Weinprobe Festtagsweine

Vergangenen Freitag fand im Euro Weinkontor eine Weinprobe unter dem Motto Festtagsweine statt. Ich fürchte zwar, daß meine schlechte Laune ihren Niederklang in den Verkostungsnotizen fand, kann aber dennoch ein paar Weine herausstellen, die ich sehr gelungen fand. Generell ist natürlich anzumerken, daß eine Weinprobe gerade für solche Weine nicht unbedingt den richtigen Rahmen spendet, da man den Weinen nur einen Schluck Aufmerksamkeit widmen kann, anstatt ihn über Stunden zu zelebrieren.

Pago la Jara 2003, Spanien – Toro, Telmo Rodriguez (rot)
Nase: dichte Frucht, Heidelbeere, Vanille
Mun: rund, fruchtig, schwer, Bitterschokolade 90 CP für 44,90€

Altos de Lanzaga 2003, Spanien – Rioja, Telmo Rodriguez (rot)
Nase: Heidelbeere, Eukalyptus, Brennessel
Mund: fruchtig, Schokolade, rund, süßlich, dicht 90 CP für 39,90€

Vino Nobile de Montepulciano 2005, Italien – Toskana, Sangiovese, Avignonesi (rot)
Nase: Kirsche, Leder, Kräuter
Mund: sehr run, fruchtig, leichte Säure, ordentliche Tannine, erdig 89 CP für 21,90€

Barolo Sorano 2004, Italien – Piemont, Nebbiolo, Ascheri (rot)
Nase: Kirsche, Waldbeere, Mandel
Mund: Marmelade, dicht, süße Frucht, kräftig 88 CP für 27,90€

Chateau Montus Prestige 1998, Frankreich – Südwesten – Madiran, Tannat, Bouscasse (rot)
Nase: Leder, animalisch, erdig
Mund: würzig, kräftig, enorme Dichte, harte Tannine 88 CP für 37,90€

Amarone 2005, Italien – Venetien, Zenato (rot)
Nase: medizinal, würzig, Melisse
Mund: sehr fruchtig, süß, kräftige Gerbasäure 88 CP für 37,90€

Gigondas 2005, Frankreich – Rhone, Xavier Saint-Francois
Nase: Kirsche, Cassis, Garrigue
Mund: mittlerer Körper, ordentliche Gerbsäure, etwas alkoholisch, Schokolade, mineralisch, gute Länge 87 CP für 16,90€

Cahors Malbec 2007

Der Wein hat eine dunkle rubinrote Farbe. Die Farbtiefe ist sehr gut ausgeprägt und läßt nur einem sehr schmalen lila Rand Platz. Die erste Nase ist sehr verhalten und duftet nach Vanille und Veilchen. Die zweite Nase nimmt eine deutlich stärkere Intensität an. Der Wein duftet nach Beerenfrüchten und nach Zedernholz. Die Viskosität ist ordentlich ausgeprägt.

Am Gaumen ist der Wein sehr fleischig. Er besitzt eine starke Konzentration. Dazu ist er extrem trocken. Die Tannine sind kräftig und werden von einer leichten Bitterschokoladennote begleitet. Der Nachhall besitzt eine gute Länge.

Hatte ich unlängst den Baccanera als Männerwein bezeichnet, gilt das hier um so mehr. Gleichwohl protzt der Wein mir zu sehr mit seiner Kraft ohne darüber hinaus Tiefe zu besitzen. In diesem Fall wirkt die Kraft des Weins wirklich erschlagend, was es schwer macht, den Wein alleine zu trinken. Ich tue mir aber auch sehr schwer, einen Essensbegleiter für ihn zu finden, der ihn aushält.

Malbec ist ja eine französische Rebsorte, die man dort nur noch selten anfindet. Früher war sie häufig ein Verschnittpartner im klassischen Bordeaux, ist aber heute nur noch selten darin aufzufinden. Dafür immer häufiger in Argentinien. Natürlich war es aber auch interessant ihn mal aus der Heimat zu probieren, auch wenn dies nicht mein Stoff ist.

Herkunft: Frankreich – Südwesten – Cahors
Jahrgang: 2007
Rebsorte: Malbec
Erzeuger: Cèdre
Ausbau: AOC
Alkohol: 12,5%

Potate! Riesling 2008

Der Wein besitzt eine glanzhelle Farbe. Zunächst offenbart der Wein einen intensiven pflanzlichen Duft. Nach dem Schwenken wirkt der Duft heller und vielschichtiger. Die dunklen Tabaknoten treten in den Hintergund und machen Platz für Limettenaromen und andere Zitrusfrüchte.

Der Wein besitzt einen mittleren Körper. Die Säure ist ordentlich ausgeprägt. Dazu kommt eine enorme Mineralik, die im langen Nachhall sehr lange anhält. Daneben sorgen Graipefruitnoten und würzige Elemente für einen hohen Trinkgenuß.

