Karwoche

All die schlimmen Sachen
ließ er mich für sich machen
Trotzdem erschien ich ihm als unschuldiger Engel
Zu spät erst wurde aus mir ein ungezogner Bengel

Er trieb sein priesterliches Gestängel
tief in meinen kindlichen Rachen
Da half mir auch kein Gequängel
Aus dem Albtraum gab es kein Erwachen

Mich zu offenbaren tat ich mich nicht wagen
wußte auch nicht wen ich konnte fragen
Es wär als tät ich ihn verpetzen

Irgendwann tat er mich dann versetzen
und ich wills auch noch heut nicht sagen
Das tat mich am meisten verletzen
Aus dem Albtraum gab es kein Erwachen

Mysotis 2008

Wieder mal ein kleines Jubiläum auf KeinAlkoholistauchkeineLoesung. Ich schreibe die 100. Verkostungsnotiz. Damit das Jubiläum nicht ganz untergeht, gibt es zum Jubiläum auch eine Premiere auf KeinAlkoholistauchkeineLoesung – die erste Verkostung eines Rosés. Ich könnte jetzt lange schwafeln über die Ausbaumethoden eines Rosés, daß für einen Rosé üblicherweise nicht Rot und Weißwein zusammengemischt werden… Aber meines Erachtens ist Rosé mehr als jeder andere Wein vor allem dazu da, getrunken zu werden. Ob dieser den Eindruck bestätigt?

Der Wein ist sehr hell. Die Farbe pendelt zwischen Orangerot und lachsfarben. Die Farbtiefe ist ordentlich ausgeprägt. Zunächst duftet der Wein sehr verhalten mit fruchtigen Anklängen. Nach dem Schwenken nimmt die Intensität deutlich zu. Sie duftet nach Himbeere und Lakritz. Die Viskosität ist ordentlich ausgeprägt.

Ein sehr ungewöhnlicher Rosé. Es ist eben kein ganz leichter Wein. Leicht bitter würzige Töne geben dem Wein zusätzliche Kontur, während die Frucht auch ohne Säure für Frische sorgt. Der Nachhall zeigt eine sehr gute Länge, für die vor allem die Gärkohlensäure sorgt.

Bei Rosé denke ich wie die meisten anderen auch an Sommerwein. Dieser erscheint mir fast zu kräftig für den Sommer. Aber als wein beim Grillen schafft er auch ein Lammsteak. Durchaus schön zu trinken, aber ein Rosé-Fan wird aus mir deswegen noch lange nicht.

Herkunft: Italien – Abruzzen
Jahrgang: 2008
Rebsorte: Montepulciano
Erzeuger: Zaccagnini
Ausbau: DOC
Alkohol: 13%

Mosel Terrassen Riesling 2007

Der Wein besitzt ein glanzhelle Farbe mit leicht grünem Einschlag. Anfangs durftet der Wein sehr verhalten, so daß sich Limonenaromen ebenso wie steinige Akzente nur erahnen lassen. Die Luftzufuhr erhöht die Intensität des Weins deutlich. Es sind jetzt insbesondere pflanzliche Aromen und Gemüsedüfte sowie erdige Anklänge, die im Bukett vorkommen.

Der Wein ist sehr saftig. Zitrus- und Pfirsichnoten nehmen die fruchtige Seite des Weins wahr. Eine eigenständige erdige Note wirkt etwas verstörend, weil sie nicht so ganz zum eher schlanken Körper des Wein paßt. Der Nachhall scheint zunächst eher kurz, doch dann setzt mit etwas Verzögerung eine leichte Mineralik ein. Die Säure ist durchaus präsent und spielt gut mit der Frucht zusammen.

Ein eher rustikaler Tropfen, auch wenn er nicht mit Kraft protzt. Insgesamt eher einfach, aber dennoch schön zu trinken. Ein schöner Begleiter für eine Brotzeit. Bei der letzten Verkostung gefiel er mir tendenziell etwas besser.

Herkunft: Deutschland – Mosel – Mehringer Blattenberg
Jahrgang: 2007
Rebsorte: Riesling
Erzeuger: Eugen Philippi
Ausbau: Spätlese trocken
Alkohol: 10,5%

Rugaro Offida Pecorino 2008

Der Wein hat eine goldgelbe Farbe. Bereits die erste Nase ist recht intensiv. Sie duftet nach Apfel und pflanzlichen Noten. Der Gedanke an Käsegeruch kommt dann wohl doch eher vom Namen. Die zweite Nase ist weniger intensiv und duftet blumig.

