Länge ist kein Maß für Schönheit

Egal wie sehr ich auch dran feil
des letzten Gedichts zweiter Teil
wird dadurch nicht besser
und entwickelt sich zum ungeliebten Stresser
Auf sonnendurchflutete Altstadtgassen
krieg ich nichts Poetisches zu fassen
Der Zweifel der am Nutzen des unterbrochnen Trainings nagt
ist nichts was stilistisch hervorragt
und nichts was dich inhaltlich weiterbringt
Wie so denn dann ein akzeptables Gedicht gelingt
Vielleicht funktioniert ja Reduktion
indem ich den Leser vor dem zweiten Teil verschon
(zu spät)

Tokio Life

Was für ein Gefühl ist es, in Tokio unter die Dusche zu gehen? Der von vermeintlichen „Angsthasen“ ausgehende Gestank erscheint doch als die geringste Sorge. Wie ist es, bei Regen sich nicht um die Frisur sondern um die eigene Gesundheit zu sorgen? Kann oder will sich jemand ausmalen, wie eine Metropole wie Tokio plötzlich menschenleer vor sich hin vegetiert, weil wir doch kein Glück haben und sie nicht verschont wird? 250 km Entfernung sind ein kosmischer Witz im Kampf gegen die Natur.

Das Erdbeben und der Tsunami haben die Macht und die Gewalt der Natur aufs Deutlichste gezeigt, doch jetzt sind es solche Banalitäten wie Wind und Regen, die Strömung des Flusses, die Millionen Menschen bedrohen. Ich finde es beklemmend zu sehen, wie die kurz-, mittel- oder langfristig tödliche Bedrohung der Radioaktivität in den Alltag von Millionen Menschen einzieht. Wie kann man die Gefühle der Menschen beschreiben, die damit leben müssen? Werden sie von der Angst gelähmt? Was treibt sie an, weiter zu machen und nicht aufzugeben, wo Flucht doch ein natürlicher Reflex zu sein scheint?

Schrecklich muss die Ungewißheit sein, die von der unüberschaubaren Lage im AKW Fukushima ausgeht. Nicht zu wissen, wie schlimm die Lage wirklich ist und welche Gefahren bei einer falschen oder sogar bei der richtigen Windrichtung auf einen lauern, scheint ein normales, unbeschwertes Leben nahezu unmöglich zu machen. Die Gefahr, die über allen schwebt,  erscheint nur schwer erträglich. Die Katastrophe, die Japan immer noch heimsucht, versetzt das Land in einen emotionalen Ausnahmezustand.

Die Bedrohung, die über den Japanern schwebt, kann ich immer noch nicht begreifen. Sie läßt mich sprach- und fassungslos bleiben. Es ist schwer zu verstehen, wie wir unser normales Leben weiter führen, während die radioaktive Gefahr immer noch Millionen Menschen bedroht.

Warum ich beim Laufen häufiger anhalte

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Die rosa gefärbten Bäume
erzeugen Mandelblütenträume
Ohne Erschöpfung um Atem zu ringen
und sich zu einer bewegenden Pause zu zwingen

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kommst du dem Ziel näher als du denkst
auch wenn du keine Schritte dorthin lenkst

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denn du lässt den Frühling durch dich fließen
und reduzierst dich aufs genießen

Sprachlos – Ratlos

Manche Ereignisse lassen einen ratlos zurück. Der Schrecken, den unfaßbare Ereignisse wie das Erdbebendesaster in Japan hinterlassen, macht manchen sprachlos. Andere leider nicht. Sie finden eine Sprache, die inadäquat ist, weil sie entweder vorschnell schwafeln, ohne tatsächlich etwas zu wissen, oder weil sie das dortige Unglück zu instrumentalisieren versuchen. In beiden Fällen ist es besser, sprachlos zu bleiben.

Gerade in dieser Situation fühle ich auf mulmige Art und Weise an meinen Leitspruch von Sokrates erinnert: „Ich weiß, daß ich nichts weiß“. Gerne ergänze ich diesen Satz mit: „und ich gehe davon aus, daß das auch für alle anderen gilt“. Sicher gibt es Experten, die die Situation deutlich besser als ich und viele andere einschätzen können, doch ich fürchte, daß niemand, auch vor Ort, weiß, wie kritisch die Situation des Unglücks wirklich ist.

Was ich jedoch bis zu einem gewissen Grad verwerflich finde und weswegen ich lieber sprachlos bleibe, ist die Geschwindigkeit, mit der wir uns von dem Leid, der Gefahr und den Sorgen der japanischen Bevölkerung entfernen und stattdessen versuchen, Projektionen in unsere eigene momentan nicht akut bedrohte Gesellschaft zu treffen.

Ich will keineswegs, eine grundsätzliche Diskussion über die atomare Energieversorgung verbieten, doch sind meine Gedanken und mein Mitgefühl bei den akut bedrohten Japanern. Ich wünsche Ihnen, daß das atomare Desaster so glimpflich abläuft, wie es irgend möglich ist und daß die Menschen in Japan nicht noch mehr unerträgliches Leid erfahren. Bezüglich allem anderen bleibe ich lieber sprachlos.

Om

Nicht so viel denken
tut nur ablenken
Laß Ruhe einkehren
Hör auf zu begehren
Genieße die Stille
Negieren deinen Willen
Die Ruhe gibt dir Kraft
falls du es zu ruhen schaffst
Sich auf nichts zu konzentrieren
ist schwerer als sich nicht zu konzentrieren
Die Umgebung zu ignorieren
Den eigenen Kopf auszuschalten
ist kein gewöhnliches Verhalten
Deshalb fällt es so schwer
Voll erfüllt und zugleich leer
ist ein genialer Moment
von den man sich nur ungern trennt

And now to something completely different…

Ohne Ziel begonnen
wird der Text einfach weiter gesponnen
Wer weiß schon wie es weitergeht
und welcher Vers am Ende steht
Soll ich nach schönen Metaphern suchen
endet das Gedicht mit wildem Fluchen
denn wie soll ich ein Bild finden
wenn sich bisher nur die Zeilen verbinden
doch noch keinen Inhalt enthalten
Wie wird sich der Text weiter gestalten
Wird der Text für mich sprechen
oder werd ich ihn abbrechen
weil es mir nicht gefällt
daß er keinen Inhalt enthält
Warum ist mir Inhalt so wichtig
durch ihn wird ein Text erst vielschichtig
Er verleiht ihm eine weitere Dimension
Nur mit ihm gibt es eine echte Intention
Schön schreiben ist zwar bereits nicht leicht
doch nur mit Eleganz hat man noch nichts erreicht
Wie ein eitler Pfau
bleibt der Text doch eher lau
Er ist zwar hübsch anzublicken
doch er tut Nichts verschicken
Wohin werden sich die Zeilen noch hinwenden
Werden sie eine Botschaft aussenden
oder weiter nur fehlendes Talent verschwenden
Besser ich lass es einfach hier enden