Verglichen mit dem Wein von Battenfeld-Spanier erscheint mir dieser etwas weniger mächtig, dafür aber etwas vielschichtiger. Von der Machart her hat mir der Battenfeld-Spanier besser gefallen, auch wenn dieser hier vielleicht etwas komplexer ist. Zu einem Curry-Reis-Gericht.

Der Erzeuger führt übrigens einen eigenen Blog.

Herkunft: Deutschland – Rheinhessen
Jahrgang: 2008
Rebsorte: Riesling
Erzeuger: Dirk Würtz
Ausbau: QbA trocken
Alkohol:

Saint Nicolas de Bourgueil 2007

Der Wein hat eine kirschrote Farbe. Die Farbtiefe ist ordentlich und geht in ein purpurrot über. Der Wein riecht nach Heidelbeeren, etwas Lakritz und Marzipan. Die Viskosität ist ordentlich ausgeprägt.

Im Mund sticht der Alkohol stark heraus und läßt den Wein etwas brandig wirken. Dazu kommt eine nicht ganz so tolle Mischung aus Marzipan und Spekulatius. Der zweite Schluck wirkt deutlich gelungener. Nach einem Tag Trockenheit muß wohl auch mein Gaumen erst wieder an den Alkohol herangeführt werden. Dennoch komme ich zu keinem richtig guten Urteil. Säure und Frucht stehen in keinem ausgewogenen Verhältnis. Dazu kommen die etwas künstlich wirkenden süßen Geschmacksnoten, die mit einer holzigen Würze konkurrieren und einem ordentlich langen Nachhall die Tür öffnen. Der Wein hat eine labile Note, da er beständig von einer Richtung in die andere schwankt und dabei ein ungutes Mischmasch erzeugt.

Auch wenn es so klingt, ist das kein wirklich schlechter Wein. Als Alleinunterhalter tut er sich aber schwer. Ein deftiges Essen wie Rinderrouladen kann ihm die Flausen aus dem Kopf treiben und sich gut mit ihm verbinden. Ein rebsortenreiner Cabernet Franc ist ja eher ungewöhnlich, so daß ich ihn verteidigend einwerfe, daß er mir deutlich besser gefiel, als ich ihn das erste Mal verkostet habe. Heute erscheint er mir eher als Grund, wieso Cabernet Franc doch meist als Verschnittpartner eingesetzt wird.

Herkunft: Frankreich – Loire – Saint Nicolas de Bourgueil
Jahrgang: 2007
Rebsorte: Cabernet Franc
Erzeuger: Bouvet-Ladubay
Ausbau: AOC
Alkohol: 12%

Entschuldigung 2. Teil

In den letzten Wochen bin ich leider nicht so zum Fabulieren gekommen, wie ich es mir gewünscht hätte. Die Sparsamkeit meiner Worte wird in diesem Beitrag erneut einem Geiz ähneln, auch wenn die Weine, die ich im Kölner Vintage verkostete, Gedanken an Geiz schnell verschwinden lassen.

„Les Demoiselles“ Frankreich – Loire – Pouilly Fumé, 2007, mutmaßlich Sauvignon Blanc, Henri Bourgeois
Nase: Apfel, Melone, Feuerstein
Mund: gute Säurestruktur, spritzig, würzig, insgesamt ein sehr schöner Tropfen

Deutschland – Pfalz – Forster Pechstein, 2007, Riesling Großes Gewächs, Bassermann-Jordan
Nase: Reineclauden, Limetten, Tabak
Mund: schöne Dichte, angenehme Frucht und Würze; grandioser Nachhall, der die Lippen erbeben läßt ohne mit Kraft auf sie einzuwirken
Zum Meditieren oder zum Niederknien – je nach spiritueller Ausrichtung. Gläubig wird man bei so einem Wein auf jeden Fall.

Baccanera 2002

Der Wein trägt ein kirschrotes Kleid. Die Farbtiefe ist mäßig und gibt einem Purpurrot viel Platz, dessen äußerster Rand ins Orangerot übergeht. In der ersten Nase begegnen mir fruchtige Aromen, Brombeere und Cassis. Dzu kommen Noten von Vanille und Kaffee. Die Intensität ist mäßig. Sie nimmt in der zweiten Nase zu, wenn Leder und Scokoladenaromen mit der Cassisfrucht auftreten. Die Viskosität ist sehr gut ausgeprägt.

Bei dem Schluck muß ich unweigerlich an den Artikel zur letzten Flasche denken, der unlängst in wein.pur erschienen ist, denn dies ist die letzte Flasche, die ich von diesem Wein hatte. Noten von Bitterschokolade und Cassis sind es auch im Mund, die das Geschmacksbild bestimmen. Bemerkenswert ist der sehr dichte Körper des Weins. Dies gepaart mit dem runden Fließen sorgt für eine hervorragende Harmonie. Im Abgang zeigen sich die stark abgeschliffenen Tannine als immer noch kräftig, aber keineswegs ruppig.