Am Gaumen zeigt sich eine deutliche Birnennote. Der Wein besitzt mittelschwerern Körper und ist leicht cremig. Der Nachhall besitzt eine gute Länge mit mineralischen Noten.

Braucht es diese Art Wein? Während ich mich dies frage, denke ich sofort an Risotto. Zu einem Safranrisotto erscheint mir der Wein äußerst gut geeignet. Allein zum Trinken ist dies nicht meine Art Wein, aber er ist zweifellos ein guter Speisebegleter. Vielleicht auch zu dem gleichnamigen Käse?

Herkunft: Italien – Marken – Ascoli
Jahrgang: 2008
Rebsorte: Pecorino
Erzeuger: Colli Ripani
Ausbau: DOC
Alkohol: 13,5%

Lacrima di Morro d’Alba 2007

Rubinrot ist die Farbe des Weins. Die Farbtiefe ist gut ausgeprägt. Zum Rand hin geht der Wein in ein Kirschrot über. Die erste Nase duftet ziemlich intensiv. Viele fruchtige Elemente kommen hier vor. Rote Johannisbeeren, Kirsche und Marzipan stecken auch in der sehr intensiven zweiten Nase. Die Viskosität ist sehr gut ausgeprägt.

Am Gaumen ist der Weine weniger fruchtgeprägt. Hier zeigt er viel dunkle Schokolade. Die Tannine sind sehr präsent. Dazu kommen Kirschen. Der Nachhall besitzt eine sehr gute Länge. Hier kommen mineralische Noten ins Spiel. Er hat einen mittelschweren bis schweren Körper.

Ein sehr interessanter, ungewöhnlicher Wein. Solche eigenwilligen, individuellen Weine sind es, nach denen man als Weintrinker sucht, auch wenn es schwer fällt, die Besonderheit des Weins  in Worte zu fassen.

Herkunft: Italien – Marken – Ancona
Jahrgang: 2007
Rebsorte: Lacrima di Morro
Erzeuger: Luigi Giusti
Ausbau: DOC
Alkohol: 13%

Rosso Conero 2005

Der Wein trägt ein kirschrotes Kleid. Die Farbtiefe ist ordentlich ausgeprägt. Zum Rand hin geht er in ein Purpurrot über. Zunächst duftet der Wein nach Kräuternoten. Nach dem Schwenken nimmt die Intensität weiter zu. Würzige Noten, etwas Malz und Holunder bestimmen jetzt das Bukett. Die Viskosität ist gut ausgeprägt.

Der Wein besitzt einen mittelschweren Körper. Er ist eher würziger als fruchtiger Natur. Der Nachhall besitzt eine ordentliche Länge. Er ist fleischig und leicht erdig.

Der Wein ist nett zu trinken, aber nichts Besonderes. Zu einem durchgebratenen Steak. Am zweiten Tag ist er deutlich schwächer. Er dürfte also schon längst über den Höhepunkt drüber sein.

Herkunft: Italien – Marken – Conero
Jahrgang: 2005
Rebsorte: Montepulciano (90%), Sangiovese (10%)
Erzeuger: Lanari
Ausbau: DOC
Alkohol: 13,5%

Faszination Wein – Weinrallye #31

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Das aktuelle Thema der Weinrallye, das Bernhard Fiedler vorgegeben hat, kann, wie er selbst in einigen Beiträgen anregend gezeigt hat, sehr vielschichtig angegangen werden.

Ich befolge die deutsche Unsitte schlechter Redner und fange ganz vorne an. Beim ersten Wein – genauer bei meinem ersten Wein und beende diese Einleitung sehr schnell, da ich mich nicht an ihn erinnern kann.

Ich überspringe einige Jahre und unzählige Woischherbscht-Schorle und komme zum ersten Wein, an den ich mich erinnern kann und dem es gelang den Virus der Vinophilie in mir zu pflanzen. Es war eine 98er Riesling Spätlese aus der Lage Norheimer Kirschheck vom Weingut Mathern. Die für die Nahe typische Frucht im Wein erlebte ich als Explosion am Gaumen. Noch übwerwältigender war die intensive fruchtbetonte Entfaltung der Aromen in meiner Nase, die von Aromen durchdrungen wurden, die nichts mit Trauben zu tun hatten, sondern eindeutig anderen Früchten zuzuordnen waren. Daß der Wein solche fremden Aromen transportieren konnte, verlieh ihm etwas Magisches. Hinzu kam die für mich bis dahin im Wein unbekannte Süße, die ihn einfach lecker schmecken ließ.

