WineStyle Hamburg – Tag 3

Am 3. Tag der Weinmesse habe ich nicht mehr so viel verkostet. Stattdessen habe ich mehr von den angebotenen Seminaren besucht, die von Rolf Klein in lockerem Stil ohne Rechthaberei moderiert wurden.
Das Seminar „Wanted – Piratenjagd per Steckbrief: Finden Sie den richtigen Wein?“ hielt  er mit einem humorvollen Augenzwinkern, ging es hierbei doch darum, verschiedene Weinbeschreibungen von Journalisten dem passenden Wein zuzuordnen. Er nutzte dies, um sich für die manchmal etwas ausdrucksvolle Weinsprache zu werben, gab aber auch zu, daß auch Profis einen Wein selten zweimal gleich beschreiben. Wer meine Verkostungsnotizen liest, wird verstehen, daß ich Verständnis dafür habe, viele Worte für die Beschreibung eines Weins zu verwenden.

Das zweite Seminar drehte sich um Öko- oder auch Bioweine. Rolf Klein ging nur kurz auf die einzelnen Spielarten biologischen Weinbaus ein und zeigte noch einmal kurz das Hauptdilemma der biologischen Zertifizierung von Wein auf, die sich eben nur auf dem Anbau im Wingert beziehen und den Bereich des Ausbaus im Keller außen vor lassen. Ich persönlich war nur in einem Punkt mit ihm uneinig, als er den biodynamischen Weinbau als die Spitze des biologischen Weinbaus bezeichnete. Einige Punkte in der Philosophie der Biodynamiker erscheinen mir doch weit mehr Aberglaube als Glaube an die Notwendigkeit in einen vernünftigen Umgang mit der Natur. Persönlich glaube ich auch, daß biologischer Weinbau nicht unbedingt die beste oder alleinige Lösung für einen nachhaltigen Umgang mit dem Boden darstellt. Die chemische Keule, mit der lange Jahre auf Reben und Boden eingeschlagen worden hat diesen aber derart kaputt gemacht, dass die Ökobewegung eine echte Rettung für den Weinbau darstellte, weil sie auch bei denen, die sich ihr nicht verschrieben haben für ein Umdenken sorgte.

Das letzte Seminar „Schnäppchenmarkt: Unter 8 und gut gemacht“ war tendenziell weniger interessant, weil es „nur“ eine Verkostung von Weinen war. Es gab auch gut gemachte Dornfelder und Rivaner, aber echte Offenbahrungen waren für mich nicht unter den Weinen. Zu Überraschen wußte der Oveja Negra, eine Cuvee aus Riesling und Grauburgunder, der der erste brasilianische Wein war, den ich in meinem bisherigen Leben getrunken habe. Auf diesem Niveau kann man durchaus noch weitere Weine aus Brasilien trinken.

Von den bei den Ausstellern verkosteten Weinen konnten mich heute insbesondere zwei österreichische Weine vom Weingut Frauwallner aus der Südoststeiermark überzeugen.
Eruption weiß 2006 Chardonnay
N: sehr intensiv, Birne, Bortrytis, reife Frucht, filigan
M: mineralisch, fein, leichtfüßig, leichte Bortrytisnote, hoch elegant 93 CP
Eruption rot 2006
N: Kräuter, Eukalyptus, Melisse
M: sehr rund, fein, gute Dichte, harmonisch, gut ausbalanciert, mineralisch 91 CP

Chateau Peyraborn aus dem Bordeaux präsentierte ein paar sehr schöne Weine. Besonders gefiel mir der 2005er.
N: schöne kräftige Frucht
M: fleischig, saftig, volle Frucht 89 CP

Eine recht interessante Kollektion zeigte auch das Weingut Gehrig aus der nördlichen Pfalz, bei dem man sich auf Sauvignon Blanc und Merlot spezialisiert hat. Den Merlot erhält man hier auch weißgekeltert. Als ich anmerkte, daß der Merlot ja wirklich genauso farblos wie das Wasser sei, mit dem ich das Glas zuvor ausgespült hatte, lächelte der Winzer und erklärte mir, daß der Vorgängerjahrgang tatsächlich farblos gewesen sei, dieser aber eine leichte Lachsfärbung habe, da man ihn als Reaktion auf die anscheinend negative optische Wahrnehmung dann doch minimal länger auf der Maische gelassen habe. Die Lachsfärbung war übrigens tatsächlich festzustellen.

Ich muß den Veranstaltern attestieren, daß sie von Jahr zu Jahr professioneller werden. Insbesondere die Einbeziehung der Seminare in die Veranstaltung macht die WineStyle zu einer besonderen Weinmesse. Sicherlich ist die Qualität der Winzer auf der Anfang Januar von Scheuermann organisierten Messe etwas höher, doch der Charme der WineStyle liegt auch in der großen Bodenständigkeit der Aussteller. Auf jeden Fall hat mir die Messe wieder viel Spaß gemacht, und ich komme gerne im nächsten Jahr wieder.

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