Das ist jetzt schon ein sehr schöner Wein mit einer hohen Präsenz. Die Kraft, die er noch immer besitzt läßt ihn als einen sehr männlichen Wein erscheinen. Also ein Lammfilet in Thymianjus bitte!

Herkunft: Italien – Piemont – Langhe
Jahrgang: 2002
Rebsorte: Nebbiolo
Erzeuger: lo Zoccolaio
Ausbau: DOC
Alkohol: 13,5%

Rheinhessen Silvaner 2008

Der Wein hat einen glanzhellen, ja farblos wirkenden Ton. Anfangs duftet er ordentlich intensiv nach Hefenoten und Zitrusaromen. Nach dem Schwenken ist die Intensität ähnlich stark. Statt Hefe rieche ich jetzt Pfeffer und pflanzliche Aromen. Die Zitrusaromen sind weiter im Spiel.

Ein recht saftiger Wein fließt mir da durch den Mund. Ich nehme Apfel als fruchtige Komponente wahr, ebenso wie eine leichte Säure, etwas Pfeffer und eine nicht zu starke Würze. Der Nachhall besitzt eine gute Länge, setzt jedoch erst mit Verzögerung ein.

Das ist ein angenehmer unaufdringlicher Wein. Er ist nicht großspurig, aber auch nicht auffällig. Ein schöner Trinkwein, dafür aber mit 7,40€ fast zu teuer. Als Begrüßungsdrink zu Antipasti.

Herkunft: Deutschland – Rheinhessen
Jahrgang: 2008
Rebsorte: Grüner Silvaner
Erzeuger: Keller
Ausbau: QbA trocken
Alkohol: wird nachgereicht

Lamothe Bergeron 2003

Der Wein trägt ein rubinrotes Kleid. Die Farbtiefe ist gut ausgeprägt. Am Rand zeigt sich ein Kirschrot bis Purpurrot.  Die erste Nase ist von einer ordentlichen Intensität mit einer klaren Cassisnote. Auch die zweite Nase bleibt vorwiegend fruchtbetont. Die Intensität steigt weiter an und nimmt jetzt auch Kirsche in das Aromenspektrum mit auf. Die Viskosität ist gut ausgeprägt.

Der Wein weiß durch seine Harmonie und seinen runden Körper sowie eine gute Dichte zu überzeugen. Eine lebendige Frucht ist eine der gut integrierten Komponenten. Dazu kommen schöne Kräuternoten und eine leichte Schokoladennuance. Die Tannine sind kräftig aber zugleich auch sanft. Der Nachhall besitzt eine gute Länge.

Das ist ein echter Sonntagswein, der zu einem Hasenrücken paßt. Daß dies heute der erste Bordeuax in einer Verkostungsnotiz ist für mich schon etwas überraschend. Aber, sei es drum. Es macht mir nur deutlich, daß ich relativ konsequent den preislichen Hype der Spitzenweine als Zeichen zum Ignorieren von Bordeaux beachtet habe und dabei vielleicht zu Unrecht auch die kleineren Bordeaux miteinbezogen habe, bei denen man aber wie in jeder anderen Region auch Glück braucht. Den Lamothe Bergeron habe ich in der Vergangenheit als sehr zuverlässigen Wein kennengelernt, was er auch diesmal wieder bestätigt. Ein herrlicher Wein, um sich auf die richtig großen Bordeaux einzustimmen. Das hier ist schon sehr schön, aber doch eher exzellente Fernsehqualität, als ein grandioser Kinofilm. 15,50€ wirken noch angemessen, wenn man ein begeisterter Weintrinker ist.

Herkunft: Frankreich – Bordeaux – Haut-Medoc
Jahrgang: 2003
Rebsorte: vermutlich eine Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Merlot und Cabernet Franc
Erzeuger: Lamothe Bergeron
Ausbau: Cru Bourgeois AOC trocken
Alkohol: 13%

Edition Pinard de Picard Silvaner 2008

Der Wein ist glanzhell. Viele kleine und große Perlen zeigen sich an seiner Oberfläche. Die erste Nase besitzt einen intensiven pflanzlichen Duft mit Anklängen an Küchengemüse. Auch diese zweite Nase verfügt über die Intensität und den pflanzlichen Gesamteindruck mit Rosendüften und Eisbonbonnoten.

Der Wein präsentiert sich enorm würzig und saftig. Dazu kommt eine knackige Säure und erfrischende Gärkohlensäure. Im Abgang wirkt der Wein leichter, als er sich zuvor am Gaumen gezeigt hat. Der Nachhall besitzt eine mäßige Länge.

Der Wein besitzt sehr gute Anlagen, einen tollen Geruch, kann im Geschmack aber keine Richtung aufzeigen, in die er gehen will und wirkt hier etwas orientierungslos. Dennoch ein schöner Wein. Zum Linseneintopf.