Dies war vielleicht die eigentliche Sensation, die den Virus pflanzte. Ich trank das alkoholische Getränk nicht allein um des Rausches wegen, sondern auch wegen des Geschmacks. Jeder Schluck hatte jetzt eine neue Qualität gewonnen, da er um ein Geschmackserlebnis bereichert wurde. Die Beiläufigkeit, mit der ich als Biertrinker den Alkohol konsumierte, wurde von einer analytischen Aufmerksamkeit abgelöst, die dem Genuß des Getränks vorgeschaltet wurde.

Eine restsüße Spätlese wurde für mich also zum Einstieg in das Weinuniversum. Ich lernte, und ich trank, und ich lernte durch das Trinken. Ich lernte, wie ich die Erfahrung der sensorischen Eindrücke analytisch steueren konnte. Ich begegnete unbekannten Rebsorten, erforschte schwere Bordeauxweine, trockene Rieslinge, weiße Bukettsorten, weiße Burgunderspielarten, Weine aus Südfrankreich, herrlich unkomplizierte italienische Rotweine, Grünen Veltliner und Riesling aus Niederösterreich, Weine aus dem Rhonetal, österreichische Rotweine und entdeckte irgendwann doch die zuvor nicht geschätzten Pinot Noirs.

So wie ich irgendwann doch den Zugang zu Pinot Noir fand, finde ich auch bei den bereits bekannten Weinen immer wieder neue Facetten, lerne die Weine mir bis dato unbekannter Winzer kennen oder werde von der Entwicklung eines Weins im Keller überrascht. Dabei ist klar, daß ich so viele Ecken im Universum des Weins noch nie besucht habe.

Darin steckt für mich die Faszination Wein. Das Universum des Weins ist unendlich groß und dehnt sich aus. Wein zu erleben ist eine fortdauernde Entdeckungsreise. Egal wie alt ich werde, und egal wie viel Wein ich trinke, ich werde immer noch etwas Neues für mich entdecken. Es ist schön, daß Wein mr das Gefühl verleiht, ein Entdecker zu sein. Das Öffnen jeder Flasche gleicht einem Abenteuer mit ungewissem Ausgang. Ist das nicht faszinierend?

Dolcetto d’Ovada 2006

Der Wein trägt ein purpurrotes Kleid. Die Farbtiefe ist mäßig ausgeprägt. Am Rand geht der Wein in ein Granatrot über. Zunächst duftet der Wein mäßig intensiv. Eine leichte Würze kommt dabei zu Tage. Nach dem Schwenken nimmt die Intensität weiter zu. Kräuternoten, die mich an Rosmarin erinnern , erfüllen jetzt das Bukett. Die Viskosität ist mäßig ausgeprägt.

Der Wein besitzt einen mittelleichten Körper. Er schmeckt nach Mandeln und etwas fruchtig. Der Nachhall besitzt eine mäßige Länge. Die Tannine sind geschliffen, wirken aber dennoch etwas pelzig.

Der Wein ist immer noch sehr schön zu trinken. Es ist ein einfacher, leichter Wein, der keine großen Ansprüche an den Trinker stellt. Umgekehrt darf der Trinker auch keine großen Ansprüche an denWein stellen. Die Leichtigkeit und Frische, die er beim Kauf vor einem Jahr hatte, ist ihm etwas abhanden gekommen. Zur Pilzpfanne. Die Eindrücke der letzten Verkostung wurden also tendenziell bestätigt.

Herkunft: Italien – Piemont – Ovoda
Jahrgang: 2006
Rebsorte: Dolcetto
Erzeuger: La Caplana
Ausbau: DOC
Alkohol: 13,5%

Dolcetto di Dogliani 2007

Der Wein trägt ein kirschrotes Kleid. Die Farbtiefe ist ordentlich ausgeprägt. Zum Rand hin geht die Farbe in ein Purpurrot über. Die erste Nase ist sehr intensiv. Sie riecht etwas streng nach Leder und Kaffee. Die zweite Nase ist weniger intensiv, dafür aber zugänglicher. Hier zeigen sich etwas Kirsche und Pfeffer. Die Viskosität ist ordentlich ausgeprägt.

Am Gaumen präsentiert sich der Wein als Leichtgewicht. Mit seiner intensiven Kirschnot ist er ähnlich fruchtig, wie ich es ohne den Geruch auch erwartet hätte. Die Frucht wirkt fast schon etwas zu expressiv. Der würzig erdige Abgang verleiht ihm einen unerwarteten Tiefgang. Der Nachhall besitzt eine gute Länge.

