleich war ich dankbar, dass Shechter beim Ausgleich doch einmal die eigene Chance suchte. So kann Shechter uns noch eine Menge Spaß machen. Ein wenig erinnerten seine offensiven Zweikämpfe an Jimmy Hoffer, wenn dieser mit einer Mischung aus Durchtanken und Durchschlupfen sich durch die Abwehr mogelte, doch Shechter ist flexibler und sich nicht zu schade das Spiel in die Breite zu ziehen, indem er auf den Außenpositionen aushilft. Mancher mag das kritisieren, wenn ein Stürmer nicht in der Mitte ist, doch Shechter hat nicht die Lufthoheit eines Lakic. Er ist ein andrer Spielertyp. Mit seiner Größe ist Sukuta-Pasu eher ein Typ um hohe Bälle zu behaupten, doch er wurde selten entsprechend angespielt. Positiv fiel mir an ihm neben seiner Beweglichkeit auch die Ruhe und Abgebrühtheit vor dem Tor auf, die er trotz seiner Jugend bereits spüren ließ, wenn er nicht den überhasteten Abschluss suchte, sondern Geduld bewies und dann das Pech hatte, dass für den geschlagenen Torwart ein Mitspieler auf der Linie rettete.

Offensiv gab es also durchaus Positives zu sehen, doch unsere Abwehr wird mich diese Saison noch einige Nerven kosten. Ich befürchte, daß ein erfolgreiches Konzept gegen Lautern ist, die Abwehr unter Druck zu setzen – Fehler macht die schon von alleine. Doch bereits jetzt schwarz zu malen, hieße mit dem Kämpfen erst gar nicht anzufangen. Und gekämpft haben unsere Jungs in der zweiten Halbzeit, wofür sie zu Recht belohnt wurden und echte Betze-Atmosphäre in die Kurve zurückbrachten. Daß der Nichtabstieg diese Saison das einzige Ziel sein kann, war ohnehin klar. Also: der erste Punkt von 40.

Große Pause

Damit ich nicht so aufbrause
mach ich lieber große Pause
Ich schreibe nur wenig auf
meine Finger haben keinen Lauf
Auch wenn die Synapsen sich drehen
kommen keine Zeilen zum Entstehen
Was soll’s denk ich bei mir
schreib ich eben nichts hier
Ich mache lieber große Pause
und geh raus aus dem Hause
Die Viertelstunde wird mich erfrischen

So kann ich wieder Neues auftischen

lass mir fräsche Reims einfallen

ohne unsinnig zu schwallen

Doch schnell ist ein Monat vergangen

und ich habe keine Idee gefangen

Wurde mein Interesse geweckt
habe ich es dennoch gesteckt

So wurde die große Pause immer länger
ich hab wohl einfach einen Hänger