Ein schöner unkomplizierter Wein, der vielseitig einsetzbar erscheint. Insbesondere zu Pastagerichten oder einem Auflauf.

Herkunft: Italien – Piemont – Dogliani
Jahrgang: 2007
Rebsorte: Dolcetto
Erzeuger: del Tufo
Ausbau: DOC
Alkohol: 12%

Weinfrühling Hamburg

Am vergangenen Wochenende fand die Weinmesse WeinFrühling im alten Börsensaal der IHK in Hamburg statt. Nach dem Besuch am Samstag habe ich mich dagegen entschieden auch am Sonntag hinzugehen. Das hatte verschiedene Gründe.

Zum Einen war es wirklich mal wieder an der Zeit, Ordnung in meiner Wohnung zu schaffen. Dazu kam, daß ich die einzige Regenpause des Tages um halb Fünf für den ersten normalen Lauf seit dem Beginn der Eiszeit genutzt habe und da ich zurück gegen den Wind laufen mußte auch entsprechend kaputt war, was aber weniger von Belang war, da die Messe schon um Sechs ihre Pforten schloß. Nach einem langen Weinwochenende zuvor und einem langen Weintag am Tag zuvor war ich doch etwas erschöpft und vielleicht sogar müde des Weins, aber: kein Alkohol ist auch keine Lösung, abends gab es zum Essen natürlich einen schönen Wein. Das Alles wäre aber vermutlich kein ausreichender Grund für mich gewesen, wenn nicht das Niveau der Aussteller doch als nur durchschnittlich erwiesen hätte.

Wie sich das Weingut Rinklin dorthin verirrt hatte, weiß ich zwar nicht, aber wahrscheinlich hat das badische Weingut trotz einer Bekanntheit bei Weinfreaks wohl noch nicht die garantierten Absatzkanäle, um losgelöst von solchen Werbeaktionen agieren zu können. Wie auch immer, sie fielen allein dadurch auf, daß sie eigenständige Weine vorstellten, die sich nicht im Mainstream einordneten.
Weißburgunder QbA trocken 2008
N: Stinker, würzig, pflanzliche Noten, blumig
M: kräftig, würzig 87 CP

Grauburgungder QbA trocken 2007 Barrique
N: Melisse, Eukalyptus
M: würzig, cremig, feine Mineralik, sehr eigen 90 CP

Das Rieslingweingut Rebenhof von der Mosel zeigte eine sehr ansprechende Kollektion, wie es auch bei dieser Messe kein Schaden war, sich an die Moselwinzer zu halten. Solche Pauschalurteile liegen mir eigentlich ziemlich fremd, aber auch das Bio-Weingut Dr. Pauly-Bohn zeigte einen sehr guten Wein
Schießpflug Riesling Auslese trocken 2007
N: reife Frucht, Bortrytis, Birne
M: cremig, dicht, leicht mineralisch 88 CP

Das Weingut Agritiushof von der Saar, also schon wieder Anbaugebiet Mosel, zeigte auch eine schöne Kollektion von Rieslingen.

Aus meiner Heimat darf ich das Weingut Petri hervorheben.
Kallstadter Saumagen Riesling Spätlese trocken 2008
N: mineralisch pflanzlich
M: mineralisch, kräftig, würzig 88 CP

Herxheimer Himmelreich Chardonnay Spätlese trocken Barrique 2007
N: Butter, Bortrytis, reife Frucht
M: kräftig, dicht, cremig, mineralisch, salzig 90 CP

Wenn ich die Veranstaltung jetzt insgesamt etwas kritischer beschrieben habe, möchte ich den Veranstaltern dennoch einen guten Job attestieren. Eine solche Menge von fast 90 Winzern in die Wein-Diaspora Hamburg zu bringen, ist erstmal eine Leistung an sich. Weiter stelle ich fest, dass der Börsensaal einfach hervorragend für solche Ereignisse geeignet ist, und vom Veranstalter auch optimal genutzt wurde. Durch eine Aufteilung der Winzer in Börsensaal und Commerzsaal, erschien der Raum großzügig zu sein, so daß man fast vergessen konnte, hier die gleiche Luft wie Finanzhaie einzuatmen. Der Zwischenteil zwischen den beiden Räumen, in dem die Stände der Makler untergebracht sind, erweist sich dabei als guter Rückzugspunkt, an dem man kurz innehalten kann, um z.B. das Programm zu studieren.

Wenn jemand in meiner Beschreibung die Rotweine vermißt, so muß ich diesen enttäuschen, da ich mir die Rotweine für den Sonntag aufgehoben hatte.